Andacht 2025-01-05 Prüfet alles und behaltet das Gute!
Uwe Träger, Obmann
Jahreslosung aus 1. Thessalonicher, Kapitel 5, Vers 21: „Prüfet alles und behaltet das Gute!“
Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser ersten Hausandacht des neuen Jahres 2025. Wir lesen diese im Namen des Gottes, der uns Kraft und Weisheit gibt, alles zu prüfen und das Gute zu behalten und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: Nun danket alle Gott, Evangelisches Gesangbuch 321, die Strophen 1 - 3
Strophe 1: Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan.
Strophe 2: Der ewigreiche Gott woll uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort und uns aus aller Not erlösen hier und dort.
Strophe 3: Lob, Ehr und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone, ihm, dem dreiein'gen Gott, wie es im Anfang war und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.
Evangelium nach Matthäus, Kapitel 19, die Vers 16 – 26 nach der Lutherbibel 2017 – Jesus wird gefragt, wer und was gut ist: Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur der Eine. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; ehre Vater und Mutter; und: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir och? Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! Da der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er hatte viele Güter. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. Da das die Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden? Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist’s unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Amen.
Gedanken zur Jahreslosung: Die Jahreslosung wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen festgelegt. Ausgewählt wird ein Bibelwort, das einem das ganze Jahr begleiten soll, das in der Regel kurz und einprägsam ist und zum Nachdenken und zur Diskussion anregen soll. Die erste Jahreslosung erschien 1930, also vor 95 Jahren. Die Jahreslosung 2025 „Prüfet alles und behaltet das Gute!“ steht im ersten Brief des Apostels Paulus an die christliche Gemeinde in Thessalonich. Diese Stadt heißt heute Thessaloniki und liegt im Norden Griechenlands. Diesen Brief verfasste der Apostel Paulus um ca. 50 nach Christus und dieser ist die älteste Schrift des Neuen Testamentes. Die Jahreslosung passt gut in unsere Zeit, denn wir sind oft überlastet und überfordert. Wir sollen das Klima retten und schützen und den Planeten Erde mit acht Milliarden Zeitgenossen teilen. Wir sollen den Frieden in vielen Teilen der Welt wieder herstellen und bewahren. Dazu kommt noch unser Alltag mit den vielen Aufgaben. Unseren Beruf wollen wir gut und pflichtbewusst ausüben. Wir wollen uns um unsere Kinder und Enkel kümmern und uns gesund ernähren und erhalten. Dazu kommen noch die vielen Mails, Whatsapps, Telefonate, Fake-News, künstliche Intelligenz und Verschwörungstheorien. Kein Wunder, wenn viele Menschen unserer Zeit nach Entlastung rufen. Politiker versprechen oft Entlastung, wenn zum Beispiel Steuern gesenkt werden, wenn die Renten steigen und die Energiekosten sinken. Suchen wir bei unserer christlichen Religion und in der Bibel nach stichhaltigen und wichtigen Hinweisen auf Entlastung für unser Leben und Christsein! Machen wir uns auf Spurensuche und schauen dort nach, wo man sich vom Stress des andauernden Perfekt-Seins entlasten und lösen kann! Auf dieser Spurensuche werden wir in unserer Jahreslosung fündig: „Prüfet alles und das Gute behaltet!“ Ja, diese Jahreslosung für das neue und von Gott geschenkte Jahr klingt wie eine Lebensweisheit und ein Ratschlag für alle möglichen Entscheidungen, die wir Tag für Tag zu treffen haben. Wenn das doch nur so leicht ginge, wie es der Apostel Paulus den Menschen in der christlichen Gemeinde in Thessalonich geraten hat. Sein Rat klingt wie ein Wunschtraum in der Realität des Alltages. Denn wir haben nicht immer die Möglichkeit, die Ruhe und Zeit, alles zu prüfen, was auf uns zukommt. Wir sind auch vor Entscheidungen gestellt, die keine ausführlichen und sorgfältigen Prüfungen und Reflexionen zulassen. Manchmal müssen wir von jetzt auf gleich eine Entscheidung treffen und können dann noch nicht absehen, ob diese gut oder falsch war. Manchmal ist es auch besser, wenn in machen Situationen andere kompetente Menschen für uns das Richtige und Gute entscheiden. Wir müssen auf jeden Fall klären, nach welchen Kriterien und Überzeugungen geprüft, entschieden und gehandelt werden soll. Politiker prüfen, entscheiden und handeln nach dem, was mit dem Programm ihrer Partei übereinstimmt. Menschen, die mit Religion, Kirche und Glaube nichts zu tun haben, prüfen, entscheiden und handeln, was auch mit ihrem Gewissen vereinbar ist. Und religiöse Menschen prüfen, entscheiden und handeln mit dem Glauben, Worten und Traditionen ihrer Religion. Das bedeutet für uns: Wir prüfen, entscheiden und handeln mit den Überzeugungen und Traditionen unserer christlichen Religion und mit den Worten der Bibel. Allerdings kann das nicht nur eine Entlastung, sondern auch eine Herausforderung für unser christliches Leben sein. Denn auch in allen christlichen Kirchen gibt es Menschen mit unterschiedlichen Frömmigkeiten und Überzeugungen, die Aussagen der Bibel für Herausforderungen unserer Zeit und unseres Lebens unterschiedlich verstehen und prüfen. Das wurde sehr deutlich, als vor einigen Jahren alle Gemeindevertretungen unserer evangelischen Kirche in Österreich zu entscheiden hatten, ob in ihren Kirchen öffentliche Segnungsgottesdienste von gleichgeschlechtlichen Paaren durchgeführt werden können oder nicht. In allen Gemeindevertretungen wurden die für diese Angelegenheit relevanten Bibelstellen gelesen und geprüft. Dann wurde entschieden, was für die Pfarrgemeinde gut oder nicht gut ist. Das Entlastende unserer Jahreslosung ist auch, dass meine Ansicht, meine Überzeugung, mein Glaube und die Art, ihn zu leben, immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden sollen, und zwar von mir selbst und auch von anderen. Mein Glaube und meine Beziehung zu Gott sollen nicht erstarren, sondern lebendig bleiben. Unser Christsein und unser Glaube sollen nie fertig und endgültig und für Freiräume offen sein, um Neues und auch Altes neu zu entdecken und starre Positionen zu hinterfragen und aufzugeben. Mit der Jahreslosung stellen sich auch die Fragen nach dem Unaufgebbaren und dem verlässlichen Fundament, die uns im Leben und im Sterben Halt und Orientierung geben, denn der christliche Glaube ist in unserer Zeit ein Angebot auf dem großen Jahrmarkt der religiösen Möglichkeiten. Sorgfältige Prüfung ist dann geboten, um das Gute zu behalten. Die Entlastung für unser Christsein besteht darin, dass es für uns Christen nur eine Antwort geben kann, bei wem das Gute schlechthin mitten im Wechsel der Zeiten zu finden ist: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit!“ (Hebräerbrief 13, 8). Amen.
Lied: Wohl denen, die da wandeln, Evangelisches Gesangbuch 295, die Strophen 1 – 4
Strophe 1: Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Worte handeln und leben allezeit; die recht von Herzen suchen Gott und seine Zeugniss' halten, sind stets bei ihm in Gnad.
Strophe 2: Von Herzensgrund ich spreche: Dir sei Dank allezeit, weil du mich lehrst die Rechte deiner Gerechtigkeit. Die Gnad auch ferner mir gewähr; ich will dein Rechte halten, verlass mich nimmermehr.
Strophe 3: Mein Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt. Herr, tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden werd. Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.
Strophe 4: Dein Wort, Herr, nicht vergehet, es bleibet ewiglich, soweit der Himmel gehet, der stets beweget sich; dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit gleichwie der Grund der Erden, durch deine Hand bereit.
Gebet: Unzählige Eindrücke strömen Tag für Tag auf mich ein: Meinungen, Wahrheiten, Nachrichten. Wie soll ich entscheiden, was wahr ist und was falsch? Was gibt mir Halt und Orientierung, damit ich das Gute behalte und das lasse, was nicht gut ist und zerstört? Du, Gott, hast mir mein Leben anvertraut. Du schenkst mir Freiraum, dieses Leben zu gestalten. Ich darf prüfen, entscheiden, handeln. Das ist meine Würde und Verantwortung zugleich. Unzählige Eindrücke strömen Tag für Tag auf mich ein. Wie gut, dass ich damit nicht allein bin. Was mir Halt gibt, sind nicht immer meine Vernunft und mein Verstand. Was mich hält, bist Du, guter Gott! Du hilfst mir zu entdecken, was gut ist und zum Leben dient, denn dein Blick reicht weit über meinen Horizont hinaus. Du öffnest mir einen Raum der Freiheit, in dem ich leben und scheitern und neu anfangen kann. Ich will mutig das Leben wagen, weil du da bist – am Abend, am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen ein gesegnetes neues Jahr an der Hand des Gottes, der uns Kraft und Weisheit gibt, alles zu prüfen und das Gute zu behalten. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Pfarrer und Obmann Uwe