Andacht 2022-10-16 Vertraue Gott

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich begrüße Sie und Euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 16. Oktober 2022. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gott uns im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus in seinen Händen hält und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Psalm 23 nach der Lutherbibel von 2017: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Lesung: Markus, Kapitel 10, die Verse 17 – 27 nach der Basis Bibel: Jesus machte sich wieder auf den Weg. Da kam ein Mann angelaufen. Er fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was muss ich tun, damit ich das ewige Leben bekomme? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer dem Einen: Gott. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst keine falschen Aussagen machen! Du sollst niemanden um das bringen, was ihm zusteht! Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren und für sie sorgen!  Aber der Mann sagte: Lehrer, das alles habe ich seit meiner Jugend befolgt.

Jesus sah ihn an. Er gewann ihn lieb und sagte zu ihm: Eins fehlt dir noch: Geh los, verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen. So wirst du einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir! Der Mann war betroffen von dem, was Jesus sagte, und ging traurig weg. Denn er hatte ein großes Vermögen. Jesus sah seine Jünger an und sagte: Wie schwer ist es doch für die Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes hineinzukommen. Die Jünger waren bestürzt über seine Worte. Aber Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Ja, Kinder, wie schwer ist es doch, in das Reich Gottes hineinzukommen. Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt. Da gerieten die Jünger völlig außer sich und fragten einander: Wer kann dann überhaupt gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist es unmöglich, aber nicht für Gott. Denn für Gott ist alles möglich. Amen.

Lied: „Wohl denen, die da wandeln“, Evangelisches Gesangbuch 295, die Strophen 1 - 4
Strophe 1: Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Worte handeln und leben allezeit; die recht von Herzen suchen Gott und seine Zeugniss' halten, sind stets bei ihm in Gnad.
Strophe 2: Von Herzensgrund ich spreche: dir sei Dank allezeit, weil du mich lehrst die Rechte deiner Gerechtigkeit. Die Gnad auch ferner mir gewähr; ich will dein Rechte halten, verlass mich nimmermehr.
Strophe 3: Mein Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt. Herr, tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden werd. Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.
Strophe 4: Dein Wort, Herr, nicht vergehet, es bleibet ewiglich, so weit der Himmel gehet, der stets beweget sich; dein Wahrheit bleibt zu aller Zeit gleichwie der Grund der Erden, durch deine Hand bereit'.

Gedanken zur Lesung: Welche Bedeutung haben Religion, Kirche und Glaube für uns und unser Leben? Welche Zahl von 1 bis 10 würden wir ankreuzen? In Mitteleuropa nimmt die Bedeutung von Religion, Kirche und Glaube ab. Menschen brauchen keine Religion und keinen Gott, um Ihr Leben sinnvoll und glücklich zu gestalten. Die Bindung zur Kirche lässt nach, auch wenn kirchliche Angebote wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigungen und auch kirchliche Feste wie Weihnachten, Ostern oder Erntedank geschätzt und dankbar angenommen werden. Der junge Mann in unserer Erzählung meint es mit der Religion ernst, sehr ernst. Er will unbedingt alles richtig machen. Auf Jesu Nachfrage sagt er stolz, sämtliche Gebote von Jugend an gehalten zu haben. Wer von uns würde so etwas von sich behaupten können? Heute muss man zufrieden sein, wenn Menschen zumindest den Wortlaut der Zehn Gebote kennen. Vor Jesus steht also ein religiöser Musterschüler mit viel Elan und Überzeugung für seinen Glauben. Jesus ist anscheinend beeindruckt und hat Gefallen an ihm. Doch dann stellt Jesus eine Frage, mit der der junge Mann nicht gerechnet hat: Bist du bereit, all deinen Besitz aufzugeben, zu verkaufen und als armer Wanderer mit mir durch die Gegend zu ziehen? Diese Probe besteht der junge Mann nicht. Er ist reich und will es auch bleiben. Beim Geld hört eben oft der Spaß auf. So ernst ist es ihm mit der Religion dann doch nicht. Dankeschön, dann lieber nicht, sagt der junge Mann. Die Wege zwischen Jesus und ihm trennen sich wieder. Das kommt auch heute vor, dass sich die Wege zwischen Kirche und ihren Mitgliedern trennen. Grund ist oft der Kirchenbeitrag. Wenn eine gewisse Summe überschritten wird, dann sind Glaube und die eigene Religion doch nicht mehr so wichtig. Dann wird Kirche nach der Frage beurteilt, die auch oft woanders gestellt wird: Was habe ich davon, wenn ich Mitglied einer Kirche bin? Der junge Mann fragt Jesus: Was muss ich tun, damit ich das ewige Leben bekomme? Was meint er mit dem ewigen Leben? Meint er das ewige Leben nach dem Tod? Oder meint er das gute und glückliche Leben in seiner irdischen Lebenszeit? Alle Menschen wollen gut, glücklich und zufrieden leben. Viele Zeitgenossen suchen deswegen bei Therapeuten, Lebensberatern, Motivationstrainern und Philosophen Antworten und Tipps, wie das Leben sinnvoll und gut gestaltet werden kann. Das können sie natürlich tun. Eine andere Alternative ist, eine Bibel zu kaufen oder im Internet eine Homepage mit allen Texten der Bibel anzuklicken und dann neugierig an Hand eines Bibelleseplans oder mit anderen Menschen Stück für Stück Texte zu entdecken, die das eigene Leben bereichern und diesem einen guten Sinn geben. Der römisch-katholische Theologe Thomas von Aquin - er lebte im 11. Jahrhundert - bezeichnete die Heilige Schrift als das „Buch des Lebens“. Er sagte: „Und in diesem Sinn heißt Buch des Lebens das, worin die Lehre, wie das Leben zu erlangen sei, enthalten ist; und so werden das Alte und das Neue Testament Buch des Lebens genannt. Und in diesem Sinn heißt Christus das Buch des Lebens, weil wir in ihm, wie in einem Musterbild, anschauen können, wie wir leben müssen, um zum ewigen Leben zu gelangen“ (Quelle: Aquin von, Thomas: Des hl. Thomas von Aquino Untersuchungen über die Wahrheit [Quaestiones disputatae de veritate]. In deutscher Übertragung von Dr. Edith Stein. Band I, Louvain, Freiburg im Breisgau 1952, S. 165). Martin Luther - er lebte von 1483 bis 1546 - hat seine reformatorische Entdeckung aus der Heiligen Schrift abgeleitet und somit diese als die Grundlage schlechthin für das Reden und Handeln der christlichen Kirche und des Christenmenschen angesehen. Er sagte: „Seid nur gewiss und ohne Zweifel, dass es nichts helleres gibt als die Sonne, das heißt, die Schrift. Ist aber eine Wolke davor getreten, so ist doch nichts anderes dahinter als dieselbe helle Sonne“ (Quelle: Luther, Martin: Der 36. [37.] Psalm Davids [1521], in D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe [Weimarer Ausgabe]. 8. Band, Weimar 1889, S. 239, 16 – 18; Photomechanischer Nachdruck der Akademischen Druck– und Verlagsanstalt, Graz 1966). Also lassen wir diese helle Sonne in unsere Herzen und Seelen und spüren wir anhand der Bibel, wie kostbar und wertvoll unser Leben und wir selbst sind. Deswegen empfiehlt Jesus dem reichen Jüngling, die 10 Gebote einzuhalten und diese als Maßstab für sein gutes und glückliches Leben einzuhalten. Würde die Menschheit mit diesen leben, dann gäbe es bestimmt sehr viel weniger Leid, Kriege und Ungerechtigkeiten auf der Welt, und wir wären dem Reich Gottes mit dem ewigen Frieden erheblich näher. Jesus will ein gutes Leben für die Menschen. Zu diesem guten Leben soll die Einhaltung der Gebote helfen. Sie beschränken zwar unsere Möglichkeiten, aber nicht um uns die Freude am Leben zu verderben, sondern damit wir nicht auf Kosten anderer leben und damit wir eine gute, sinnvolle und solidarische Gemeinschaft von Menschen gestalten. Eine solidarische Gemeinschaft entsteht auch, wenn reiche Menschen von ihrem Reichtum abgeben. Reichtum, Eigentum und Geld machen zwar nicht glücklich, aber sie beruhigen, wenn man in den Zeiten wie diesen den Euro nicht zwei- oder dreimal umdrehen muss. Reichtum, Eigentum und Geld bewahren nicht davor, dass am Ende des Lebens nur das letzte Hemd bleibt. Christen müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie durch Arbeit oder Erbe ein schönes Haus oder ein teures Auto und einen gewissen Wohlstand haben. Jesus lebte als Wanderprediger, hatte dadurch keinen festen Wohnsitz und lebte von der Hand in den Mund. Aber er wusste auch um die guten Seiten des Lebens. Er feierte oft mit anderen Menschen und hat Wasser zu Wein gemacht. Er hatte auch reiche Leute unter seinen Freunden. Einer ließ sein Grab würdig herrichten. Was bedeuten Reichtum, Eigentum und Geld für die Kirchen und die christlichen Gemeinden? Viele Kirchen und Gemeinden in vielen Teilen der Welt haben viel Besitz und Geld. Oft werden in diesem Zusammenhang Sätze des evangelischen Theologen und Pfarrers Dietrich Bonhoeffer zitiert. Er saß 1944 wegen seines Widerstands gegen die Nazis im Gefängnis und schrieb in einem Brief an einem Freund: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist. Um einen Anfang zu machen, muß sie alles Eigentum den Notleidenden schenken. Die Pfarrer müssen ausschließlich von den freiwilligen Gaben der Gemeinden leben, eventuell einen weltlichen Beruf ausüben. Sie muß den Menschen aller Berufe sagen, was ein Leben mit Christus ist, was es heißt, für andere dazusein“ (Quelle: Dietrich Bonhoeffer: Widerstand und Ergebung, DBW 8, S. 560). Wenn Jesus das den Kirchen, Pfarrgemeinden und Pfarrern vorschlagen würde, dann würden diese bestimmt wie der reiche Jüngling davonlaufen. Keiner von uns will als Wanderprediger ohne Geld und Obdach durch die Lande ziehen. Niemand erwartet von uns, Eigentum, Besitz und Geld zu verschenken und dann ohne Titel und Mittel dazustehen. In einer modernen, technisierten und vernetzten Gesellschaft wie der unseren wäre das kein Zeichen für Frömmigkeit, sondern eher ein Zeichen für Dummheit. Jesus wollte den wohlhabenden jungen Mann nicht gezielt enttäuschen oder fertigmachen. Jesus wollte ihm eine stichhaltige Antwort für ein gutes, sinnvolles und glückliches Leben geben, indem er ihn zum Gottvertrauen ermutigt. Denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. Der junge wohlhabende Mann verlässt sich zu sehr auf sein Vermögen. Darin findet er Sicherheit und Selbstvertrauen. Das ist an sich nichts Verwerfliches - auch für Jesus nicht. Aber wenn jemand wie der reiche Jüngling nur so für seinen Glauben leben will, dann ist der Reichtum schon ein Hindernis. Unser größter Reichtum, der uns geschenkt wird, den wir uns nicht mit Fleiß und harter Arbeit erarbeiten können, den wir uns auch nicht mit Geld kaufen können, ist die Liebe und Güte Gottes. Auf diese sollen wir im Leben und im Sterben vertrauen. Jesus setzt in radikaler Weise auf das Gottvertrauen. Er kann sich ganz und gar in Gott fallen lassen und ist gewiss, dass dieser ihn hält und auffängt. Diese Haltung totalen Vertrauens soll uns beeindrucken. Wir haben ein viel größeres Bedürfnis nach Sicherheit als Jesus. Wir freuen uns auf unser Zuhause, in dem wir in der Nacht schlafen können, auch  über ein regelmäßiges Einkommen und über Familie und Freunde, die uns verstehen. Und doch sollen wir uns von Jesus und seinem Gottvertrauen etwas abschauen. Wir sollen uns von seiner Gelassenheit anstecken lassen, in Gottes Händen geborgen zu sein. Wir sollen uns einüben in dieses Gottvertrauen, zum Beispiel mit dem wachen Beten der Aussage des Vater Unsers – „Unser tägliches Brot gib uns heute“ und dem Lesen des Psalm 23 – „Der Herr ist mein Hirte“. Wer auf Gott vertraut und ihn sein Leben verwalten lässt, der kommt selbst als Reicher durch das Nadelöhr und hat sein Leben – wie wir gleich lesen werden – nicht auf Sand gebaut. Amen.

Lied: „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, Evangelisches Gesangbuch 369, die Strophen 1, 3 + 7
Strophe 1: Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.
Strophe 3: Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt, wie unser's Gottes Gnadenwille, wie sein Allwissenheit es fügt; Gott, der uns sich hat auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.
Strophe 7: Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu; denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Fürbitten: Guter Gott! Wir danken Dir, dass wir uns auf Dich verlassen und Dir vertrauen können. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Im Vertrauen auf Dich bitten wir: Gib uns Kraft und Mut, dass wir unseren christlichen Glauben bekennen und unserer evangelischen Kirche die Treue halten! Begleite uns mit guten Menschen, die uns stärken, trösten und ermutigen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die von Ängsten und Sorgen erdrückt werden; für alle, die Angst um ihre Existenz haben; für alle, die ihren Glauben verloren haben; für alle, die um einen lieben Menschen trauern. Tröste sie mit hoffnungsvollen Menschen, die ihnen Mut zusprechen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für alle, die wegen ihrer Religion und Hautfarbe benachteiligt oder verfolgt werden. Gib denen Kraft und Weisheit, die die Rechte und Würde dieser Menschen nicht aus den Augen verlieren! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für unsere Verantwortung zur Natur; für alle, die wegen Krieg und Naturzerstörungen ihre Heimat verlassen müssen; Gib allen Menschen Kraft, Geduld und Weisheit, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die in den christlichen Kirchen, politischen Gemeinden, Tourismusverbänden, Schulen und Firmen und woanders Verantwortung tragen! Segne sie, dass ihre Worte und Taten mit Liebe zu den Menschen erfüllt sind! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der uns im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus in seinen Händen hält.  Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.                                               

Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe