Frauen im Widerstand: Noor Inayat Khan Codename Madeleine – eine Muslimin gegen Hitler

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Sie war Agentin, Funkerin des britischen Geheimdienstes und Autorin.

Noor Inayat Khans Geschichte ist so vielseitig wie unbekannt. Am 24.01.2020 sendet ORF2, anlässlich des Gedenktages der Holocaust Opfer, eine Dokumentation ihres Widerstandseinsatzes gegen Hitler.

Khan wurde 1914 als ältestes von vier Kindern des indischen Sufi-Predigers Hazrat Inayat Khan und seiner amerikanischen Frau Ora Meena Ray Baker geboren.

Kurz nach ihrer Geburt, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, zog die Familie nach London, sechs Jahre später nach Paris.
Noor Inayat Khan machte Karriere als Autorin und Kinderpsychologin. Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges ließ sie sich zur Krankenschwester ausbilden. 1940 verließ sie mit ihrer Familie Paris und floh zurück nach London. Hier trat sie den weiblichen Streitkräften der Royal Air Force bei und wurde zur Funkerin ausgebildet. Noors exzellente Fähigkeiten als Funkerin sprachen sich schnell herum – genauso wie ihre pazifistische Grundhaltung, mit der sie immer wieder für Konflikte sorgte.
Im Oktober 1942 wurde sie von der britischen nachrichtendienstlichen Sondereinheit SOE wegen ihrer perfekten Französischkenntnisse für die Sektion „F“ angeworben, um im besetzten Frankreich die Résistance zu unterstützen, und erhielt eine umfangreiche Ausbildung als Agentin.

Am frühen Morgen des 17. Juni 1943 landete sie zusammen mit zwei weiteren SOE-Agentinnen mit Fallschirmen in der Nähe des französischen Ortes Angers. Unter dem Tarnnamen „Madeleine“ und mit einem gefälschten Ausweis auf den Namen „Jeanne Marie Regnier“ sollte sie von Paris aus als erste weibliche SOE-Funkerin für einen britischen Agentenring arbeiten, der unter seinem Leiter Francis Suttill (Tarnname „Prosper“) bereits mit der Résistance zusammenarbeitete. Es war ein lebensgefährlicher Einsatz – es heißt, dass Funker/innen maximal sechs Wochen durchhielten, bis sie von den Nazis aufgespürt wurden.
In den folgenden Wochen wurden zahlreiche Agenten aus dem „Prosper“-Umfeld von den Deutschen verhaftet. „Madeleine“ konnte ihren Funkverkehr nach London noch bis Mitte Oktober aufrechterhalten, doch dann wurde auch sie verraten und von der GeStaPo festgenommen.

Etwa einen Monat lang wurde sie verhört, gab aber nichts von Bedeutung preis. Allerdings fand die GeStaPo bei ihr Kopien ihrer gesendeten und empfangenen Nachrichten, in Klartext und auch verschlüsselt. Sie hatte sie entgegen den Londoner Sicherheitsrichtlinien aufbewahrt. Nach zwei fehlgeschlagenen Fluchtversuchen wurde sie schließlich am 27. November 1943 nach Deutschland überführt und im Rahmen des Nacht-und-Nebel-Erlasses in Pforzheim in Einzelhaft untergebracht. Die Haft dauerte über zehn Monate an.

Wahrscheinlich wurde sie am 10. September 1944 von Pforzheim nach Karlsruhe transportiert. Von dort wurde sie in der Nacht zum 12. September mit den dort bereits seit langem inhaftierten SOE-Agentinnen Yolande BeekmanMadeleine Damerment und Eliane Plewman in das KZ Dachau deportiert. Am Morgen des 13. September mussten die vier Frauen nach offizieller Darstellung in der Nähe des Krematoriums in Dachau auf dem sandigen Boden niederknien und wurden einzeln mit Genickschüssen getötet. Ihre Leichen wurden verbrannt.

Heute erinnert eine Statue im Londoner Gordon Square Garden an die muslimische Pazifistin Noor Inayat Khan, die ihren friedlichen Kampf für Gerechtigkeit mit dem Leben bezahlte. Frankreich zeichnete sie posthum mit höchsten militärischen Ehren aus und Queen Elizabeth verlieh ihr für ihren unerschrockenen Einsatz das Georgs-Kreuz für höchste Verdienste.



„Codename Madeleine – Eine Muslimin gegen Hitler“: Pazifistin Noor Inayat Khan im „Universum History“-Porträt
zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 24. Jänner um 22.35 Uhr in ORF 2,
danach: ORF-Premiere „Verleugnung“

ORF 2 „Universum-History“ widmet  der furchtlosen und geheimnisvollen Noor Inayat Khan mit „Codename Madeleine – Eine Muslimin gegen Hitler“ eine Dokumentation, in der ihr mutiger Einsatz für eine friedliche Welt in aufwendigen Szenen nachgezeichnet wird – vom Beginn des Einsatzes bis zu ihrem Tod in Dachau. Zu Wort kommen Historiker/innen, Religionswissenschaftler/innen und ihr Neffe Pir Zia Inayat Khan.

ORF 2: „Universum History“, Freitag 24.01.2020 22.45 Uhr
Wiederholung: Montag 27.01.2020 11:55 Uhr

Die Sendung ist auf der Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Live-Stream sowie nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage als Video-on-Demand abrufbar.

 

Quellen: Textauszüge mit freundlicher Genehmigung der ORF Generaldirektion Mag. Karin Wögerer - Marketing und Kommunikation Pressestelle Fernsehen, Wikipedia