Frauen im Widerstand - Diana Budisavljević

Anfang 2021 stellte das ORF eine besondere Frau im Widerstand gegen Hitler vor, die man vergessen und derer man sich erst 2010, über 30 Jahre nach ihrem Tod, wieder erinnert hat: Diana Budisavljević.

Sie nutzte ihre Privilegien als wohlhabende Österreicherin und unternahm eine große Rettungsaktion. Mit nur wenigen Mitstreitern gelang es ihr, tausende Kinder aus den Todeslagern des Ustascha-Regimes zu befreien.

Diana Budisavljević 1949. © Stadt Innsbruck/Stadtarchiv 

Die 1891 geborene Innsbruckerin lebte mit ihrem Mann, dem Arzt und Universitätsprofessor Dr. Julije Budisavljević seit 1919 in Zagreb. Als die Faschisten unter dem Diktator Ante Pavelić in Kroatien die Macht ergriffen, begann die Verfolgung und Tötung von Roma, Juden und ethnischen Serben, zu denen auch ihr Mann gehörte. Familien wurden auseinandergerissen und tausende Kinder in Ustascha-Lagern ihrem Schicksal überlassen.

Das Ustascha-Regime wollte aus Kroatien einen „reinen“ Nationalstaat machen, obwohl Kroaten dort nur die Hälfte der Bevölkerung stellten. Bei der Internierung der Serben ging es aber auch um einen Tribut an Nazi-Deutschland: Kroatien sollte Arbeiter ins Reich liefern. Offiziell sprach man von Zivilarbeitern, de facto handelte es sich aber um Zwangsarbeit. Im Laufe der Kriegsjahre wurden etwa eine viertel Million Arbeiter/innen nach Deutschland deportiert.
Da vor allem auch Mütter zur Arbeit nach Deutschland geschickt wurden, blieben ihre Kinder in den KZs allein, hungerten und starben.
Als Diana Budisavljević im Oktober 1941 von den Zuständen im KZ Loborgrad erfahren hatte, entschloss sie sich, etwas dagegen zu unternehmen.
Anders als Oskar Schindler, der bei der Rettung von Juden in seiner Krakauer Fabrik streng geheim vorging, wandte sie sich an hohe Vertreter des Ustascha-Staats, wenn auch ohne Erfolg und rief offen unter ihrem Namen eine Hilfsorganisation ins Leben, die sich um die Versorgung mit Hilfsgütern sowie Freilassung und Unterbringung von befreiten Kindern und Frauen aus den Todeslagern kümmerte.

Während einer Hilfsaktion am Hauptbahnhof in Zagreb zur Versorgung der Zwangsarbeitertransporte nach Deutschland erfuhr Diana Budisavljević von einer größeren Gruppe von Kindern, die im KZ Stara Gradiška interniert war.
Sie sprach den Erzbischof der katholischen Kirche von Zagreb, Alojzije Stepinac, an. Der zögerte jedoch, ihr zu helfen. Schließlich konnte sie für ihre Aktion den Wehrmachtsoffizier und Duisburger Fußballfunktionär Wilhelm Knehe gewinnen und einen ehemaligen österreichisch-ungarischen Offizier, Gustav Wilhelm Viktor Freiherr von Kóczián-Miskolczy, dem Vater der bekannten Schauspielerin und Sängerin Johanna von Kóczián, der damals in Zagreb Arbeitskräfte für die Wiener-Neustädter Flugzeugwerke rekrutierte.  
Mit deren Hilfe bekam sie im August 1942 die Erlaubnis, die Kinder aus dem Lager zu holen. So gelang es ihrer Aktion, durch Caritas-Vermittlung und in Zusammenarbeit mit den Schwestern vom Roten Kreuz, tausende Kinder aus den Lagern Stara Gradiška, Mlaka und Jablanac zu transportieren und diese in Heimen und in Bauernfamilien unterzubringen.

Durch die Vermittlung der Jüdischen Kultusgemeinde wurden verschiedene Hilfsgüter zunächst nach Lobor, später auch zum KZ Gornja Rijeka geschickt. In den Folgemonaten wurden Frauen und Kinder aus dem KZ Loborgrad freigelassen und zunächst in der Taubstummenanstalt in Zagreb untergebracht, bis es möglich war, die Rückreise in ihre Heimatorte zu organisieren.

Mit Hilfe von Transportlisten und weiteren Quellen führte sie zusammen mit ihrer engsten Mitarbeiterin Ivanka Džakula eine genaue Kartei mit Namen und Fotografien der Kinder, die es den überlebenden Müttern helfen sollte, ihre Kinder wiederzufinden. Gegen Kriegsende enthielt diese Kartei Angaben von ca. 12.000 Kindern.

Als es darum ging, die Kinder ihren Familien zurückzugeben, erlitt das Hilfswerk bei Kriegsende einen herben Rückschlag. In Titos Jugoslawien ignorierte man sie und beschlagnahmte sogar ihre Kartei, mit deren Hilfe viele gerettete Kinder wieder zu ihren Eltern fanden. Diana Budisavljevićs großbürgerliche und deutsche Herkunft passten nicht ins titoistische Weltbild. Außerdem hätte man zugeben müssen, dass es unter dem Ustascha-Regime zu diesen Gräueltaten gekommen war.

Von 1941 bis 1945 rettete Diana Budisavljević nach Angaben von MeinBezirk.at insgesamt 15.536 Mädchen und Jungen, von denen 3.200 auf Grund der gesundheitlichen Folgen nach eineinhalb verbrachten Jahren im KZ zuletzt doch nicht überlebten. 

1972 zog sie mit ihrem Mann wieder nach Innsbruck, wo sie, von der Weltgeschichte und ihrer Heimatstadt vergessen, am 20. August 1978 starb.

Späte Ehrungen und Gedenken

Ihr Geburtshaus mit der Aufschrift OBEXER-HAUS und einer Gedenktafel befindet sich in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck.

Das Kroatische Staatsarchiv und die öffentliche Einrichtung der KZ-Gedenkstätte Jasenovac veröffentlichten 2003 in Zagreb das Tagebuch von Diana Budisavljević, das in 338 Einträgen zwischen 1941 und 1945 ihre Aktionen dokumentiert.

2011 beschloss der Innsbrucker Gemeinderat auf Initiative des Serbisch-Orthodoxen Jugendvereins Innsbruck – SPO(J)I und des Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnenbundes Tirols einstimmig, Diana Budisavljević mit dem Orden II. Grades der Stadt Innsbruck auszuzeichnen.

Am 15. Februar 2012 wurde Diana Budisavljević posthum die Miloš-Obilić-Medaille für den „bekundeten Mut und Taten persönlichen Heldentums“ zuerkannt und am serbischen Nationalfeiertag vom damaligen Präsidenten Boris Tadić verliehen.

Die serbisch-orthodoxe Kirche mit Sitz in Belgrad zeichnete sie 2012 posthum mit dem Orden „Kaiserin Milica“ aus.

In Belgrad wurde eine Straße nach Diana Budisavljević benannt, in Wien 2014 ein Park am Donaukanal.

Im Jahr 2017 erschien der Roman „Dianas Liste“, in Anlehnungan an den Roman und Film „Schindlers Liste“, von Wilhelm Kuehs. Unter gleichem Namen war in den 2010er Jahren ein Dokumentarfilm („Dianina lista“) entstanden.

Der Film „The Diary of Diana B.“ hatte am 18. Juli 2019 Weltpremiere und gewann den kroatischen Filmpreis Goldene Arena für die beste Regie, Schnitt und Musik sowie die Große Goldene Arena für den besten Film.

Auf Empfehlung des Kulturausschusses Innsbruck wurde der im Innsbrucker Stadtteil Reichenau gelegene Kindergarten, der bis dahin den Namen des nationalsozialistischen Arztes Burghard Breitner trug, nach seiner Neuplanung 2020 nach Diana Obexer-Budisavljevic benannt. Zugleich wurde die Straßenbezeichnung nach Breitner mitsamt der Zusatzbeschilderung, die Breitners menschenverachtende Taten erklären, bestehen gelassen.

Die Gedenktafel im Wortlaut:

Diana Budisavljević, geb. Obexer
1891–1978
Diana Budisavljević aus Innsbruck rettete während des Zweiten Weltkrieges mit Unterstützung von weiteren HelferInnen mehrere Tausend überwiegend serbische Kinder aus den Konzentrationslagern des faschistischen Ustača-Regimes im damaligen „Unabhängigen Staat Kroatien“.


Quellen: deutschlandfunkkultur, Mein Bezirk, Wikipedia, ibkinfo