Andacht 2023-07-16 Ich bin bei euch

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Uwe Träger, Obmann

Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 16. Juli 2023. Wir lesen diese an der Hand des Gottes, der bis zum Ende der Welt bei uns ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Psalm 146 nach der Lutherbibel von 2017: Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele! Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, und meinem Gott lobsingen, solange ich bin. Verlasset euch nicht auf Fürsten; sie sind Menschen, die können ja nicht helfen. Denn des Menschen Geist muss davon, und er muss wieder zu Erde werden; dann sind verloren alle seine Pläne. Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, seinen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und alles, was darinnen ist; der Treue hält ewiglich, der Recht schafft denen, die Gewalt leiden, der die Hungrigen speiset. Der Herr macht die Gefangenen frei. Der Herr macht die Blinden sehend. Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind. Der Herr liebt die Gerechten. Der Herr behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen; aber die Gottlosen führt er in die Irre. Der Herr ist König ewiglich, dein Gott, Zion, für und für. Halleluja! Amen.

Lesung: Matthäus-Evangelium, Kapitel 5, die Verse 16 - 20 nach der Basisbibel:
Die elf Jünger gingen nach Galiläa. Sie stiegen auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Aber einige hatten auch Zweifel. Jesus kam zu ihnen und sagte: Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt. Amen.

Gedanken zur Lesung: Martin Luther rät in seiner Schrift „Sermon von der Bereitung zum Sterben“, ein Testament zu verfassen. Er schreibt: „Weil der Tod ein Abschied ist von dieser Welt und allen ihren Geschäften, ist es nötig, dass der Mensch sein zeitlich Gut in Ordnung bringe, damit nach seinem Tode kein Anlass zu Zank, Hader oder sonst einem Zweifel unter seinen Verwandten zurückbleibt.“ Zu einem solchen Testament gehört heute sicherlich auch eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht. Beide sollen regeln, was mit einem passieren soll, wenn man unheilbar krank ist oder wenn man nicht mehr selbst über sein Leben entscheiden kann. Um ein Testament geht es auch in unserem Bibeltext. Es steht am Ende des Matthäus-Evangeliums. Der Verfasser ist Jesus selbst, aber nicht der sterbende, sondern der von den Toten auferweckte Jesus Christus. Er hat seine 11 Jünger auf einen Berg bestellt. Ursprünglich waren es ja 12 Jünger. Judas hatte sich erhängt, nachdem er Jesus für 30 Silberstücke verraten hatte. Die Jünger dürften gespürt haben, dass es sich um etwas sehr Wichtiges handeln muss, denn sie kannten die große religiöse Bedeutung eines Berges. Mose empfing von Gott die 10 Gebote auf einem Berg. Bei der Versuchung Jesu wird geschildert, dass der Teufel Jesus auf einen hohen Berg führte und versprach, ihm alle Königreiche der Welt zu schenken, wenn er sich vor ihm verneigen würde. Im Matthäus-Evangelium steht die berühmte Bergpredigt Jesu. Einige Jünger sahen auf einem Berg den verklärten Jesus. Auch heute haben Berge für viele Menschen eine wichtige Bedeutung. Sie halten sich in den Bergen auf, um den Alltag zu vergessen, um persönliche Angelegenheiten zu klären, um sich sportlich zu betätigen oder um einen Berggottesdienst zu besuchen. Die Jünger sind sie auf einem Berg in Galiläa - eine Gegend im Norden Israels mit dem See Genezareth. Dort hatte Jesus seine ersten Jünger berufen. Sie wurden von jenen Frauen dorthin geschickt, die den auferstandenen Jesus gesehen hatten. Die Jünger sind nun auf dem Berg und sehen ihren von den Toten auferstandenen Herrn und Meister. Alle verneigen sich ehrfürchtig und fallen auf die Knie. Das erinnert mich an den weltberühmten Kniefall des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Willi Brandt, als er vor einem Mahnmal in die Knie ging und sich damit für die schrecklichen Greueltaten der Nazis entschuldigte. Manche Jünger zweifeln, ob es wirklich Jesus ist. Eigentlich ist es kein Wunder, wenn ihnen erhebliche Zweifel kommen, denn sie hielten das Zeugnis der Frauen, dem auferstandenen Jesus begegnet zu sein, für leeres Geschwätz. Bei den Jüngern wird das deutlich, was auch bei Menschen und Christen unserer Zeit zu spüren ist: Ein Hin- und Hergerissensein zwischen Vertrauen und Angst, Hoffnung und Verzweiflung, Zuversicht und Ohnmacht. Weil Glaube sich auf das Unsichtbare und Unfassbare ausrichtet, ist und bleibt dieser zerbrechlich und gefährdet und braucht immer wieder den Zuspruch, den Jesus dem ungläubigen Thomas gesagt hat: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ Nun eröffnet Jesus sein Testament und sagt: „Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ Ich hätte gerne die Gesichter der Jünger gesehen, als sie diese Worte hörten. Vielleicht haben sie sich staunend angeschaut und gedacht: „Einer der am Kreuz starb, soll nun der „Christus Pantokrator“, also der allherrschende Christus sein? Zweifler und Kritiker unserer Zeit werden eventuell auch so denken, weil sie eine andere Realität vor Augen haben, nämlich die Macht von Politikern, Machthabern, Lobbyisten und Kirchenfürsten aus Vergangenheit und Gegenwart. Aber für den Glauben an den gekreuzigten und auferstanden Jesus Christus ist die Sache klar und eindeutig: Diese Mächtigen haben keine Macht, denn sie gehören – wie es im Psalm 146 steht – zu den Fürsten, die letztendlich nicht helfen können, weil sie sterbliche und gebrechliche Menschen und Geschöpfe waren, sind und bleiben. Selten hat Jesus so deutliche Worte über sich selbst gesagt. Selten hat der lebendige Gottessohn seine göttliche Vollmacht und seinen universalen Herrschaftsanspruch so ausdrücklich ausgesprochen. Diese Vollmacht hat erstens den Anspruch – wie es im Glaubensbekenntnis heißt - die diesseitige und jenseitige Welt zu richten und ist zweitens die Grundlage für die Bevollmächtigung seiner Jünger, Menschen für Jesus zu gewinnen. Das ist auch in unserer Zeit unbedingt nötig. Denn es gab schon bessere Zeiten in unseren Kirchen und Pfarrgemeinden, Zeiten, wo es selbstverständlich war, getauft zu sein, zu einer Pfarrgemeinde zu gehören und der Kirchenaustritt kein Thema war. Aber wir wollen und müssen uns von Jesus immer ermutigen lasen, nicht aufzugeben und zu resignieren. Er wird seine Kirche nicht vor die Wand fahren lassen. Sie wird sich immer wieder verändern und neu aufstellen, eine Kirche, die durch die Osterbotschaft von einigen namenlosen Frauen zu einer Kirche mit gegenwärtig 2,3 Milliarden Christen und Christinnen heranwuchs. Jesus hat und wird zu allen Zeiten Menschen berufen, die den reichen Schatz des Evangeliums von der Liebe Gottes ans Licht bringen und ein Leben aus Glaube, Liebe und Hoffnung vorleben. Deswegen wollen wir uns freuen, wenn weiterhin Kinder getauft werden, wenn Jugendliche zur Konfirmation gehen, wenn Brautpaare Ja zueinander sagen und wenn Menschen mutig und fröhlich ihren Glauben an Jesus mit Worten, Taten bekennen und bezeugen. Wir alle wollen uns mit den letzten Worten Jesu aus dem Matthäus-Evangelium ermutigen, stärken und trösten lassen. Es sind Worte einer Gewissheit, die nicht schöner und erbaulicher, nicht beglückender und heilsamer sein könnten: „Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt!“ Dieses Versprechen bedarf keiner theologischen Interpretation und ist sozusagen unsere Lebensversicherung. Mit diesem Versprechen können wir glücklich leben, fröhlich glauben und getrost sterben. Möge Gott uns helfen, immer wieder und immer wieder neu auf diese Verheißung zu bauen und nach dieser Verheißung unser Leben auszurichten. Amen.

Lied: „Jesus Christus herrscht als König“, Evangelisches Gesangbuch 123, die Strophen 1 - 4 + 11
Strophe 1: Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss.

Strophe 2: Fürstentümer und Gewalten, Mächte, die die Thronwacht halten, geben ihm die Herrlichkeit; alle Herrschaft dort im Himmel, hier im irdischen Getümmel ist zu seinem Dienst bereit.
Strophe 3: Gott ist Herr, der Herr ist Einer, und demselben gleichet keiner, nur der Sohn, der ist ihm gleich; dessen Stuhl ist unumstößlich, dessen Leben unauflöslich, dessen Reich ein ewig Reich.
Strophe 4: Gleicher Macht und gleicher Ehren sitzt er unter lichten Chören über allen Cherubim; in der Welt und Himmel Enden hat er alles in den Händen, denn der Vater gab es ihm.
Strophe 11: Ich auch auf der tiefsten Stufen, ich will glauben, reden, rufen, ob ich schon noch Pilgrim bin: Jesus Christus herrscht als König, alles sei ihm untertänig; ehret, liebet, lobet ihn!

Fürbitten: Guter Gott! Bei Dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Wir danken Dir, dass Du uns Deine wertschätzende und vergebende Liebe zusprichst. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die, die unter einer Krankheit leiden; die Angst vor dem Leben haben, die nicht mehr glauben können; die einen lieben Menschen verloren haben; die wegen Krieg und Naturzerstörung auf der Flucht sind; die wegen ihres Geschlechtes und ihrer Hautfarbe ausgelacht werden. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Deinen Segen für die Verantwortung für unser kostbares Leben und für Deine gute Schöpfung als unsere einzige Heimat! Im Vertrauen auf Dich bitten wir darum, dass die Politiker dieser Welt zum Frieden trachten und zur Versöhnung aufrufen. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle Gäste, die bei ins Urlaub machen und für die, die sich um die Gäste kümmern. Im Vertrauen auf Dich bitten wir, dass wir unseren christlichen Glauben fröhlich und mutig bekennen und unserer evangelischen Kirche die Treue halten! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der bis zum Ende der Welt bei uns ist. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.                         

Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe