Coronazeit in Kolumbien

von Vereinsmitglied Dr. Kurt Udermann

Wer von uns, der "Die Pest" von A. Camus las, hätte sich träumen lassen, dass ein aus China importiertes Virus für seuchenähnliche Zustände und für die "größte Herausforderung seit Ende des 2. Weltkrieges" sorgt?
Schon gar nicht, dass sich das Virus über alle Grenzen hinwegsetzt und die Welt zum Stillstand zwingt. Was für China, Europa und Nord-Amerika gilt, trifft auch für Süd-Amerika zu, auch für Kolumbien, wo ich die zweite Hälfte meines Freiwilligen-Einsatzes in der Stiftung "Madre Herlinde Moises" verbringe, den ich mir allerdings uneingeschränkter vorgestellt habe.

Text: „Danke an die Freunde, welche uns unterstützen“

Die Feier der Osterliturgie hatte ich mir heuer, nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres, besonders lebendig und farbig ausgemalt, wiewohl ich mich vor der großen Hitze ein wenig fürchtete. Aber es kam, wie es nicht kommen musste, ganz anders. Wie die meisten Staaten war auch Kolumbien auf Covid-19 nicht vorbereitet. Ziemlich überraschend wurden rigorose Ausgangssperren verfügt und bis Ende April verlängert. Viele Maßnahmen gleichen den in Österreich verfügten, dennoch sind die Unterschiede enorm.

Einkaufen darf man nur entsprechend der Nummer des Personalausweises und je nach Geschlecht.
Ein Beispiel: Montag, letzte Ziffern im Personalausweis 2-4, Frauen; Dienstag, letzte Ziffern 2-4, Männer;
Mittwoch 1-3, Frauen; Donnerstag 1-3 Männer;  usw. Schulen und Universitäten sind geschlossen.
Die nationalen und internationalen Flüge wurden gestrichen, Busfahrten sind sehr stark reduziert. Zementfabrik, PVC-Fabrik, Baustellen und ein Teil der Industriebetriebe vor Ort stehen still. Die Ölraffinerie Ecopetrol musste die Produktion stark reduzieren. Gelegenheitsarbeiter, Tagelöhner, Motorradtaxis sowie Straßenverkäufer müssen zu Hause bleiben.
Aber damit fällt auch deren Einkommen aus. Kurzarbeit oder Arbeitslosenunterstützung gibt es hier nicht.

Mir imponiert, dass kolumbianische Sportler und Künstler über Medien die Menschen zum Durchhalten und zur Disziplin ermutigen. Einige von ihnen haben tief in ihre Tasche gegriffen um in Elendsvierteln Not lindern zu helfen.
Während das Stadtzentrum von Cartagena abgeriegelt ist, ebenso die Strände  und die Ausflugsziele, ist es hier in Pasacabllos ruhig, aber noch lange nicht haben alle Menschen wirklich den Ernst der Lage erkannt. Hamsterkäufe und Schlangestehen sind angesagt. Die Preise steigen. Habgier schreckt vor nichts zurück. Sorgen um die Zukunft sind nicht unberechtigt. Der Hunger macht aggressiv und Plünderungen und soziale Unruhen sind nicht auszuschließen.

So haben wir als kleine Gruppe in der klimatisierten Kapelle - statt in den vernachlässigten Dörfern bei großer Hitze - die Osterliturgie gefeiert, würdig und ernst.


Motto des Abendmahls: „Tut dieses zu meinem Gedächtnis“

Aber auch in einem Rahmen, der des Auferstandenen würdig ist. Denn während wir in vorgeschriebenem, kleinem Kreis Liturgie feiern, sind Mitarbeiter der Stiftung mit der Vorbereitung von Lebensmittelpaketen beschäftigt. Diese werden laufend ausgeteilt und sind aus Spenden finanziert.


Kurt Udermann beim Zusammenstellen der Versorgungspakete

Der Herr ist auferstanden! Mut, Hoffnung und Solidarität haben das letzte Wort.

 

Bilder © KUd.


Im Namen unseres Vereins bitten wir um Spenden für diese Hilfsaktion.
Spenden bitte an: Raiffeisenbank Bad Hofgastein Österreich
Missionhilfekonto Kolumbien
Fundacion Madre Herlinda Moises
IBAN: AT29 3502 6000 0001 5859
BIC: RVSAAT2S026

Vergelts Gott.