Rundbrief 2023-01 Gegen Krieg

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HAPAX und ein herzliches Hallo zum Rundbrief Jänner 2023!

„Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, - so will ich diese Tage mich euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr“ (Dietrich Bonhoeffer: Widerstand und Ergebung, DBW 8, S. 607). Ich hoffe, dass Ihr wohlauf und gut in das neue Jahr gekommen seid.

Leider geht der schreckliche Krieg in der Ukraine weiter. Ich unterrichte evangelische Religion in der Volksschule Bad Kleinkirchheim. In der ersten Klasse ist ein Junge aus der Ukraine. Er wohnt mit seiner Oma in Bad Kleinkirchheim. Seine Eltern sind in der Ukraine. Was muss in ihm vorgehen? Versteht er den Wahnsinn?

1981 sang Udo Lindenberg „Wozu sind Kriege da“. Der Text des Liedes versucht, aus der Perspektive eines Kindes Antworten auf die Notwendigkeit von Kriegen zu finden. Er singt: „Keiner will sterben, das ist doch klar. Wozu sind denn dann Kriege da?
Herr Präsident, du bist doch einer von diesen Herren. Du musst das doch wissen. Kannst du mir das mal erklären? Keine Mutter will ihre Kinder verlieren und keine Frau ihren Mann. Also warum müssen Soldaten losmarschieren, um Menschen zu ermorden - mach mir das mal klar …“

Im Mai 2022 gab die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz (geboren 1950) ihr „Handbuch gegen den Krieg“ mit kurzen Essays heraus. Sie schreibt in ihrem Essay „Krieg ist das Gegenteil von Leben“: „Krieg ist nie eine Neuerfindung von Gewalt. Krieg ist die Ausdehnung immer bereitgehaltener Gewalt ins Tödliche. Frieden ist zunächst nur die Annäherung an Gewaltlosigkeit und wird das wohl sehr lange bleiben müssen. Aber. Es muss auf diesem Weg aufgebrochen werden. Weil wir von Frieden nichts wissen können, geht es um die vorsichtige Suche nach einer Kultur, die sich vor Frieden nicht scheut. Frieden ist die Regulierung von Gewalt mit dem Ziel der Gewaltlosigkeit. Frieden ist Leben“ (S. 61). Zum Schluss ihres Handbuches schreibt sie: „Es ist Frieden. Und. Um alles richtiger zu machen, damit es richtig wird. Wir werden unsere Leben ernster nehmen müssen darin, in welchen Zusammenhängen und mit welchen Folgen wir in der Welt sind. Das Recht auf Frieden gilt weltweit. Das Recht auf Frieden weltweit durchzusetzen bedeutet gleichzeitig die Erhaltung der Welt demokratischerweise mitzudenken. Frieden für alle hieße alle Ressourcen für alle. Frieden ist ein anderes Wort für Gerechtigkeit“ (S. 79).

Dietrich Bonhoeffer hat regelmäßig Rundbriefe an seine Brüder geschrieben, die angehende Pfarrer waren und von ihm im Predigerseminar Finkenwalde für das Pfarramt in der Bekennenden Kirche ausgebildet wurden. Mitten im Krieg schreibt er am 1. März 1942: „Unsere lieben Brüder Bruno Kerlin, Gerhard Vibrans und Gerhard Lehne sind gefallen. Sie schlafen nun mit allen Brüdern, die ihnen vorangegangen, dem großen Ostertag der Auferstehung entgegen. Wir sehen das Kreuz, und wir glauben an die Auferstehung; wir sehen den Tod, und wir glauben an das ewige Leben; wir spüren die Traurigkeit und die Trennung, aber wir glauben an eine ewige Freude und Gemeinschaft … Es war für mich eine überraschende Erfahrung, daß gerade in letzter Zeit die Stimmen von der Front und aus der Heimat sich mehrten, die um eine Hilfe zur Meditation baten … So will ich auch heute nichts tun als wieder einmal von dem kostbaren Geschenk, das uns mit der Meditation gegeben ist, ein paar Worte sagen, und zwar in einer Hinsicht, die uns heute besonders wichtig wird. Die tägliche stille Besinnung auf das mir geltende Wort Gottes – und seien es nur wenige Minuten – will für mich zum Kristallisationspunkt alles dessen werden, was innere und äußere Ordnung in mein Leben bringt. Bei der Unterbrechung und Auflösung unseres bisherigen geordneten Lebens, wie dieses Zeit mit sich bringt, bei der Gefahr die innere Ordnung über der Fülle des Geschehens, über der restlosen Inanspruchnahme durch Arbeit und Dienst, über Zweifel und Anfechtungen, Kampf und Unruhe aller Art, zu verlieren, gibt die Meditation unserm Leben so etwas wie Stetigkeit, sie hält die Verbindung mit unserm bisherigen Leben …, sie ist eine Quelle des Friedens, der Geduld und der Freude …, sie ist wie ein reines tiefes Wasser; in dem sich der Himmel mit seinen Wolken und mit seiner Sonne in Klarheit spiegelt; sie dient aber auch dem Höchsten, indem sie ihm einen Ort der Zucht und der Stille, der heilenden Ordnung und Zufriedenheit zeigt …“ (Dietrich Bonhoeffer: Konspiration und Haft 1940 – 1945, DBW 16, S. 241 f.)

Wollen wir im neuen Jahr regelmäßig Auszeiten finden, auch wenn es nur wenige Minuten sind, damit wir einen biblischen Text betrachten können und damit wir keine Sklaven von Arbeit und Dienst, Zweifel und Anfechtungen, Kampf und Unruhe aller Art werden.      

Ich schätze sehr Marias Lobgesang (Magnificat), der im ersten Kapitel des Lukas- Evangeliums überliefert ist (Verse 46 – 55). Dieser hat eine soziale, politische und gesellschaftlich kritische Dimension: „Da sagte Maria: Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen. Alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter. Denn er wendet sich mir zu, obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin bin. Von jetzt an werden mich alle Generationen glückselig preisen. Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan.

Sein Name ist heilig. Er ist barmherzig zu denen, die ihm Ehre erweisen – von Generation zu Generation. Er hebt seinen starken Arm und fegt die Überheblichen hinweg. Er stürzt die Machthaber vom Thron und hebt die Unbedeutenden empor. Er füllt den Hungernden die Hände mit guten Gaben und schickt die Reichen mit leeren Händen fort. Er kommt seinem Diener Israel zu Hilfe und erinnert sich an seine Barmherzigkeit. So hat er es unseren Vorfahren versprochen: Abraham und seinen Nachkommen für alle Zeit!“ (Übersetzung der Basis Bibel)

Wollen wir hoffen, dass Gott alle Machthaber dieser Welt vom Thorn stürzt, die Krieg anzetteln und den Tod von vielen unschuldigen Menschen zu verantworten haben und dass er Unbedeutende, wie zum Beispiel Kinder, emporhebt und ihnen eine friedliche Zukunft für alle Zeiten zusichert.         

Fragen zum Nachdenken:

  1. Wozu sind Kriege da?
  2. Welche Aussage des Handbuches gegen den Krieg hat Dich angesprochen?
  3. Hast Du regelmäßig kurze oder längere Auszeiten?
  4. Welche Aussage des Magnificats hat Dich angesprochen?

Lesen wir bis zum Rundbrief Feber 2023 den Psalm 83 und Marias Lobgesang!

Liebe Grüße, Euer Obmann Uwe