Rundbrief 2021-03 Gebet und Humor

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HAPAX und ein herzliches Hallo zum Rundbrief März 2021!

Wir befinden uns in der Fastenzeit, die von Aschermittwoch bis Ostersonntag dauert. Menschen verzichten bewusst auf vieles, was sonst selbstverständlich ist. In diesem Jahr könnten Menschen die Fastenzeit bewusst ignorieren, weil sie ja in den letzten Wochen auf vieles verzichtet haben bzw. auf einiges verzichten mussten.

Viele persönliche Kontakte zu Menschen sind weggebrochen und wurden auf Telefonate oder Nachrichten und Bilder per E-Mail oder WhatsApp beschränkt. Auch auf gewohnte Freiheiten haben wir verzichtet, zum Beispiel auf Reisen, auf Feiern, auf gewohntes Freizeitverhalten, auf gemütliches Zusammensitzen in Cafés. Einige werden kritisch fragen und anmerken, wozu die Fastenzeit unter diesen Umständen gut sein soll. Auch in diesen Krisenzeiten bleibt die Fastenzeit eine Zeit für innere Einkehr, um Prioritäten für das eigene Leben zu klären.    

Bonhoeffer gibt uns dafür in seinem Text „Der Morgen“ wichtige Impulse: „Jeder neue Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens … Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren, um Glauben zu halten oder in Sünde und Schande zu fallen ... In der Heiligen Schrift ist der Morgen eine Zeit voller Wunder …, in der Frühe gehen die Frauen zum Grab und finden Jesus auferstanden (Mark. 16,2ff) … In die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören nicht eigene Pläne und Sorgen, auch nicht der Übereifer der Arbeit, sondern Gottes befreiende Gnade, Gottes segnende Nähe … Die Stille des ersten Morgens hat Gott für sich selbst bereitet, Ihm soll sie gehören. Vor das tägliche Brot gehört das tägliche Wort. Nur so wird auch das Brot mit Danksagung empfangen. Vor die tägliche Arbeit gehört das morgendliche Gebet …“ (Dietrich Bonhoeffer: "Der Morgen", in: DBW 14, S. 871 – 875)

Zum Humor gehört das Lachen. In Anlehnung an Martin Luther bezeichnet Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich, das Lachen als göttliche Gnade: „Martin Luther sah das Lachen als ein Zeichen göttlicher Gnade und als Gegenmittel gegen den Teufel an: ‚Verlacht den Feind und sucht Euch jemand, mit dem Ihr plaudern könnt. Man muss bisweilen mehr trinken, spielen, Kurzweil treiben und dabei sogar irgendeine Sünde riskieren, um dem Teufel Abscheu und Verachtung zu zeigen.‘ Im … gelockerten Lockdown empfiehlt sich das Plaudern, Trinken, Spielen und Kurzweil treiben allerdings nur im eigenen Haushalt. Doch auf das Lachen sollten wir nicht vergessen, auch wenn es hinter der Maske nicht so leicht zu erkennen ist. Es ist doch ein Zeichen göttlicher Gnade.“ (www.evang.at vom 13. Feber 2021).

Auch in der Bibel wird von lachenden Menschen erzählt. Jesus dürfte wohl durch seine Hausbesuche und Teilnahme an Gastmahlen und Hochzeiten (z. B. die Hochzeit in Kana nach Johannes 2, 1-10) mit anderen Gästen gelacht haben. Abraham und seine Frau Sara lachten eher ungläubig, als ihnen im hohen Alter doch noch ein Sohn verheißen wird, den sie sich schon lange gewünscht hatten, aber an dessen Geburt sie nicht mehr geglaubt haben (1. Mose 17, 17 und 1. Mose 18, 12).

Es gibt den Brauch - heute wird dieser leider nur wenig praktiziert - des Osterlachens. In Ostergottesdiensten werden Witze erzählt, damit die Gemeinde den Tod auslachen soll. Ein Beispiel: „Was macht ein Ei, wenn es den Osterhasen sieht? Es wirft sich in Schale.“

Bonhoeffer unterstreicht, in Krisenzeiten den Humor nicht zu verlieren. So schreibt er in einer Notiz über Verschiedenes: Letzter Ernst ist nie ohne eine Dosis Humor.“ (Dietrich Bonhoeffer, DBW 8, S. 551)

In seinem Brief aus der Halft an seine Eltern vom 24. Juni 1943 schreibt er: „Der Gefangene neigt wohl überhaupt dazu, den Mangel an Wärme und Gemüt, den er in seiner Umgebung empfindet, bei sich selbst durch eine Übersteigerung des Gefühlsmäßigen zu ersetzen und er reagiert wohl auch leicht überstark auf alles Persönlich-Gefühlsmäßige. Es ist dann gut, sich selbst immer wieder einmal durch eine kalte Dusche Nüchternheit und Humor zur Ordnung zu rufen, sonst gerät man aus dem Gleichgewicht.“ (Dietrich Bonhoeffer, DBW 8, S. 106)

Laut Wahrnehmungen von Zeitgenossen Bonhoeffers dürfte er wohl genug Humor gehabt und auch gelacht haben. Sein Freund Eberhard Bethge beschreibt Bonhoeffer in seinem Portrait: „Dietrich Bonhoeffer konnte gänzlich unabgelenkt arbeiten und griff sein Pensum ohne Zögern an. Dem entsprach jedoch eine Fähigkeit, sich unterbrechen zu lassen, und auch ein reichliches Bedürfnis nach Geselligkeit bei Spiel und Musik. Er liebte Schach, Bridge und Ratespiele …“ (Eberhard Bethge: Dietrich Bonhoeffer, S. 20)

In seiner Zeit als Theologiestudent in Tübingen charakterisierte ein Studienkollege Bonhoeffer: „‚In fast allen Bereichen … war er aus eigener Kraft schon zuhause und stellte etwas dar: als Theologe, als Musiker, als Philosoph … Er war …  sehr natürlich und weltoffen … Er konnte andere auf feine Art necken und hatte viel Humor. Er war nicht eitel und vertrug viel Kritik.‘“ (Eberhard Bethge: Dietrich Bonhoeffer, S. 77).

Literaturtipps:

In dem Brief Bonhoeffers aus der Haft an seinen Freund Eberhard Bethge vom 9. März 1944 findest Du einige Namen von Persönlichkeiten aus der Literaturgeschichte, die sich über Heiterkeit und Humor geäußert haben. (Dietrich Bonhoeffer, DBW 8, S. 352).

Wenn Du Humor und Lachen als „Frustschutzmittel“ besonders für die jetzige Zeit brauchst, dann schaue in das Buch des österreichischen Arztes Dr. med. Roman F. Szeliga: Frustschutzmittel, Zürich 2015!

Fragen zum Nachdenken:

  1. Hast Du Humor?
  2. Welche Art von Humor hast Du?
  3. Worüber kannst Du lachen und worüber nicht?

Lesen wir bis zum Rundbrief April 2021: 
Psalmen 44 - 46;  Matthäus-Evangelium Kapitel 20, die Verse 1 – 16.                   

Liebe Grüße, Euer Obmann Uwe