Andacht 2024-08-11 Zwei wichtige Gotteserkenntnisse
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 11. August 2024. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass wir für Gott unendlich wertvoll und kostbar sind und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: Mir ist Erbarmung widerfahren, Evangelisches Gesangbuch 355, die Strophen 1-4
Strophe 1: Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung, deren ich nicht wert; das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hat's nie begehrt. Nun weiß ich das und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit.
Strophe 2: Ich hatte nichts als Zorn verdienet und soll bei Gott in Gnaden sein; Gott hat mich mit sich selbst versühnet und macht durchs Blut des Sohns mich rein. Wo kam dies her, warum geschieht's? Erbarmung ist's und weiter nichts.
Strophe 3: Das muss ich dir, mein Gott, bekennen, das rühm ich, wenn ein Mensch mich fragt; ich kann es nur Erbarmung nennen, so ist mein ganzes Herz gesagt. Ich beuge mich und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit.
Strophe 4: Dies lass ich kein Geschöpf mir rauben, dies soll mein einzig Rühmen sein; auf dies Erbarmen will ich glauben, auf dieses bet ich auch allein, auf dieses duld ich in der Not, auf dieses hoff ich noch im Tod.
Worte aus Psalm 73 nach der Lutherbibel von 2017: Ich bleibe stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun. Amen.
Lesung: Lukas-Evangelium, Kapitel 18, Verse 9 - 14 nach der Lutherbibel 2017: Jesus sagte aber zu einigen, die überzeugt waren, fromm und gerecht zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. Amen.
Gedanken zur Lesung: Menschen können sich selbst sehr gut darstellen und verkaufen. Zahlreiche Olympiasieger in Paris standen nach ihrem Triumph so richtig im Mittelpunkt und ließen sich als Helden ihrer Nation feiern. Andere Menschen müssen sich gut darstellen und verkaufen können, wenn sie was erreichen wollen. Denken wir an alle, die sich für eine neue Arbeitsstelle bewerben; oder an die Politiker, die bei einer Wahl gewinnen wollen; oder an die, die einen höheren Posten in einem Verein oder in der Kirche anstreben. Es gibt auch Menschen, die ganz bewusst eher im Hintergrund stehen und nicht auffallen wollen, die bescheiden und demütig sind, die nicht herumprahlen und von ihren Schwächen und Fehlern wissen. Auch in unserem Bibeltext stellen sich zwei Menschen unterschiedlich dar. Sie gehen zur gleichen Zeit in den Tempel, um zu beten. Schnell werden ihre Lebenseinstellung und Frömmigkeit klar. Da ist auf der einen Seite der Pharisäer. Dieser ist für uns bis heute der Heuchler und der Hochmütige, der fromm tut und sich über andere Menschen erhebt und etwas Besseres sein will. Zur Zeit Jesu hatte aber der Pharisäer bei der Bevölkerung ein sehr hohes Ansehen. Er konnte lesen und schreiben und kannte sich in den religiösen Schriften aus. Er hielt nicht nur alle religiösen Gesetze und Gebote genau ein, sondern war auch sozial eingestellt, indem er 10 Prozent seines Einkommens für das Gemeinwesen spendete. Seine Selbstdarstellung bestand darin, dass er seinen Blick auf sich selbst, auf seine Person und Persönlichkeit richtete und dann Gott sagte: „Schau mal, wie gut und fromm ich bin! Schaul mal, ich habe immer deine Gebote eingehalten.“ Das Gute, das er bei sich selbst findet, benutzt er als Handelsware gegenüber Gott. Daher kommt er zu dem Ergebnis: Gott muss mit ihm zufrieden sein und ihn lieben. Der Zöllner dagegen hatte bei der damaligen Bevölkerung ein sehr schlechtes Ansehen. Er arbeitete mit der römischen Besatzungsmacht zusammen. Landesverrat und Geldgier, Betrug und Korruption sind die Begriffe, die den Zöllner charakterisieren. Trotzdem hat der Zöllner unsere Sympathie. Seine Selbstdarstellung besteht darin, dass er seinen Blick sofort auf Gott richtet und ihm sagt: „Schau mal, ich kann dir nichts Gutes anbieten, was dich gnädig und zufrieden stimmen könnte. Du bist nämlich viel zu groß und heilig für mich.“ Daher kommt er zu dem Ergebnis: Gott kann mit ihm nicht zufrieden sein. Er braucht vielmehr Gottes Liebe und Vergebung, um sein Leben zu ändern. Unser Bibeltext ist an einige Leute gerichtet, die von sich selbst überzeugt waren, fromm zu sein und daraus das Recht ableiteten, andere Menschen abzuwerten. Im Grunde genommen sagt Jesus seine Worte so, als wären wir heute seine Zuhörer, denn Charakterzüge, Überzeugungen und Werte der Pharisäer und Zöllner gibt es auch bei Menschen der Gegenwart, auch bei Menschen in der Kirche. Auch wir sind heute Morgen zum Gottesdienst gekommen, um zu Gott zu beten und auf sein Wort zu hören. Wir stehen vor Gott als Menschen, die Teile eines Pharisäers und Teile eines Zöllners haben. Manchmal sind wir überheblich und finden jeden Fehler bei anderen Menschen. Manchmal sind wir niedergeschlagen und verzweifelt und fragen: „Wer bin ich denn überhaupt?“ Wer aber so vor Gott steht und bekennt, dass er ein Geschöpf Gottes ist, er eine begrenzte Zeit auf Erden hat, kann mit dem Vertrauen leben, dass Gott ihn mit Liebe und Vergebung ansieht und wahrnimmt. Diese Liebe und Vergebung Gottes ist unabhängig von dem, was ich bei mir selbst analysieren kann – sei es Gutes oder Schlechtes. Die Liebe und Vergebung Gottes wird mir zugesagt. Diese Zusage hängt nicht von irgendwelchen Bedingungen und Leistungen ab, auch nicht von einer psychotherapeutischen Analyse meiner Seele und meines Lebens, obwohl das manchmal auch gut sein kann. Wenn ich auf mich selbst schaue, dann muss ich ständig mit der Angst leben, dass Gott irgendetwas an mir findet und mich letztendlich ablehnen muss. Es gibt doch so viel Schlechtes und Falsches in meinem Leben, sodass ich vor Gott nicht bestehen kann. Martin Luther führte lange einen inneren Kampf, weil er als Sünder Gott nicht so lieben und verehren konnte, wie er es eigentlich wollte und wie es Gott gebührt. Er hat wohl wie der Zöllner gebetet, ja Gott angefleht: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Seinen Seelenfrieden erreichte er, als ihm durch die Bibel klar wurde, dass ihm Gottes Liebe und Vergebung in Jesu Namen umsonst geschenkt wird, wenn er ganz fest auf Gott vertraut. Eine Stelle aus dem Galaterbrief des Neues Testamentes war für ihn entscheidend (Galater Kapitel 2, Vers 16 nach der Lutherbibel 2027): „Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch des Gesetzes Werke wird kein Mensch gerecht.“ Das heißt: wir können uns noch so gut bemühen und abmühen – ein gottgefälliges Leben erreichen wir nie. Denn Gott ist zu groß und zu heilig für uns. Vertrauen wir darauf, dass Gott uns liebt und vergibt und uns immer wieder Neuanfänge im Leben und im Glauben schenkt. Nehmen wir dieses Geschenk an, dann können wir auch als Sünder befreit und glücklich leben. Durch den Pharisäer und den Zöllner werden uns zwei wichtige Gotteserkenntnisse aufgezeigt. Der unmoralische Zöllner erkennt im Gebet Gott als den gnädigen, liebenden und vergebenden Gott. Der fromme Pharisäer erkennt im Gebet, dass Gott sich nicht durch gute Werke zufrieden stellen lassen kann. Und in uns als die Hörer dieser Geschichte schlummern beide - der fromme Pharisäer und der sündige Zöllner. Die Befreiung aus dieser Doppelexistenz können wir uns nicht einfach mit einem Gebet oder vorbildlichem Verhalten verdienen oder erkaufen. Diese Doppelexistenz ist in uns, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen. Wir sind eben sündige und von Gott geliebte Menschen. Aber als solche Menschen sind wir für den heiligen Gott in Jesu Namen unendlich wertvoll und kostbar. Amen.
Lied: „Von Gott will ich nicht lassen“, Evangelisches Gesangbuch 365, die Strophen 1, 2, 4+8
Strophe 1: Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir, führt mich durch alle Straßen, da ich sonst irrte sehr. Er reicht mir seine Hand; den Abend und den Morgen tut er mich wohl versorgen, wo ich auch sei im Land.
Strophe 2: Wenn sich der Menschen Hulde und Wohltat all verkehrt, so findt sich Gott gar balde, sein Macht und Gnad bewährt. Er hilft aus aller Not, errett' von Sünd und Schanden, von Ketten und von Banden, und wenn's auch wär der Tod.
Strophe 4: Es tut ihm nichts gefallen, denn was mir nützlich ist. Er meint's gut mit uns allen, schenkt uns den Herren Christ, sein eingebornen Sohn; durch ihn er uns bescheret, was Leib und Seel ernähret. Lobt ihn im Himmelsthron!
Strophe 8: Das ist des Vaters Wille, der uns geschaffen hat. Sein Sohn hat Guts die Fülle erworben uns und Gnad. Auch Gott der Heilig Geist im Glauben uns regieret, zum Reich der Himmel führet. Ihm sei Lob, Ehr und Preis!
Fürbitten: Guter Gott! Bei Dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Wir danken Dir, dass Du uns Deine wertschätzende und vergebende Liebe zusprichst. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die, die wegen einer Krankheit leiden, die Angst vor dem Leben haben, die nicht mehr glauben können, die einen lieben Menschen verloren haben, die wegen Krieg und Naturzerstörung auf der Flucht sind. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Deinen Segen für die Verantwortung für unser kostbares Leben und für Deine gute Schöpfung als unsere einzige Heimat! Im Vertrauen auf Dich bitten wir darum, dass die Politiker dieser Welt zum Frieden trachten und dass wir unseren christlichen Glauben bekennen und unseren christlichen Kirchen die Treue halten! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die Urlaub haben machen und für alle, die sich um die Gäste kümmern. Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, für den wir unendlich wertvoll und kostbar sind. Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.
Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe