Andacht 2025-04-27 Es wird alles gut
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Jesus Christus ist das Licht der Welt! Halleluja. Mit diesem Ostergruß grüße ich Euch und Sie sehr herzlich zur Hausandacht für den ersten Sonntag nach Ostern am 27. April 2025. Im evangelischen Kirchenjahr sind wir in der Osterzeit, die bis Pfingsten dauert. Wir lesen diese im Namen des Gottes, der unser Heil und unser Licht ist und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Worte aus Psalm 118 nach der Lutherbibel 2017: Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. In der Angst rief ich den HERRN an; und der HERR erhörte mich und tröstete mich. Der HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun? Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Menschen. Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil. Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg! Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg! Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen. Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen. Amen.
Evangelium nach Johannes, Kapitel 20, die Verse 11 – 18 nach der Lutherbibel 2017: Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab hinein und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir: Wo hast du ihn hingelegt? Dann will ich ihn holen. Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und was er zu ihr gesagt habe. Amen.
Lied: Meine Hoffnung und meine Freude, Evangelisches Gesangbuch 641: Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht: Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.
Gedanken zur Lesung: Vor einigen Jahren sah ich einen berührenden Kinofilm über Maria Magdalena. Der Film an sich war berührend, aber auch die Situation im Kino. Ich war nämlich der einzige Zuschauer des Films und hatte das Gefühl, mit Maria Magdalena und Jesus im damaligen Israel unterwegs gewesen zu sein. Sie gehört zu den berühmtesten Persönlichkeiten der Bibel, obwohl die Evangelien ihren Namen nur dreimal erwähnen: Als Jüngerin Jesu (Lukas 8,1-3), als Zeugin seiner Kreuzigung (Markus 15, 46) und als Zeugin seiner Auferstehung (Johannes 20,18). Wenn es in den Jesusgeschichten ernst wird, dann stehen meistens tapfere Frauen im Vordergrund. Judas hat Jesus für 30 Silberlinge verraten. Petrus sagt dreimal, Jesus überhaupt nicht gekannt zu haben. Die anderen Jünger machen sich aus dem Staub, als Jesus verhaftet wird. Maria und andere Frauen sehen, wie Jesus leidet und am Kreuz stirbt. Maria Magdalena hat Angst, doch sie bleibt. Sie bleibt auch an diesem Ostermorgen und wird die erste Auferstehungszeugin. Es ist die erste Erfahrung eines Menschen aus Fleisch und Blut mit dem Auferstandenen, der eine verklärte und eine göttliche Gestalt angenommen hat. Ohne Maria Magdalena gäbe es wahrscheinlich keine Kirche. Der Kirchenvater Augustinus (354 – 430) hat ihr den Ehrentitel „Apostelin der Apostel“ gegeben. Die Ostergeschichte mit Maria Magdalena und Jesus ist eine intime und berührende Geschichte zweier Menschen, die sich anscheinend sehr nahestanden. Am Anfang dieser Geschichte steht kein Osterjubel, keine Osterfreude, sondern Trauer, Tränen und Einsamkeit. Maria steht am offenen Grab. Es ist dunkel und sie sieht den Leichnam Jesu nicht. Für sie ist klar: Nicht einmal den toten Jesus lassen sie in Ruhe. Sie haben ihn einfach weggenommen. Das muss sich für sie furchtbar angefühlt haben. Das fühlt sich auch furchtbar an für alle, denen ein lieber Mensch zum Beispiel durch Tod oder Krankheit weggenommen wurde, aber auch für die, denen etwas genommen wurde: die Heimat, die Arbeit, die Gesundheit, die Würde. Maria steht am Grab und weint - mutterseelenallein. So ist Trauer – bis heute. Es ist wichtig, Tränen, Schmerzen und Erinnerungen Raum und Zeit zu geben. Es ist gut, wenn wir wissen, wo wir unsere Toten bestattet haben. So gehen sie uns trotz des schmerzhaften Verlustes nicht ganz verloren. Maria weint um ihren Jesus. Viermal wird das Wort weinen in unserer Ostergeschichte erwähnt. Tränen gehören zum Leben und auch zum Glauben. Tränen, weil Lebenspläne platzen oder scheitern; Tränen, weil es in Familien, Freundschaften und Partnerschaften immer wieder zum Streit kommt; Tränen, weil der Glaube durch Krankheiten, Krieg, Ungerechtigkeiten und Gewalt angefochten wird. Natürlich gibt es auch Freudentränen, wenn ein Kind geboren und getauft wird, wenn Menschen sich nach langer Zeit wiedersehen, wenn jemand nach vielen Bewerbungen und Absagen doch noch eine interessante Arbeit finden konnte. Maria Magdalena wendet sich irgendwann wieder ab vom Grab. Auch ihr Leben und Alltag gehen weiter. Bevor sie wieder nach Hause gehen will, will sie den Mann fragen, den sie für einen Gärtner hält. Vielleicht weiß er ja, wo Jesus ist. Plötzlich hört Maria Magdalena eine vertraute Stimme: „Maria!“ Da wendet sie sich um und spricht zu ihm: „Meister!“ Es ist schön, vertraute Stimmen von Menschen zu hören, die einem wichtig und kostbar sind. Diese vertrauten Stimmen werden vor allem beim Wiedersehen und Wiederhören besonders wertvoll. Was für eine berührende und intime Szene! Nur zwei Worte sind nötig und reichen aus: „Maria“ und „Meister“. Diese Begegnung verändert alles. Maria erkennt den Auferstandenen. Sie vollzieht die Wende vom Tod zum Leben. Jesus lebt. Und auch seine Worte und Taten leben, wofür er gestanden und gelebt hat. Ihre Tränen werden getrocknet. Es gibt wieder Licht, Licht für neue Wege in die Zukunft. Die Ostererfahrung der Maria bedeutet für uns erstens: Wir sollen am Glauben dranbleiben und ihn nicht vorschnell aufgeben, trotz aller Zweifel und Anfechtungen. Wie oft denken wir: Wo ist Gott? Wo spüre ich seine Gegenwart? Wo ist er bei all dem Leid und Chaos in unserer Welt? Maria bleibt dran. Sie hört nicht auf, Jesus zu suchen. Sie macht die Ostererfahrung und bekommt dann Gewissheit: Jesus ist da. Er lebt und ist bei ihr. Diese Gewissheit gilt auch uns, auch wenn wir Jesus vielleicht schon öfters beerdigt haben, weil doch die Wirklichkeit so oft gegen ihn spricht. Dabei steht er unmittelbar hinter uns und stärkt uns den Rücken an jedem neuen Tag. Die Worte Jesu am Kreuz (Psalm 22): „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen“, sollen uns deutlich machen: Diesen Gott, den wir uns wünschen und der uns Glück im Leben garantieren soll, gibt es nicht. Doch Ostern sagt: Gott hat den Tod besiegt. Gottes Liebe und Friede haben das letzte Wort. Die Ostererfahrung der Maria bedeutet für uns zweitens: Wir sollen die Hoffnung haben, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Ostern bedeutet daher Aufbruch ins Neue und ins Gute: Heilung nach einer Krankheit, Versöhnung nach einem Streit, Frieden nach einem Krieg, Lebensfreude nach einer Trauer, Glücksgefühle nach einem Scheitern, neues Leben bei Gott nach unserem Tod. Ostern ist das Fest, an dem das Leben siegt, jedes Jahr aufs Neue, seit es die Christen gibt. Jeder Sonntag ist ein kleines Ostern. Lasst uns daher mutig, wahrhaftig und ohne Furcht sein! Lasst uns daher das Leben feiern und genießen. Das Leben feiern wollen wir mit einem Oster-Psalm, den ich in Anlehnung eines Dezember-Psalms geschrieben habe: „Mit großer Freude lauf‘ ich fest durch die Gegend, mal durch die Stadt, mal um den See, mal auf einen Berg. Jesus lebt! Ich bin froh und fröhlich. Ich grüße freundlich. Ich springe übermütig. Ich möcht‘ alle Menschen und Tiere umarmen. Jesus Lebt! Mach dich fein! Salbe dein Haupt mit Öl! Schmück Dein Haus mit Blumen! Sing, iss und trink! Jesus lebt! Mein Herz pocht. Meine Augen leuchten. Mein Atem geht schnell. Meine Seele ist glücklich. Jesus lebt! Glaube – Hoffnung – Liebe. Jesus lebt! Alles wird heil! Alles wird gut!“ Mit dieser Gewissheit lesen wir nun den Text des Osterliedes „Wir wollen alle fröhlich sein“. Amen.
Lied: Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, Evangelisches Gesangbuch 100, die Strophen 1 - 5
Strophe 1: Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit, denn unser Heil hat Gott bereit.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Strophe 2: Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist; ihm sei Lob, Ehr zu aller Frist.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Strophe 3: Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt und uns erlöst vom ewgen Tod.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Strophe 4: Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis, der uns erkauft das Paradeis.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Strophe 5: Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit von nun an bis in Ewigkeit.
Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. Gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Fürbitten: Guter Gott! Bei Dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Wir danken Dir, dass Du uns durch den Kreuzestod und die Auferstehung Deines Sohnes Deine wertschätzende und vergebende Liebe zusprichst. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Gib uns Kraft, Mut und Weisheit für Vergebung von Schuld und Versöhnung mit anderen Menschen. Lass uns nicht nur Hörer, sondern auch Täter Deines Wortes sein. Wir bitten Dich für die, die sich um andere Menschen kümmern: in Kirchen und politischen Gemeinden, in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer, beim Tourismus, in Schulen und woanders. Wir bitten Dich für die Menschen, deren Leben durcheinandergeraten ist: die unter einer schlimmen Krankheit leiden; die ihre Arbeit verloren haben; die wegen Krieg und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen; die wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion und ihres Geschlechtes diskriminiert werden; die durch Tod einen lieben Menschen verloren haben. Wir bitten Dich für die Politiker in aller Welt, dass sie sich für Frieden und Versöhnung einsetzen und für unsere Bundesregierung, dass sie unser Land aufrichtig und gut leitet. Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag und alles Gute auf Euren und Ihren weiteren Lebenswegen an der Hand des Gottes, der unser Heil und unser Licht ist. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Ihr und Euer Pfarrer und Obmann Uwe