Andacht 2023-11-05 Hoffnung für die Welt
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 5. November 2023. Wir lesen diese mit der Hoffnung, dass Gottes Liebe und Frieden die Welt positiv verändern wird und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 146 nach der Lutherbibel von 2017: Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele! Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, und meinem Gott lobsingen, solange ich bin. Verlasset euch nicht auf Fürsten; sie sind Menschen, die können ja nicht helfen. Denn des Menschen Geist muss davon, und er muss wieder zu Erde werden; dann sind verloren alle seine Pläne. Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, seinen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und alles, was darinnen ist; der Treue hält ewiglich, der Recht schafft denen, die Gewalt leiden, der die Hungrigen speiset. Der Herr macht die Gefangenen frei. Der Herr macht die Blinden sehend. Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind. Der Herr liebt die Gerechten. Der Herr behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen; aber die Gottlosen führt er in die Irre. Der Herr ist König ewiglich, dein Gott, Zion, für und für. Halleluja!
Lesung: Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5, die Verse 1 – 12 nach der Lutherbibel 2017: Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen. Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind. Amen.
Lied: „Gib uns Frieden jeden Tag“, Evangelisches Gesangbuch 425, 1 - 3:
Strophe 1: Gib uns Frieden jeden Tag. Lass uns nicht allein. Du hast uns dein Wort gegeben, stets bei uns zu sein. Denn nur du, unser Gott, denn nur du, unser Gott, hast die Menschen in der Hand. Lass uns nicht allein.
Strophe 2: Gib uns Freiheit jeden Tag. Lass uns nicht allein. Lass für Frieden uns und Freiheit immer tätig sein. Denn durch dich, unsern Gott, denn durch dich, unsern Gott, sind wir frei in jedem Land. Lass uns nicht allein.
Strophe 3: Gib uns Freude jeden Tag. Lass uns nicht allein. Für die kleinsten Freundlichkeiten lass uns dankbar sein. Denn nur du, unser Gott, denn nur du, unser Gott, hast uns alle in der Hand. Lass uns nicht allein.
Gedanken zur Lesung: Am letzten Dienstag, also am 31. Oktober 2023, feierten wir in unseren beiden Kirchen den Reformationstag. 1517, also vor 506 Jahren, hat Martin Luther seine berühmten 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen. Auslöser war der sogenannte Ablasshandel. Die Menschen damals hatten Angst vor Gott und wollen ihn mit Geld gnädig stimmen, sie nicht in der Hölle schmoren zu lassen. Luther stellte aber heraus: Wir können uns Gottes Liebe und Vergebung nicht erkaufen. Er schenkt sie uns aus Gnade. Gottes Liebe ist der wahre Schatz für unser Leben, der uns wirklich reich macht. Gottes gute Nachricht, das Evangelium seiner großen und unendlichen Liebe, ist der größte Schatz, den die Kirche hat. Diesen wertvollen Schatz soll sie den Menschen verkünden und ihnen bezeugen. Martin Luther hat diesen Schatz von der Liebe Gottes in der Bibel entdeckt, besser gesagt: wieder entdeckt. Denn diese wunderbare Botschaft war nie weg und immer da - bis heut. Ja, sie steht und fällt mit der Person Jesus, mit seinem Leben, mit seinen Worten und Taten. Dieses Evangelium ist unsere Zukunft und unsere Hoffnung und war damals verschüttet worden unter der Macht- und Geldgier von Kirchenfürsten und Kaiser und unter Traditionen, die sich von der Bibel entfernt hatten und über Jesus standen. Aber immer wieder brach das helle Licht dieser frohen Botschaft hervor. Heute dürfen wir dankbar sagen: Bei Martin Luther und anderen Reformatoren strahlte es besonders hell auf – und es strahlt noch heute - Gott sei Dank! Manchmal denken wir evangelische Christen, dass die Geschichte der Kirche mit dem Jahr 1517 begann, als ob zwischen der Auferstehung Jesu und der Reformation nichts war, nur ein großer Niedergang. Das stimmt natürlich so nicht. Die Geschichte der Kirche beginnt mit Jesus Christus. Er begleitet die, die zu ihm gehören durch die Zeiten: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ - so sagt Jesus am Ende des Matthäus-Evangeliums. Seine Worte, sein Leben, sein Tod und seine Auferstehung, das alles ist das Fundament der Kirche. Das gilt für alle Kirchen, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind – für unsere evangelische, für die römisch-katholische, für die orthodoxe und für Freikirchen. Alle Kirchen, alle Christen leben von dieser Botschaft, von diesem Evangelium. So gesehen sind alle Kirchen „evangelische Kirchen“. Denn ohne die frohe Botschaft von Jesus Christus gäbe es uns Christen gar nicht. Unser Reformationsfest ist daher auch ein ökumenischer Festtag, ein Tag, der alle Christen und Christinnen ansprechen möchte, in welcher Kirche auch immer sie sich zuhause fühlen, ein Tag, der an den Grund erinnert, auf dem alle Kirchen stehen: Jesus Christus. Als treues Mitglied der römisch-katholischen Kirche hängt Luther an seiner Kirche. Er liebt sie und leidet darunter, dass so vieles im Argen liegt. Darum will er seine Kirche reformieren, also erneuern. Dafür entdeckt er die Bibel neu. Sie spielt für ihn die zentrale Rolle. Das ist bei uns evangelischen Christen auch so geblieben. Wir schätzen die Bibel, die Worte der Schrift, das Wort Gottes sehr. Deswegen ist die Bibel für sehr viele Menschen in der Welt ein sehr wichtiger Lebensbegleiter, Lebensratgeber und Lebenströster. Daher gibt es in unserer Pfarrgemeinde seit fast 20 Jahren den ökumenischen Bibelkreis. Auch unser heutiger Predigttext ist in besonderer Weise Lebensbegleiter, Lebensratgeber und Lebenströster. Er ist eine Zusammenfassung des ganzen Evangeliums. Es sind die Seligpreisungen. Mit ihnen beginnt die Bergpredigt. Sie ist die berühmte Rede Jesu. Die Menschen wollen Jesus hören. Viele sind gekommen. Darum steigt Jesus auf einen Berg. Ein Berg hat religionsgeschichtlich eine große Bedeutung: Er ist Sitz der Götter. Mose empfängt auf einem Berg die 10 Gebote. Menschen gehen auf die Berge, um Gott näher zu sein, um die Natur zu genießen, den Alltag zu vergessen und um einen Berggottesdienst zu besuchen. Und Jesus erzählt den Menschen von Gott. „Seligpreisungen“ werden die ersten Verse der Bergpredigt genannt, denn alle beginnen mit „selig sind“. Das Wort „selig“ ist aus unserem Wortschatz ziemlich verschwunden. Früher sagte man über einen Verstorbenen: Gott hab ihn selig. Das meint: Gott möge dem Toten ewige Ruhe und ewigen Frieden schenken. Oder man sagt von einer Person, dass er selig schaue, also glücklich und zufrieden. Das Wort selig aus unserem Bibeltext heißt anders ausgedrückt: Freuen dürfen sich die Menschen, weil Gott sie bewusst wahrnimmt und sieht. Freuen dürfen sich, die da geistlich arm sind; freuen dürfen sich, die Leid tragen; freuen dürfen sich die Sanftmütigen; freuen dürfen sich, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; freuen dürfen sich die Barmherzigen; freuen dürfen sich, die ein reines Herz haben; freuen dürfen sich die, die Frieden stiften; freuen dürfen sich, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Jesus hebt also einzelne Menschengruppen hervor und nennt sie selig. Das Besondere ist: Das gilt schon jetzt. Jetzt in diesem Moment dürfen sich diese Menschen freuen. Denn Gott ist bei ihnen. Es sind besondere Menschen, die Jesus seligpreist. Es sind Menschen, denen es nicht gut geht. Menschen, die leiden, die nach Gerechtigkeit hungern, die sich für Frieden einsetzen. Jesus gibt ihnen die Gewissheit: Gott sieht, wie es euch geht. Das, was jetzt ist, ist nicht alles. Ganz im Gegenteil. Gott sieht jetzt schon das Leid und die Ungerechtigkeit. Er sieht jetzt schon die Gewalt und die Traurigkeit. Und er will und wird es ändern. Die Traurigen werden getröstet. Die Friedensstifter werden Gottes Kinder heißen. Menschen, die jetzt unterdrückt, verfolgt, ausgegrenzt werden, die werden von Gott ins Recht gesetzt. Schon jetzt gilt: Ihr seid selig, nicht erst in ferner Zukunft, sondern schon jetzt. Das ist doch das, warum Jesus in diese Welt gekommen ist. Er will diese Welt verändern. Nicht mit Waffen oder Terror oder Gewalt, sondern allein mit Gottes Liebe und Frieden. Unsere harten Herzen möchte er mit der Botschaft von Gottes Liebe öffnen, sie wieder lebendig und weich machen. Und er will uns Hoffnung schenken, schon jetzt, hier und heute. Seine unendlich große Liebe macht das möglich. Nichts und niemand kann Gottes Liebe aufhalten, weil schon jetzt Gottes Reich unter uns da ist und wächst, verborgen zwar, aber beständig, darum kann Jesus das jetzt schon sagen: Selig sind, die jetzt Leid tragen, die jetzt sanftmütig sind, die jetzt Frieden stiften, die jetzt ein reines Herz haben. Selig sind diese jetzt und nicht irgendwann einmal in ferner Zukunft. Jesus kann das sagen, denn er ist ja der Sohn Gottes, der Messias, der Christus. In ihm wird das wahr, was im Alten Testament der Prophet Jesaja angekündigt hat: Frieden auf Erden (Jesaja 61). Wenn Gott schon jetzt an meiner Seite ist, dann kann ich trotz aller Widrigkeiten meinen Weg auf Erden gehen. Ich weiß nicht, wie lange mein Weg dauern wird und was dieser mir bringen wird. Aber wenn in allem Schlimmen, in allen Rückschlägen Gott trotzdem da ist, dann wird mein Weg gut. Gott gibt mir Kraft, er schenkt mir Zuversicht und Hoffnung. Das gilt auch für die vielen Christinnen und Christen, die weltweit verfolgt und unterdrückt werden. Das alles gut und heil werden wird, weil Gottes Liebe und Frieden sich durchsetzen werden und jetzt schon wirken – das ist wirklich die gute Nachricht für uns und unsere Welt. Wir wissen: Vieles sieht in unserer Welt düster aus. Manchmal droht man zu verzweifeln, weil so viele Kriege herrschen, so viele Menschen von Ungerechtigkeit bedroht sind, so oft sich die Starken und Ruppigen durchsetzen. Und doch haben wir Hoffnung auf Gottes neue Welt mit dem universalen Frieden auf Erden. Wir haben die Hoffnung, dass Gott eine neue, gute und gerechte Weltordnung schafft, die unsere Welt dringend braucht. Auch unsere Kirchen, ja, auch jeder einzelne von uns, braucht diese Hoffnung für sein Leben. Manchmal fragen uns ja Menschen: Ist die Welt besser geworden mit diesem Jesus? Dann antworten wir: Mit ihm kommt die Hoffnung in unsere Welt. Gott verändert diese Welt. Mit dieser Hoffnung wollen wir leben und uns mit unseren Worten und Taten für diese einsetzen. Auch Martin Luther hat mit dieser Hoffnung gelebt und gewirkt. Darum ist das Reformationsfest auch ein Hoffnungsfest, denn nur Jesus Christus allein ist der Grund unserer Hoffnung und unseres Heils. In ihm allein kommt Gott uns und der Welt nahe. Deswegen wird sich alles zum Guten ändern. Amen.
Lied: „Gott liebt diese Welt“, Evangelisches Gesangbuch 409, die Strophen 1 und 4 – 7:
Strophe 1: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt!
Strophe 4: Gott liebt diese Welt. Ihre Dunkelheiten hat er selbst erhellt: im Zenit der Zeiten kam sein Sohn zur Welt!
Strophe 5: Gott liebt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben hat er uns bestellt zu des Reiches Erben. Gott erneut die Welt!
Strophe 5: Gott liebt diese Welt. In den Todesbanden keine Macht ihn hält, Christus ist erstanden: Leben für die Welt!
Strophe 7: Gott liebt diese Welt. Er wird wiederkommen, wann es ihm gefällt, nicht nur für die Frommen, nein, für alle Welt!
Fürbitten: Herr Jesus Christus! Du nennst uns selig, wenn wir uns für eine bessere Welt einsetzen. Sei Du bei uns mit Deiner Liebe und Deinem Frieden! Gib uns Kraft, wenn wir von Angst und Sorge erdrückt werden! Gib uns Hoffnung, wenn wir verzweifeln! Hilf uns auf, wenn die Lasten des Lebens uns zu Boden drücken. Wir bitten Dich für alle, die Frieden stiften in diesen dunkeln Tagen. Leuchte ihnen mit Deinem Licht! Lass sie trotz aller Rückschläge weitermachen! Öffne unsere Augen für die Momente, in denen Dein Friede aufleuchtet! Wir denken an unsere Kranken und Sterbenden, an die, die mutlos sind, die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen. Wir bitten Dich für Deine Kirche auf dieser Welt. Lass uns Christinnen und Christen, mit welcher Konfession auch immer, das Gemeinsame suchen, was uns verbindet! Lass uns laut für die Schwachen eintreten, die unterdrückt werden! Lass uns Dein Hoffnungswort sagen in alles Hoffnungslose hinein! Wir bitten für die Christen und Christinnen, die ihren Glauben nicht frei leben können. Beschütze sie und lass sie spüren, dass Du bei ihnen bist! Wir denken auch an uns selbst. Du weißt, wo wir Dein Licht, Dein Wort und Deinen Trost brauchen. Du schenkst Hoffnung. So können wir unseren Weg gehen, voll vertrauen auf Dich.Formularbeginn In der Stille können wir Dir nun sagen, was wir auf dem Herzen haben. Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag mit der Hoffnung, dass Gottes Liebe und Frieden die Welt verändern wird. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe