NATO übt mit USA den Atomkrieg

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Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung online vom 18.10.2019:

Deutsche Tornados im Einsatz

Die deutsche Luftwaffe trainiert mit Nato-Partnern für das Schreckensszenario eines Atomkriegs.

Nach Informationen der Deutschen-Presse Agentur hat in dieser Woche ihre jährliche Bündnisübung mit dem Namen „Steadfast Noon“ begonnen. Dabei wird unter anderem der Einsatz von Jagdbombern trainiert, die im Kriegsfall mit Atomwaffen bestückt werden könnten. Das Manöver unterliegt dabei großer Geheimhaltung.
Die Bundeswehr beteiligt sich mit Tornados des taktischen Luftwaffengeschwaders 33 an der Übung. Die Kampfflugzeuge sind auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert, wo nach offiziell nicht bestätigten Angaben taktische amerikanische Atomwaffen vom Typ B61 lagern. Die B61 könnten im Rahmen der „nuklearen Teilhabe“ in der Nato im Ernstfall auch von deutschen Tornados abgeworfen werden und dann zum Beispiel gegnerische Streitkräfte ausschalten. Weitere amerikanische Atomwaffen sollen in Italien, Belgien, der Türkei und den Niederlanden lagern.
Informationen zum Szenario der Übung gab es zunächst nicht. Der Nuklearwaffenexperte Hans Kristensen wies allerdings darauf hin, dass das Manöver kurz nach dem Eintreffen amerikanischer B-52-Bomber in England stattfinde. Dies werde zumindest von Russland nicht als Zufall gewertet werden, sagte der Leiter des „Nuclear Information Project“ der Federation of American Scientists (FAS) dpa.

Die amerikanischen Streitkräfte überschrieben eine Mitteilung zur Ankunft der Flugzeuge im britischen Gloucestershire mit den Worten: „Gegner aufgepasst: Bomber sind zurück und startklar.“

Die Gefahr eines auch mit Atomwaffen geführten Krieges gilt derzeit als deutlich höher als in den vergangen drei Jahrzehnten. Grund ist vor allem das Ende des INF-Vertrags zum Verzicht auf landgestützte atomwaffenfähige Mittelstreckensysteme. Die Vereinigten Staaten hatten das Abkommen im Sommer mit Rückendeckung der Nato-Partner aufgelöst, weil sie davon ausgehen, dass Russland es seit Jahren mit einem Mittelstreckensystem namens 9M729 (Nato-Code: SSC-8) verletzt.
Militärfachleute rechnen damit, dass es nun zu einem neuen Rüstungswettlauf kommen könnte. Die Vereinigten Staaten arbeiten bereits an einem neuen mobilen bodengestützten Mittelstreckensystem, das in Zeiten des INF-Vertrags illegal gewesen wäre. Es soll nach derzeitiger Planung ausschließlich konventionelle æ das heißt nicht-atomare – Sprengköpfe transportieren. Ob es dabei bleibt, ist allerdings unklar.
Quelle: dpa


G.John, Vereinsmitglied:

Mich als ehemaligen Alarmreservisten der deutschen Bundeswehr erfüllt das mit großer  Sorge. Hatten wir doch ein  ähnliches Szenario bereits 1989 kurz vor dem Mauerfall. Damals gingen wir in Voralarm und machten uns bereit, sollten russische Panzer in der ehemaligen DDR aufmarschieren, die Mobilmachung zu aktivieren und unter amerikanischer Leitung die Grenze zu besetzen und auch zu überschreiten…

Bonhoeffer in seiner Friedensrede vor 85 Jahren in Fanö
…und leider wieder aktuell:

[...] Wie wird Friede? Durch ein System von politischen Verträgen? Durch Investierung internationalen Kapitals in den verschiedenen Ländern? d. h. durch die Großbanken, durch das Geld? Oder gar durch eine allseitige friedliche Aufrüstung zum Zweck der Sicherstellung des Friedens? Nein, durch dieses alles aus dem einen Grunde nicht, weil hier über Friede und Sicherheit verwechselt wird. Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit. Denn Friede muß gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und läßt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Mißtrauen haben, und dieses Mißtrauen gebiert wiederum Krieg. 
[...]
Wer von uns darf denn sagen, daß er wüßte, was es für die Welt bedeuten könnte, wenn ein Volk – statt mit der Waffe in der Hand – betend und wehrlos und darum gerade bewaffnet mit der allein guten Wehr und Waffe den Angreifer empfinge?
[...]
Die Stunde eilt – die Welt starrt in Waffen und furchtbar schaut das Mißtrauen aus allen Augen, die Kriegsfanfare kann morgen geblasen werden – worauf warten wir noch?

Auszüge aus Bonhoeffers Friedensrede Fanö 1934. Quelle: Dietrich Bonhoeffer Werke Band 13, Seite 298-301