Rundbrief 2023-02 Papst

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Papst Benedikt XVI. ist am 31. Dezember 2022 im Alter von 95 Jahren gestorben. Er wurde am 16. April 1927 als Joseph Alois Ratzinger in Marktl (Bayern) geboren und wurde am 19. April 2005 zum 265. Papst der römisch-katholischen Kirche gewählt. Vorher war er Präfekt (Aufseher) der Glaubenskongregation. Er lebte seit seinem Rücktritt am 28. Feber 2013 zurückgezogen in einem Kloster auf dem Vatikangelände.

Im Juni 2020 besuchte er zum letzten Mal seine bayerische Heimat, um sich in Regensburg von seinem todkranken Bruder Georg zu verabschieden.

Sein Pontifikat (Amtszeit) war leider von einigen Skandalen überschattet, darunter das Bekanntwerden der vielen Missbräuche an Kindern durch Priester, die Affäre um den Holocaust-Leugner Bischof Richard Williamson und die Regensburger Rede von 2006, die das Verhältnis zum Islam stark belastete.  

Benedikt XVI. war ein Gelehrtenpapst und Universalgelehrter. Sein Anliegen war es, die Tradition des römisch-katholischen Glaubens in der Welt von heute intellektuell zu begründen. Als Maturant las ich sein Buch „Einführung in das Christentum“. Sein dreibändiges Werk über Jesus von Nazareth stand einige Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.

Von April bis Juni 1924 reiste Bonhoeffer als junger Student nach Italien und erkundete auch Rom. Ein prunkvoller Gottesdienst im Petersdom hat ihn so fasziniert, dass er dadurch inspiriert wurde, den Katholizismus und den Begriff Kirche besser zu verstehen. In seinem Tagebuch schreibt er: „Palmsonntag … Heute vormittag von zehn bis halb 1 Uhr Messe in St. Peter … Das unglaublichste war der Knabenchor … Mit dem Berliner Domchor ist der Vergleich lächerlich. Der Palmsonntag steht in der Katholischen Kirche schon ganz unter dem Eindruck der Passion, die ganze Passionsgeschichte wird verlesen im Wechselgespräch zwischen Evangelisten, Jesus, Pilatus … und Chor. Am Altar standen außer dem Kardinal noch viele hohe Geistliche … Fabelhaft wirkt die Universalität der Kirche, Weiße, Schwarze, Gelbe, alle in geistlichen Trachten vereint unter der Kirche, scheint doch sehr ideal. Ich hatte das Glück, neben einer Katholikin zu stehen, die das Messebuch hatte, so daß ich alles verfolgen konnte. Herrlich war das Credo des Chores …, die Stimmen waren hier so zart und klangvoll, wie ich es wohl nie gehört hatte … Der Tag war herrlich gewesen, der erste Tag, an dem mir etwas Wirkliches vom Katholizismus aufging, nichts von Romantik usw., sondern ich fange, glaube ich, an, den Begriff ‚Kirche‘ zu verstehen.“ (Dietrich Bonhoeffer, Jugend und Studium 1918 – 1927, DBW 9, S. 88 f.)        

In seinem Vortrag „Gutachten über Irrlehre in der Bekennenden Kirche“ von 1936 verneint er im Sinne der Reformation den Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes, der nicht über der Schrift stehen kann: „Die Kirchenleitung ist nach der ausdrücklichen Erklärung der Synode gebunden an Schrift und Bekenntnis … Der Papst aber verfügt selbst über den endgültigen Auslegungsmaßstab der Schrift. Er steht also nicht unter sondern über der Schrift. Die Unfehlbarkeit des Papstes ist nur die letzte Konsequenz des römischen Traditionsprinzips. Es gibt hier noch eine eigene Autorität neben der Schrift. Der Gehorsam gegen den Papst begründet sich nicht auf die Schrift, der Gehorsam gegen die Kirchenleitung der Bekennenden Kirche begründet sich allein auf die Autorität ihres schrift– und bekenntnismäßigen Handelns.“ (Dietrich Bonhoeffer: Illegale Theologenausbildung, DBW 14, S. 705)   

Bonhoeffer zeigt sich solidarisch gegenüber einer Anordnung von Papst Pius XII. zu einem Friedensgebet. In seinem Brief an Eberhard Bethge vom 23. November 1940 schreibt er: „Heute ist vom Papst ein Gebet für den Frieden in der ganzen Kirche angeordnet. Hätten wir da nicht mitbeten können? Ich habe es getan.“ (Dietrich Bonhoeffer: Illegale Theologenausbildung, DBW 14, S. 77)  

Es folgt ein Auszug (es gibt leider einige Fehler in der deutschen Übersetzung!) aus der „Anordnung zur Feier hl. Messen und öffentlicher Gebete auf der ganzen Welt am kommenden 24. November für die gegenwärtige Notlage der menschlichen Gesellschaft.

PIUS PP. XII

Es ist gewiss allen bekannt, dass Wir seit dem Beginn des schrecklichen Krieges, der Europa aufs neue erschüttert, nichts unterlassen haben, was immer das Bewusstsein der Verantwortung gegenüber dem Uns von Gott anvertrauten Amte von Uns forderte und was Unsere väterliche Liebe zu allen Wölkern Uns nahelegte. Alles geschah zur möglichst baldigen Wiederherstellung der heute zerbrochenen Eintracht unter so vielen Völkern durch eine den Gesetzen der Billigkeit und Gerechtigkeit besser entsprechende Ordnung, wie auch zur Erlangung göttlichen Beistands und möglichst wirksamer menschlicher Hilfe für alle diejenigen, denen die Kriegsfurie Schaden und Leid zugefügt hat. Doch anstatt nachzulassen, dauert der ungeheure Kampf nur umso heftiger fort, und Unsere Stimme, die den Frieden zu vermitteln trachtet, wird vom Waffenlärm übertönt. Darum wenden Wir Uns mit einem Herzen voll Bangigkeit, aber auch voll Vertrauen an den "Vater der Erbarmung und den Gott allen Trostes" (I Kor. 1, 3.), um für das Menschengeschlecht glücklichere Zeiten von Dem zu erflehen, Der den Willen der Menschen zu wenden und den Gang der Ereignisse nach seinem göttlichen Wink zu lenken versteht. Wir wissen jedoch, dass Unsere Gebete wirksamer sind, wenn sich mit ihnen in vollkommener Verbundenheit die Gebete Unserer Söhne vereinigen. Wie Wir darum vor Beginn des vergangenen Maimonats alle Gläubigen, besonders die Kinder, zum Gebet um Gottes Hilfe am Altar der jungfräulichen Gottesmutter aufgefordert haben, so ordnen Wir heute an, dass auf der ganzen Welt am kommenden 24. November in Vereinigung mit Uns öffentliche Bittgottesdienste abgehalten werden. Wir hegen die Hoffnung, dass alle Söhne und Töchter der Kirche willigen Herzens Unserem Wunsch entsprechen, um so einen gewaltigen Ghor von Betern zu bilden, dessen Flehen emporsteigt und den Himmel durchdringt, um Gottes Huld und Erbarmen auf uns herabzurufen … Unsere Gebetsmeinung aber ist die, dass durch all die heiligen Messen, die in jedem Augenblick auf dem ganzen Erdkreis an diesem Tage dem ewigen Vater dargebracht werden, alle Christgläubigen, die infolge des Krieges gestorben sind, die ewige Ruhe erlangen mögen; ferner dass auch die Menschen, die aus ihrer Heimat verbannt oder geflohen sind oder fremd in fremdem Land umherirren, oder in Gefangenschaft gerieten, oder auf andere Weise vom Leid und von der Not des gegenwärtigen Krieges getroffen wurden, des Himmels Trost und Gnade finden; endlich dass nach Wiederherstellung einer gerechten Ordnung und Versöhnung der Gemüter in christlicher Liehe ein wahrer Friede alle Völker der Menschheitsfamilie zu neuer Ruhe und neuem Wohlstand in brüderlicher Eintracht verbinde. Gegeben zu Rom bei St. Peter am 27. Oktober, dem Christkönigsfest 1940, im zweiten Jahr unseres Pontiñkats.“ (www.vatican.va/archive/aas/documents/AAS-32-1940-ocr.pdf, S. 394 - 396)

Nicht nur wegen des Krieges in der Ukraine, sondern grundsätzlich ist es von großer Bedeutung, wenn sämtliche christliche Kirchen einmütig und entschlossen für den Frieden beten und zu den Fragen der Friedensgestaltung Stellung nehmen würden.

Fragen zum Nachdenken:

  1. Wer ist der Papst für Dich?
  2. Warst Du schon einmal in Rom bzw. im Petersdom?
  3. Hast Du schon einmal an einem öffentlichen Friedensgebet teilgenommen?
  4. Traust Du Friedensgebeten zu, dass Kriege beendet werden?

Lesen wir bis zum Rundbrief März 2023 den Psalm 84 und Lukas Kapitel 1, Verse 68 – 79 (Der Lobgesang des Zacharias – „Benedictus“ genannt – ist auch ein Friedensgebet.)

Liebe Grüße, Euer Obmann Uwe