Rundbrief 2015-07 Das Gedicht "Tod"

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HAPAX und herzliche Grüße zum Rundbrief Juli 2015!

Am 20. Juli 1944 scheiterte das Attentat auf Hitler, das von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und anderen organisiert und durchgeführt wurde. Bonhoeffer wusste von diesem Attentat. Nach diesem Scheitern schrieb er das Gedicht „Tod“ mit der Gewissheit, das Gefängnis wohl nicht mehr lebend zu verlassen. Das Gefängnis hat er noch lebend verlassen können, aber – so wissen wir alle – das KZ Flossenbürg nicht mehr.

Tod

„Komm nun, höchstes Fest auf dem Wege zur ewigen Freiheit, Tod, leg nieder beschwerliche Ketten und Mauern unsres vergänglichen Leibes und unsrer verblendeten Seele, daß wir endlich erblicken, was hier uns zu sehen mißgönnt ist. Freiheit, dich suchten wir lange in Zucht und in Tat und in Leiden. Sterbend erkennen wir nun im Angesicht Gottes dich selbst.“ (Quelle: Widerstand und Ergebung DBW 8, SS. 571 – 572)

Beschwerliche Ketten und Mauern unsres vergänglichen Leibes sind auch die Art und Weise, wie wir sterben und sterben wollen.

Der katholische Theologe Hans Küng, Jahrgang 1928, hat 2014 das Buch „Glücklich Sterben?“ herausgegeben. Glücklich sterben heißt für ihn, dass der Mensch das Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben hat. Er schreibt in der Einleitung und im Nachwort:

„Es gehört für mich zur Lebenskunst und zu meinem Glauben an ein ewiges Leben, mein zeitliches Leben nicht endlos hinauszuzögern. Wenn es an der Zeit ist, darf ich, falls ich es noch kann, in eigener Verantwortung über Zeitpunkt und Art des Sterbens entscheiden. Wenn es mir geschenkt sein sollte, möchte ich gerne bewusst sterben und mich menschenwürdig von meinem Leben verabschieden. Glücklich sterben heißt für mich nicht ein Sterben ohne Wehmut und Abschiedsschmerzen, wohl aber ein Sterben in völligem Einverständnis, in tiefster Zufriedenheit und in innerem Frieden…Jeder Einzelne hat die Verantwortung vor Gott und den Menschen sowie das Recht, selber über sein Leben und sein Sterben zu bestimmen. Diese Selbstbestimmung scheint mir theologisch gut begründet und ethisch geboten.“ (Küng, Hans: Glücklich Sterben?: Mit dem Gespräch mit Anne Will, München, Zürich 2014, SS. 15 und 159).

Jeder Mensch hat Verantwortung für sein Leben und auch für die Art und Weise seines Sterbens – sei es mit einer intensiven Schmerztherapie und Pflege, sei es mit einer Patientenverfügung, die eine lebensverlängernde Therapie ablehnt, sei es mit der bewussten Entscheidung, sein Leben mit einem Medikament zu beenden.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden“, heißt es in Psalm 90. Es geht bei diesem Vers auch um ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Sterben. Dies ist sicherlich ein heikles und sensibles Thema, mit dem jeder Mensch sich auseinandersetzten sollte. Und letztendlich liegt unsere Zeit in Gottes Händen. (Psalm 31, 15)

Meditieren wir bis zum nächsten Rundbrief im August 2015:

Psalmen 4 – 6; Matthäus 5, 13 – 20

Beste HAPAX-Grüße, Euer Obmann Uwe