Andacht 2023-08-20 Gott wirkt durch seinen Heiligen Geist

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Uwe Träger, Obmann

Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 20. August 2023. Wir lesen diese an der Hand des Gottes, der durch seinen Heiligen Geist unter uns und in seiner Kirche wirkt und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Worte aus Psalm 145 nach der Lutherbibel von 2017: Ich will dich erheben, mein Gott, du König, und deinen Namen loben immer und ewiglich. Ich will dich täglich loben und deinen Namen rühmen immer und ewiglich. Der Herr ist groß und sehr zu loben, und seine Größe ist unausforschlich. Kindeskinder werden deine Werke preisen und deine gewaltigen Taten verkündigen. Sie sollen preisen deine große Güte und deine Gerechtigkeit rühmen. Gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herrschaft währet für und für. Der Herr ist getreu in all seinen Worten und gnädig in allen seinen Werken. Der Herr hält alle, die da fallen, und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind. Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen. Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken. Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen. Mein Mund soll des Herrn Lob verkündigen, und alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich. Amen.

Lesung: Apostelgeschichte Kapitel 2, die Verse 41 – 47 nach der Basisbibel: Viele nahmen die Botschaft an, die Petrus verkündet hatte, und ließen sich taufen. Die Menschen, die zum Glauben gekommen waren, trafen sich regelmäßig und ließen sich von den Aposteln unterweisen. Sie lebten in enger Gemeinschaft, brachen das Brot miteinander und beteten. Die Leute in Jerusalem wurden von Ehrfurcht ergriffen. Denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. Alle Glaubenden hielten zusammen und verfügten gemeinsam über ihren Besitz. Immer wieder verkauften sie Grundstücke oder sonstiges Eigentum. Den Erlös verteilten sie an die Bedürftigen – je nachdem, wie viel jemand brauchte. Tag für Tag versammelten sie sich als Gemeinschaft im Tempel. In den Häusern hielten sie die Feier des Brotbrechens. Voller Freude und in aufrichtiger Herzlichkeit aßen sie miteinander das Mahl. Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk hoch angesehen. Der Herr aber führte täglich weitere Menschen zur Gemeinde, die gerettet wurden. Amen.

Lied: „Wohl denen, die da wandeln“, Evangelisches Gesangbuch 295, die Strophen 1 - 4 
Strophe 1: Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Worte handeln und leben allezeit; die recht von Herzen suchen Gott und seine Zeugniss' halten, sind stets bei ihm in Gnad.
Strophe 2: Von Herzensgrund ich spreche: dir sei Dank allezeit, weil du mich lehrst die Rechte deiner Gerechtigkeit. Die Gnad auch ferner mir gewähr; ich will dein Rechte halten, verlass mich nimmermehr.
Strophe 3: Mein Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt. Herr, tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden werd. Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.
Strophe 4: Dein Wort, Herr, nicht vergehet, es bleibet ewiglich, so weit der Himmel gehet, der stets beweget sich; dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit gleichwie der Grund der Erden, durch deine Hand bereit'.

Gedanken zur Lesung: Die Gemeinde, von der in unserem Bibeltext berichtet wird, entstand nach der Pfingstpredigt des Petrus. Die Menschen wurden mit dem Heiligen Geist beschenkt und verkündeten das Wort Gottes und lebten ein gottgefälliges Leben. Es entstand eine Gemeinde, wie Gott sie haben will, so etwas wie eine vorbildliche Modell-Gemeinde. Alle nachfolgenden Gemeinden sollen sich an ihr orientieren und messen lassen. Demnach hat die christliche Gemeinde fünf Kennzeichen: 1. Sie bleibt beständig in der Lehre der Apostel. 2. Sie hält Gemeinschaft untereinander. 3. Sie feiert das Abendmahl und teilt den Besitz. 4. Sie praktiziert das gemeinsame Gebet. 5. Sie wächst kontinuierlich. Naja, mit dem Wachsen ist es bei uns heute offenbar genau umgekehrt. Meine Pfarrgemeinde ist seit der Zusammenlegung von Muttergemeinde Wiedweg und Tochtergemeinde Bad Kleinkirchheim zu einer Pfarrgemeinde im Jänner 2012 von 800 auf 700 Mitglieder geschrumpft. Die Hauptgründe sind nicht Austritte, sondern der Wegzug aus privaten und beruflichen Gründen und mehr Bestattungen als Taufen. In anderen evangelischen Pfarrgemeinden dürfte das ähnlich sein. Einige Kirchen und Gemeindehäuser müssen verkauft werden. Manche Pfarrgemeinden werden zusammengelegt, um geistlich und finanziell überleben zu können. Auch das Finden von Menschen für die bevorstehende Wahl der Gemeindevertretung ist keine leichte Aufgabe. Bei den vier anderen Merkmalen von Kirche sieht es ebenfalls nach Verlust und Rückgang aus. Das beständige Bleiben in der Lehre der Apostel scheint sich zu verflüchtigen in ständigen Diskussionen um Neuerungen, Experimenten und Projekten. Die verbindliche Gemeinschaft der Christen scheint zu zerfallen in die einzelnen Individuen, für die Kirche meist nur noch bei Gelegenheit und bestimmten Anlässen Bedeutung hat. Die Einheit beim Abendmahl ist längst im Streit und am Eigensinn der Konfessionen zerbrochen. Statt Teilen wird geschaut, dass der Besitz bewahrt und verwaltet wird. Das gemeinsame Gebet hat sich außer den liturgischen Gebeten im Gottesdienst aus vielen Häusern, ja selbst aus Pfarrhäusern verabschiedet. Aber ich will jetzt nicht so negativ und kritisch weiterschreiben und das sagen, was überall gesagt wird: Es kann nicht so weitergehen. Es muss etwas getan werden, damit wir uns den guten alten Zeiten der Urkirche wieder annähern. Wichtig ist festzustellen: Die Zeiten ändern sich. Diese haben sich auch seit der Urgemeinde im ersten Jahrhundert bis heute drastisch geändert. Denn anders als bei den Christen der Urgemeinde leben wir in einer Zeit, die von der Autonomie, der Mündigkeit und Freiheit des Menschen geprägt ist. Ob ich glaube, was ich glaube, was ich mit meiner Freizeit anfange, mit wem ich zusammen bin, wo ich mich engagiere – dieses und noch anderes ist nur mir selbst überlassen. Was früher durch Herkunft und Tradition vorgegeben oder festgelegt war, unterliegt heute der Entscheidung und der Wahl der Einzelnen. Mit Anordnungen, Vorschreibungen, Erwartungen und moralischem Druck ist nichts mehr zu machen. Es geht nur noch mit dem, was gut gemacht ist, was anspricht und anzieht, was Freude macht und was sich auszahlt. Es gibt eben heute einen großen Markt der Möglichkeiten, auf dem viele Anbieter und Organisationen sich tummeln und Leute für sich gewinnen wollen. Das ist die Herausforderung, der die Kirche sich heute stellen muss. Nur mit dem Wirken des Heiligen Geistes ist es letztendlich zu erklären, dass Kirche noch da ist auch am Ende dieses Jahrhunderts noch da sein wird. Auch wenn die Zeit von einer automatischen Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche, in der alle getauft sind, vorbei ist, bin ich davon überzeugt, dass Jesus seine Kirche nicht vor die Wand fahren lässt, sondern den Heiligen Geist so wirken lässt, dass Kirche sich immer wieder neu definiert, findet und aufstellt und dass auch immer wieder Menschen da sein werden, die den christlichen Glauben aufrichtig und mutig bekennen und im Alltag bezeugen. Natürlich bleibt die Kirche beständig in der Lehre der Apostel. Wo denn sonst? Aber diese Lehre ist keine Formel-Sammlung, die von allen gelernt und wiedergegeben werden muss. Vielstimmig und bunt haben die Apostel von Anfang an die Worte und Taten Jesu weitergegeben, die das Suchen und Lernen erfordern. Lernen hat damit zu tun, dass wir die Lehren aus verhängnisvollen Irrwegen der Geschichte ziehen und uns von neuem an der Heiligen Schrift orientieren. So haben wir in unserer Zeit entdeckt und gelernt, wie tief Jesus verwurzelt war im Glauben seines Volkes und wie eng Christen und Juden zusammengehören. Wir haben entdeckt und gelernt, dass Frauen in der Gesellschaft Jesu und den ersten Gemeinden ebenso mitsprachen und entschieden wie Männer. Wir haben entdeckt und gelernt, dass man Körper, Geist und Seele nicht trennen und unterschiedlich bewerten darf. Wir sind zwar ganz und gar mit dieser Welt und Zeit verbunden, aber durch unseren Glauben schon eingebunden in eine göttliche Welt. Natürlich gibt es Gemeinschaft in der Kirche. Wo denn sonst? Gemeinschaft kann in einer freien und mobilen Gesellschaft nicht auf den Wohnbereich und nicht auf eine bestimmte Gemeinde festgelegt werden. Jeder hat so seine eigenen Netz- und Beziehungswerke, in denen er und sie leben. Dazu gehören auch die Pfarrgemeinden mit ihren Angeboten von unterschiedlichen Gottesdiensten, Kinderstunden, Festen, Bibel- und Glaubenskreisen, Musik, Vorträge und vieles mehr. Denken wir auch an die christlichen Hilfswerke wie Diakonie und Caritas, die sich für ein gutes Miteinander von Menschen einsetzen und Projekte und Hilfen für viele Mühselige und Beladene anbieten. Das ist Christentum pur. Natürlich gehört das Abendmahl zur Kirche. Wohin denn sonst? Aber es gibt weiterhin keine offizielle Abendmahlsgemeinschaft mit römisch-katholischen Christen. Einige begrüßen das, andere auch nicht. Es gab Zeiten – vielleicht gibt es diese noch in Pfarrgemeinden -, da wurde das Abendmahl nur hohen Festtagen wie Karfreitag und Weihnachten gereicht. Heute wird es in den Gottesdiensten in der Regel einmal pro Monat gefeiert. Der Grund ist mir nicht klar. Gemeinschaft mit dem Herrn im Abendmahl muss jeden Sonntag angeboten werden, denn der Sonntag ist der Tag des Herrn und der Tag der Auferstehung. Natürlich gehört das Teilen zur Kirche. Wohin denn sonst? Das Teilen ist dem Menschen allerdings noch nie leichtgefallen. Wir sammeln Geld und unterstützen hilfsbedürftige Menschen und Projekte von Pfarrgemeinden. Wir brauchen auch Geld für die Gemeindearbeit, Sanierungen und auch Rücklagen. Wir feiern das Erntedankfest, das uns auch an das Teilen ermahnt.  Aber wir brauchen dennoch kräftige Anstöße des Heiligen Geistes, dass wir kreativer, und phantasievoller und auch großzügiger werden, uns von dem zu lösen, was wir sowieso nicht festhalten und nicht mitnehmen können. Natürlich gehört Beten zur Kirche. Wohin denn sonst? Wenn man mit Kindern betet, kann man das persönliche Gebet lernen, das von Herzen kommt und nicht liturgisch wirkt. In unseren Gottesdiensten gibt es zu wenig Stille für persönliche Gebete. Es gibt glücklicherweise Gottesdienstangebote, wo Menschen ihre eigenen Fürbitten schreiben können, die dann verlesen werden und die der Gemeinde aus dem Herzen sprechen und sie vor Gott versammeln. Kirche war und ist immer auf dem Weg. Sie wird sich immer wieder verändern. Sie wird immer sinnvolle Angebote für Menschen machen und Antworten auf Fragen der Zeit geben. Sie war und ist aber vor Holzwegen und Sackgassen nicht gefeit, aber sie wird begleitet vom Heiligen Geist. Der komme immer von neuem zu uns. Der möge bei uns bleiben und uns Kraft geben, nicht zu resignieren, sondern fröhlich und mutig in der Lehre der Apostel zu bleiben, Gemeinschaft zu haben, das Abendmahl zu feiern, zu teilen und mit Gebet, Gesang und Gottvertrauen mit Jesus Christus zu wachsen, der das Fundament aller christlichen Gemeinden war, ist und bleibt. Amen.

Lied: „O komm, du Geist der Wahrheit“, Evangelisches Gesangbuch 136, die Strophen 1 - 4
Strophe 1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.
Strophe 2: O du, den unser größter Regent uns zugesagt: komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt. Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit die scharf geschliffnen Waffen der ersten Christenheit.
Strophe 3: Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je; darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh. Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.
Strophe 4: Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.

Fürbitten: Guter Gott! Erwecke und stärke uns durch Deinen Heiligen Geist, damit er uns Kraft und Mut gebe, den christlichen Glauben zu bezeugen und Boten Deiner Liebe und Deines Friedens zu sein. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die an ihrem Leben verzweifeln, deren Herz bitter geworden ist, die nicht mehr glauben können, die Angst vor der Zukunft und um ihre Existenz haben, die wegen Krieg oder Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen, die krank sind und die um einen lieben Menschen trauern! Tröste sie und schenke ihnen Kraft und Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes, den Glauben, die Liebe und die Fürbitte von anderen Menschen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung in der Welt. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die, die in Kirche und Politik, in der Wirtschaft und in Schulen, in Krankenhäusern und Seniorenheimen und woanders Verantwortung haben! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Gäste, die bei uns Erholung suchen und für die, die sich um die Gäste kümmern. Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der durch seinen Heiligen Geist unter uns und in seiner Kirche wirkt. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.                         

Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe