Andacht 2023-07-09 Hab keine Angst!
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 9. Juli 2023. Wir lesen diese an der Hand des Gottes, der uns zuspricht, keine Angst haben zu müssen und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, Evangelisches Gesangbuch 503, Strophen 1 + 8 + 13
Strophe 1: Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.
Strophe 8: Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen.
Strophe 13: Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe, viel Glaubensfrüchte ziehe.
Worte aus Psalm 73 nach der Lutherbibel von 2017: Ich bleibe stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun. Amen.
Lesung: Lukas-Evangelium, Kapitel 5, die Verse 1 - 11 nach der Basisbibel: Einmal drängte sich die Volksmenge um Jesus und wollte hören, wie er Gottes Wort verkündete. Jesus stand am See Gennesaret. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten die Netze. Jesus stieg in das Boot, das Simon gehörte. Er bat Simon, ein Stück vom Ufer wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte die Leute vom Boot aus. Als Jesus seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahre hinaus in tieferes Wasser! Dort sollt ihr eure Netze zum Fang auswerfen. Simon antwortete: Meister, wir haben die ganze Nacht hart gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze auswerfen. Simon und seine Leute warfen die Netze aus. Sie fingen so viele Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Sie winkten die Fischer im anderen Boot herbei. Sie sollten kommen und ihnen helfen. Zusammen beluden sie beide Boote, bis sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er vor Jesus auf die Knie und sagte: Herr, geh fort von mir! Ich bin ein Mensch, der voller Schuld ist! Denn er und die anderen, die dabei waren, waren sehr erschrocken. So riesig war der Fang, den sie gemacht hatten. Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, erging es ebenso. Die beiden arbeiteten eng mit Simon zusammen. Jesus sagte zu Simon: Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein! Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm. Amen.
Gedanken zur Lesung: Es gibt Menschen, die sagen: „Ich fühle mich für diese Arbeit berufen.“ Andere sagen sogar: „Ich spüre, dass Gott mich für diese Aufgaben berufen hat.“ Früher haben meist Geistliche so geredet, aber auch Krankenschwestern, Ärzte und Lehrer. Heute sprechen nur wenige davon, dass Gott einen Menschen zu einer bestimmten Aufgabe berufen hat. Auch wenn Menschen nicht dieses Gefühl und diesen Glauben haben, so haben sie trotzdem eine moralische Verpflichtung für ihren Beruf. Die Pflegebranche ist dafür bekannt, dass es dort immer wieder zu ernsthaften Probleme kommt. Krankmeldungen und Stress prägen oft das Bild dieser Berufe. Das Personal im Gesundheitswesen, aber auch Lehrer und viele andere müssen immer mehr arbeiten, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Viele fühlen sich dann machtlos, weil sie es unter den gegebenen Bedingungen nicht mehr schaffen. Um die ständig steigende Arbeitslast zu bewältigen, reagieren die Mitarbeiter unterschiedlich. Einige arbeiten nur in Teilzeit, um sich erholen zu können. Andere arbeiten mehr als sie müssten, ohne es dem Chef zu sagen. Andere melden sich krank oder sind erschöpft. Wieder anderen ist alles egal, sie übernehmen keine Verantwortung. Personalmangel in vielen Branchen ist ein großes Problem der Gegenwart. Auch der zunehmende Pfarrermangel gehört dazu. Sechs Pfarrstellen in unserer evangelischen Diözese Kärnten-Osttirol sind nicht besetzt. Es ist kein Trost oder eine Motivation, wenn der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber erfährt, dass es an fehlenden Geldmitteln liegt, wenn wichtige Dienstleistungen nicht mehr durchgeführt werden können, wenn zum Beispiel Schüler, Patienten, Pflegebedürftige nicht die Hilfe bekommen, die sie eigentlich brauchen. Petrus wird von Jesus berufen und erhält von ihm eine Lebensaufgabe. Jesus sagt ihm: „Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein!“ Petrus wurde wohl der bekannteste Jünger Jesu, hatte Leitungsaufgaben in christlichen Gemeinden und wurde nach der Tradition der erste Bischof von Rom, also der erste Papst. Ein einfacher Fischer aus Galiläa hatte wichtige Aufgaben übernommen. Ohne ihn hätte es wohl keine ernsthafte christliche Mission gegeben. Das Christentum hätte sich wahrscheinlich nicht oder nur wenig in Europa ausgebreitet, und wir würden heute nicht in dieser Kirche sitzen. Petrus hatte für seine Riesenaufgabe, Menschen für Jesus zu gewinnen, eine wichtige Gewissheit im Gepäck, die ihm Mut und Kraft gegeben hat. Es sind die Worte Jesu: „Hab keine Angst!“ Martin Luther sieht den Beruf als eine Berufung. Egal ob man Pfarrer oder Lehrer, Arzt oder Handwerker, Hotelier, Landwirt oder Hausfrau ist – man soll seine Arbeit tun, so dass sie dem Nächsten zugutekommt und dient. Petrus war Fischer. Das war sein Beruf. Die gefangenen Fische hat er verkauft, um seine Familie zu ernähren und damit andere Menschen Fische kaufen können. Als er und die anderen Fischer an Land kamen mit dem Boot voller Fische, fiel Petrus auf die Knie vor Jesus und sagte: „Herr, geh fort von mir! Ich bin ein Mensch, der voller Schuld ist!“ Anders gesagt heißt das: „Ich lebe nicht so, wie Gott es haben will“. Petrus gab also zu, dass er kein Vertrauen in Jesu Worte hatte und dass er die hohen Forderungen Jesu, seinen Mitmenschen wie sich selbst zu lieben, nicht erfüllen konnte. Er fühlte sich deshalb in der Gegenwart Jesu nicht würdig genug. Aber Jesus wollte es anders. Er ist zu Petrus gekommen, weil er gerade ihn zum Menschenfischer berufen und erwählt hat. Jesus ist nicht irgendwer. Er selbst ist es, der sein eigenes Leben für die Aufgabe hingegeben und geopfert hat, die Gott ihm anvertraut hatte. Er ist auch der, den Gott am dritten Tage auferweckt hat. Er ist daher in seinem Wort und in seiner Kirche, in der Taufe und im Abendmahl gegenwärtig und bei uns. Petrus spürt, dass sein Herr und Meister bei ihm ist und ihm Kraft für seine Aufgaben gibt. Der deutsche Graphiker Herbert Seidel, der von 1906 bis 1974 lebte, hat ein beeindruckendes Bild über den Fischzug gemalt. Auf diesem sieht man ein großes Boot und wie die Fischer damit kämpfen, die schweren Netze ins Boot zu holen. Ihre Arme sind dünn, die Fische sind riesengroß. Hinter dem Boot sieht man eine große kräftige Gestalt mit langen und starken Armen. Diese zieht die Netze hinauf zu den Fischern. Diese helfende Figur steht für Gott. Gott hilft. Er ist bei uns. Wir sind nie allein mit unseren Aufgaben im Alltag oder in unseren Berufen. Gott zieht mit. Wenn wir mutlos oder ohne Kräfte sind, wenn wir versucht sind aufzugeben, dann ist da einer, der hinter uns steht. Er ist der Starke. Er sorgt für seine Menschen. Ohne ihn wäre unsere Arbeit vergebens. „Hab keine Angst!“ Das sagt Jesus zu Petrus. Das sagt er auch uns heute. Die Worte an Petrus und an uns sind ein Riesengeschenk, denn wir sind nie allein mit unseren Aufgaben und nie allein in unserem Leben. Gott ist mit im Boot. Keiner ist zu mehr verpflichtet, als er kann. Wir sollen das tun, was wir können. Wir sollen, ja müssen auch auf uns selbst achten, damit wir nicht wegen Arbeitsüberlastung und Stress zusammenbrechen. Aber es gibt auch wichtige Aufgaben im Leben, die gelöst und getan werden müssen, damit Gesellschaft und Gemeinschaft funktionieren können. Jeder soll das tun, was er tun kann - um anderes bittet Gott uns nicht. Manchmal versagen wir und verfallen in Mutlosigkeit. Aber wir haben die Gewissheit, dass Gott uns hilft, uns aufrichtet, uns vergibt und uns Neuanfänge im Leben und im Glauben schenkt, die uns zu Besten dienen, auch wenn wir das zunächst nicht so empfinden. Jeden Morgen wird uns ein neuer Tag geschenkt, ein neuer Tag, Gutes zu tun, ein neuer Tag, der gelebt werden soll in Liebe zu Gott, zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen. Und an jedem neuen Tag wollen wir uns selbst das sagen, was Jesus Petrus gesagt hat: „Hab keine Angst!“ Amen.
Lied: „Meine Hoffnung und meine Freude“, Evangelisches Gesangbuch 641:
Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht: Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.
Fürbitten: Guter Gott! Bei Dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Wir danken Dir, dass Du uns Deine wertschätzende und vergebende Liebe zusprichst. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die, die unter einer Krankheit leiden; die Angst vor dem Leben haben; die nicht mehr glauben können, die einen lieben Menschen verloren haben; die wegen Krieg und Naturzerstörung auf der Flucht sind. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Kinder und Jugendlichen dieser Welt, dass sie fröhliche und mutige Menschen werden, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und ein offenes Herz für ihre Mitmenschen haben! Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Deinen Segen für die Verantwortung für unser kostbares Leben und für Deine gute Schöpfung als unsere einzige Heimat! Im Vertrauen auf Dich bitten wir darum, dass die Politiker dieser Welt zum Frieden trachten und dass wir unseren christlichen Glauben bekennen und unserer evangelischen Kirche die Treue halten!
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der uns zuspricht, keine Angst haben zu müssen. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe