Andacht 2022-08-07 Glauben wie Abraham

Geschrieben von Super User on . Posted in Andachten

Dagmar Gangl, Vereinsmitglied; Auslegung des Bibeltextes von Dr. Kurt Udermann, Obmannstellvertreter

Begrüßung: Ein herzliches Grüß Gott zur Hausandacht für Sonntag, den 7. August 2022! Wir lesen diese im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gebet: Danke, Gott, für diesen Tag. Wir wollen diesen mit Zuversicht und Deinem Segen gestalten. Lass Dein Wort die Mitte unseres Lebens sein in allem, was uns widerfährt und in dem, was wir reden, denken und tun. Amen.

Lesung: Hebräer 11, 1-2 und 8-19
1 Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. 2 Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten… 8 Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. 9 Aufgrund des Glaubens siedelte er im verheißenen Land wie in der Fremde und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben der Verheißung, in Zelten; 10 denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara, die unfruchtbar war, die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. 12 So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab; zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann. 13 Im Glauben sind diese alle gestorben und haben die Verheißungen nicht erlangt, sondern sie nur von fern geschaut und gegrüßt und sie haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind. 14 Und die, die solches sagen, geben zu erkennen, dass sie eine Heimat suchen. 15 Hätten sie dabei an die Heimat gedacht, aus der sie weggezogen waren, so wäre ihnen Zeit geblieben zurückzukehren; 16 nun aber streben sie nach einer besseren Heimat, nämlich der himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, er schämt sich nicht, ihr Gott genannt zu werden; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. 17 Aufgrund des Glaubens hat Abraham den Isaak hingegeben, als er auf die Probe gestellt wurde; er gab den einzigen Sohn dahin, er, der die Verheißung empfangen hatte 18 und zu dem gesagt worden war: Durch Isaak wirst du Nachkommen haben. 19 Er war überzeugt, dass Gott sogar die Macht hat, von den Toten zu erwecken; darum erhielt er Isaak auch zurück. Das ist ein Sinnbild.

Auslegung des Bibeltextes:

(1) Es gibt Menschen, die betonen, dass sie ihren Glauben als Segen und großes Geschenk erachten. Andere bedauern, dass sie gerne glauben würden, aber nicht können. Wieder andere lehnen den Glauben ab, weil sie meinen, dass er gegen die Vernunft verstoße.

Unter „glauben“ verstehen nicht wenige Menschen, etwas „für wahr halten“ müssen, etwa Dogmen oder bestimmte Vorschriften und Gebote. Andere wiederum bringen Wunder und Glauben in engste Verbindung. Dietrich Bonhoeffer ist überzeugt: „Alle Menschen gehen zu Gott in ihrer Not…“. Ich beantworte Fragen nach dem Glauben gerne mit einer Unterscheidung: „Wer religiöse Riten und Bräuche praktiziert, dem geht es meist darum, dass Gott seine Wünsche erfüllt. Wer glaubt und sich auf die Beziehung mit Gott einlässt, dem geht es vor allem auch darum, Gottes Willen zu erfüllen.“ Wer Gottes Anruf und seine liebende Aufmerksamkeit erfährt, dessen antwortende Verbundenheit verwandelt sich zu einer dankbaren Verbindlichkeit.

(2) Vor dem Hintergrund des Christusereignisses interpretiert der Verfasser des Hebräerbriefes den Glauben der Väter neu. Gemäß seiner Auslegung war dem Abraham mehr geoffenbart worden, als uns das Buch Genesis (1. Buch Mose) geoffenbart hat.

In der heutigen Lesung gibt der Autor des Briefes an die Hebräer eine Definition von Glauben: „Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“ Weil die Väter diesen Glauben praktizierten, hat Gott ihnen ein gutes Zeugnis ausgestellt. Ein Grund für den Briefschreiber, uns zu empfehlen, uns an diesem Glauben zu orientieren.

Abraham ist der Vater des Glaubens (Röm 4,1-25 bes.16). Was Glaube heißt, lernen wir an seinem Leben. Gottes Ruf holt Abraham aus seiner Umwelt heraus. Er weiß, dass Gott es ist, der zu ihm spricht, ihn persönlich anredet und er gehorcht wortlos. Er verlässt seine Heimat, ohne das Ziel zu kennen. Gott hat sich in Abrahams Leben eingemischt und dieser hat Gottes Einmischung angenommen und ihm gehorcht.
Wer es mit Gott zu tun bekommt, der bricht auf und lässt sich vertrauensvoll von Gott führen.

Abraham lässt sich in keiner der Städte der Kanaaniter nieder. Er siedelt als Fremder im ihm verheißenen Land. Er wohnt zwischen ihren Städten in Zelten. Sein Glaube macht ihn zum Fremden. Gebunden an Gott ist er gelöst von der Welt. Als Fremder, aufgrund seines Glaubens an Gott, wird er zu einem glaubwürdigen Zeugen für die Umwelt (Gen/1 Mose 23,6). Dasselbe wird auch Isaak zugeschrieben (Gen/1 Mose 26,3.28). Aber dieses Zeugnis ist nur möglich, weil sie in einer wertschätzenden, bewussten Distanz zu ihrer Umwelt leben. Nicht die Umwelt, sondern der unsichtbare Gott bestimmt ihr Denken und Handeln. Und das wird anerkennend wahrgenommen.

Für den Verfasser des Hebräerbriefes hat Abraham bereits auf die kommende Herrlichkeit Gottes, auf die „zukünftige“ Stadt gewartet, er hat also nicht nur um Jesu Kommen gewusst (Joh 8,56). Gott selbst ist Planer und Bauherr dieser zukünftigen Stadt. Die Zelte des wandernden Gottesvolkes sind auf Abbruch gebaut. Die kommende Stadt Gottes aber ist auf festem Fundament gegründet.
Wer es mit Gott zu tun bekommt, der lebt zwar in dieser Welt, aber er gehört nicht dieser Welt. Er ist Gast auf Erden und wandert der ewigen Heimat entgegen.

Trotz des in der Genesis berichteten ungläubigen Lachens der unfruchtbaren Sara aufgrund der Verheißung eines Sohnes (Gen/1 Mos 18,12), betont der Verfasser des Hebräerbriefes, dass Sara Gott für treu hielt, der die Verheißung gegeben hatte (Gen/1 Mos 21,6). So stammen vom Menschenpaar Abraham und Sara, deren Kraft bereits erstorben war, viele ab, wie die Sterne am Himmel und der unzählbare Sand am Meer.

Im Glauben empfingen Abraham und Sara die Kraft zur Nachkommenschaft, obwohl das menschlich gesehen unmöglich war. Ihr Glaube vertraut der Verheißung und Treue Gottes, nicht den irdischen Möglichkeiten. Gott antwortet auf den Glauben des Menschen, der „ihn für treu hält“.
Wer es mit Gott zu tun bekommt und auf Gottes Treue setzt, der erlebt Wunder.

Seinen Sohn Isaak, die Erfüllung aller seiner Hoffnungen und seines Lebenssinnes, war Abraham bereit, hinzugeben. Weil er glaubte, dass Gott auch Tote erwecken kann, hat er seinen Sohn zurückbekommen.

Abrahams Glaube wird einer ungeheuerlichen Probe unterworfen, nicht am Beginn seines Weges mit Gott, sondern nach einer langen Strecke gemeinsam gegangenen Weges. Gott fordert im Opfer Isaaks die Verheißung der Nachkommenschaft zurück. Nicht nur das persönliche Glück Abrahams und Saras stehen auf dem Spiel, sondern auch das Heil der Welt. Kann Gott das wirklich wollen? Abraham ist zum Opfer bereit, zu diesem ungeheuerlichen, unfassbaren Akt des Glaubens. Aber Abraham glaubt auch, dass Gott Macht über den Tod hat, er rechnet mit der Auferstehung der Toten. So wird die Opferung Isaaks zu einem „Sinnbild“ für den Tod und die Auferstehung Jesu. Der himmlische Vater hat seinen geliebten Sohn für die Sünden der Welt hingegeben.
Wer es mit Gott zu tun bekommt, der muss auch damit rechnen, dass er geprüft wird und seinen Glauben bewähren muss.

„Im Glauben sind die Ur- und Erzväter gestorben“, ohne dass sich die Verheißungen erfüllt hätten (Ruhe Gottes, Anbruch der Herrlichkeit Gottes…). Dennoch vertrauen sie der Zuverlässigkeit des Wortes Gottes und leben als Gäste und Fremde auf Erden. In Jesus wurde die Verheißung des Kommens des Erlösers zwar erfüllt, aber die Verheißung des Kommens, der von Gott geplanten und gebauten Stadt steht noch aus, sodass auch für uns gilt, dass wir auf der Suche nach unserer wahren Heimat sind.[1]
Wer es mit Gott zu tun bekommt, der erkennt, dass er weniger dahin gehört, wo er herkommt, sondern mehr dorthin, wo er hingeht, dass er Fremder und Gast auf Erden ist und dass seine Heimat im Himmel ist.

(3) Zum Ruf Gottes an Abraham und dessen gehorsamer Antwort sagt Martin Luther: „Eben das ist die Herrlichkeit des Glaubens: nicht wissen, wohin du gehst, was du tust, was du leidest, alles, Gefühl und Verstand, Können und Wollen gefangen geben und der bloßen Stimme Gottes folgen, also mehr sich führen und treiben lassen, denn selber treiben.“[2]

Lied: „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, Evangelisches Gesangbuch 372, die Strophen 1, 2, 4 und 6:
Strophe 1:
Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille;

wie er fängt seine Sachen an, will ich ihm halten stille.
Er ist mein Gott, der in der Not mich wohl weiß zu erhalten;
drum lass ich ihn nur walten.
Strophe 2: Was Gott tut, das ist wohlgetan, er wird mich nicht betrügen;

er führet mich auf rechter Bahn; so lass ich mir genügen
an seiner Huld und hab Geduld, er wird mein Unglück wenden,
es steht in seinen Händen.
Strophe 4: Was Gott tut, das ist wohlgetan, er ist mein Licht und Leben,

der mir nichts Böses gönnen kann; ich will mich ihm ergeben
in Freud und Leid, es kommt die Zeit, da öffentlich erscheinet,
wie treulich er es meinet.
Strophe 6: Was Gott tut, das ist wohl getan, dabei will ich verbleiben.

Es mag mich auf die raue Bahn Not, Tod und Elend treiben,
so wird Gott mich ganz väterlich in seinen Armen halten;
drum lass ich ihn nur walten.

Gebet: Herr, wir danken Dir für das Vorbild Abrahams, den Vater des Glaubens. Steh uns bei, wenn wir durch Zweifel und Krisen angefochten werden! Danke auch für die Wunder, die wir erfahren dürfen. Lass uns nicht vergessen, dass unsere wahre Heimat bei Dir ist! Gib uns die Kraft und Weisheit, unseren Glauben authentisch nach Deinem Willen zu leben und den Mut, anderen davon zu erzählen, was uns Hoffnung gibt! Stärke uns mit dem Heiligen Geist, damit unser Glaube fest bleibt! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Wir wünschen allen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der unseren Glauben und unser Vertrauen stärken kann und will. Bleibt von Gott behütet! Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.                         

[1] Wort des hl. Augustinus: „Unruhig ist unser Herz bis es Ruhe findet in dir.“ Gemälde P. Bruegels d.Ä.: „Schlaraffenland.“ Die in die Wolke hineingestreckten Hände, die ausdrücken: „Es muss doch mehr als alles geben.“

[2] Martin Luther, 173