Andacht 2021-01-31 Die Versuchung Jesu

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 31. Jänner 2021. Wir lesen diese mit der Gewissheit, dass Gott bei uns ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

„Wir sind verbunden“, neues geistliches Lied von Hans-Jürgen Netz: „Wir sind verbunden im Geist der Liebe, des Glaubens und der Zuversicht, im Gebet und in den Liedern schwingt unsere Hoffnung mit. Nach jedem Dunkel kommt doch Licht, nach jeder Ebbe gibt es Flut. Nach jeder Nacht den neuen Morgen, mein Gott, das tut mir gut.“  

Worte aus Psalm 91 nach der Lutherbibel 2017: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Denn der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ Amen.

Gebet: Guter Gott! Wir danken dir für den neuen Tag, für den Sonntag und für die gemeinsame Zeit mit dir in dieser Hausandacht. Wir bitten dich um deine Vergebung unserer Schuld und um deinen guten Segen, damit wir unseren christlichen Glauben bekennen und aufrichtig und würdig vorleben können. Amen.

Evangelium: Lukas 4, 1-13 nach der Lutherbibel 2017: „Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kam zurück vom Jordan. Und er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt vierzig Tage lang und von dem Teufel versucht. Und er aß nichts in diesen Tagen, und als sie ein Ende hatten, hungerte ihn. Der Teufel aber sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich zu diesem Stein, dass er Brot werde. Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben (5. Mose 8,3): »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.« Und der Teufel führte ihn hoch hinauf und zeigte ihm alle Reiche der ganzen Welt in einem Augenblick und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es steht geschrieben (5. Mose 6,13): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.«  Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich von hier hinunter; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11-12): »Er wird befehlen seinen Engeln für dich, dass sie dich bewahren.« Und: »Sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.« Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt (5. Mose 6,16): »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.« Und als der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm bis zur bestimmten Zeit.“ Amen.

Gedanken zum Evangelium: Vielleicht erinnert ihr euch an das Lied von Udo Jürgens aus dem Jahr 1973: „Der Teufel hat den Schnaps gemacht, um uns zu verderben. Ich hör‘ schon, wie der Teufel lacht, wenn wir am Schnaps einmal sterben.“ Udo Jürgens greift in seinem Lied eine weit verbreitete Vorstellung auf. Der Teufel ist ein Jemand, der irgendwo außerhalb unser selbst sein Unwesen treibt. Er macht etwas – hier den Schnaps. Und er verfolgt sein Ziel, uns zu verderben, zu verführen, wegzuziehen von christlichen Werten und von Gott. Der Teufel wird immer als eine listige Figur außerhalb von uns selbst dargestellt. Er handelt. Wir sind die Opfer, Gelockten und Verführten. Die Schuld liegt beim Teufel. Wir sind aus dem Schneider. Aber wer hat denn in Wirklichkeit den Schnaps gemacht? Wer trinkt ihn?

Jesus ist in der Wüste. Diese ist ein Ort der Entbehrung und des Rückzugs. Bis heute gehen immer wieder Menschen zur Selbsterfahrung und zur Gottesbegegnung in die Wüste. So auch Jesus. Er ist 40 Tage dort. Diese Zahl bezieht sich auf die 40 Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste nach der Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei zog. Jesus fastet, um sich auf die Situation vor Ort und auf seine Verbindung zu Gott zu konzentrieren. Das ist der erste Ansatzpunkt für den Teufel. Bei Lukas steht für Teufel das griechische Wort Diabolos. Das ist der, der die gute Ordnung durcheinanderwirft. Jesus hat Hunger. Der Diabolos verspricht Brot. Aber ganz tückisch verknüpft er das mit einer Bedingung an Jesus: „Zeig die Macht, die du angeblich hast. Du kannst ja aus Stein Brot machen.“ Jesus durchschaut ihn und hält dagegen: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht“ (5. Mose 8,3). Oberflächlich betrachtet bietet der Diabolos eine schnelle Lösung des Problems Hunger an. Tieferliegend kratzt er aber an der Gottesbeziehung Jesu. Genauso beim zweiten Versuch. Es geht um Weltherrschaft. Der Diabolos will Jesus alle Reichtümer geben, wenn er ihn anbetet. Der Mensch strebt ja immer wieder zur Allmacht, weil er wie Gott sein will. Er setzt sich so über ihn. Das ist die Ursünde des Menschen. Deshalb wehrt Jesus kategorisch ab: „Nur Gott allein gebührt Ehre und Anbetung.“ Beim dritten Anlauf des Diabolos geht es nicht mehr um Macht, sondern um einen Vertrauensbeweis. „Jesus, zeig deinen Glauben! Zeig dein Vertrauen!“ Die Vorstellung, sich absichtlich in den Tod zu stürzen, damit Gott auffängt und rettet, lehnt Jesus radikal ab. Denn das würde heißen, Gott zu versuchen und ihn herauszufordern.

Ich habe eine schöne Kinderbibel. Dort sehen wir ein sehr passendes Bild zu unserer Geschichte. Jesus ist in der Wüste zu sehen und hinter ihm steht ein zweiter Jesus, die gleiche Gestalt, aber in bedrohlichen Grau- und Schwarztönen und flüstert dem vorderen Jesus leise und verführerisch ins Ohr: „Lass dir von mir helfen, der todbringenden Umgebung zu entfliehen. Nutze deine Macht und verjage den Hunger. Nutze meine Macht und hol dir die Weltherrschaft. Teste deine Gottesbeziehung. Lass dich vor dem Tod retten. Probiere es aus!“ Durch dieses Bild wird klar: Es ist nicht so einfach mit dem Diabolos. Er steckt irgendwie in uns drin – als eine Kraft, eine Phantasie, eine Sehnsucht nach Macht, Glück und Leben. Er steckt in den Beziehungen, in denen wir leben, wenn wir unseren Vorteil auf Kosten anderer suchen. Es geht um kleinere Steuerhinterziehungen, um größere Wirtschaftskriminalität, um unmenschliche Arbeitsverhältnisse, um das Retten der Wirtschaft auf Kosten von Menschenleben. Es geht auch um belanglosere Angelegenheiten, wie z.B. das Drängeln auf der Autobahn, als ob die Zeit des Rasers wichtiger sei. Es soll mir keiner weismachen, das sei der Teufel außerhalb von uns. Nein! Hier spielen Menschen und Systeme ineinander. Nicht einmal der Glaube ist von solchen Einflüsterungen und fehlgeleiteten Phantasien frei. Es gibt weiterhin Menschen in christlichen Gemeinden, die sich sorglos umarmen und singen, als ob das Coronavirus nur eine Illusion sei. Diese Praxis wird von einem theologischen Verständnis getragen und gedeckt, dass nämlich durch ein absolutes Gottvertrauen einem frommen Menschen nichts passieren könne. Aber im Grunde genommen wird Gott herausgefordert und versucht, so zu handeln, wie es dem Menschen gefällt. Und dann rückt die alte Geschichte von der Versuchung Jesu durch den Diabolos ganz dicht an uns heran. Er ist der Zerstörer des Vertrauens, der Mitmenschlichkeit, der Rücksicht aufeinander. Dieser böse Geist im Menschen und unter den Menschen ist wirksam, oft unsichtbar und deshalb umso tückischer. Er ist überall da wirksam, wo wir nicht wachsam wie Jesus sind, wachsam für den Willen Gottes, für die Menschen und für die Natur. Lassen wir uns von Gottes Wort anleiten und weisen für ein gutes, erfülltes und mitmenschliches Leben. Und lasst uns darauf vertrauen, dass Gott auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet. Amen.

„Wir sind verbunden“, neues geistliches Lied von Hans-Jürgen Netz: „Wir sind verbunden im Geist der Liebe, des Glaubens und der Zuversicht, im Gebet und in den Liedern schwingt unsere Hoffnung mit. Nach jedem Dunkel kommt doch Licht, nach jeder Ebbe gibt es Flut. Nach jeder Nacht den neuen Morgen, mein Gott, das tut mir gut.“  

Gebet: Guter Gott! Im Vertrauen auf dich bitten wir: Lass uns wachsam sein für dein Gebot! Hilf uns, deinen Willen zu erkennen und zu tun! Gib uns Kraft für die Aufgaben, die uns gestellt sind! Gib uns Mut für die Schritte, die wir gehen müssen! Gib uns Wertschätzung für die Menschen, die uns begegnen! Wecke unsere Herzen, Sinne und Gedanken! Gib uns Phantasie und Klarheit, ein waches Gewissen, rechte helfende Worte und das sorgsame Tun! Was du uns schickst, wollen wir annehmen - Arbeit und Ruhe, Erfolg und Misserfolg, Friede und Unruhe, Glück und Unzufriedenheit. Amen. 

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Segen: Ich wünsche euch einen wundervollen und gesegneten Tag an der Hand dessen, der euch jeden Tag eures Lebens schenkt. So segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Ich wünsche euch einen gesegneten Tag! Bleibt von Gott behütet!