Andacht 2023-06-18 Ihr Lieben
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 18. Juni 2023. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gott die Liebe ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Worte aus Psalm 36 nach der Lutherbibel von 2017: Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Lesung: 1. Johnes 4, 11-16 nach der Basisbibel: Ihr Lieben, wenn Gott uns so sehr geliebt hat, dann müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott jemals gesehen. Aber wenn wir einander lieben, bleibt Gott mit uns verbunden. Dann hat seine Liebe in uns ihr Ziel erreicht. Gott hat uns Anteil gegeben an seinem Geist. Daran erkennen wir, dass wir mit ihm verbunden sind und er mit uns verbunden bleibt. Außerdem haben wir es selbst gesehen und bezeugen es: Der Vater hat den Sohn als Retter der Welt gesandt. Wenn jemand bekennt: Jesus ist der Sohn Gottes!, ist Gott mit ihm verbunden, und er bleibt mit Gott verbunden. Wir haben erkannt, dass Gott uns liebt, und haben diese Liebe im Glauben angenommen. Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe lebt, ist mit Gott verbunden, und Gott ist mit ihm verbunden. Amen.
Gedanken zur Lesung: Die Zeiten ändern sich. Heutzutage muss alles schnell und zügig gehen – beim Reisen und beim Einkaufen, bei Geldgeschäften und vor allem bei der Kommunikation. Diese geschieht vor allem über E-Mail, SMS, Twitter, Instagramm oder Whatsapp. Die digitalen Medien erleichtern sicherlich die Kommunikation, um Bilder, Informationen oder Texte an andere Menschen schnell weiterzuleiten. Menschen fühlen sich aber auch überfordert, wenn zum Beispiel die Zahl der E-Mails überhandnimmt und diese nicht mehr beantwortet werden können. Denken wir an das Lied „Nur kurz die Welt retten“ von Tim Bendsko. Dort heißt es: „Muss nur noch kurz die Welt retten. Danach flieg' ich zu dir. Noch 148 Mails checken …“ Die Zeit von handgeschriebenen Briefen zum Geburtstag oder von Ansichtskarten aus dem Urlaub ist wohl vorbei. Es ist eine Wohltat für mich, wenn ich immer wieder mal das berühmte Buch Widerstand und Ergebung von Dietrich Bonhoeffer lese, in dem handgeschriebene Briefe zwischen ihm und seinem besten Freund Eberhard Bethge abgedruckt sind. Es ist auch eine Wohltat für mich, wenn ich die damals handgeschriebenen Briefe in der Bibel lese, zum Beispiel die des Apostels Paulus an junge christliche Gemeinden, in denen Fragen über den christlichen Glauben behandelt und beantwortet werden. Diese Briefe sind mit Einleitung, Hauptteil und Schluss gut und übersichtlich gegliedert. Vielleicht wird der altmodische Brauch handgeschriebener Briefe und Postkarten wieder modern. Persönliche Briefe und handgeschriebene Karten sind für mich ein Ausdruck der Verbundenheit zwischen Menschen und der Wertschätzung. Um Liebe geht es in unserem Text aus dem 1. Johannesbrief. Dieser ist zwar als Brief in die Bibel eingegangen, ist aber eher eine Abhandlung über ein zentrales Wort des christlichen Glaubens – die Liebe. „Ihr Lieben…“, so leitet der Verfasser seine Überlegungen ein und will uns in seinen Gedanken über das Thema Liebe miteinbeziehen, ohne den Anspruch, über dieses Thema alles gesagt zu haben. So können wir Teil seiner Ausführungen sein und diese mit unseren Erfahrungen und Gedanken über die Liebe reflektieren. Diskussionen und Gespräche über wichtige Themen des christlichen Glaubens sind auch wichtig für den Aufbau und Zusammenhalt christlicher Gemeinden. Manchmal sind diese harmonisch, manchmal kontrovers, manchmal erbaulich und manchmal herausfordernd. Mir gefällt es, im Gespräch mit anderen Christinnen und Christen zum Beispiel in Bibelkreisen oder mit Kindern und Jugendlichen im Unterricht meinen Glauben zu reflektieren und zu entwickeln und nach möglichen Antworten für mein Hier und Jetzt zu suchen. Wenn der Verfasser schreibt, dass Gott die Liebe ist, dann meint er offensichtlich, dass die Liebe eine gute Möglichkeit ist, das Göttliche zu erfahren, ja, mit dem Göttlichen verbunden zu sein, in ihm zu leben, mit ihm zu wirken und ihm zu vertrauen. Die Liebe ist also ein Ort der Gotteserfahrung, ist eine Möglichkeit, Menschliches und Göttliches zu verbinden. Liebeserfahrungen sind etwas sehr Tiefgehendes, etwas Elementares und eine Urerfahrung. Als Kind wächst das Urvertrauen im Geliebtsein durch die Eltern und andere Bezugspersonen. Fehlt diese Zuwendung, dann fehlt auch dieser feste Boden für das weitere Leben. Geliebt-Werden und Lieben sind wichtige Faktoren für Zufriedenheit und Erfüllung, für Vertrauen und Glück. Gott ist die Liebe! Dieser Vers gehört zu meinen Lieblingsversen der Bibel. Unzählige Gedanken und Gefühle schießen durch mich hindurch, aber auch Begegnungen mit Menschen, Tieren und Pflanzen aus Vergangenheit und Gegenwart. Ich bin fest davon überzeugt, dass Liebe und Frieden das letzte Wort haben und nicht Hass und Gewalt, denn die Urkraft der Liebe, die aus Gott kommt, wird die Menschen heilen und die Verbundenheit zwischen Menschen immer wieder erneuern. Diese Urkraft der Liebe, die aus Gott kommt, ist wie, wenn in den Händen, die segnen, noch eine andere Kraft mitwirkt; ist wie, wenn in der Kirchenmusik noch eine andere Stimme mitsingt oder mitspielt und ist wie, wenn im Gebet von Menschen noch eine andere geistliche Kraft mitbetet. Gott ist die Liebe. In dieser Aussage ist die Liebe universal gemeint. Sie umfasst die ganze Schöpfung, alles Lebende. Jesus Christus, in dem Gottes Liebe sichtbar und konkret ist, wurde zur Versöhnung der ganzen Welt mit Gott gesandt. Liebe ist die Macht, welche alles einbindet, alles berührt und bewegt. Im Lieben geht es nicht nur um die, die mir am nächsten sind, sondern um alles Leben. Mit allem Lebenden bin ich verbunden, weil alles Lebende von der einen Kraft geliebt wird, die das Leben erschaffen hat. Für mich ist das eine wichtige Glaubenserkenntnis, die mich immer wieder neu motiviert, an der wichtigen Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung mitzuwirken, obwohl es manchmal viel bequemer wäre, auf dem Sofa die restliche Welt zu vergessen. Die Wahrheit, dass Gott die Liebe ist, führt uns auch an einen anderen Ort der Gotteserfahrung, nämlich in die Natur. Viele meinen, dass sie eher auf einem Berggipfel oder in einem stillen Wald ihre Religiosität erleben als in der Kirche. Diese „Entweder-oder-Meinung“ bedauere ich. So wie die Liebe nicht nur an einen Ort oder einen Menschen gebunden ist, so gibt es auch unterschiedliche Orte und Zeiten für Gotteserfahrungen und Religiosität. Göttliche Stimmen, Töne und Kräfte suchen sich verschiedene Orte aus, um uns zu erreichen, ob in der Kirche, im Wald oder auf dem Berg, in der Einsamkeit oder Gemeinschaft, in Worten, Taten oder Berührungen. Die göttliche Stimme und das göttliche Wirken in Form der Liebe ist in der Welt. Sie ist das auch heute - in Patergassen, in Bad Kleinkirchheim, ja in der ganzen Welt. Deswegen lesen Sie nun fröhlich und zuversichtlich den Text des Liedes „Gott liebt diese Welt“. Amen.
Lied: „Gott liebt diese Welt“, Evangelisches Gesangbuch 409, die Strophen 1 - 8
Strophe 1: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt!
Strophe 2: Gott liebt diese Welt. Er rief sie ins Leben. Gott ist’s, der erhält, was er selbst gegeben. Gott gehört die Welt!
Strophe 3: Gott liebt diese Welt. Feuerschein und Wolke und das heilge Zelt sagen seinem Volke: Gott ist in der Welt!
Strophe 4: Gott liebt diese Welt. Ihre Dunkelheiten hat er selbst erhellt: im Zenit der Zeiten kam sein Sohn zur Welt!
Strophe 5: Gott liebt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben hat er uns bestellt zu des Reiches Erben. Gott erneut die Welt!
Strophe 6: Gott liebt diese Welt. In den Todesbanden keine Macht ihn hält, Christus ist erstanden: Leben für die Welt!
Strophe 7: Gott liebt diese Welt. Er wird wiederkommen, wann es ihm gefällt, nicht nur für die Frommen, nein, für alle Welt!
Strophe 8: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt!
Fürbitten: Erwecke und stärke uns durch Deinen Heiligen Geist, damit er uns Kraft und Mut gebe, den christlichen Glauben zu bezeugen und Boten Deiner Liebe und Deines Friedens zu sein. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die an ihrem Leben verzweifeln, deren Herz bitter geworden ist, die nicht mehr glauben können, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, die Angst vor der Zukunft und um ihre Existenz haben, die wegen Krieg oder Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen, die krank sind und die um einen lieben Menschen trauern! Tröste sie und schenke ihnen Kraft und Hoffnung durch den Glauben, die Liebe und die Fürbitte von anderen Menschen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt; für die, die in Kirche und Politik, in der Wirtschaft und in Schulen, in Krankenhäusern und Seniorenheimen und woanders Verantwortung haben! Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des dreieinigen Gottes, der die Liebe ist. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe