Andacht 2024-03-29 Glaube, Trost, Mut

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Uwe Träger, Obmann

Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Karfreitag, den 29. März 2024. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gott uns im Kreuz Jesu mit vergebender Liebe wertschätzt und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: Gott liebt diese Welt, Evangelisches Gesangbuch 409, die Strophen 1 und 4 – 7
Strophe 1: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt!

Strophe 4: Gott liebt diese Welt. Ihre Dunkelheiten hat er selbst erhellt: im Zenit der Zeiten kam sein Sohn zur Welt!
Strophe 5: Gott liebt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben hat er uns bestellt zu des Reiches Erben. Gott erneut die Welt!
Strophe 6: Gott liebt diese Welt. In den Todesbanden keine Macht ihn hält, Christus ist erstanden: Leben für die Welt!
Strophe 7: Gott liebt diese Welt. Er wird wiederkommen, wann es ihm gefällt, nicht nur für die Frommen, nein, für alle Welt!

Lesung 1: Johannes-Evangelium, Kapitel 19, die Verse 16 - 30 nach der Basis Bibel:  Jesus wurde abgeführt. Er trug sein Kreuz selbst aus der Stadt hinaus zu dem Ort, der Schädelplatz heißt, auf Hebräisch Golgota. Dort wurde Jesus gekreuzigt und mit ihm noch zwei andere – einer auf jeder Seite und Jesus in der Mitte. Pilatus ließ ein Schild oben am Kreuz anbringen, auf dem geschrieben stand: Jesus der Nazoräer, der König der Juden. Viele Juden lasen das Schild. Denn der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, lag nahe bei der Stadt. Die Inschrift war in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache abgefasst. Die führenden Priester des jüdischen Volkes sagten zu Pilatus: Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern: Dieser Mann hat behauptet: Ich bin der König der Juden. Pilatus erwiderte: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider unter sich auf. Sie waren zu viert, und jeder erhielt einen Teil. Dazu kam noch das Untergewand. Das war in einem Stück gewebt und hatte keine Naht. Die Soldaten sagten zueinander: Das zerschneiden wir nicht! Wir lassen das Los entscheiden, wem es gehören soll. So ging in Erfüllung, was in der Heiligen Schrift steht: Sie verteilen meine Kleider unter sich und werfen das Los über mein Gewand. Genau das taten die Soldaten. Nahe bei dem Kreuz von Jesus standen seine Mutter und ihre Schwester. Außerdem waren Maria, die Frau von Klopas, und Maria aus Magdala dabei. Jesus sah seine Mutter und neben ihr den Jünger, den er besonders liebte. Da sagte Jesus zu seiner Mutter: Frau, sieh: Er ist jetzt dein Sohn. Dann sagte er zu dem Jünger: Sieh: Sie ist jetzt deine Mutter. Von dieser Stunde an nahm der Jünger sie bei sich auf. Nachdem das geschehen war, wusste Jesus, dass jetzt alles vollbracht war. Damit vollendet würde, was in der Heiligen Schrift steht, sagte er: Ich bin durstig! In der Nähe stand ein Gefäß voll Essig. Die Soldaten tauchten einen Schwamm hinein. Dann legten sie ihn um einen Ysopbund und hielten ihn Jesus an den Mund. Nachdem Jesus den Essig genommen hatte, sagte er: Es ist alles vollbracht. Er ließ den Kopf sinken und starb. Amen.

Lesung 2: Philipper, Kapitel 2, die Vers 5 – 11 nach der Basis Bibel: Jesus war von göttlicher Gestalt. Aber er hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein – so wie ein Dieb an seiner Beute. Er legte die göttliche Gestalt ab und nahm die eines Knechtes an. Er wurde in allem den Menschen gleich. In jeder Hinsicht war er wie ein Mensch. Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis in den Tod – ja, bis in den Tod am Kreuz. Deshalb hat Gott ihn hoch erhöht: Er hat ihm den Namen verliehen, der hoch über allen Namen steht. Denn vor dem Namen von Jesus soll sich jedes Knie beugen – im Himmel, auf der Erde und unter der Erde. Und jede Zunge soll bekennen: Jesus Christus ist der Herr! Das geschieht zur Ehre Gottes, des Vaters. Amen.

Gedanken zur Lesung 2: 1524, also vor 500 Jahren, entstand das erste Evangelische Gesangbuch durch Martin Luther. Er hat begonnen, die frohe Botschaft von der in Jesus Christus geschenkten Liebe und Gnade Gottes zu vertonen. Die Kirchenlieder und die Choräle sind ein großer Schatz gerade in den evangelischen Kirchen. Die vielen hundert Lieder unseres Gesangbuches stärken den Glauben, spenden Trost und machen Mut. Glaube, Trost und Mut - wie sehr brauchen wir das gerade in unserer Zeit. Glaube aufgrund von Lebens- und Glaubenskrisen, vor denen auch Christinnen und Christen nicht verschont bleiben; Trost aufgrund des Leidens so vieler Menschen in Kriegs- und Hungergebieten; Mut, um immer wieder Gutes zu tun und gegen die Bedrohung des Lebens auf der Erde durch die Klimaveränderung und den Raubbau in Wäldern und Meeren zu protestieren. Um Glaube, Trost und Mut geht es auch in dem sogenannten Christuslied, das der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi – das liegt in Mazedonien - geschrieben hat. Dieses Lied beschreibt im ersten Teil Jesu Weg in die Niedrigkeit menschlichen Lebens, das in seinem Tod am Kreuz sichtbar wird. Im zweiten Teil wird Jesus durch Gott aus der Niedrigkeit geholt und zu ihm erhoben. Der Apostel Paulus schreibt dieses Lied aus dem Gefängnis, wo er wegen seiner Predigt von der Liebe Gottes in Jesus Christus inhaftiert ist. Das erfahren auch viele Christinnen und Christen der Gegenwart, die wegen ihres christlichen Glaubens verhaftet werden, zum Bespiel in einigen islamischen Staaten oder in China. Auch Evangelische in Österreich haben eine leidvolle Geschichte hinter sich und haben Diskriminierungen und Verfolgungen überstanden. 2019 wurde uns der Karfreitag als Feiertag genommen und zu einem persönlichen Feiertag herabgestuft. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, sonst wären wir ja keine Protestanten – wie die Evangelischen ja auch genannt werden. Vor kurzem haben evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer des Burgenlandes einen Anfang gemacht und einen offenen Brief zur Situation des Karfreitags verfasst.      Die damalige Gemeinde in Philippi hatte unter Anfeindungen zu leiden. Deswegen will der Apostel Paulus die Gemeinde stärken, sie trösten und ihr Mut machen und verdeutlicht in dem kurzen Christuslied, was Jesus Christus für sie getan hat und was er für sie bedeutet. Und das gilt auch für uns heute. Ein Grund unseres Glaubens ist, dass Gott Mensch wurde: „Jesus war von göttlicher Gestalt. Aber er hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein … Er legte die göttliche Gestalt ab und nahm die eines Knechtes an. Er wurde in allem den Menschen gleich.“ Jesus war ein Mensch wie du und ich. Er hatte ein Leben mit guten und schlechten Erfahrungen, mit Liebe und Freundschaft, mit Enttäuschungen und Ängsten. Er wuchs als jüdischer Junge in dem Städtchen Nazareth in der Landschaft von Galiläa auf. Er lernte das Handwerk seines Vaters, wurde Zimmermann und besuchte regelmäßig die Synagoge. Er kannte die heiligen Schriften so gut, dass er sie später als Lehrer und Rabbi souverän zitieren und auslegen konnte. Er betonte, dass das Gebot der Nächstenliebe auch die Feindesliebe einschließen sollte. Er war erfüllt von der Hoffnung und Erwartung des Reiches Gottes, also von Gottes guter neuer Welt, in der Liebe, Frieden und Menschenwürde regieren. Genau das haben wir auch gegenwärtig dringend nötig: Menschenwürde achten, gegen Unmenschlichkeit vorgehen, solidarisch sein besonders mit denen, die keine Macht haben, die unterdrückt werden und an den Rand der Gesellschaft geschoben werden. Jesus erniedrigt sich selbst und ist gehorsam bis in den Tod – ja, bis in den Tod am Kreuz. Der Grund unseres Trostes ist, dass Jesus unseren Weg geht: Er erniedrigt sich selbst und ist gehorsam bis in den Tod – ja, bis in den Tod am Kreuz. Jesus bringt uns als Mensch nicht nur Gott nahe. Er wird in allem unser Bruder, lebt mit uns, empfindet mit uns und wirkt für uns. Er geht zu den Kranken und heilt sie. Er gibt Kindern und Frauen eine neue Würde. Er beruft korrupte Zöllner zu seinen Nachfolgern und macht aus Habgierigen Wohltäter. Er bleibt den Geboten Gottes radikal gehorsam, auch wenn er damit die Feindschaft der Mächtigen auf sich zieht, auch wenn er verraten und verleumdet wird. Gehorsam bleibt er auch unter der Folter, als er geschlagen und mit einer Dornenkrone gekrönt wird. Gehorsam ist er bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Er hat Angst und erleidet einen schlimmen Tod, gequält von Schmerzen, zwischen Verbrechern. Er erfährt selbst die Gottverlassenheit und ruft deshalb: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Damit wird sein Weg zum Trostweg, denn keine Not, keine Ausweglosigkeit ist Jesus fremd. Diesen Trostweg hat auch dem weltberühmten evangelischen Theologen und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer Kraft gegeben, als er aufgrund seines Widerstands gegen die Nazis im Gefängnis der Geheimen Staatspolizei saß. Das spüren wir an den Gebeten, die Bonhoeffer für seine Mitgefangenen schrieb: „Herr Jesus Christus, Du warst arm und elend, gefangen und verlassen wie ich. Du kennst alle Not der Menschen. Du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht. Du vergisst mich nicht …“ Gegenwärtig ist es oft nicht einfach, Jesus zu folgen und Wege des Friedens und der Liebe zu gehen. Im Blick auf die große Politik könnten wir verzweifeln, wenn man an Namen wie Putin, Hamas, Netanjahu denkt. Doch gibt es auch in Israel viele Menschen, die solidarisch handeln, die an Leid und Trauer teilnehmen und helfen, wo es nur geht. Da gibt es zum Beispiel die Bewegung der Rabbis für Menschenrechte. Sie helfen palästinensischen Bauern bei der Olivenernte und schützen sie vor aggressiven jüdischen Siedlern. Sie fordern unmittelbare Hilfe für die Menschen in Gaza und lassen sich nicht von rechtsradikalen Gegendemonstranten einschüchtern. Bei uns heißt Friedensarbeit zum Beispiel gegen die Spaltungen und Feindschaften in unserem Land vorzugehen, die von ganz links und von ganz rechts gefördert werden. In unseren Zeiten ist es wichtig wie nie zuvor, dass wir uns entschieden und entschlossen für den Schutz und die Werte unserer Demokratie einsetzen, für eine offene und freie Gesellschaft, für Dialog und Toleranz! Der Grund unseres Mutes ist Jesus selbst: Jesu schmählicher Tod am Kreuz ist nicht das Letzte. Es folgt ein unerwarteter Neuanfang, ja eine ganz neue Dimension, in der Jesus lebt und wirkt: Deshalb hat Gott ihn hoch erhöht: Er hat ihm den Namen verliehen, der hoch über allen Namen steht. Denn vor dem Namen von Jesus soll sich jedes Knie beugen – im Himmel, auf der Erde und unter der Erde. Der Grund unseres Mutes ist Jesus selbst: Gott hat ihn in ein neues Leben erhoben. Er hat sich zu Jesus, seinem Weg und seinem Wirken, bekannt. Er hat ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist. Jesus, der nicht als machtvoller Herrscher in Jerusalem eingeritten ist, sondern einfach und bescheiden auf einem Esel, ist jetzt an der Seite Gottes. Vor ihm sollen sich die Knie beugen, nicht vor den Gewaltigen auf dieser Erde, die die Unterwerfung der Menschen fordern. Leider gibt es immer wieder solche vermeintlichen Götter und Mächte, die uns verführen und uns unterwerfen wollen. Dazu kann die Habgier gehören, die Menschen ruinieren kann, oder eine Ideologie, die Hass und Gewalt bringt, oder auch die egoistische Ausbeutung der Schätze der Erde, die für kommende Generationen eine Wüste hinterlässt. In Jesu Namen Gott die Ehre geben bedeutet, die Menschheit als eine Familie verstehen, Grenzen überwinden, füreinander einstehen und gemeinsam den Weg der Liebe Jesu Christi gehen. Der deutsch-türkische Comedian und evangelische Christ Bülent Ceylan singt in seinem Lied „Ich liebe Menschen“, das für mich die Bedeutung des Kreuzes herausstellt: Trotz aller Widerspenstigkeiten der Menschen ist Gottes Liebe für uns da, immer gültig und gegenwärtig. In dem Lied heißt es: „Sie haben den Regenwald gerodet, sie fischen Ozeane leer und werfen dafür ihren Müll ins Meer … Seh' so viel Hass an manchen Tagen. Doch die Wahrheit ist: Ich liebe Menschen. Ich weiß, dass sie es kaum verdienen. Und wenn da oben jemand runterschaut, bin ich mir sicher, er denkt das auch: Ich liebe Menschen.“ Über jedem Kreuz müssten daher die Worte stehen: „Ich, Gott, liebe Menschen!“ Ja, Gott muss das wohl gerne tun, weil er an uns festhält. Deswegen lasst uns täglich zur Ehre Gottes, des Vaters, bekennen: Jesus Christus ist der Herr! Amen.

Lied: „Herzliebster Jesu“, Evangelisches Gesangbuch 81, Strophen 1, 3, 4 und 11  
Strophe 1:
Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen, dass man ein solch hart Urteil hat gesprochen? Was ist die Schuld, in was für Missetaten bist du geraten?

Strophe 3: Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen? Ach, meine Sünden haben dich geschlagen; ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet, was du erduldet.
Strophe 4: Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe! Der gute Hirte leidet für die Schafe, die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, für seine Knechte.
Strophe 11: Wann, o Herr Jesu, dort vor deinem Throne wird stehn auf meinem Haupt die Ehrenkrone, da will ich dir, wenn alles wird wohl klingen, Lob und Dank singen.

Fürbitten: Guter Gott! Bei Dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Wir danken Dir, dass Du uns durch das Kreuz und die Auferstehung Deines Sohnes Deine wertschätzende und vergebende Liebe zusprichst. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Gib uns einen weiten Blick, damit wir nicht nur unsere Probleme, sondern auch die Not anderer wahrnehmen! Lass uns Gutes tun, ohne nachzurechnen, ob es sich auch lohnt! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die für ihr eigenes Leben oder das Leben anderer nur noch schwarzsehen, weil sie eine Krankheit plagt; weil sie keine Kraft mehr in sich finden; weil der Tod eines lieben Menschen ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen hat; weil sie wegen Krieg auf der Flucht sind. Schenke ihnen Hoffnung und Zuversicht und lass sie spüren, dass sie nicht alleine sind! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Kinder und Jugendlichen dieser Welt, dass sie fröhliche und mutige Menschen werden, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und ein offenes Herz für ihre Mitmenschen haben. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Dein Licht für alle, deren Leben nach Liebe und Vertrauen dürstet. Hilf, dass sie Orte der Geborgenheit finden und ihr eigenes Herz spüren! Im Vertrauen auf Dich bitten wir darum, dass die Politiker dieser Welt zum Frieden trachten und dass wir Hoffnungsträger Deiner Liebe und Deines Friedens werden! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Karfreitag an der Hand des Gottes, der uns im Kreuz Jesu mit vergebender Liebe wertschätzt. Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.