Rundbrief 2021-01 Lasten werden in Segen verwandelt
HAPAX und ein herzliches Hallo zum Rundbrief Jänner 2021!
Ich grüße Euch sehr herzlich zum neuen Kalenderjahr 2021. Ich hoffe, dass es Euch gut geht! Die Welt steht in der Coronakrise mit den beginnenden Impfungen vor einem entscheidenden Wendepunkt. Möge Gott all die Lasten wandeln in Segen!
Diesen Wunsch hat Jochen Klepper in seinem Silvesterlied „Der du die Zeit in Händen hast“ zum Ausdruck gebracht:
„Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen … Die Jahre, die du uns geschenkt, wenn deine Güte uns nicht lenkt, veralten wie Gewänder … Der du allein der Ewge heißt und Anfang, Ziel und Mitte weißt im Fluge unsrer Zeiten: Bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten“ (Evangelisches Gesangbuch, Lied 64).
Jochen Klepper wurde am 22. März 1903 in Beuthen an der Oder (heute Polen) als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. Das angefangene evangelische Theologiestudium brach er ab und wurde Redakteur beim evangelischen Presseverband in Breslau (Geburtsstadt Bonhoeffers)
1931 heiratete er die 11 Jahre ältere Johanna Stein, die aus einer angesehenen jüdischen Familie stammte und ihre beiden Töchter Renate und Brigitte in die Ehe mitbrachte. Klepper zog mit seiner Familie nach Berlin und arbeitete dort beim Rundfunk. 1933 verlor er dort wegen seiner jüdischen Frau die Anstellung und wurde Lektor in einem Verlag, wurde aber auch dort wegen ihr entlassen. Jochen Klepper war auch Schriftsteller. 1938 erschien sein Roman „Der Vater über dem preußischen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.“ Im gleichen Jahr erschien seine Gedichtesammlung „Kyrie“ (steht in unserer Bonhoeffer-Bibliothek). Die ältere Stieftochter Brigitte konnte 1939 nach England ausreisen. 1940 wurde Klepper Soldat, wurde aber 1941 wegen seiner „Mischehe“ aus der Wehrmacht entlassen. Er setzte sich dann für die Emigration seiner jüngeren Stieftochter Renate nach England ein. Seine Bemühungen scheiterten aber. Wegen der bevorstehenden Verschleppung seiner Frau Johanna und Stieftochter Renate ins KZ nahmen sich alle drei am 11. Dezember 1942 in ihrer Berliner Wohnung das Leben. Im Evangelischen Gesangbuch stehen dreizehn, im katholischen Gotteslob drei seiner Lieder.
Klepper und Bonhoeffer haben sich persönlich nicht gekannt. Laut Eberhard Bethges Bonhoeffer-Biographie sollte eine Begegnung vorbereitet werden, zu der es aber wegen des Selbstmordes von Klepper nicht kam: „[Oskar] Hammelsbeck [deutscher Pädagoge, 1899 – 1975] wollte Bonhoeffer auch mit Jochen Klepper bekannt machen, aber ehe es dazu kam, war Klepper mit den Seinen aus dem Leben geschieden“ (Bethge, Bonhoeffer, S. 802).
In seiner Ethik greift Bonhoeffer das Adventlied Kleppers „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr weit.“ (Evangelisches Gesangbuch, Lied 16) auf: „Der auferstandene Christus trägt die neue Menschheit in sich, das letzte herrliche Ja Gottes zum neuen Menschen. Zwar lebt die Menschheit noch im Alten, aber sie ist schon über das Alte hinaus, zwar lebt sie noch in einer Welt des Todes, aber sie ist schon über den Tod hinaus … Die Nacht ist noch nicht vorüber, aber es tagt schon“ (Ethik, DBW 6, S. 79).
In seinem Rundbrief zu Weihnachten 1940 beklagt Bonhoeffer: „Der ‚Zauber‘ [der Weihnacht] hat vollends heute seine Kraft verloren, er bannte nicht mehr die Wirklichkeit“ (Konspiration und Haft, DBW 16, S. 95). Bonhoeffer denkt hier sicherlich an Kleppers „Abendmahlslied zu Weihnachten“ aus dessen Band “Kyrie“: „Die Feier wird zu bunt und heiter, mit der die Welt dein Fest begeht. Mach uns doch für die Nacht bereiter, in der dein Stern am Himmel steht“ (Kyrie 85).
Klepper dichtete in seinem Morgenlied „Er weckt mich alle Morgen“: „Er will mich früh umhüllen mit seinem Wort und Licht, verheißen und erfüllen, damit mir nichts gebricht; will vollen Lohn mir zahlen, fragt nicht, ob ich versag. Sein Wort will helle strahlen, wie dunkel auch der Tag“ (Evangelisches Gesangbuch, Lied 452).
Diese Worte mögen uns an allen Tagen des neuen Jahres begleiten. Dunkle Tage werden wir wohl erfahren. Aber gerade in diesen Tagen strahlt Gottes Wort und Licht hell über und in unser Leben. Mit diesem Vertrauen dürfen wir Schattenseiten unseres Lebens überwinden.
Eine Frage zum Nachdenken:
Wann hast Du Lebenssituationen gespürt, dass Dein Leben endlich ist und dass Gottes Wort und Licht in Deinem Leben strahlt?
Lesen wir bis zum Rundbrief Feber 2021:
Psalmen 38 - 40; Matthäus-Evangelium Kapitel 19, die Verse 16 - 26.
Liebe Grüße, Euer Obmann Uwe