Viel Lärm um die Kirche der Heiligen Weisheit

Geschrieben von Super User on . Posted in Beiträge/Kommentare Archiv

 von G. John, Vereinsmitglied

„Viel Lärm um nichts“ ist ein literarisches Stück von Shakespeare. Doch hier geht es nicht um den Lärm um nichts, sondern um die wechselhafte Geschichte der Kirche der Heiligen Weisheit, besser bekannt unter dem Namen „Hagia Sophia“ oder „Ayasofya“.

Im 6. Jahrhundert wurde diese Kirche in nur fünf Jahren erbaut, ist Vorbild für danach erbaute christliche und später alle muslimische Kirchenbauten und steht noch immer. - Schöne Grüße an heutige Architekten ;-)

Sie war für gut 900 Jahre christliche Kirche, zunächst römisch christlich, dann orthodox christlich und schlussendlich katholisch christlich.
Ab Mitte des 15. Jahrhunderts war sie bis 1934 Moschee und wird ab jetzt (Juli 2020) wieder so genutzt, sogar mit der Besuchsmöglichkeit für Touristen außerhalb der Gebetszeiten.

So what happens?

Nein, ich bin kein Sympathisant der Regentschaft Erdogans. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Mein bester Freund seit Jugendtagen, ein in Hamburg geborener Türke, der sich nach seiner Armeepflichtzeit in Istanbul niederließ, war in der Zeit des misslungenen Putschversuches mehrere Monate ohne Prozess in „Untersuchungshaft“, weil er als Produzent von T-Shirts westliche Motive aufdrucken ließ.
Nein, ich bin wirklich kein Freund dieses Regimes!

Doch mir schwillt der Kamm, wenn behauptet wird, die Wiederweihung der Hagia Sophia zur Moschee sei eine Provokation Erdogans wider der christlichen westlichen Gemeinschaft.

Ja -, er lässt kaum eine Gelegenheit aus, unsere westliche Welt, besonders die USA, zu provozieren. Doch diesmal geht die Agitation eindeutig vom christlichen Westen aus.

Ich kenne die Hagia Sophia recht gut. Sie hatte in den Jahren, als ich sie besuchte, den Charme des Kölner Doms, wobei sie sich durch die farbenprächtige orientalische Ornamentik von der Langweiligkeit des inneren Kölner Doms abhebt. Außerdem gibt es christliche Motive, die während der 500-jährigen Nutzung als Moschee übertüncht und während der 86-jährigen Museumszeit teilweise wieder freigelegt wurden. Dies soll ja auch so bleiben. Lediglich zu den Gebetszeiten sollen diese Bilder, gemäß muslimischer Regeln, verdeckt werden.
Ich finde es gut, dass ein so bedeutendes Bauwerk wie die Hagia Sophia wieder als Tempel Gottes genutzt wird und nicht nur als kapitalträchtige Touristenattraktion.
Ob sie nun Kirche oder Moschee ist, ob man den Schöpfer nun Gott oder Allah nennt…