Andacht 2023-10-27 Zusammen mit Gott

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Uwe Träger, Obmann

Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 27. Oktober 2024. Wir lesen diese mit dem Vertrauen im Namen des Gottes, für den wir wertvoll und nicht egal sind und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: All Morgen ist ganz frisch und neu, Evangelisches Gesangbuch 440, die Strophen 1 – 4
Strophe 1: All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.

Strophe 2: O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn: Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnad kein Mangel han.
Strophe 3: Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr, vor Ärgernis, vor Blindheit und vor aller Schand und reich uns Tag und Nacht dein Hand,
Strophe 4: zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag, wir stehn im Glauben bis ans End und bleiben von dir ungetrennt.

Lesung: 4. Mose, Kapitel 22, die Verse 21 – 35 nach der Lutherbibel 2017 - wir lesen von einem gewissen Bileam, einem Engel mit einem Schwert und einer klugen Eselin: Da stand Bileam am Morgen auf und sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten der Moabiter. Aber der Zorn Gottes entbrannte darüber, dass er hinzog. Und der Engel des Herrn trat in den Weg, um ihm zu widerstehen. Er aber ritt auf seiner Eselin, und zwei Knechte waren mit ihm. Und die Eselin sah den Engel des Herrn auf dem Wege stehen mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem Felde; Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen. Da trat der Engel des Herrn auf den Pfad zwischen den Weinbergen, wo auf beiden Seiten Mauern waren. Und als die Eselin den Engel des Herrn sah, drängte sie sich an die Mauer und klemmte Bileam den Fuß ein an der Mauer, und er schlug sie noch mehr. Da ging der Engel des Herrn weiter und trat an eine enge Stelle, wo kein Platz mehr war auszuweichen, weder zur Rechten noch zur Linken. Und als die Eselin den Engel des Herrn sah, fiel sie in die Knie unter Bileam. Da entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stecken. Da tat der Herr der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was hab ich dir getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast? Bileam sprach zur Eselin: Weil du Mutwillen mit mir treibst! Ach dass ich jetzt ein Schwert in der Hand hätte, ich wollte dich töten! Die Eselin sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag? War es je meine Art, es so mit dir zu treiben? Er sprach: Nein. Da öffnete der Herr dem Bileam die Augen, dass er den Engel des Herrn auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand, und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht. Und der Engel des Herrn sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen; denn dein Weg ist verkehrt in meinen Augen. Und die Eselin hat mich gesehen und ist mir dreimal ausgewichen. Sonst, wenn sie mir nicht ausgewichen wäre, so hätte ich dich jetzt getötet, aber die Eselin am Leben gelassen. Da sprach Bileam zu dem Engel des Herrn: Ich habe gesündigt; ich hab's ja nicht gewusst, dass du mir entgegenstandest auf dem Wege. Und nun, wenn dir's nicht gefällt, will ich wieder umkehren. Der Engel des Herrn sprach zu ihm: Zieh hin mit den Männern, aber nichts anderes, als was ich zu dir sagen werde, sollst du reden. So zog Bileam mit den Fürsten Balaks.

Gedanken zur Lesung:  Bileam - vielleicht ist er uns einmal im Kindergottesdienst oder Religionsunterricht begegnet. Er gehört nicht zum Volk Israel. Er kommt wahrscheinlich aus dem Raum Syrien und ist ein Prophet, den man gegen gute Bezahlung engagieren konnte. Nachdem die Israeliten aus Ägypten geflohen sind und die lange Reise durch die Wüste hinter sich haben, kommen sie endlich in das gelobte Land Israel. Doch dort fließen nicht nur Milch und Honig. Es ist von anderen Völkern bewohnt, mit denen es Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen gibt. Auch heute gibt es solche Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen in Israel. Denken wir nur an den immer wieder aufflammenden und anhaltenden Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel mit vielen Toten und Verletzten. Damals gab es einen Konflikt zwischen den sogenannten Moabitern und den Israeliten um das Land nördlich und östlich des Toten Meeres. Diese hatten von der Kampfeskraft der Israeliten gehört und bekamen Angst. Nun kommt Bileam ins Spiel. Seine Worte sind mit einer ungewöhnlichen Macht ausgestattet. Er kann Menschen im Namen eines Gottes segnen und ihnen damit eine große Kraft verleihen. Er kann aber auch Menschen verfluchen, die dadurch schlimmen Schaden erleiden. Der König der Moabiter hört von Bileam und bittet ihn, zu ihm zu kommen, um dann die Israeliten zu verfluchen, die dadurch ihre Kraft im Kampf verlieren sollten. Bileam willigt ein und macht sich auf den Weg in das Land der Moabiter. Auf dem Weg stellt der Gott Israels sich Bileam durch einen Engel mit einem Schwert in den Weg. Denn er will nicht, dass sein Volk verflucht, sondern gesegnet wird. Das macht deutlich, dass das Volk Israel bis heute das auserwählte Volk ist. Was hieße das für die gegenwärtige Situation in Israel? Wenn Bileam heute leben und wirken würde - welchen Auftrag würde Gott ihm geben? Israel zu segnen und die Palästinenser verfluchen? Oder umgekehrt? Nun kommt der große Auftritt der Eselin. Bileam sieht nichts, spürt nichts, nimmt nichts wahr. Aber die Eselin. Sie bemerkt den Engel des Herrn mit dem Schwert in der Hand. Sie weicht aus und verlässt den Weg. Bileam bemerkt immer noch nichts. Dann klemmt sie Bileams Füße ein und geht auch noch bewusst in die Knie, damit Bileam endlich die Situation richtig wahrnehmen und einschätzen kann. Merkwürdig ist, dass Bileam den Engel mit dem Schwert nicht bemerkt. Es gibt anscheinend Dinge zwischen Himmel und Erde, die Menschen nicht wahrnehmen können. Oft haben Tiere mehr Gespür für brenzlige Situationen und Stimmungen als Menschen. Das wissen vor allem Hundehalter. Esel sind anscheinend alles andere als dumm und störrisch. Esel können gut und ausdauernd Lasten tragen. Eine Eselin hatte eine sehr wichtige Aufgabe und dürfte wohl die berühmteste Eselin der Welt sein. Gemeint ist die, auf der Jesus unter Jubel der Leute in Jerusalem einzog. Die Eselin rettet Bileam das Leben. Er will so rasch wie möglich zu dem König der Moabiter, um seinen Auftrag zu erfüllen und die Israeliten zu verfluchen. Bileam ist ungehalten und zornig über das Verhalten seines Reittiers. Er schlägt immer heftiger auf die Eselin ein und würde sie sogar töten, wenn er ein Schwert gehabt hätte. Das ist nichts neues. Viele Tiere werden von Menschen misshandelt und geschlagen. Oft werden Tiere als gefühllose Dinge angesehen, die nur einen Nutzen für die Menschen haben. Denken wir an die erbarmungslosen Bedingungen der Massentierhaltungen und Tiertransporte. Die Menschen bekommen für dieses Verhalten die Quittung und werden verflucht, sei es durch Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden, sei es durch Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Die Eselin rettet Bileam das Leben, bevor der Engel mit seinem Schwert zuschlägt. Die Eselin beginnt zu sprechen und erinnert Bileam an ihre Zuverlässigkeit und Treue. Er wird nachdenklich und schätzt nun die Situation richtig ein. Er versteht nun, dass er nur das sagen soll was Gott ihm sagt. Fast wäre es zu spät gewesen, aber er versteht nun durch den Engel, dass er auf einem verkehrten Weg ist. Es geht um einen starken kämpferischen Engel mit einem Schwert. Ich gehe öfters durch unsere beiden Friedhöfe in Wiedweg und in Bad Kleinkirchheim, um auch zu schauen, wie die Gräber gerichtet sind. Auf vielen Gräbern auf unseren und auch auf anderen Friedhöfen sehen wir Engel. Große Engel aus Marmor, Bronze oder Sandstein; kleine Engel aus Holz oder Stein; eingravierte Engel - sitzend, liegend, stehend oder schlafend. Manchmal tummeln sich ganze Heerscharen von Engelsfiguren. Einen großen kräftigen und stattlichen Engel aus Holz sehen wir in unserer Kirchheimer Aufbahrungshalle. Es ist der Erzengel Michael, der den Drachen, also den Teufel, tötet. Am 29. September war der sogenannte Michaelistag. Der Michaelistag ist nicht nur der Gedenktag des Erzengels Michael, sondern zugleich der Gedenktag aller Engel. Engel sind Boten Gottes, verkünden wichtige Botschaften Gottes und weisen mit ihren Taten und Worten darauf hin, wer und wie Gott ist. Aus den Erzählungen der Bibel kennen wir sicherlich einige bekannte Engel. Nach seiner Taufe geht Jesus 40 Tage in die Wüste, wird dort vom Satan versucht und Engel dienen ihm. Der Engel der Weihnachtsgeschichte verkündet den Hirten auf dem Felde die Geburt Jesu und Frieden auf Erden. Der Engel in der Ostergeschichte verkündet den Frauen am leeren Grab die Auferstehung Jesu von den Toten. Ein Vers aus Psalm 91 wird gerne als Tauf- oder Konfirmationsspruch ausgesucht: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Der Engel mit dem Schwert, der vor Bileam steht, verdeutlicht uns, dass Gott auch eine kämpferische Seite hat. Er kämpft für uns, weil wir unendlich wertvoll und kostbar für ihn sind und weil er uns um Jesu Namen liebt. Er kämpft für uns, weil wir oft auf falschen Wegen sind, die uns von Gott wegführen und die uns eher in die Arme des Teufels führen. Gott stellt uns immer wieder seine Engel in den Weg, die uns aufhalten wollen, wenn wir bereits auf einem verkehrten Weg sind oder wenn wir auf einen für uns nicht guten Weg geraten könnten. Das können Menschen sein, die uns vertraut sind, aber auch Menschen, denen wir begegnen. Vielleicht sind es auch Tiere, die uns wertvolle Zeichen durch ihr Verhalten geben. Wege und Verhalten gibt es genug, durch die wir geschädigt und verflucht werden können – falsche Ernährung, zu viel Arbeit und Stress, Streit zwischen Menschen, Gier nach immer mehr und Geiz. Der Engel mit dem Schwert steht vor Bileam. Aber ihm geschieht nichts. Er wird für seinen verkehrten Weg nicht bestraft. Er darf mit neuer Blickrichtung weiterreisen. Diese neue Blickrichtung heißt, nicht mehr fluchen, sondern segnen. Aufgrund der Sünde, in die wir uns immer wieder verstricken und die uns für Gott nicht liebenswert macht, müssten wir auch mit dem Schwert bestraft werden. Aber das Schwert wird uns nicht treffen und richten. Es traf Jesus am Kreuz. Daher werden wir nicht verflucht, sondern gesegnet, in dem Gott uns unsere Schuld vergibt. Dadurch schenkt er uns sein großes Vertrauen, dass wir unser Leben immer wieder in der Kraft der Vergebung Gottes neu ausrichten und unser Leben zusammen mit Gott gestalten und führen sollen. Gott schenkt uns nämlich immer wieder Neuanfänge für unser Leben und Glauben, auch wenn wir diese nicht sofort wahrnehmen und erkennen. Amen. 

Lied: „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, Evangelisches Gesangbuch 369, die Strophen 1 + 3 + 4 +7  
Strophe 1: Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.

Strophe 3: Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt, wie unsers Gottes Gnadenwille, wie sein Allwissenheit es fügt, Gott, der uns sich hat auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.
Strophe 4: Er kennt die rechten Freudenstunden, er weiß wohl, wann es nützlich sei; wenn er uns nur hat treu erfunden und merket keine Heuchelei, so kommt Gott, eh wir's uns versehn, und lässet uns viel Guts geschehn.
Strophe 7: Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu; denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Fürbitten: Guter Gott! Wir danken Dir, dass wir uns auf Dich verlassen und Dir vertrauen können. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das nicht sofort wahrnehmen und erkennen. Im Vertrauen auf Dich bitten wir:  Gib uns Kraft und Mut, dass wir unseren christlichen Glauben vor Menschen und vor der Welt bezeugen und bekennen. Begleite uns mit Deinen starken und guten Engeln, die uns stärken und trösten, helfen und ermutigen. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die von Ängsten und Sorgen erdrückt werden; die Angst um Ihre Existenz haben; die ihren Glauben verloren haben; die um einen lieben Menschen trauern. Im Vertrauen auf Dich bitten wir: für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für alle, die wegen ihrer Religion, Hautfarbe und ihres Geschlechtes benachteiligt oder diskriminiert werden. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für unsere Verantwortung für die Tiere und für die Natur; für alle, die wegen Krieg und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die in den christlichen Kirchen, politischen Gemeinden, Tourismusverbänden, Schulen, Vereinen und Firmen und woanders Verantwortung haben. Amen. 

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, für den wir wertvoll und nicht egal sind. Es segne und behüte Sie und Euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Herzliche Grüße, Euer/ Ihr Obmann Uwe