Im Winter
Georg Trakl (1. Fassung)
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden
Seine Wunde voller Gnaden
Pflegt der Liebe sanfte Kraft.
O! des Menschen bloße Pein.
Der mit Engeln stumm gerungen,
Langt von heilgem Schmerz bezwungen
Still nach Gottes Brot und Wein.
Ein Winterabend
(2. Fassung – nach „Im Winter“)
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.
Dieses Gedicht war 2021 Grundlage einer Literaturreflexion von unserem Vereinsmitglied Mechthild Podzeit, BA MA, Prof. Dr. Dr. H. Jakob Deibl: Rezeption der Dichtung Georg Trakls (2021W): EIN WINTERABEND
Mechthild hat diese unserem Verein als Weihnachtsgabe zur Verfügung gestellt.
Herzlichen Dank hierfür!