Andacht 2025-06-22 Gottes heilige Geistkraft
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 22. Juni 2025. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gottes Heiliger Geist uns Kraft für unser Leben und unseren Glauben gibt und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Worte aus Psalm 118 nach der Lutherbibel 2017: Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. In der Angst rief ich den HERRN an; und der HERR erhörte mich und tröstete mich. Der HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun? Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Menschen. Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil. Man singt mit Freuden vom Sieg / in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg! Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen. Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen. Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Amen.
Lesung aus der Apostelgeschichte, Kapitel 1, die Verse 1 – 11 nach der Lutherbibel 2017: Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den Heiligen Geist Weisung gegeben hatte. Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. Und als er mit ihnen beim Mahl war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr – so sprach er – von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. Amen.
Lied: Ich lobe meinen Gott, Evangelisches Gesangbuch 272: Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen. Erzählen will ich von all seinen Wundern und singen seinem Namen. Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen. Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir! Halleluja! Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir! Halleluja!
Gedanken zur Lesung: Im ersten Kapitel der Apostelgeschichte werden die Ereignisse von Christi Himmelfahrt und Pfingsten, also von der Rückkehr Jesu zu Gott und von der Ausgießung des Heiligen Geistes auf die junge christliche Gemeinde, geschildert. Die Apostelgeschichte knüpft an das Ende des Lukas-Evangeliums an und beschreibt die Anfänge der christlichen Kirche und die Verbreitung des Christentums im Römischen Reich. Immer wieder wird berichtet, dass zum Beispiel Petrus, Paulus und andere vom Heiligen Geist erfüllt waren und mutig und überzeugend die frohe Botschaft von Jesus Christus verkündet haben und christliche Gemeinden gründen konnten. Autor des Lukas-Evangeliums und der Apostelgeschichte ist der Evangelist Lukas, der Arzt gewesen sein soll. Beide Schriften sind wahrscheinlich um 90 nach Christus entstanden. Die Anfänge des christlichen Glaubens waren in Jerusalem. Von dort aus breitete sich die Botschaft von Jesus Christus in kleinen Schritten im damaligen römischen Reich aus. Es dauerte aber bis Mitte des vierten Jahrhunderts, dass der römische Kaiser die christliche Religion als alleinige Staatsreligion anerkannte. 325 nach Christus, also vor 1700 Jahren, gab es die erste große ökumenische Versammlung, nämlich das Konzil von Nicäa – das liegt in der heutigen Türkei. Hier wurde eine Irrlehre abgewiesen, nämlich die Lehre, dass Jesus wie alle anderen Menschen von Gott geschaffen worden ist. Das Konzil bekräftigte aber, dass Jesus von Gott gezeugt wurde und unterstrich somit den göttlichen Ursprung von Jesus. Heute ist das Christentum die größte Religion der Welt mit ca. 2,3 Milliarden Christen. Die Zahl der Christen nimmt in Mitteleuropa ab, in Südamerika, Asien und Afrika nimmt diese deutlich zu. Wir wollen uns nun in die Gedanken- und Gefühlswelt der Jüngerinnen und Jünger Jesu hineinversetzen, wie diese in den Tagen nach seiner Himmelfahrt ausgesehen haben könnte. Nach der Auferstehung Jesu von den Toten verbrachten sie einige wunderbare Tage mit Jesus. Sie aßen nochmals miteinander und hörten Jesus zu, wie er von Gott-Vater sprach und auch davon redete, dass bald der Heilige Geist über sie kommen wird. Dann wurde Jesus vor ihren Augen in den Himmel emporgehoben. Er ging zu Gott zurück. Die Jünger blieben hier auf der Erde. Kurz nachdem dies geschehen war, erschienen ihnen zwei weiß gekleidete Männer und prophezeiten ihnen, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird. Bei den Jüngern spürt man durch die Abwesenheit von Jesus Traurigkeit Unsicherheit und Angst. Solche Folgen können auch bei uns auftreten, wenn wir von einem lieben Menschen Abschied nehmen müssen. Wenn zum Beispiel zwei Menschen sich nach langer Zeit wiedersehen und dann nach einer intensiven Zeit miteinander sich wieder für eine unbestimmte Zeit verabschieden. Oder wenn Menschen am Grab stehen und sich von Ihren Lieben verabschieden müssen, mit denen sie eine lange und unvergessliche Zeit verbracht haben. Mit Jesus waren die Jünger auch eine lange und intensive Zeit zusammen und unterwegs. Sie fürchteten sich, weil sie Jesus durch seinen Tod am Kreuz verloren hatten. Sie spürten wieder Lebensmut und Freude, als sie den Auferstandenen sahen und mit ihm redeten. Dieser Jesus ist zu Gott zurückgekehrt und nun nicht mehr mitten unter ihnen. Unsicherheit und Angst sind bei den Jüngern zu spüren, denn mit Jesus ist nicht mehr der da, mit dem das Reich Gottes mit Frieden und Freude, mit Liebe, Hoffnung und Gerechtigkeit angefangen hat. Nun stehen sie da und haben keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll, was sie jetzt erwarten wird und welche Sicherheiten ihnen Halt geben werden. Die Jünger stehen an einem Scheidepunkt. Sie könnten resignieren, sich zurückziehen, Jerusalem verlassen und irgendwo neu anfangen oder sich neuen Autoritätspersonen anschließen. Doch vor seiner Himmelfahrt gibt Jesus seinen Jüngern klare Anweisungen: Sie sollen Jerusalem nicht verlassen und warten auf den Heiligen Geist, den ihnen Jesus versprochen hat. Dieser kommt über sie und erfüllt sie mit neuer Kraft, sodass sie einen klaren Auftrag von Jesus erfüllen können: Sie sollen Zeugen von Jesus sein, nicht nur in Jerusalem, sondern auch in anderen Teilen Israels und über diese Grenzen hinaus in der ganzen Welt. Und er gibt ihnen auch eine klare Antwort auf die Frage der Jünger, ob das große Reich Israel zur Zeit des Königs Davids von Jesus wieder hergestellt wird, wenn er wiederkommen wird. Er sagt ihnen klar, dass das nicht in ihrer Kontrolle liegt. Diesen Zeitpunkt kennt allein Gott. Er lässt sich nicht in die Karten schauen, von den Jüngern nicht, ja von keinem Menschen. Jesus nimmt den Jüngern eine Sicherheit. Er kann ihnen und auch uns heute nicht sagen, wie nun der genaue Fahrplan bis zum Ende aller Zeiten aussieht. Niemand weiß, wann Jesus wiederkommen und wann dann das neue Reich Gottes mit dem ewigen Frieden endgültig anbrechen wird. Die Jünger sind lange Zeit davon ausgegangen, dass noch in ihrer Lebenszeit Jesus wiederkommen wird. Und wir warten auch darauf nach ca. 2000 Jahren Christentum. Es steht nicht in unserer Macht, zu wissen, wann Jesus wiederkommen wird. Das weiß nur Gott allein. Sicher ist, dass Jesus wiederkommen wird. Den genauen Zeitpunkt wissen wir nicht, auch wenn manche diesen zu wissen meinen, wenn sie die Zeichen der Zeit zu deuten versuchen und sich doch irren. Trotzdem gibt Jesus den Jüngern und auch uns heute eine große Sicherheit: Es die Begleitung durch den Heiligen Geist. Jesus verspricht den Jüngern und auch uns, dass der Heilige Geist über sie und uns kommen wird, bei ihnen und uns bleiben wird und auch ihr und unser Wegbegleiter sein wird. Durch die Kraft des Heiligen Geistes hatten die Jünger eine klare Aufgabe, nämlich Jesus zu bezeugen – in Jerusalem, ja bis ans Ende der Welt. Sie wissen, warum sie noch auf der Erde gelassen werden, auch wenn Jesus jetzt bereits in den Himmel vorgegangen ist. Sie sollen Zeugen sein und das weitererzählen, was Jesus ihnen gesagt und vorgelebt hat Dazu sind sie berufen. Auch wir haben den gleichen Auftrag und die gleiche Berufung. Zeuge sein kann zum Beispiel für unsere Zeit bedeuten – das braucht aber viel Beistand, Mut und Kraft des Heiligen Geistes – das zu tun, was Petrus und Paulus gemacht haben: Jesus zu verkündigen bei Menschen, die noch nichts von Jesus gehört haben oder die sich von Jesus distanziert haben. Fußgängerzonen in Großstädten wären solche Orte. Ob wir den Mut dazu hätten? Oder man spricht bei einer Einladung zum Essen ein Tischgebet bei Menschen, die das sonst nicht tun. Für unsere Zeit brauchen wir auch Zeugen für Jesus, die eine neue Sprache sprechen. Dietrich Bonhoeffer schreibt in seiner Taufpredigt für sein Patenkind: „Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen … Bis Du groß bist, wird sich die Gestalt der Kirche sehr verändert haben … Es ist nicht unsere Sache, den Tag vorauszusagen - aber der Tag wird kommen -, an dem wieder Menschen berufen werden, das Wort Gottes so auszusprechen, daß sich die Welt darunter verändert und erneuert. Es wird eine neue Sprache sein, vielleicht ganz unreligiös, aber befreiend und erlösend, wie die Sprache Jesu …“ Das Zeugnisgeben über das Wirken und Leben von Jesus fängt auch bei ganz kleinen Handlungen an: Wenn du auf deine Mitmenschen achtest und ihnen etwas Gutes tust; wenn du geduldig, wertschätzend und dankbar bist; wenn du nachfragst, wie es einem Menschen geht; wenn du dort anpackst, wo Hilfe gebraucht wird. Es gibt viele Möglichkeiten, wie du Jesus in deinem Alltag und Umfeld und in deiner Pfarrgemeinde bezeugen kannst. Deine Art, Zeuge zu sein, wird so einzigartig sein, wie Gott dich geschaffen hat. Die heilige Geistkraft ist auch heute mit uns unterwegs. Diese begleitet uns auf den sicheren und den unsicheren Wegen unseres Lebens und unseres Glaubens und stärkt unsere Zeugenschaft für Jesus, unserem Herrn. Die heilige Geistkraft verbindet uns mit Gott und mit unseren Mitmenschen und möge uns auf unseren weiteren Wegen stärken und begleiten. Amen.
Lied: O komm, du Geist der Wahrheit, Evangelisches Gesangbuch 136, die Strophen 1 - 4
Strophe 1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.
Strophe 2: O du, den unser größter Regent uns zugesagt: Komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt. Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit die scharf geschliffnen Waffen der ersten Christenheit.
Strophe 3: Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je; darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh. Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.
Strophe 4: Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.
Fürbitten: Guter Gott! Du hast uns unser Leben gegeben und anvertraut. Du schenkst uns Raum und Zeit, unser Leben zu gestalten. Wir dürfen prüfen, entscheiden und handeln. Was uns Halt gibt, ist nicht immer unsere Vernunft und unser Verstand, sondern vor allem Du mit Deiner Kraft durch den Heiligen Geist. Hilf uns abzuwägen, was gut ist und was uns zum Leben, zur Liebe und zum Frieden dient. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Lass uns nicht nur Hörer, sondern auch Täter Deines Wortes sein. Gib uns Kraft und Mut, dass wir mit unseren Taten und Worten unseren christlichen Glauben bekennen, Dich als wahren König bezeugen und unseren christlichen Kirchen die Treue halten! Wir bitten Dich für die, die sich um andere Menschen kümmern: in Kirchen und politischen Gemeinden, in Krankenhäusern und Ordinationen, in Seniorenheimen und Hilfswerken, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer, beim Tourismus, in Schulen und woanders. Wir bitten Dich für die Menschen, deren Leben durcheinandergeraten ist: die unter einer schlimmen Krankheit leiden; die ihre Arbeit verloren haben; die wegen Krieg und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen; die wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion und ihres Geschlechtes diskriminiert werden; die durch Tod oder Trennung einen lieben Menschen verloren haben. Wir bitten Dich für die Opfer des schrecklichen Amoklaufs in Graz. Ermutige die Angehörigen durch tröstende und hoffnungsvolle Worte und Gebete von anderen Menschen. Wir bitten Dich für die Politiker in aller Welt, dass sie sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen und für unsere Bundesregierung, dass sie unser Land aufrichtig und gut leitet.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag und alles Gute auf Euren und Ihren weiteren Lebenswegen an der Hand des Gottes, der uns durch seinen Heiligen Geist uns Kraft für unser Leben und unseren Glauben gibt. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Ihr und Euer Pfarrer und Obmann Uwe