Rundbrief 2016-03 Krieg und Gewalt

Geschrieben von Super User on . Posted in Rundbriefe des Obmanns

HAPAX und ein herzliches Hallo zum Rundbrief im März 2016!

Wenn ich in meiner Kanzlei bin und etwas am Computer ausarbeite, dann höre ich meistens Radio. Vor einigen Wochen habe ich das Lied „Wozu sind Kriege da“ von Udo Lindenberg aus dem Jahr 1981 gehört. Udo Lindenberg sang damals dieses Lied im Duett mit dem damals zehnjährigen Pascal Kravetz, der heute 45 Jahr alt, Musikproduzent, Sänger und Komponist ist.

Der Text des Liedes versucht, aus der Perspektive eines Kindes Antworten auf die Notwendigkeit von Kriegen zu finden. Mit dem Lied wollte Lindenberg einen Beitrag zur Friedensbewegung gegen den NATO-Doppelbeschluss leisten, die vor dem Hintergrund des Kalten Krieges entstand.

Beim Lesen des Liedtextes werdet Ihr feststellen, dass dieser keine Aktualität verloren hat!

Keiner will sterben, das ist doch klar.

Wozu sind denn dann Kriege da?
Herr Präsident, du bist doch einer von diesen Herren.
Du musst das doch wissen. Kannst du mir das mal erklären?
Keine Mutter will ihre Kinder verlieren und keine Frau ihren Mann.

Also warum müssen Soldaten losmarschieren, um Menschen zu ermorden - mach mir das mal klar. Wozu sind Kriege da?
Herr Präsident, ich bin jetzt zehn Jahre alt,
und ich fürchte mich in diesem Atomraketenwald.
Sag mir die Wahrheit, sag mir das jetzt:
Wofür wird mein Leben aufs Spiel gesetzt?

Und das Leben all der andern - sag mir mal, warum?
Sie laden die Gewehre und bringen sich gegenseitig um.
Sie stehn sich gegenüber und könnten Freunde sein.
Doch bevor sie sich kennenlernen, schießen sie sich tot.
Ich find das so bekloppt, warum muss das so sein?Habt ihr alle Milliarden Menschen überall auf der Welt
gefragt, ob sie das so wollen oder geht's da auch um Geld?
Viel Geld für die wenigen Bonzen, die Panzer und Raketen bauen und dann Gold und Brillanten kaufen für ihre eleganten Frauen.

Oder geht's da nebenbei auch um so religiösen Mist,
dass man sich nicht einig wird, welcher Gott nun der wahre ist?

Oder was gibt's da noch für Gründe, die ich genauso bescheuert find'. Na ja, vielleicht kann ich's noch nicht verstehen, wozu Kriege nötig sind. Ich bin wohl noch zu klein, ich bin ja noch ein Kind.“

Anmerkung zu der Aussage: „Oder geht's da nebenbei auch um so religiösen Mist, dass man sich nicht einig wird, welcher Gott nun der wahre ist?“

Franz Manfred Wuketits, ein österreichischer Biologe, Wissenschaftstheoretiker, Hochschullehrer, Schriftsteller und bekennender Atheist schreibt in dem Vorwort seines Buches „Was Atheisten glauben“: „Sind Atheisten schlechte Menschen, unmoralisch und ohne Gewissen? Müssen sie nicht an ihrem Dasein verzweifeln, das ihnen keinerlei Halt an ‚höhere Mächte‘ bietet, keine Hoffnung auf ein ‚ewiges Leben‘ erlaubt? Weder das eine noch das andere ist der Fall. So wie der Glaube an Gott keine Garantie für moralisch richtiges Handeln darstellt, so führt der Unglaube keineswegs zwingend zur Unmoral. Atheisten sind im Allgemeinen Humanisten. Während im Namen Gottes schon beispielsweise Gräueltaten gegen die Menschlichkeit verübt wurden, wird ein Atheist weder sich selbst noch andere Menschen einem ‚höheren Wesen‘ zu opfern bereit sein. Damit ist nicht gesagt, dass Atheisten automatisch die besseren Menschen sind. Aber als Humanisten sind sie dem Menschen verpflichtet – und nicht den von manchen Menschen ersonnenen Göttern. Nicht alle Ungläubigen sind Humanisten, das ist klar. Massenmörder gab und gibt es unter Gläubigen und unter Ungläubigen. Menschen haben anderen Menschen mit oder ohne Gott schon unsägliches Leid zugefügt; sein Glaube an Gott hat manchen nicht vor barbarischen Handlungen bewahrt, sondern diese oft sogar begünstigt.“

Anmerkung zu der Frage: „Wozu sind denn dann Kriege da?“

Der oben genannte Autor hat 2015 ein Buch herausgegeben: Mord. Krieg. Terror.: Sind wir zur Gewalt verurteilt?

Das Thema des Buches ist: Gewalt von Menschen gegen Menschen. Wuketis verdeutlicht, dass dem Menschen seine Gewaltbereitschaft von der Natur mitgegeben ist, dies vor allem durch natürliche Aggressionen sowie durch unser Gruppenzugehörigkeitsdenken, das zu gewalttätigen Abgrenzungen gegenüber Nichtgruppenzugehörigen führen kann. Neben den Naturkonstanten sind es auch kulturelle Phänomene, politische und religiöse Ideologien, die menschliches Verhalten zu einer erhöhten Gewaltbereitschaft kanalisieren konnten und können. Bei der Beantwortung der Frage, ob wir zur Gewalt verurteilt sind, orientiert sich der Autor an der menschlichen Neigung, an der von Gewalt geprägten Geschichte und Gegenwart sowie an vorherrschenden Problemfeldern wie Ressourcenknappheit und Ungerechtigkeit hinsichtlich ihrer Verteilung, Jugendarbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit hinsichtlich der Lebensgestaltung und an politische und religiöse Indoktrinierung. Die Überwindung oder zumindest Zurückdrängung von Gewalt unter Menschen setzt die Überwindung des archaischen Freund-Feind-Denkens voraus, eine gerechtere Verteilung von Ressourcen sowie die Erziehung von mündigen Bürgern.

Christen, humanistisch gesinnte Atheisten und friedliche Menschen anderer Religionen können Gewalt und Krieg keineswegs akzeptieren und schon gar nicht, wenn dies im Namen eines Gottes geschieht. Die Bergpredigt Jesu verbietet Gewalt und Krieg, die bestenfalls nur in bestimmten Situationen als eine Ultima Ratio verstanden werden können.

Christen, humanistisch gesinnte Atheisten und friedliche Menschen anderer Religionen müssen sich für den Frieden einsetzen in der Hoffnung, dass eine biblische Vision für eine gute, gerechte und friedliche Welt sich letztendlich durchsetzen wird:

„Was von Davids Königshaus noch übrig bleibt, gleicht einem alten Baumstumpf. Doch er wird zu neuem Leben erwachen: Ein junger Trieb sprießt aus seinen Wurzeln hervor. Der Geist des Herrn wird auf ihm ruhen, ein Geist der Weisheit und der Einsicht, ein Geist des Rates und der Kraft, ein Geist der Erkenntnis und der Ehrfurcht vor dem Herrn. Dieser Mann wird den Herrn von ganzem Herzen achten und ehren. Er richtet nicht nach dem Augenschein und fällt seine Urteile nicht nach dem Hörensagen. Unbestechlich verhilft er den Armen zu ihrem Recht und setzt sich für die Rechtlosen im Land ein. Gerechtigkeit und Treue werden sein ganzes Handeln bestimmen. Dann werden Wolf und Lamm friedlich beieinander wohnen, der Leopard wird beim Ziegenböckchen liegen. Kälber, Rinder und junge Löwen weiden zusammen, ein kleiner Junge kann sie hüten. Kuh und Bärin teilen die gleiche Weide, und ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Heu wie ein Rind. Ein Säugling spielt beim Schlupfloch der Viper, ein Kind greift in die Höhle der Otter. Auf dem ganzen heiligen Berg wird niemand etwas Böses tun und Schaden anrichten. Alle Menschen kennen den Herrn, das Wissen um ihn erfüllt das Land wie Wasser das Meer.“ (Jesaja 11,1-9 nach der Übersetzung Hoffnung für alle)

 

Lesen wir weiter bis zum nächsten Rundbrief im April 2016:

Psalmen 25 – 27; Matthäus 6, 19 - 33

Beste Grüße, Euer Obmann Uwe