Rundbrief 2024-02 Diakonie
HAPAX und ein herzliches Hallo zum Rundbrief Feber 2024!
1874, also vor 150 Jahren, wurde im oberösterreichischen Gallneukirchen der „Verein für Innere Mission" gegründet, aus dem das heutige österreichische Diakoniewerk entstand (www.diakonie.at).
Die Ursprünge der evangelischen Diakonie liegen in Deutschland.
Der evangelische Pfarrer Johann Hinrich Wichern (1808 - 1881) gründete 1833 in Hamburg das „Rauhe Haus“ (www.rauhehaus.de), in dem er verwahrloste Kinder und Jugendliche aufnahm,
denen nicht nur ein neues Zuhause gab, sondern für diese auch eine Schul- und Berufsausbildung organisierte. Im „Rauhen Haus“ entstand der erste Adventskranz.
Wicherns pädagogische, missionarische und sozialpolitische Aktivitäten bilden die Grundlage für die 1848 auf dem Kirchentag in Wittenberg (Lutherstadt) Kirchentag gegründete "Innere Mission", aus der die evangelische Diakonie hervorging.
Die diakonische Arbeit in Kärnten begann Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Engagement des evangelischen Pfarrers Ernst Schwarz (1845 – 1925) und der Gräfin Elvine de La Tour (1841 – 1916). Aus der Fürsorge des Pfarrers für Kinder entstand die „Diakonie Waiern“ (Feldkirchen). Wenige Kilometer entfernt, in Treffen, engagierte sich die „Evangelische Stiftung“ der Gräfin für die Betreuung und Pflege von Menschen. 2005 kam es zur Vereinigung der beiden Werke, durch die die „Diakonie de La Tour“ mit Sitz in Klagenfurt entstand. Mit mehr als 90 Einrichtungen in Kärnten, Osttirol und der Steiermark und mit 2500 MitarbeiterInnen ist die Diakonie de La Tour eine der größten Sozialorganisationen im Süden Österreichs.
Am 28. Jänner 2024 wurde in der evangelischen Kirche Villach im Stadtpark die evangelische Pfarrerin und Diplomingenieurin Astrid Körner (Jahrgang 1978) in ihr Amt als neue Rektorin und Vorständin der Diakonie de La Tour eingeführt. Sie ist die Nachfolgerin von Hubert Stotter, ist mit dem in Villach wirkenden evangelischen Pfarrer Thomas Körner verheiratet und Mutter von sechs Kindern.
Die Diakonie hat den Auftrag, Gottes Liebe zur Welt in Jesus Christus allen Menschen zu bezeugen und nimmt sich daher besonders der Menschen in leiblicher, seelischer und sozialer Not an.
Dietrich Bonhoeffer schreibt zu diesem Auftrag in seiner Predigt über den Bibelvers „Meine Kraft erreicht ihre Vollendung“ (2. Korinther, Kapitel 12, Vers 9), die er 1934 in der Londoner St. Pauls Kirche gehalten hat: „ … Was bedeutet die Schwachheit in dieser Welt, was bedeutet körperliche, geistige und moralische Schwäche? Haben wir überhaupt jemals darüber nachgedacht? Ist uns jemals klar geworden, daß letzten Ende unsere gesamte Einstellung zum Leben, zu den Menschen und zu Gott von der Antwort auf diese Frage abhängt? … Die menschliche Natur neigt dazu, sich Probleme fernzuhalten, die angetan sein könnten, uns in unserer eigenen Lage unwohl zu fühlen … Hast du jemals ein größeres Geheimnis gesehen in dieser Welt als arme Leute, Kranke, geistig Behinderte - Menschen, die sich selbst nicht helfen können, sondern von anderen abhängig sind, von anderer Hilfe, Liebe und Sorge? Hast du daran gedacht, wie sich das Leben einem Krüppel darstellt, einem hoffnungslos Kranken, einem sozial Ausgebeuteten, einem Farbigen in einem weißen Land …? … Das Christentum steht oder fällt mit seinem revolutionären Protest gegen Gewalt, Willkür und Machtstolz und mit seiner Verteidigung der Schwachen. Ich glaube, dass die Christenheit eher zu wenig tut, dies klarzumachen, als zuviel. Die Christenheit hat sich viel zu leicht der Anbetung der Macht angepaßt … Die Christenheit sollte sich viel entschiedener auf die Seite der Schwachen stellen, als auf das eventuelle moralische Recht der Starken Rücksicht zu nehmen … Christliche Liebe und Hilfe für die Schwachen bedeutet die Erniedrigung des Starken vor dem Schwachen, des Gesunden vor dem Leidenden, des Mächtigen vor dem Ausgebeuteten … Nicht der Schwache hat dem Starken zu dienen, sondern der Starke dem Schwachen – und dies nicht aus Wohltätigkeit, sondern aus Fürsorge und Ehrfurcht. So bedeutet das Christentum eine Umwertung aller menschlichen Werte und die Errichtung einer neuen Ordnung der Werte im Angesicht Christi … Gott hat am Kreuz gelitten. Darum hat alles menschliche Leiden und Schwachheit Anteil an Gottes eigenem Leiden und Schwachsein in der Welt … Unser Gott ist ein leidender Gott … Der leidende Mensch ist Gottes Ebenbild … Wo immer ein Mensch in körperlicher Schwäche, in sozialer oder moralischer oder religiöser Schwachheit sein Dasein mit Gott … erkennt, dort hat er Anteil an Gottes Leben, dort spürt er, daß Gott mit ihm ist; dort ist er geöffnet für Gottes Stärke, das heißt seine Gnade, seine Liebe, sein Trost, die alles Verstehen und alle menschlichen Werte übertreffen.“ (Dietrich Bonhoeffer: London 1933 – 1935, Dietrich-Bonhoeffer-Werke Band 13, S. 515 - 517)
Bonhoeffer war von 1933 bis 1935 Pfarrer der beiden deutschen Londoner Auslandsgemeinden Sydenham und St. Paul. Er führte dort unter anderem Kindergottesdienste und Jugendkreise ein und sorgte sich als Starker für Schwache, nämlich für die aus Deutschland eintreffenden Flüchtlinge, die er großzügig mit eigenem Geld unterstützte, um ihre erste Not zu lindern (siehe Nachwort zum Band 13, S. 426 f.)
Fragen zum Nachdenken:
- Welche Hilfsorganisationen außer der Diakonie kennst Du?
- Hast Du schon einmal Hilfen der Diakonie in Anspruch genommen?
- Wann und wo hast Du als Schwacher von einem Starken Hilfe erfahren?
- Wann und wo hast Du als Starker einem Schwachen geholfen?
Lesen wir bis zum Rundbrief März 2024: Psalm 95; Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, die Verse 16 – 17.
Liebe Grüße, Euer Obmann Uwe