Andacht 2023-06-04 Der große Gott
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 4. Juni 2023. Wir lesen diese an der Hand des dreieinigen Gottes und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Worte aus Psalm 113 nach der Lutherbibel von 2017: Halleluja! Lobet, ihr Knechte des Herrn lobet den Namen des Herrn! Gelobt sei der Name des Herrn von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn! Der Herr ist hoch über alle Völker; seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist. Wer ist wie der Herr, unser Gott, der oben thront in der Höhe, der niederschaut in die Tiefe, auf Himmel und Erde; der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz, dass er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes.
Lesung: Jesaja 6, 1 - 13 nach der Basisbibel: In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel. Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens und das Haus ward voll Rauch. Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und verstehet’s nicht; sehet und merket’s nicht! Verfette das Herz dieses Volks und ihre Ohren verschließe und ihre Augen verklebe, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen. Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt. Denn der Herr wird die Menschen weit wegführen, sodass das Land sehr verlassen sein wird. Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals kahl gefressen werden, doch wie bei einer Terebinthe oder Eiche, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.
Gedanken zur Lesung: „Aller guten Dinge sind drei“ – so heißt ein Sprichwort. Im christlichen Glauben ist das ähnlich. „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe“ diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen – so schreibt der Apostel Paulus in seinem Brief an die christliche Gemeinde in Korinth (1. Korinther 13, 13). Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14, 5). „Am dritten Tag auferstanden von den Toten“ so heißt es in unserem Glaubensbekenntnis. Der Gottesdienst beginnt und endet mit der trinitarischen Formel „Vater, Sohn und Heiliger Geist“. Der Prophet Jesaja hört das Loblied der Engel, wie sie Gott mit dreimal „Heilig“ loben. Die Propheten des Alten Testamentes werden aus dem Alltag gerissen und von Gott berufen, sein Wort in ihre damalige Zeit zu verkünden. Es sind keine hohen Persönlichkeiten, keine Bischöfe oder Oberkirchenräte oder Superintendenten. Amos ist Hirte und züchtet Maulbeeren. Er will das eigentlich weiter tun. Aber dem Ruf Gottes kann er nichts entgegensetzen. Er geht und deckt große soziale Missstände in Israel auf. Jeremia will nicht Gottes Prophet sein, weil er sich zu jung und zu unerfahren fühlt. Aber Gottes Kraft ist ihm mehrere Nummern zu groß. Er geht mit der Verheißung, dass Gott bei ihm ist. Er entlarvt das Volk Israel, das tote Götzen und nicht den Heiligen Gott anbetet. Und der Prophet Jesaja steht plötzlich im Dienste des allmächtigen, unbegreiflichen und heiligen Gott. Der Sonntag Trinitatis führt uns Gottes Unbegreiflichkeit vor Augen, weil uns der eine Gott in drei Personen begegnet: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Eins - plus eins - plus eins - gleich eins - das ist Gottes Mathematik, die unseren menschlichen Verstand überfordert. Diese unbegreifliche Eigenart Gottes sieht der Propheten Jesaja in seiner Vision, als die Engel an Gottes Thron dreimal „Heilig“ rufen. Viele Menschen wünschen sich einen praktischen Gott, den man irgendwie steuern kann, den man nur dann ruft und bittet, wenn man ihn braucht. Einen Gott, der beruhigt, der Unglück fernhält, der das tägliche Brot und einen guten Lebensstandard gibt – einen Gott eben, der nicht zu schwere Forderungen mit seinen Geboten stellt. Ein solcher Gott wäre lediglich ein Götze, ein Wunschbild oder eine Illusion. Der wahre, lebendige und allmächtige Gott ist aber ganz anders. Er ist unbegreiflich. Was wir von ihm in der Bibel erfahren, übersteigt sehr oft unser Vorstellungsvermögen, führt uns manchmal auch an die Grenze des Erträglichen, zum Beispiel mit der Frage, warum Gott das Böse und das Leid in der Welt zulässt. Der junge Mann Jesaja hatte noch niemals Gottes Stimme gehört oder eine Vision mit Gott gehabt. Im Jerusalemer Tempel kam der Geist Gottes über ihn und ließ ihn den Herrn schauen. Wie er aussah, beschreibt Jesaja nicht. Das ist auch unmöglich, denn dafür gibt es wohl keine passwenden Worte. Der Thron, auf dem er saß, zeigt, dass es sich hier um niemand anderen als um den Herrn und König des ganzen Universums handelt. Angesichts dieser gewaltigen Erfahrung und aufgrund seiner unmittelbaren Gegenwart vor dem heiligen und großen Gott meint Jesaja, dass er sterben müsse. Man denke in diesem Zusammenhang an die Engel, wie sie mit ihren weiß leuchtenden Gewändern die Weihnachts- und Osterbotschaft verkünden und wie dann die Menschen in ihrer Gegenwart erschraken und wie tot zu Boden fielen. Es wäre schön und gut, wenn wir solchen Engeln Gottes öfters begegnen, damit wir nicht anfangen zu glauben, Gott sei ein harmloses Wesen, dem wir mit unserer Sünde ruhig auf der Nase herumtanzen können, weil er letztendlich doch alles vergeben wird. Wenn am Jüngsten Tag Jesus Christus mit all seiner Herrlichkeit wiederkommt und die Lebenden und Toten richten wird, dann werden wir auch eine ähnliche Erfahrung machen wie Jesaja damals. Aber nun wollen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass Jesaja gar nicht sterben muss. Gott bestraft ihn nicht deshalb, weil er zu einem sündigen Volk gehört, sondern vergibt ihm vielmehr. Er tut es in dieser Vision auf eine ganz merkwürdige Art und Weise, die uns eher fremd ist. Er lässt seine Lippen mit einer glühenden Kohle vom Brandopferaltar berühren. Die vergebende Liebe Gottes in Form einer glühenden Kohle verletzt Jesaja nicht und tut ihm auch nicht weh. Sie hilft und heilt vielmehr. Sie reinigt ihn von aller Sünde und Schuld. Nur eine einzige glühende Kohle – das ist ein Bild für die glühende Liebe Gottes zu seiner Schöpfung und zu uns Menschen. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum er sich mit uns Sündern noch abgeben sollte, als allein seine unbegreiflich große und glühende Liebe. Seine glühende Liebe hat dann Jahrhunderte nach Jesaja in den Worten und Taten Jesu Christi konkrete Gestalt angenommen. Gottes vergebende Liebe ist auch mitten unter uns in diesem Gottesdienst, sie ist gegenwärtig im Wort der Bibel und auch in Brot und Wein beim Abendmahl. Gottes vergebende Liebe gibt Jesaja Kraft und Mut, sich von Gott senden zu lassen, um Gottes Willen zu verkünden, nämlich Frieden, Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Gottvertrauen. Wenn sich unser Herz für die Liebe Gottes öffnet, dann wird es mit göttlicher Liebe erfüllt. Dann werden wir auch bereit werden, uns von Gott an Orte und Plätze senden zu lassen, wo wir Gottes Liebe mit Worten, Taten und Gebeten weitergeben können. Jesajas Mission bestand darin, die Menschen seiner Zeit zur Umkehr zu rufen. Sie hatten sich weit von Gott entfernt. Jesaja scheiterte mit seinen mahnenden Worten, denn die meisten Menschen waren taub und blind für Gottes Wort, und ihre Herzen waren mit einer harten Fettschicht umgehen, so dass nichts ihren Glauben änderte. Daher sagte Jesaja das Strafgericht Gottes über sein Volk an: die Eroberung Israels, die Vertreibung aus dem Land und Gefangenschaft in der Fremde. Genauso ist es dann auch gekommen. Aber aus dem Baumstumpf des abgehauenen alten Gottesvolkes spross dann ein kleiner Zweig, ein Reislein, ein Ros - Jesus Christus. Und dieser Zweig wuchs zu einem herrlichen neuen Baum, nämlich zur heiligen christlichen Kirche. Es gibt eine große Parallele zwischen der Zeit des Jesaja und der heutigen. Bei vielen Menschen dringt das Wort Gottes nicht in ihre Herzen. Sie lassen es nicht an sich heran. Viele sind heute so beschäftigt und gefangen in Sorgen und Ängsten und meinen daher, sie hätten keine Zeit für Gott und für den Glauben. Sie sind blind und taub für die Botschaft des Evangeliums. Ihr Herz ist gewissermaßen mit einer harten Fettschicht gepanzert, so dass Gottes Wort nicht ihre Herzen und Seelen berühren kann. Gott zwingt solche Menschen nicht zu ihrem Heil, heute nicht, auch nicht die damals zu Jesajas Zeiten. Auch wir wollen nicht verzagen und resignieren, wenn die Kirchen heutzutage leer sind und die Menschen so wenig nach Gott fragen. Gott sei Dank gibt es auch Menschen, die nach Gottes Wort hungern und dürsten, die in den Gottesdienst kommen und mit ihren Stärken und Fähigkeiten Gottes Boten sein wollen. Wollen wir fröhlich weiter Zeugen des Evangeliums sein und Menschen zum Glauben einladen! Die christliche Kirche hat so viele Höhen und Tiefen überstanden. Das wird auch noch in naher und weiter Zukunft so sein. Gottes geheimnisvolle Dreieinigkeit von Vater, Sohn und Heiliger Geist wird unser Verstand nie richtig begreifen und verstehen. Orientieren wir uns lieber an dem Bild der glühenden Kohle aus der Vision des Propheten Jesaja und vertrauen darauf, dass Gottes große, glühende und vergebende Liebe in Jesus Christus mitten unter uns ist. Amen.
Lied: „Großer Gott, wir loben dich", Evangelisches Gesangbuch 331, die Strophen 1 – 3
Strophe 1: Großer Gott, wir loben dich; Herr, wir preisen deine Stärke. Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke. Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit.
Strophe 2: Alles, was dich preisen kann, Cherubim und Seraphinen, stimmen dir ein Loblied an, alle Engel, die dir dienen, rufen dir stets ohne Ruh: Heilig, heilig, heilig! zu.
Strophe 3: Heilig, Herr Gott Zebaoth! Heilig, Herr der Himmelsheere! Starker Helfer in der Not! Himmel, Erde, Luft und Meere sind erfüllt von deinem Ruhm; alles ist dein Eigentum.
Fürbitten: Guter Gott! Erwecke und stärke uns durch Deinen Heiligen Geist, damit er uns Kraft und Mut geben möge, unseren christlichen Glauben zu bekennen und unseren christlichen Kirchen die Treue zu halten! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die an ihrem Leben verzweifeln, deren Herz bitter geworden ist, die nicht mehr glauben können, die keine Freude mehr spüren, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, die Angst vor der Zukunft und um ihre Existenz haben, die wegen Krieg und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen, die krank sind und die um einen lieben Menschen trauern! Tröste sie und schenke ihnen Kraft und Hoffnung durch den Glauben und die Fürbitte von anderen Menschen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität in der Welt, für die, die in Kirche und Politik, in der Wirtschaft und in Schulen, in Krankenhäusern und Seniorenheimen und woanders Verantwortung haben! Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied: „Großer Gott, wir loben dich, Evangelisches Gesangbuch 331, die Strophen 10 + 11
Strophe 10: Alle Tage wollen wir dich und deinen Namen preisen und zu allen Zeiten dir Ehre, Lob und Dank erweisen. Rett aus Sünden, rett aus Tod, sei uns gnädig, Herre Gott!
Strophe 11: Herr, erbarm, erbarme dich. Lass uns deine Güte schauen; deine Treue zeige sich, wie wir fest auf dich vertrauen. Auf dich hoffen wir allein: lass uns nicht verloren sein.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des dreieinigen Gottes. Es segne Euch und Sie der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe