Andacht 2023-11-26 Bei Gott gut aufgehoben
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 26. November 2023. Dieser ist der letzte Sonntag des evangelischen Kirchenjahres 2022/2023 und heißt Toten- oder Ewigkeitssonntag, an dem an die Verstorbenen gedacht und auch an unsere eigene Endlichkeit erinnert wird. Wir lesen diese Hausandacht mit dem Vertrauen, dass die Verstorbenen und wir Lebenden in Gottes Händen gut aufgehoben sind und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Verse aus Psalm 139 nach der Basis Bibel, die deutlich machen, dass wir für Gott wertvoll und kostbar sind und dass Gott seine Hand über uns hält: Gott, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind auch deine Werke; das erkennt meine Seele. Amen.
Lesung: Johanes-Evangelium, Kapitel 14, die Vers 1 – 11 nach der Basis Bibel: Lasst euch im Herzen keine Angst machen. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe dorthin, um für euch einen Platz vorzubereiten? Und wenn ich dorthin gegangen bin und für euch einen Platz vorbereitet habe, werde ich wiederkommen. Dann werde ich euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Ihr kennt ja den Weg zu dem Ort, wo ich hingehe. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst. Wie können wir dann den Weg dorthin kennen? Jesus antwortete: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es gibt keinen anderen Weg zum Vater als mich. Wenn ihr mich erkannt habt, dann werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Amen.
Gedanken zum Toten- oder Ewigkeitssonntag: Der Toten- oder Ewigkeitssonntag ist für viele Menschen ein Tag, der mit einem Gang auf den Friedhof verbunden ist. Kerzen werden an den Gräbern entzündet, die auch mit Blumen geschmückt werden. Wir stehen an den Gräbern jener Menschen, deren Lebenszeit bereits zu Ende ist. Wir erinnern uns an unsere Zeit mit ihnen. Vertraute Gesichter und Personen stehen uns wieder deutlicher als sonst vor Augen. An gewissen Tagen haben wir das Gefühl, als ob unsere lieben Verstorbenen wirklich unter uns sind. Wenn wir Bilder von ihnen anschauen, dann wird vieles wieder ganz lebendig. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen mit Dankbarkeit und Tränen. Am Toten- oder Ewigkeitssonntag steht auch die eigene Endlichkeit deutlicher als sonst vor unseren Augen. Was bleibt denn einmal von mir? – Das Haus, das ich gebaut habe? Der Betrieb, den ich aufgebaut habe? Das Geld, das ich angespart habe? Martin Luther rät in seiner Schrift „Sermon von der Bereitung zum Sterben“, ein Testament zu verfassen. Er schreibt: „Weil der Tod ein Abschied ist von dieser Welt und allen ihren Geschäften, ist es nötig, dass der Mensch sein zeitlich Gut in Ordnung bringe, damit nach seinem Tode kein Anlass zu Zank, Hader oder sonst einem Zweifel unter seinen Verwandten zurückbleibt.“ Zu einem solchen Testament gehört heute sicherlich auch eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht. Beide sollen regeln, was mit einem passieren soll, wenn man unheilbar krank ist oder wenn man nicht mehr selbst über sein Leben entscheiden kann. Es ist sehr wichtig, einen Ort für Trauer und Erinnerungen zu haben. Unsere Friedhöfe sind solche aufrichtigen und ehrwürdigen Orte. Manche Menschen stehen einfach da, versunken in ihren Gedanken und Gefühlen. Andere reden und erzählen am Grab und halten auf diese Weise Kontakt zu dem Menschen, den sie vermissen und haben dann das Gefühl, dass sie diesem Menschen ganz nahe sind. Es ist also gut, wenn wir solche Orte haben, wo wir uns mit unserer Trauer liebe- und würdevoll aufgehoben wissen. Unsere Seelen brauchen das! An Gräbern können wir auch Bilanz ziehen - Bilanz über das eigene Leben, Bilanz über das Leben der Verstorbenen und auch über das vergangene Leben mit diesen. Wer Bilanz zieht, macht eventuell auch einen Ausblick in die Zukunft mit zwei Fragen: Was wird das Leben für mich bringen? Die christliche Antwort auf diese Frage ist: Geborgen sein bei Gott, egal, was kommen wird. Wo sind nun die Verstorbenen? Die christliche Antwort auf diese Frage ist auch: Geborgen sein bei Gott. Unser menschlicher Verstand und unsere Vorstellungen reichen bei weitem nicht aus, um das neue Leben bei Gott nach unserer irdischen Zeit zu beschreiben. Weil Gott seinen Sohn und unseren Heiland Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, können wir darauf vertrauen, dass er aus Gnade für unsere Verstorbenen eine Tür ins Heile und ins Gute öffnen wird. Immer wieder geschehen Ereignisse und Wunder in der Welt und auch in unserem Leben, die über das bisherige Denken weit hinausgehen und die uns dann in Erstaunen versetzen. Erwarte Wunder, und sie werden irgendwann geschehen! Daher wird es auch so sein, dass die für uns noch unsichtbare Wirklichkeit in Gottes Herrlichkeit reicher und größer sein wird als alles, was unser Verstand und unsere Vernunft erkennen und verstehen können. Gott wird dann unser gutes Gegenüber und unsere Erfüllung sein. Daher kann ein Vers aus Psalm 31 „Meine Zeit steht in Gottes Händen“ in uns Vertrauen und Gewissheit auslösen, dass wir im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus von Gottes wertschätzender Liebe umgeben sind. Mit diesem Vertrauen und dieser Gewissheit wollen wir unsere lieben Verstorbenen Gott übergeben und auch unsere weiteren Lebenswege gehen, denn Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. Amen.
Lied: „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn“, Evangelisches Gesangbuch 391, die Strophen 1 – 4
Strophe 1: Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.
Strophe 2: Soll's uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.
Strophe 3: Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin.
Strophe 4: Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch rauhe Wege, gib uns auch die nöt'ge Pflege; tu uns nach dem Lauf deine Türe auf.
Fürbitten: Guter Gott! Unsere Zeit liegt in Deiner Hand. Du hast uns Zeit zum Leben geschenkt. Dafür danken wir Dir. Hilf uns, jeden Tag sinnvoll zu gestalten! Lass uns das Schöne und das Schwere bewusst durchleben! Zu Dir kommen wir mit unserer Trauer um unsere Verstorbenen! Schenke uns die Gewissheit, dass sie in Deinen Händen geborgen sind. Wir bitten Dich für alle, die einsam sind. Steh ihnen bei, dass sie in ihrer Einsamkeit nicht verbittern und schicke ihnen Menschen, die sich ihnen zuwenden! Wir bitten für alle, die krank sind. Steh ihnen bei, dass sie in ihrer Krankheit nicht verzweifeln und schicke ihnen Menschen, die ihre Krankheit mittragen! Wir bitten für alle, die keinen Sinn mehr im Leben sehen und innerlich erkalten! Steh ihnen bei, dass sie in ihrer Ausweglosigkeit den Lebensmut nicht verlieren und schicke ihnen Menschen, die ihnen neuem Mut zusprechen! Wir bitten für alle, die einer besonderen Belastung ausgesetzt sind und sich deshalb kraftlos fühlen. Steh ihnen bei, dass sie unter dieser Last nicht zusammenbrechen und schicke ihnen Menschen, die sich helfend an ihre Seite stellen! Wir bitten für alle, die einen lieben Menschen verloren haben und deshalb trauern. Steh ihnen bei, dass sie durch den Verlust nicht verzagen und schicke ihnen Menschen, die trösten und für sie beten! Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag mit dem Vertrauen, dass wir Lebenden und unsere Verstorbenen in Gottes Händen gut aufgehoben sind. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Pfarrer Uwe