Frauen im Widerstand - Maria Stromberger

Von G. John, Vereinsmitglied

Mit Maria Stromberger setze ich die Reihe „Frauen im Widerstand“ wieder mit einer Österreicherin fort.

Der österreichische Politiker und Historiker Harald Walser hat das - gerade im August 2021 im Falter Verlag erschienene - Buch „Ein Engel in der Hölle von Auschwitz“ über sie geschrieben. Bereits 1988 schrieb er den Aufsatz „Der Engel von Ausschwitz“. Unter diesem Titel erschienen auch verschiedene Fernseh-Dokumentationen.

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Nun aber zur Person Maria Stromberger:

Die Kärntnerin, 1898 geboren in Metnitz, war eine Frau mit einer bunten Vita.
Als gelernte Kindergärtnerin absolvierte sie anschließend Ausbildungen in der Landwirtschaft und Hotellerie, arbeitete als Chefköchin, um schließlich diplomierte Krankenschwester zu werden. 1942 wurde sie nach Königshütte (heute Chorzów /Polen) versetzt. Hier kam sie durch zwei Patienten, ehemalige Auschwitzhäftlinge, erstmals mit den Gräueln des Naziregimes in Kenntnis. Auf Grund der Schilderungen dieser Patienten entschied sie, sich in das KZ Auschwitz versetzten zu lassen. Der Wunsch, das Leid zu mildern, war ihr Antrieb. „Ich will sehen, wie es wirklich ist, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun.“[1]
Sie besorgte Medikamente und Lebensmittel für KZ-Häftlinge, schmuggelte Post nach außen und hinein, Informationen und sogar Waffen nach innen.

Anfang 1945 entkam sie den Nachforschungen der GeStaPo, die ihr auf den Fersen war, durch eine Versetzung nach Berlin. Von hier aus ging es über Prag wieder zurück in ihre Heimat Österreich, nach Bregenz, wo sie die Befreiung vom Nationalsozialismus erlebte.

Von der französischen Besatzungsmacht wurde ihr ihre Tätigkeit als Oberschwester in einem SS-Krankenrevier in Auschwitz vorgehalten und sie kam in Internierungshaft, bis Aussagen ehemaliger Auschwitzhäftlinge ihre Unschuld klarstellten.
Zurück in die Krankenpflege konnte sie jedoch nicht. So arbeitete sie ab 1949 als Hilfsarbeiterin in einer Textilfabrik.

1957 verstarb sie - von der Welt vergessen - in Bregenz (Vorarlberg).

„Was ich tat, war Menschenpflicht und leider nur ein Tropfen ins Meer.“[2]

[1] Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz, Frankfurt am Main, Berlin, Wien, Ullstein-Verlag, 1980, S. 518
[2] Maria Stromberger im Dankschreiben an den KZ-Verband für ihre Ernennung zum Ehrenmitglied, 4. März 1955

Im Arkadenhof von Schloss Wernberg (Kärnten) ist ihr eine Gedenktafel gewidmet mit einem Porträt, KZ-Abbildungen und der Aufschrift "Maria Stromberger 1898–1957. Zum Gedenken an den Engel von Auschwitz".

Ausschnitt aus kulturzeitschrift.at:
„Ich bin mitten unter Nazis, SS, Gestapo!“, schrieb Maria Stromberger ihrem Vertrauten, dem ehemaligen KZ-Häftling Edward Pyś. Das war im Juli 1946, mehr als ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur. Die „Nazis, SS und Gestapo“ befanden sich damals mitten in Vorarlberg, nämlich im Anhaltelager Brederis, in dem führende Köpfe der heimischen Nationalsozialisten vorübergehend interniert wurden. Was Maria Stromberger besonders erregte, war die Art, wie sich die Täter an diesem Ort selbst zu Opfern stilisierten: „(Ich) muss ihre Redensarten täglich anhören, über die ‚Ungerechtigkeit’, höre Klagen, was die Menschen jetzt mit ihnen tun.“ Diese Klagen standen aus Strombergers Sicht in einem himmelschreienden Widerspruch zu dem, was die Nazis in den Jahren zuvor verbrochen – oder zumindest mitverursacht und geduldet hatten: „Dann stehen vor meinem geistigen Auge die Erlebnisse von Auschwitz!! Ich sehe den Feuerschein der Scheiterhaufen! Ich verspüre den Geruch verbrannten Fleisches in der Nase, ich sehe die Elendszüge der einrückenden Kommandos mit den Toten hinterher, (...) und ich könnte diesen hier ins Gesicht schreien und blind auf sie losgehen.“