Andacht 2024-01-07 Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zum neuen Jahr 2024 und zur Hausandacht für Sonntag, den 7. Jänner 2024. Wir lesen diese im Namen des Gottes, der uns Kraft gibt, alles in Liebe zu tun und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: „Gott liebt diese Welt“, Evangelisches Gesangbuch 409, die Strophen 1 + 2 und 4 – 6:
Strophe 1: Gott liebt diese Welt und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt!
Strophe 2: Gott liebt diese Welt. Er rief sie ins Leben. Gott ist’s, der erhält, was er selbst gegeben. Gott gehört die Welt!
Strophe 4: Gott liebt diese Welt. Ihre Dunkelheiten hat er selbst erhellt: im Zenit der Zeiten kam sein Sohn zur Welt!
Strophe 5: Gott liebt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben hat er uns bestellt zu des Reiches Erben. Gott erneut die Welt!
Strophe 6: Gott liebt diese Welt. In den Todesbanden keine Macht ihn hält, Christus ist erstanden: Leben für die Welt!
Worte aus Psalm 63 nach der Basis Bibel: Gott, du bist mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. So halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum. Ich will deine Kraft und Herrlichkeit erfahren. Ja, deine Güte bedeutet mir mehr als das Leben. Meine Lippen sollen dich loben. So will ich dich preisen mein Leben lang. Mit deinem Namen auf den Lippen erhebe ich meine Hände zum Gebet. Oft lag ich in meinem Bett und dachte an dich. Ich durchwachte Nächte und überlegte mir: Du bist es gewesen, der mir geholfen hat! Im Schatten deiner Flügel preise ich dich. Meine Seele klammert sich an dich. Deine starke Hand hält mich fest. Amen.
Gedanken zur Jahreslosung aus 1. Korinther, Kapitel 16, Vers 14 nach der Einheitsübersetzung: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Die Jahreslosung wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen festgelegt. Ausgewählt wird ein Bibelwort, das einem das ganze Jahr begleiten soll, das in der Regel kurz und einprägsam ist und zum Nachdenken und zur Diskussion anregen soll. Die Jahreslosung steht im ersten Brief des Apostels Paulus an die christliche Gemeinde in Korinth, das in Griechenland liegt. Dieser Brief ist uns im Neuen Testament überliefert und wurde vom Apostel Paulus geschrieben. Von Athen aus kam er wahrscheinlich zwischen 50 und 52 nach Christus nach Korinth und konnte dort eine kleine christliche Gemeinde gründen. Nach seiner Abreise blieb er mit der Gemeinde in Verbindung, denn für ihn dürfte diese besonders wichtig gewesen sein. Etwa 54 oder 55 nach Christus schreibt er seinen Brief an diese Gemeinde und nimmt zu aktuellen innergemeindlichen Problemen Stellung. Paulus kritisiert die Existenz von innergemeindlichen Parteien oder Gruppen, die die Einheit gefährden. Möglicherweise waren es Gruppen mit unterschiedlichen sozialen Herkünften oder Frömmigkeiten. Außerdem behandelt er Fragen über Ehe und Mischehen, über das Abendmahl, über das Geld, über die Rolle der Frau in der Gemeinde, über das Bild der Gemeinde als Leib Christi und über die Auferstehung der Toten. Am Ende seines Briefes steht die deutliche Aufforderung zur Praxis der Liebe, die in unserer Jahreslosung deutlich und konkret wird: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Natürlich gab es in der damaligen Gemeinde auch Einheit, Gemeinschaft und ein liebevolles Miteinander, aber eben auch Streitereien und Zerwürfnisse. Es „menschelt“ also von Anfang an in der Kirche, und das ist bis heute so. Dem Apostel Paulus ist die Zukunft der christlichen Gemeinde in Korinth nicht egal und er lässt sie nicht allein. Deshalb ermahnt Paulus die Gemeinde zu einem liebevollen Umgang. Das macht er nicht nur am Ende seines Briefes mit den Worten unserer Jahreslosung, sondern schon einige Kapitel vorher mit dem Hohen Lied der Liebe, das mit den bekannten Worten endet, die gerne von Brautleuten als Trauspruch ausgewählt werden (1. Korinther, Kapitel 13, Vers 13): „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Die Rede von der Liebe ist gerade deshalb notwendig, weil die Liebe nicht selbstverständlich ist. Das Leben in der Gemeinde in Korinth war nicht das Paradies, und das weiß Paulus sehr gut. Und das wissen auch alle, die in unseren gegenwärtigen christlichen Gemeinden engagiert sind. Deshalb sind seine Reden über die Liebe auch nicht „Schön-Wetter-Reden“ oder „Sonntagspredigten“, die mit dem Alltag nichts zu tun haben. Nirgendwo besteht das Leben auf dieser Welt nur aus Liebe. Das ist die bittere Realität. Aber gerade deswegen muss von der Liebe geredet werden, ja es muss um die Liebe gekämpft und gerungen werden. Alles mit und aus Liebe zu tun, heißt nicht, immer nur lächeln oder wegschauen oder Ja und Amen sagen oder Probleme einfach unter den Teppich zu kehren. Alles mit und aus Liebe zu tun, heißt auch, mit dem richtigen Ton ein klares, ehrliches und kritisches Wort zu sprechen. Jesus spricht den Machthabern seiner Zeit in das Gewissen. Er wirft die Geldwechsler zornig aus dem Tempel. Er wirft denen, die nach außen superfromm tun, Heuchelei vor. Paulus benennt die Missstände in der damaligen Gemeinde schonungslos beim Namen. Manchmal muss darüber gestritten werden, wie Liebe am besten in die Tat umgesetzt werden kann. Es kann sogar komplizierte Situation geben, in denen unterschiedliche Meinungen stehenbleiben. Das wird im Streit um Waffenlieferungen für die Ukraine deutlich, auch bei dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern und auch bei der Sorge für die Lebensgrundlagen der kommenden Generationen. Was den Menschen zum Besten dient und was der beste Ausdruck von Liebe und Nächstenliebe ist, das ist nie ganz eindeutig. Das ist nicht nur in der Politik, im öffentlichen Leben und in der Kirche so, sondern auch privat in der Familie, im Freundeskreis und am Arbeitsplatz. Wir sind und bleiben verantwortlich für die Liebe.
Die Liebe kann alles verwandeln. Sie ist etwas, das zu allen Dingen hinzukommen oder auch fehlen kann. Sie kann dann die ein und dieselbe Sache positiv verwandeln. Der Glaube wird ohne Liebe fanatisch und egoistisch, er braucht die Liebe, um sich im alltäglichen Leben in Weitherzigkeit und Güte zu verwandeln. Mit dieser Überzeugung handelt bis heute die evangelische Diakonie in Österreich, die am 3. Jänner 1874, also vor 150 Jahren im oberösterreichischen Gallneukirchen gegründet wurde. Es ist ganz egal, wie unser Alltag aussieht: Ob wir allein leben oder zu zweit oder in Familie, ob wir einen Beruf mit Menschen oder einen an der Werkbank haben, ob wir alt oder jung sind, ob wir in der Stadt oder auf dem Land leben. Immer geht es darum, die vielen Aufgaben und Kleinigkeiten mit Liebe zu tun und sie dadurch zum Guten zu verwandeln. Die Liebe ist das Band, das uns mit Gott und allen Menschen verbindet. Sie kann die Welt zum Frieden, zur Hoffnung und zum Heil führen. Ein Jahr lang soll uns dieses Losungswort nun begleiten. Tag für Tag sollen wir die Möglichkeit haben, unsere Worte und Taten durch die Liebe verwandeln zu lassen und auch trübe Tage und Stimmungen durch sie zum Glänzen zu bringen. Die große Liebe, die Gott in Jesus uns umsonst schenkt, gebe uns Kraft dafür. Amen.
Lied: „Wohl denen, die da wandeln“, Evangelisches Gesangbuch 295, die Strophen 1 + 3:
Strophe 1: Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Worte handeln und leben allezeit; die recht von Herzen suchen Gott und seine Zeugniss' halten, sind stets bei ihm in Gnad.
Strophe 3: Mein Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt. Herr, tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden werd. Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.
Gebet: Guter Gott! Ich danke Dir für das neue Jahr, für alles, was mir geschenkt werden wird, auch für das Mühsame, das mich fordern wird und an dem ich wachsen und reifen werde. Ich danke für Menschen, die mich auf meinem Weg begleitet werden, die mit mir lachen und essen, spielen und arbeiten, die mich tragen und ertragen und die mit mir das Leben teilen werden. Ich bitte Dich um viele bereichernde Erlebnisse, für die Kraft zum Durchhalten, für Zeiten der Ruhe und Erholung, für den Klang der Musik und für gute Worte, für die unterschiedlichen Farben der Jahreszeiten. Ich bitte Dich um Kraft für alles, was ich aus Liebe tun werde, und für die Gewissheit, dass Du mit mir auf dem Weg bist, auch wenn ich das nicht immer so spüren werde. Mit einem stillen Gebet kann ich Gott sagen, wofür ich ihn noch danken und bitten möchte … Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der uns Kraft gibt, alles in Liebe zu tun. Es segne Sie und Euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Ihr und Euer Obmann Uwe
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