Andacht 2025-05-18 Der gute Hirte
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zur Hausandacht für den vierten Sonntag nach Ostern am 18. Mai 2025. Im evangelischen Kirchenjahr sind wir in der Osterzeit, die bis Pfingsten dauert. Wir lesen diese im Namen des Gottes, der unser guter Hirte ist und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 23 nach der Lutherbibel 2017: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Amen.
Evangelium nach Johannes, Kapitel 10, die Verse 11 – 16 nach der Lutherbibel 2017: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. Amen.
Lied: "Meine Hoffnung und meine Freude", Evangelisches Gesangbuch 641:
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht: Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.
Gedanken zur Lesung: Eines der ältesten Bilder für Gott ist das das des guten Hirten. Dieses Bild hat immer wieder Künstler für Bilder inspiriert. Aus dem dritten Jahrhundert ist eine Wandmalerei in den Calixt-Katakomben in Rom erhalten. Eine Katakombe ist ein unterirdisches Gräbersystem mit Gräbern von Christen. Diese Calixt-Katakombe ist nach dem Bischof von Rom, Calixtus dem Ersten, benannt, der 222 nach Christus verstarb. Auf dieser Wandmalerei sieht man Jesus als den guten Hirten, der ein Schaf auf seine Schultern trägt. Zwei weitere Schafe folgen ihm.
Quelle: de.wikipedia.org
Ein neueres Bild über Jesus als den guten Hirten hat der römisch-katholische Priester und Künstler Sieger Köder gemalt. Er verstarb 2015. Auf diesem Bild fällt eine fröhliche Stimmung auf. Ein Mädchen spielt Flöte, ein Junge spielt Geige. Schmetterlinge tanzen in der Luft. Voller Freude richten die Menschen ihren Blick auf den großen Mann in der Mitte des Bildes, der ein Lamm auf den Schultern trägt. Seine starken Hände halten es sicher und fest. Das Lamm war in Gefahr und wurde vom guten Hirten gerettet und ist nun in Sicherheit.
Zu finden ist das beeindruckende Bild innerhalb einer Unterrichtseinheit:
https://gemeinden.erzbistum-koeln.de/export/sites/gemeinden/roncalliland/.content/documentcenter/koki/Coronastunde-2021-07-Der-gute-Hirte.pdf
Beide Bilder drücken Freude und Gemeinschaft, Schutz und Geborgenheit, Nähe und Zuwendung aus. Um das soll es im Glauben, im christlichen Leben und in unseren Pfarrgemeinden letztendlich gehen, nämlich um eine wertschätzende Gemeinschaft von unterschiedlichen Menschen und ein gutes Miteinander von Christen, die sich um ein gemeinsames geistliches Zentrum versammeln. Diese geistliche Mitte ist niemand anderer als Jesus Christus. Er sagt uns: „Ich bin der gute Hirte.“
Es gibt das Lied „Adonai Roi“. Das sind zwei hebräische Worte und heißen auf Deutsch: Der Herr ist mein Hirte. Ich unterrichte evangelische Religion in einer Volksschule. Zu Beginn der Stunde zünden wir eine kleine Kerze mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega an und hören dann das Lied Adonai Roi. Auf die Kinder – aber auch auf Erwachsene – wirkt dieses Lied beruhigend und entspannend. Manche Kinder singen leise mit. Das Lied Adonai Roi bezieht sich auf den berühmten Psalm 23, den der große König David geschrieben hat. Der Herr ist mein Hirte - immer wieder wird dieser Psalm 23 zu unterschiedlichen Anlässen gebetet und zitiert. Seine Worte sind leicht zu merken und sprechen Leute an. Viele fühlen sich gut bei dem Gedanken, dass da jemand ist, der mich liebt, der auf mich aufpasst, der mich beschützt und bei mir ist, auch in Angst und Gefahr. Jesus macht uns deutlich: „Ja, so ist Gott!“ Ein guter Hirte. Ein ganz besonderer Hirte. Ein Hirte, der keinen verloren gibt. Die anderen Hirten sind nur Mietlinge. Dazu gehören mehr oder weniger wir alle. Sie laufen weg, wenn der Wolf kommt. Sie passen auf die Schafe eben nur aus beruflichen Gründen oder wegen Geld und Ruhm auf. Sie würden wahrscheinlich nie so weit gehen, sich selbst aufzuopfern und das eigene Leben zu riskieren. Bekennen wir mutig und entschieden unseren christlichen Glauben, wenn dieser lächerlich gemacht oder angegriffen wird? Würde ich für den christlichen Glauben Diskriminierungen in Kauf nehmen oder für diesen sogar mein Leben riskieren? Aber bei Jesus ist das anders. Er gibt sein Leben für die Schafe, damit sie leben können. Die Botschaften von Karfreitag und Ostern blitzen in diesen Worten auf. Jesus war tot und wurde von Gott von den Toten auferweckt. Deswegen sagt er uns: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14, 19). Jesus Christus ist der Hirte meiner Seele. Er passt auf meine Seele auf. Er weiß, wo mein Platz im Leben ist und führt mich an den Ort, wo ich am besten etwas bewirken kann. Er motiviert mich und macht mir Mut. Er baut mich wieder auf, wenn ich mal eine Niederlage einstecken muss. Und Jesus soll auch ein Vorbild für mich sein. Er hat kleine und große Fußstapfen hinterlassen, dass ich ihm nachfolgen kann. Ob ich das schaffe und in seine Fußstapfen treten kann und sein Leben eins zu eins übernehmen kann? Nein, das ist wahrscheinlich unmöglich. Aber Verantwortung für andere Menschen übernehmen, ja auch Hirte für andere sein – ja das kann ich versuchen und schaffen. Mit Jesus als dem guten Hirten an der Spitze lebten die Christen zu allen Zeiten mit dem Vertrauen zu ihrem Herrn, der ja versprochen hat, bei ihnen an allen Tagen bis ans Ende der Welt zu sein. Mit diesem guten Hirten an der Spitze wollen auch wir unser weltliches und geistliches Leben gestalten und Verantwortung für unsere Pfarrgemeinde übernehmen. Wir wissen freilich, dass wir mit unseren sündhaften Worten und Taten in Versuchung geraten, Jesus Christus und andere Menschen an den Rand unserer christlichen Existenz zu drängen. Gerade deswegen ist es immer wieder nötig, Jesus als unseren guten Hirten um Vergebung und Neuanfänge zu bitten. Mit seiner Hilfe und seinem Segen wollen wir versuchen, verantwortliche, vorbildliche und gute Hirten für andere Menschen zu sein, die uns an vielen Orten und Situationen begegnen und uns dann anvertraut sind. Dann sind wir Hoffnungs- und Lichtträger für eine bessere Welt, in der es sich zu leben lohnt. Für diese ehrwürdige Aufgabe möge uns Jesus, der gute Hirte schlechthin, führen und leiten – wer denn sonst! Amen.
Lied: Es kennt der Herr die Seinen, Evangelisches Gesangbuch 358, die Strophen 1 – 4
Strophe 1: Es kennt der Herr die Seinen und hat sie stets gekannt, die Großen und die Kleinen, in jedem Volk und Land, er lässt sie nicht verderben, er führt sie aus und ein, im Leben und im Sterben sind sie und bleiben sein.
Strophe 2: Er kennet seine Scharen am Glauben, der nicht schaut und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut, der aus dem Wort gezeuget und durch das Wort sich nährt und vor dem Wort sich beuget und mit dem Wort sich wehrt.
Strophe 3: Er kennt sie als die Seinen an ihrer Hoffnung Mut, die fröhlich auf dem einen, dass er der Herr ist, ruht, in seiner Wahrheit Glanze sich sonnet frei und kühn die wunderbare Pflanze, die immerdar ist grün.
Strophe 4: Er kennt sie an der Liebe, die seiner Liebe Frucht und die mit lauterm Triebe ihm zu gefallen sucht, die andern so begegnet, wie er das Herz bewegt, die segnet, wie er segnet, und trägt wie er sie trägt.
Fürbitten: Wir danken Dir, dass Du in und durch Jesus unser guter Hirte bist, dass bei Dir kein Mensch vergessen ist und dass Du uns alle mit Namen kennst. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Gib uns Kraft, Mut und Weisheit, gute Hirten füreinander zu sein. Lass uns nicht nur Hörer, sondern auch Täter Deines Wortes sein. Wir bitten Dich für die, die sich um andere Menschen kümmern: in Kirchen und politischen Gemeinden, in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer, beim Tourismus, in Schulen und woanders. Wir bitten Dich für die Menschen, deren Leben durcheinandergeraten ist: die unter einer schlimmen Krankheit leiden; die ihre Arbeit verloren haben; die wegen Krieg und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen; die wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion und ihres Geschlechtes diskriminiert werden; die durch Tod einen lieben Menschen verloren haben. Wir bitten Dich für die Politiker in aller Welt, dass sie sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen und für unsere Bundesregierung, dass sie unser Land aufrichtig und gut leitet. Wir bitten Dich für den neugewählten Papst Leo XIV., dass er mit Weisheit, Weitsicht und Geduld die römisch-katholische Kirche leitet.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag und alles Gute auf Euren und Ihren weiteren Lebenswegen an der Hand des Gottes, der unser guter Hirte ist. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Ihr und Euer Pfarrer und Obmann, Uwe