Andacht 2025-02-23 Gottvertrauen in Stürmen des Lebens
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 23. Feber 2025. Wir lesen diese im Namen des Gottes, dem wir an allen Tagen unsers Lebens vertrauen können und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Worte aus Psalm 107 nach der Lutherbibel 2017: Dankt dem HERRN, denn er ist gut, und seine Gnade hört niemals auf! Dies sollen alle bekennen, die der HERR erlöst hat. Menschen segelten aufs Meer hinaus, um mit ihren Schiffen Handel zu treiben. Dort erlebten sie die Macht des HERRN, auf hoher See wurden sie Zeugen seiner Wunder. Nur ein Wort von ihm – und ein Sturm peitschte das Meer. Wogen türmten sich auf, warfen die Schiffe hoch in die Luft und stießen sie sogleich wieder in die Tiefe. Da verloren die Seeleute jede Hoffnung. In auswegloser Lage schrien sie zum HERRN, und er rettete sie aus ihrer Not. Er bannte die tödliche Gefahr: Der Sturm legte sich, und die Wellen wurden ruhig. Da jubelten sie, dass endlich Stille herrschte! Gott brachte sie in den sicheren Hafen, an das ersehnte Ziel. Sie sollen den HERRN preisen für seine Gnade und für seine Wunder, die er uns Menschen erleben lässt! Amen.
Evangelium nach Markus, Kapitel 4, die Verse 35 – 41 nach der Lutherbibel 2017:
Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns ans andre Ufer fahren. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm. Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind! Amen.
Lied: Befiehl du deine Wege, Evangelisches Gesangbuch 361, die Strophen 1, 2 und 8
Strophe 1: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Strophe 2: Dem Herren musst du trauen, wenn dir's soll wohlergehn; auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.
Strophe 8: Ihn, ihn lass tun und walten, er ist ein weiser Fürst und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst, wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.
Gedanken zur Lesung: Das kennen wir auch – wenn ein langer Tag mit vielen Aufgaben am Abend zu Ende geht. Wir freuen uns dann auf einen angenehmen Ausklang des Tages. Das war auch bei Jesus so. Ein langer Tag ging für ihn zu Ende. Er hatte viel geredet und erzählt. In immer neuen Bildern und Gleichnissen hatte er den Menschen Gottes Reich, also Gottes neue Welt mit Frieden und Liebe nahegebracht. Viele Menschen waren gekommen und haben ihm zugehört. Die Jünger schickten die Menschen nach Hause und wollten nun auch endlich Ruhe haben. Jesus war einverstanden und schlug vor, an das andere Ufer des Sees Genezareth zu fahren. Jesus hatte von einem Boot aus zu den Menschen gesprochen. Er blieb im Boot, die Jünger kamen dazu und ruderten los.
Der See Genezareth liegt im Norden Israels und wird auch als das Galiläische Meer bezeichnet. Er ist 21 km lang und bis zu 13 km breit. Sein Umfang ist 53 km. Die tiefste Stelle ist 43 Meter. Er ist mit 212 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefst gelegene Süßwassersee der Erde.
Im Boot war Ruhe eingekehrt. Jesus saß hinten im Boot, war müde und kaputt nach so einem Tag, nahm sich ein Kissen und schlief ein. Diese Situation ist der Ausgangspunkt für unseren heutigen Predigttext. Wir haben ihn vorhin gehört. Wir befinden uns an eine Schnittstelle im evangelischen Kirchenjahr. Dieses prägt ja immer noch unser Leben, auch für die, die sich ansonsten nicht viel für Kirche interessieren. Die großen ökumenischen Feste wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten erinnern auch daran, dass das Leben viel mehr ist als Arbeiten, Essen, Freizeit und Einkaufen. Das nächste große christliche Fest ist Ostern. Im Zentrum des Osterfestes steht die strahlende und fröhliche Feier der Auferstehung Jesu. Doch vorher begleiten wir mit unseren Gottesdiensten den Weg Jesu durch sein Leiden bis zu seinem Tod am Karfreitag.
Der Evangelist Markus erzählt, wie Jesus predigt, wie er Menschen heilt, wie er in Gesprächen mit den religiösen Wortführern streitet und sie zurechtweist, wie er Menschen einlädt, ihm als seine Jünger nachzufolgen. Das alles geschieht aus einer großen Vollmacht heraus. Diese Vollmacht beeindruckt und fasziniert die Menschen. Darum strömen sie zu Jesus, wollen ihn hören und stellen sich auch die Frage, die bis heute unter Christen und in der akademischen Theologie diskutiert wird: „Wer ist dieser Jesus?“ Ein normaler Mensch? Ein Prophet? Ein Lehrer? Ein Wunderheiler? Der lang ersehnte Messias? Der Sohn Gottes? Wer ist Jesus für Dich?
Kehren wir zurück zu Jesus auf dem Boot. Die Lage ändert sich dramatisch. Jesus schläft immer noch tief und fest, die Jünger denken darüber nach, was sie von Jesus gehört haben. Plötzlich kommt ein großer Wirbelwind auf – das passiert auf dem See Genezareth dort immer mal wieder. Dieser Wind aber ist so heftig, dass das Boot unterzugehen droht. Die Wellen schlagen ins Boot, es läuft voll. Wer an der Küste eines Meeres lebt oder dort mal Urlaub gemacht hat, weiß, wie stark und zerstörerisch Stürme sein können. Das erleben wir auch in den Bergen. Starke Winde und Windböen legen öfters den Betrieb der Bergbahnen im Winter und Sommer lahm, lassen Bäume umstürzen und gefährden Menschen und Häuser. Lebensgefährlich wird es jetzt auch für die Jünger und Jesus im Boot auf dem See Genezareth. Sie sind diesen Naturgewalten schutzlos ausgeliefert. Der Untergang des Bootes droht. Jesus schläft weiter ganz seelenruhig hinten im Schiff auf seinem Kissen. Hat er den Sturm nicht gespürt? In ihrer großen Not und Verzweiflung wecken die Jünger Jesus auf. Hat er den Sturm nicht gespürt? Richtig sauer fahren sie ihn an: „Meister, kümmert es dich gar nicht, dass wir hier untergehen? Ist es dir egal, dass wir gleich sterben?“ In ihrer Panik und ihrem Nichtverstehen steckt auch eine Ahnung: Eventuell kann Jesus ja helfen. Vielleicht ist er ja mehr als ein Lehrer, der wunderschön und anschaulich über Gott und sein Reich erzählt. Ein Weisheitslehrer und Wunderheiler wird wohl zu schwach sein, um den Sturm verschwinden zu lassen. Jesus sagt den Jüngern erstmal gar nichts. Er steht wortlos auf und bedroht Wind und Wellen: Schweig! Hört auf! Und der Wind und die Wellen legen sich. Es entsteht eine große Stille. Kein Jubel bricht aus bei den Jüngern, keine Hurra-Rufe, kein Dank, nur stummes Staunen. Dann erst fragt Jesus seine Jünger: „Warum habt ihr so große Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Jesus hatte ihnen doch so viel erzählt von der Liebe Gottes, die wie ein Samenkorn von Gott in unser Leben gesät wird. Aber noch ist nichts davon in ihren Herzen aufgegangen. Wenn Jesus von Glauben spricht, dann meint er immer unser Vertrauen zu Gott. „Wo ist euer Vertrauen zu Gott?“, fragt Jesus. „Wo ist euer Vertrauen zu mir?“
Vertrauen ist immer das Gegenmittel gegen die Angst. Gott ist für Jesus kein Schönwettergott für Sonnenschein und fröhliche Tage. Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der ist auch dann bei uns, wenn es dunkel wird, wenn die Stürme des Lebens über uns hereinbrechen. Viele Menschen auch in unserer Pfarrgemeinde haben so einen Lebenssturm erlebt und durchgemacht: Krankheit, Trennung, Angst vor der Zukunft, der Tod eines lieben Menschen sind solche Lebensstürme. Wenn also das Leben so anders läuft, als wir es uns gedacht haben oder wenn wir schuldig geworden sind an anderen. Das sind Stürme, die unser Lebensboot fast zum Kentern gebracht haben. Unser Glaube ermutigt uns: Selbst ein heftiger Lebenssturm wird uns nicht von Gott wegwehen. Er ist da, selbst wenn wir meinen, unser Leben und Schicksal interessieren Gott gar nicht. Er ist auch da, wenn wir meinen, der schaut gar nicht auf uns, weil er wie Jesus im Boot fest schläft. Jesus selbst hat nur seinen Weg durch Dunkelheit, Folter und Tod gehen können, weil er wusste, dass Gott ist bei ihm, egal, was auch geschieht. Die Jünger im Boot sehen diesen Weg noch nicht. Sie sehen nur das glatte Meer und hören die große Stille. Bei ihnen spürt man keine Freude, keinen Jubel, keinen Dank. Sie spüren eventuell ein Gefühl von Furcht, von fragender und staunender Ehrfurcht: „Wer ist dieser Jesus? Wie kann es sein, dass ihm Wind und Wellen gehorchen?“ Mit dieser Frage beendet der Evangelist Markus seine kurze Erzählung, denn für ihn ist die Antwort klar: Jesus ist der Sohn Gottes. Gott selber kommt in seinem Sohn zu uns, der unser Leben teilt und in den Lebensstürmen an unserer Seite ist, damit in uns das tiefe Vertrauen wachsen kann: „Du, Gott, bist an unserer Seite.“ Dieses tiefe Vertrauen zu Gott ist das Heilmittel gegen die Angst, gegen die Angst vor dem Leben, vor der Zukunft und vor Stürmen, die unser Leben durcheinanderbringen können. Mit Vertrauen zu Gott können wir uns getrost und kraftvoll in die Zukunft unseres Lebens wagen und unser kostbares Leben bejahen und bestehen, weil wir wissen: Gott ist da, am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. Mit Gottes Liebe werden wir die Stürme des Lebens überstehen, weil wir stets in Gottes Händen geborgen sind. Selbst der letzte große Sturm, der Tod, hat keine Macht gegen Gottes Liebe. So können wir hoffnungsvoll und getrost in unseren Lebensbooten weiterfahren, bis wir dann mit der allerletzten Fahrt in Gottes gutem Zielhafen, also in seinem Himmelreich ankommen. Der große evangelische Liederdichter Paul Gerhardt (1607 - 1667) nimmt in seinem Lied „Die güldne Sonne“ Motive aus der Erzählung von der Sturmstillung bei Markus auf und beschreibt in der Strophe 12 so wunderbar die Ewigkeit, die uns erwartet: Freude die Fülle und selige Stille wird mich erwarten im himmlischen Garten. Amen.
Lied: Die güldne Sonne, Evangelisches Gesangbuch 449, die Strophen 1, 10 und 12
Strophe 1: Die güldne Sonne voll Freud und Wonne bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen ein herzerquickendes, liebliches Licht. Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder; aber nun steh ich, bin munter und fröhlich, schaue den Himmel mit meinem Gesicht.
Strophe 10: Willst du mir geben, womit mein Leben ich kann ernähren, so lass mich hören allzeit im Herzen dies heilige Wort: "Gott ist das Größte, das Schönste und Beste, Gott ist das Süßte und Allergewisste, aus allen Schätzen der edelste Hort."
Strophe 12: Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende; nach Meeresbrausen und Windessausen leuchtet der Sonnen gewünschtes Gesicht. Freude die Fülle und selige Stille wird mich erwarten im himmlischen Garten; dahin sind meine Gedanken gericht'.
Fürbitten: Guter Gott! Mit Vertrauen, dass Du bei uns bist und unsere Namen kennst, wollen wir unsere weiteren Lebenswege gehen. Wir bitten Dich für die Menschen, deren Leben durch Stürme durcheinandergeraten ist: die unter einer schlimmen Krankheit leiden; die wegen Insolvenzen ihre Arbeit verloren haben; die wegen Krieg und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen mussten; die wegen ihrer Hautfarbe, Religion und ihres Geschlechtes diskriminiert werden; die wegen Terroranschlägen einen lieben Menschen verloren haben. Wir bitten Dich für die Politiker in aller Welt, dass sie sich für Frieden einsetzen und für die Politiker in Österreich, dass sie bald eine gute Bundesregierung bilden können und die innere Sicherheit im Lande gewährleisten können. Wir bitten Dich für die, die sich um andere Menschen kümmern: in Pfarrgemeinden, Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer, beim Tourismus, in Schulen und woanders. Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Tag an der Hand des Gottes, dem wir an allen Tagen unsers Lebens vertrauen können. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Pfarrer und Obmann Uwe