Andacht 2021-05-02 Vom Saulus zum Paulus

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 2. Mai 2021. Wir lesen diese mit dem Glauben, dass Gott Licht und Liebe ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „Such, wer da will, ein ander Ziel“, Evangelisches Gesangbuch 346, Strophen 1 und 3
Strophe 1: „Such, wer da will, ein ander Ziel, die Seligkeit zu finden; mein Herz allein bedacht soll sein, auf Christus sich zu gründen. Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar, sein heilger Mund hat Kraft und Grund, all Feind zu überwinden.“
Strophe 2: „Ach sucht doch den, lasst alles stehn, die ihr das Heil begehret; er ist der Herr, und keiner mehr, der euch das Heil gewähret. Sucht ihn all Stund von Herzensgrund, sucht ihn allein; denn wohl wird sein dem, der ihn herzlich ehret.“

Lesung: Apostelgeschichte, Kapitel 9, die Verse 1 bis 9 sowie 18 und 20 nach der Übersetzung der Basis Bibel von 2021: „Saulus verfolgte immer noch die Jünger des Herrn und drohte ihnen mit Hinrichtung. Er ging zum Hohenpriester und bat um eine schriftliche Vollmacht für die Synagogen in Damaskus. Er hatte vor, dort die Anhänger des neuen Weges aufzuspüren. Er wollte sie, Männer und Frauen, festnehmen und nach Jerusalem bringen. Auf dem Weg nach Damaskus, kurz vor der Stadt, umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm sagte: ‚Saul, Saul, warum verfolgst du mich?‘ Er fragte: ‚Wer bist du, Herr?‘ Die Stimme antwortete: ‚Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch jetzt steh auf und geh in die Stadt. Dort wirst du erfahren, was du tun sollst.‘ Den Männern, die Saulus begleiteten, verschlug es die Sprache. Sie hörten zwar die Stimme, doch sie sahen niemanden. Saulus erhob sich vom Boden. Aber als er die Augen öffnete, konnte er nichts sehen. Seine Begleiter nahmen ihn an der Hand und führten ihn nach Damaskus. Drei Tage lang war Saulus blind. Er aß nichts und trank nichts. Als er wieder sehen konnte, ließ er sich taufen. Danach ging er in die Synagogen und verkündete dort: ‚Jesus ist der Sohn Gottes.‘“ Amen.

Gedanken zur Lesung: Im Zentrum der Apostelgeschichte stehen zwei wichtige Personen des Urchristentums, ohne die der Siegeszug des christlichen Glaubens nicht denkbar gewesen wäre - Petrus und Paulus. „Vom Saulus zum Paulus“ - so können wir die Bekehrung des Paulus beschreiben. Diese Worte sind zu einem Sprichwort geworden. Dieses bezieht sich auf Menschen, die sich völlig geändert haben. Aus dem frommen Pharisäer, der für den Glauben seines jüdischen Volkes eifert und kämpft, wird ein anderer und neuer Mensch. Ein Feind der Christen wird zu ihrem Freund. Er wird ein leidenschaftlicher Christ. Paulus wurde als Saulus ca. 10 n. Chr. in der Stadt Tarsus in der heutigen Südtürkei geboren. Zwischen 60 und 70 n. Chr. starb er als Märtyrer des christlichen Glaubens in Rom. Dort wurde über sein Grab die Pauluskirche erbaut. Der 29. Juni ist der Gedenktag des Apostels Paulus. „Saulus“ ist hebräisch, „Paulus“ ist die lateinische Übersetzung. Paulus verwendete in seinen Briefen stets nur den lateinischen Namen. Im Neuen Testament sind uns einige seiner Briefe an neu entstandene christliche Gemeinden überliefert: der Römerbrief, die zwei Korintherbriefe, der Galaterbrief, der Philipperbrief, der 1. Thessalonicherbrief und der Philemonbrief. Alle wurden in den Jahren zwischen 50 und 60 verfasst und sind die Hauptquelle für seine Biografie und Theologie, für seine Worte, für sein Leben und Wirken. Paulus war Jude, sehr gebildet und gehörte zu den gesetzestreuen Pharisäern, mit denen Jesus oft Konflikte hatte. Paulus ist aber Jesus nie persönlich begegnet. Er war ein gnadenloser Verfolger der Christen und Christinnen des ersten Jahrhunderts, weil sie Jesus als den Sohn Gottes verehrten. Paulus verletzte damals massiv die Menschenrechte unserer demokratischen Werteordnung, weil er Menschen wegen ihres Glaubens verhaften und ins Gefängnis werfen ließ. Bis heute werden Menschen wegen ihrer Religion verfolgt, verhaftet, gefoltert und getötet. Man denke nur an die asozialen Greueltaten der Nazis und der Kommunisten des letzten Jahrhunderts. Heute werden weltweit über 100 Millionen Christen und Christinnen in über 50 Ländern aufgrund ihres Glaubens verfolgt, diskriminiert und benachteiligt. Christinnen und Christen leben in manchen Staaten unter Lebensgefahr – z.B. in Nordkorea, China, Irak, Iran, Afghanistan, Syrien, Pakistan. Damit sind die Christen die weltweit größte verfolgte Religionsgemeinschaft. Das liegt wohl daran, dass sie Jesus als Sohn Gottes und wahren König verehren und dadurch Menschen ablehnen, die auch für sich solche Ansprüche stellen. Denken wir auch an unsere evangelische  Geschichte in Österreich. Von 1600 bis 1781 gab es in Österreich den sogenannten Geheimprotestantismus. Die Evangelischen lebten in Bergen und Wäldern unter Lebensgefahr ihren Glauben. Es gab keine Pfarrgemeinden im heutigen Sinne und auch keine Geistlichen. Erst mit dem Protestantenpatent von 1861 versprach Kaiser Franz Joseph I. den Evangelischen die volle Freiheit der öffentlichen Religionsausübung.  Paulus wurde durch sein Erlebnis vor Damaskus ein anderer Mensch. Damaskus ist die Hauptstadt von Syrien und hatte 2010 ca. 1,8 Millionen Einwohner. 85 % waren damals Moslems, 15 % Christen. Seit nunmehr 10 Jahren wütet in Syrien der Bürgerkrieg und hat Damaskus leider zu einer umkämpften und zerrissenen Stadt gemacht. Ein Tag vor den Toren von Damaskus hat die Weltgeschichte verändert, als ein blinder, geblendeter Mann an der Hand seiner Begleiter durch das Stadttor von Damaskus geführt wurde. „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Paulus fragte: - „Herr, wer bist du?“ „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Drei Tage war Paulus blind, aß und trank nichts und war auf fremde Hilfe angewiesen. Es ist übrigens der gleiche Zeitraum wie die Grabruhe Jesu. Nun kam der Christ Hananias in Szene, der in Damaskus wohnte und später Bischof von Damaskus wurde. Er sollte Paulus die Hände auflegen und ihm das Augenlicht wiederschenken. Mit Vertrauen auf Jesus machte er das. Paulus konnte wieder sehen. Sogleich wurde Paulus vom Heiligen Geist erfüllt, ließ sich taufen, aß und kam wieder zu Kräften. Paulus wurde Christ und eifriger Prediger der guten Nachricht von Jesus Christus. Er war im ganzen riesigen römischen Weltreich manchmal unter Lebensgefahr unterwegs gewesen und erzählte Menschen von Jesus, die noch nie etwas von ihm gehört hatten. Er gründete einige christliche Gemeinden und blieb mit ihnen mit seinen Briefen in Kontakt. Er wurde zum ersten großen Theologen der Christenheit. Jesus war zu stark für Paulus. Wenn Jesus ruft, dann hat man keine Chance aus dieser Berufung herauszukommen, auch wenn man sich mit Händen unf Füßen wehrt. Wenn Jesus ruft, dann ist sein Licht ist zu hell und zu kräftig. Man kann seinem Licht nicht entkommen. Dass die Umkehr des Paulus mit dem Licht beginnt, das von Jesus kommt und ihn überwältigt, ist ein Zeichen für das Helle, für das Licht das in Jesus zu uns gekommen ist. Wie oft ist bei Jesus vom Licht die Rede. Es ist das Weihnachtslicht, das die Hirten auf dem Feld überrascht. Es ist der leuchtende Stern, der den Weisen aus dem Morgenland zu Jesus bringt. Es ist das Osterlicht, das den Stein zerreißt, der vor dem Grab liegt. Und Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“

Auf dieses Licht musste Paulus in seinem weiteren Wirken immer wieder vertrauen, wenn er selbst angegriffen und verfolgt wurde. Und dieses Licht wandelt die Nacht auch da, wo es äußerlich ganz dunkel ist. Denken wir etwa an Dietrich Bonhoeffer, der zu Weihnachten 1944 in seiner Haft in Berlin in seinem berühmten Gedicht „Von guten Mächten“ sagt: „Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht. Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen, wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.“ Paulus ermutigte Christinnen und Christen damals und ermutigt auch uns heute, Kinder des Lichtes zu sein. Das heißt für uns: Auf Jesus hören und uns von ihm auf den Weg bringen lassen, uns von ihm Licht und Orientierung für unser Leben und für unseren Alltag geben lassen. Die meisten Menschen von heute sind nicht wie Paulus große Völker-Apostel und gehen auch nicht auf Missionsreisen durch die ganze Welt, obwohl Österreich immer mehr durch die schleichende Entkirchlichung zu einem Missionsland wird. Wie Paulus können wir auf Jesus hören und ihm nachfolgen, können seine Boten werden, wenn wir dort, wo wir leben, wohnen und arbeiten, in Wort und Tat das Zeugnis seiner Liebe bringen und lebendig werden lassen. Wenn wir uns ergreifen lassen vom Licht Jesu, wenn wir auf ihn hören und uns von ihm auf den Weg bringen lassen, dann öffnen sich viele Räume und Orte, in denen wir wie Paulus Frieden, Wertschätzung und Vergebung bringen und bewirken können. Christinnen und Christen sollen ja letztendlich Licht- und Hoffnungsträger des lebendigen Gottes sein. Amen

Lied: „Such, wer da will, ein ander Ziel“, Evangelisches Gesangbuch 346
Strophe 4: „
Meins Herzens Kron, mein Freudensonn sollst du, Herr Jesu, bleiben; lass mich doch nicht von deinem Licht durch Eitelkeit vertreiben; bleib du mein Preis, dein Wort mich speis, bleib du mein Ehr, dein Wort mich lehr, an dich stets fest zu glauben.“

Gebet: Guter Gott! Stärke uns als Gemeinde, dass wir für andere einladend und dass wir mit unseren Worten und Taten Licht- und Hoffnungsträger für diese Welt sind! Gib uns Kraft und Mut, dass wir unseren christlichen Glauben bekennen und unserer evangelischen Kirche die Treue halten! Im Vertrauen auf dich bitten wir für alle, die an ihrem Leben verzweifeln, deren Herz bitter geworden ist, die nicht mehr glauben können, die keine Freude mehr spüren und in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, die Angst vor der Zukunft und um ihre Existenz haben, die unter Krieg und Verfolgung leiden, die krank sind und um einen lieben Menschen trauern! Tröste sie, schenke ihnen Kraft und Hoffnung durch den Glauben und die Fürbitte von anderen Menschen! Lenke die Worte und Taten derer, die in Kirche und Politik, in der Wirtschaft und in den Schulen, Krankenhäusern und Seniorenheimen und woanders Entscheidungen treffen und Verantwortung haben! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, der uns zutraut, Licht und Hoffnungsträger für diese Welt zu sein! Es segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe