Andacht 2023-10-01 Glaube und vertraue!
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 1. Oktober 2023. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gott unseren Glauben stärken kann und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 25 nach der Lutherbibel von 2017: Nach dir, Herr, verlangt mich. Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass mich nicht zuschanden werden, dass meine Feinde nicht frohlocken über mich. Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige! Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich. Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, Herr, um deiner Güte willen! Der Herr ist gut und gerecht; darum weist er Sündern den Weg. Die Wege des Herrn sind lauter Güte und Treue für alle, die seinen Bund und seine Zeugnisse halten. Um deines Namens willen, Herr, vergib mir meine Schuld, die da groß ist! Am Rat des Herrn haben teil, die ihn fürchten; und seinen Bund lässt er sie wissen. Meine Augen sehen stets auf den Herrn; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen. Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten! Bewahre meine Seele und errette mich; lass mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich! Amen.
Lesung: Evangelium nach Markus, Kapitel 9, die Verse 17 – 29 nach der Gute-Nachricht-Bibel: Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht; er ist von einem bösen Geist besessen, darum kann er nicht sprechen. Immer wenn dieser Geist ihn packt, wirft er ihn zu Boden. Schaum steht dann vor seinem Mund, er knirscht mit den Zähnen und sein ganzer Körper wird steif. Ich habe deine Jünger gebeten, den bösen Geist auszutreiben, aber sie konnten es nicht. Da sagte Jesus zu allen, wie sie dastanden: Was ist das für eine Generation, die Gott nichts zutraut! Wie lang soll ich noch bei euch aushalten und euch ertragen? Bringt den Jungen her! Sie brachten ihn zu Jesus. Sobald der böse Geist Jesus erblickte, zerrte er das Kind hin und her; es fiel hin und wälzte sich mit Schaum vor dem Mund auf der Erde. Wie lange hat er das schon?, fragte Jesus. Von klein auf, sagte der Vater, und oft hat der böse Geist ihn auch schon ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Hab doch Erbarmen mit uns und hilf uns, wenn du kannst! Was heißt hier: Wenn du kannst?, sagte Jesus. Wer Gott vertraut, dem ist alles möglich. Da rief der Vater: Ich vertraue ihm ja – und kann es doch nicht! Hilf mir vertrauen! Jesus sah, dass immer mehr Leute zusammenliefen; da sagte er drohend zu dem bösen Geist: Du stummer und tauber Geist, ich befehle dir: Fahr aus aus diesem Kind und komm nie wieder zurück! Der Geist schrie anhaltend und zerrte den Jungen wie wild hin und her, dann fuhr er aus ihm aus. Der Junge lag wie leblos am Boden, sodass die Leute schon sagten: Er ist tot. Aber Jesus nahm ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. Als Jesus später im Haus war, fragten ihn seine Jünger: Warum konnten wir den bösen Geist nicht austreiben? Er gab ihnen zur Antwort: Nur durch Gebet können solche Geister ausgetrieben werden. Amen.
Gedanken zur Lesung: Die Symptome des kranken Jungen deuten auf Epilepsie hin. Die Menschen damals wussten es nicht besser, als diese mysteriöse Krankheit einem bösen Geist zuzuschreiben. Die Geschichte ist aber für uns nicht erledigt, wenn wir diese mit unserer modernen Medizin schnell erklären wollen. Es geht zwar um eine Heilung durch Jesus. Im Zentrum der Geschichte steht aber der Glaube. Gemeint ist dabei kein allgemeiner Wunderglaube. Gemeint ist der Glaube, der Jesus Christus alles, aber auch wirklich alles zutraut! Jesus selbst sagt es klar und deutlich: Wer Gott vertraut, dem ist alles möglich. Anscheinend ist das etwas, woran es damals gehapert hat und wahrscheinlich ist das heute auch so. Auch das sagt Jesus hart und direkt am Anfang der Geschichte: Was ist das für eine Generation, die Gott nichts zutraut! Wie lang soll ich noch bei euch aushalten und euch ertragen? Da wird klar und deutlich unser Problem beim Namen genannt: Es fehlt den Menschen oft an Gottvertrauen. Die Menschen damals und auch die Jünger hatten diesen Glauben nicht, den Jesus eigentlich erwartet. Bei uns heute ist das nicht wesentlich anders. In unseren Pfarrgemeinden kommt oft die geistliche Dimension viel zu kurz. Da machen wir uns über Einsparungen und Energiepreise viele Gedanken, auch über die nächste Wahl für die neue Gemeindevertretung oder wie wir Menschen motivieren können, in den Gottesdienst zu kommen. Es ist ja auch wichtig und notwendig, sich Gedanken über die Zukunft der Kirche und unserer Pfarrgemeinden zu machen. Am Samstag, dem 14. Oktober, starten wir in Wiedweg mit einem neuen modernen Gottesdienst, zu dem alle Altersgruppen kommen können. Aber Taschenrechner, Ideen und Engagement allein reichen nicht. Da fehlt das Entscheidende, nämlich das Vertrauen auf Gott! Da fehlt der Glaube an Jesus, der ihm alles zutraut! Jesu Urteil über unseren Kleinglauben und unser wackeliges Gottvertrauen ist tatsächlich beschämend. Jesus sieht nicht nur eine epileptische Krankheit. Er sieht dahinter vielmehr all das, was unser Leben zerstört und vernichtet. Er sieht dahinter vielmehr all die bösen Mächte, die uns fertig machen wollen. Und damit nicht genug: Jesus stellt sich konsequent dagegen und überwindet diese bösen Mächte! Tun wir das eigentlich auch so? Haben wir den Blick für das Böse, für das Falsche in der Welt und um uns herum? Haben wir das nötige Vertrauen auf Gott? Das fehlt manchmal mal mehr oder weniger bei uns. Jesus ermahnt uns kritisch: Seid doch wieder mal für die geistliche Seite offen! Vertrauen wir auf Jesus und beten dafür, dass sich etwas in unserem Leben, um uns herum und in der Welt positiv verändert und bewegt! Jetzt können wir uns fragen: Ja, ich bin doch gläubig. Muss dann nicht alles wie am Schnürchen klappen? Das funktioniert so nicht. Den Glauben an Jesus können wir nicht mit einem Glauben an einen Schönwettergott gleichsetzen nach dem Motto: Ich vertraue und dann läuft alles wunderbar prima in meinem Leben. Genau dieser Irrtum spricht, ja schreit aus dem Vater des kranken Jungen heraus: Ich vertraue Gott ja und doch kann ich es nicht! Hilf mir vertrauen! Da entdecken wir uns wieder. Als Christen leben wir unseren Alltag zwischen Glauben und Unglauben. Das ist der Zustand, in dem wir uns befinden. Denken wir nicht, dass Christen besonders fromme Menschen sind, die anders als die anderen den direkten Draht nach oben haben? Nein, wir sind zwar als Christen mit Jesus verbunden, haben aber auch mit Zweifel und Unglauben zu kämpfen. Das erspart uns Gott hier und jetzt leider nicht. Das begleitet uns unser Leben lang. Wer etwas anderes sagt und glaubt, liegt falsch. Es ist nicht so, dass wir glauben und vertrauen und plötzlich sind alle schweren Päckchen und Lasten weg. Irgendwie hat das auch etwas Tröstliches für uns: Wir müssen nicht alles können, wie es superfromme Menschen uns einreden wollen. Wir brauchen uns jetzt nicht in die Verzweiflung stürzen, weil uns manchmal der Glaube, der Jesus alles zutraut, fehlt. Das ist etwas völlig Normales, was zu unserem Christenleben dazugehört. Der Glaube ist zudem ein Geschenk, nicht etwas Machbares. Mir ist das öfters in Gesprächen mit Menschen klar geworden, die mir sagten: Ich wünschte, ich könnte glauben oder wieder glauben. Ganz klar: Glaube wird uns geschenkt! Allerdings kann man sich in den Glauben auch etwas einüben. Versuchen wir, den Glauben zu leben und geben dem Unglauben keinen Freiraum, sich auszubreiten! Jesus motiviert seine Jünger, ihren Glauben mit Beten und Fasten zu stärken. Jesus weist uns also an, uns in den Glauben einzuüben. Wir haben ja genug an geistlichem Werkzeug. Zum Beispiel können wir den Tag mit einem Morgengebet oder mit der Tageslosung oder mit einem Abschnitt aus der Bibel beginnen. Zwischendurch können wir mal zur Ruhe kommen, um uns von Gott neue Energie geben zu lassen. Den Tag können wir mit einem Abendgebet beschließen und so wieder alles in Gottes Hände legen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir evangelische Christen zu verkopft sind und alles mit unserer Vernunft und unserem Verstand angehen und erklären wollen und auch viel zu rational an das Geistliche, an den Glauben selbst herangehen, den Gott uns schenken will. Gute geistliche Rituale und Praktiken sollten wir nicht verachten, sondern diese als sinnvolle Hilfe ansehen, die unseren Glauben stärken und unseren Weg zu Gott öffnen können. Jesu Macht kann dann tatsächlich in meiner eigenen Ohnmacht wirken! Dazu ermutigt uns unsere Geschichte, sich auf das Geistliche, auf den Glauben neu einzulassen und ihn in unserem Alltag zu leben! Der Vater des kranken Jungen sagt: Ich vertraue Gott ja – und kann es doch nicht! Hilf mir vertrauen! Diese Aussage hat nicht an Aktualität verloren. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir Christen so glaubensbegeistert sind, dass wir ständig vom Boden abheben könnten. Es tut uns gut, wenn wir uns immer wieder neu auf eine gehörige Portion Glauben einlassen, ihm wieder näherkommen und ihn neu entdecken! Es wird uns dabei nicht versprochen, dass dadurch immer alles superleicht in unserem Leben klappen wird. Auch ein tiefer und fester Glaube bewahrt nicht automatisch vor Zweifel und Unglauben angesichts von Leid und Schattenseiten in unserem Leben und Alltag, aber Jesus gibt uns seine dicke, feste Zusage: Vertraut auf mich und ihr werdet wunderbare Dinge in erleben, die ihr nicht für möglich gehalten hättet. Ich wünsche uns allen, dass wir uns auf diese Zusage einlassen und für diese offen sind und bleiben! Amen.
Lied: „Meine Hoffnung und meine Freude, Evangelisches Gesangbuch 641: Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht: Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.
Fürbitten: Guter Gott! Mit Vertrauen zu Dir bitten wir: Lass uns nicht müde, werden zu beten und stärke unseren Glauben an Dich und unser Vertrauen zu Dir. Stärke uns, dass wir andere Menschen trösten und ermutigen können. Segne unsere Worte und Taten, damit wir mit diesen dem Frieden und der Liebe dienen können. Mit Vertrauen zu Dir bitten wir für die Menschen, die krank sind, die im Sterben liegen und die Angst vor der Zukunft haben; für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für alle Menschen, die wegen ihres Glaubens und ihrer Religion verfolgt und benachteiligt werden. Mit Vertrauen zu Dir bitten wir für alle Menschen, die wegen Krieg und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen. Stärke alle Menschen, die in Kirchen und in der Politik, in Schulen, im Tourismus, in Firmen und in der Landwirtschaft Verantwortung haben. Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied: Großer Gott, wir loben dich, Evangelisches Gesangbuch 331, die Strophen 10 und 11
Strophe 10: Alle Tage wollen wir dich und deinen Namen preisen
und zu allen Zeiten dir Ehre, Lob und Dank erweisen.
Rett aus Sünden, rett aus Tod, sei uns gnädig, Herre Gott!
Strophe 11: Herr, erbarm, erbarme dich.Lass uns deine Güte schauen;
deine Treue zeige sich, wie wir fest auf dich vertrauen.
Auf dich hoffen wir allein:Lass uns nicht verloren sein.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag mit dem Vertrauen, dass Gott unseren Glauben stärken kann. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe