Frauen im Widerstand Stephanie Mackensen von Astfeld

G. John

Stephanie Mackensen von Astfeld - von der Nationalsozialistin zur Widerständlerin

Sie ist die dritte im Bunde, die ebenso wie Dietrich Bonhoeffer und Ruth von Kleist-Retzow an einem 4. Feber geboren wurde.

Durch ihren Vater, der als erster Katholik Landeshauptmann der Rheinprovinz war, nahm sie schon als Kind die Auseinandersetzungen zwischen dem protestantischen preußischen Staat und den Katholiken wahr. Durch die Heirat mit einem preußischen Beamten kam sie in Kontakt mit der evangelischen Kirche und über den Römerbrief zum evangelischen Glauben.

Sie war stark in der Jugend- und Sozialarbeit engagiert. Deren Problemlösungen sah sie im Parteiprogramm der NsDAP am besten repräsentiert, das vorgab, die Klassenunterschiede abzuschaffen, der verarmten Arbeiterschaft zu helfen und der Jugend neue Hoffnung und Ziele zu geben.

1932 trat sie aus eigener Überzeugung der NsDAP bei. 1933 kam die Familie mit mittlerweile drei Kindern nach Stettin. Ihr Mann Ferdinand wurde zum Vizepräsidenten der Provinz Pommern ernannt. Stephanie von Mackensen (so die offizielle Kurzform ihres Namens) schloss sich den Deutschen Christen an und wurde für diese Gruppe in die pommersche Landessynode gewählt.

Die Ereignisse ab 1933 ließen sie immer stärker daran zweifeln, dass die Ziele der NsDAP sich mit ihrer Auffassung vom Christentum vereinbaren ließen.

Sie lernte in Stettin die Bekennende Kirche kennen, wurde Mitglied des Bruderrates in Pommern, war als dessen Geschäftsführerin an den politischen und theologischen Diskussionen und Entscheidungen beteiligt, organisierte illegale Kollektensammlungen und unterstützte, ebenso wie Ruth von Kleist-Retzow, Dietrich Bonhoeffers illegales Predigerseminar in Finkenwalde.

Als Delegierte Pommerns nahm sie an den Synoden der Bekennenden Kirche teil - und war die einzige weibliche Delegierte auf der Bekenntnissynode von Barmen 1934. So war sie an der Beratung und Verabschiedung der  Barmer Theologischen Erklärung beteiligt, die zum großen Teil von Karl Barth ausgearbeitet worden war. Barths Werke hatten auf Dietrich Bonhoeffer bereits während seines Studiums einen großen Einfluss und begleiteten ihn bis in seine Gefängniszeit in Berlin Tegel.

1938 kam es zum Konflikt zwischen Stephanie von Mackensen  und der NsDAP. Einerseits war sie führendes Mitglied der Bekennenden Kirche, andererseits überzeugtes Parteimitglied und auch in späteren Jahren nicht gewillt, die Partei zu verlassen. Damit unterschied sie sich drastisch von dem allgemein vorherrschenden Bild, dass die „rote bzw. grüne Karte“ (der Mitgliedsausweis der Bekennenden Kirche) und das Parteibuch der NSDAP unvereinbar waren.

In einem Brief an den pommerschen Gauleiter Franz Schwede-Coburg hatte sie sich über dessen öffentliche Verunglimpfungen der Kirche beschwert. Dieser strengte darauf ein Parteigerichtsverfahren mit dem Ziel an, sie und ihren Ehemann, der der NsDAP seit 1933 angehörte, aus der Partei auszuschließen.

Die Frage des Vorsitzenden des Gauparteigerichts „Wer ist der Herr Ihres Lebens, der Jude Christus oder der Führer Adolf Hitler?“ beantwortete sie mit „Jesus Christus allein ist der Herr meines Lebens.“.

„Wenn Sie nun in Konflikt geraten zwischen den Geboten dieses Jesus Christus und den Geboten des Führers, wem würden Sie gehorchen?“
„Wenn ich in Konflikt geraten sollte, werde ich selbstverständlich den Geboten meines Herrn Jesus Christus gehorchen.“
Nach längerer Beratung teilte das Gauparteigericht der Angeklagten mit: „Der Gauleiter fordert Sie auf, freiwillig aus der Partei auszutreten.“
Darauf erwiderte sie: „Bestellen Sie dem Herrn Gauleiter, ich hätte dasselbe Recht wie er, in der Partei zu sein.“

Das Parteiausschlussverfahren misslang, doch durch das Engagement seiner Frau war Ferdinand Mackensen von Astfelds Karriere unter dem nationalsozialistischen Regime beendet – er wurde aus dem Staatsdienst entlassen und zwangspensioniert.

Stephanie von Mackensen  engagierte sich in den Jahren 1933 bis 1938 in herausragender Weise in der Bekennenden Kirche - herausragend einerseits im Vergleich zu den vielen Zeitgenossen, die in diesen Jahren schwiegen und andererseits im Hinblick auf die traditionelle Rolle der Frau als passive, dienende „Gehilfin“ des Mannes.

Nach dem Krieg arbeitete sie zunächst einige Jahre im Predigerseminar der Evangelischen Kirche von Westfalen, anschließend über viele Jahre ehrenamtlich als Vorsitzende des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes Düsseldorf sowie in der Telefonseelsorge in Neuss und Düsseldorf.

Quellen: Wikipedia, Karin Oehlmann: „Stephanie von Mackensen und der Kirchenkampf.“ Tübingen 2002,