Andacht 2023-05-28 Der Geist der Kraft

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Uwe Träger, Obmann

Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für  Pfingstsonntag, den 28. Mai 2023. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gottes Heiliger Geist Kraft für unser Leben und unseren Glauben gibt und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „O komm, du Geist der Wahrheit“, Evangelisches Gesangbuch 136, die Strophen 1, 4 + 7
Strophe 1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.

Strophe 4: Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.
Strophe 7: Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern; mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn. O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund, dass wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.

Lesung: Evangelium nach Johannes, Kapitel 20, Verse 19 - 22 und 2. Timotheus, Kapitel 1, Vers 7 nach der Basis Bibel: Es war Abend geworden an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat. Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen fest verschlossen. Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger freuten sich sehr, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich jetzt euch! Dann hauchte er sie an und sagte: Empfangt den Heiligen Geist! … Denn der Geist, den Gott uns geschenkt hat, lässt uns nicht verzagen. Vielmehr gibt er uns Kraft, Liebe und Besonnenheit.

Gedanken zur Lesung: Pfingsten hat eine stichhaltige Antwort auf Herausforderungen unserer Zeit, auf die in unserer Gesellschaft und in unserer Kirche, aber auch auf viele unserer persönlichen Herausforderungen. Das Pfingstfest erinnert uns daran, dass es eine Kraft gibt, die mit den größten Schwierigkeiten und Herausforderungen fertig werden kann. Es gibt einen Satz in der Bibel, der das auf den Punkt bringt (2. Timotheus 1, 7 nach der Basis Bibel): „Denn der Geist, den Gott uns geschenkt hat, lässt uns nicht verzagen. Vielmehr gibt er uns Kraft, Liebe und Besonnenheit.“ Das hat Paulus an Timotheus geschrieben. Timotheus war ein junger Mann, ein Schüler und Mitarbeiter von Paulus. Paulus saß wegen seines christlichen Glaubens im Gefängnis. Timotheus musste daher die Leitung in einer christlichen Gemeinde übernehmen. Er fühlte sich aber mit dieser großen Aufgabe überfordert, weil er sich zu jung und unbegabt fühlte und wenig Erfahrungen hatte. Es gibt ein altes Wort für seine Situation - er war verzagt. Verzagtsein ist ein Zustand, wenn man die Schultern hängen lässt und sich zu nichts mehr aufraffen kann; wenn man das Gefühl hat, dass alles zu viel wird, dass man sich wie gelähmt fühlt und keine Energie mehr hat. Wir alle kennen bestimmt solche Momente und Lebensphasen. Dazu kommen noch die schlechten Nachrichten, Krisen und Fakenews aus aller Welt. Da kann man echt verzagen und resignieren. So ähnlich wird sich Timotheus gefühlt haben. Und dann liest er den Satz seines Lehrers Paulus: „Denn der Geist, den Gott uns geschenkt hat, lässt uns nicht verzagen. Vielmehr weckt er in uns Kraft, Liebe und Besonnenheit.“ Genau so war das beim ersten Pfingstfest damals in Jerusalem. Jesus ist von den Toten auferstanden und hat den Tod besiegt. Das war eigentlich ein großer Grund zur Freude. Aber die Jünger Jesu haben sich versteckt und die Türen des Raumes fest verschlossen. Sie hatten Angst, als Jesusanhänger entdeckt zu werden. Die Hinrichtung von Jesus war ja erst ein paar Wochen her, und es war überhaupt nicht klar, ob die Behörden mit ihnen nicht das gleiche machen würden wie mit ihrem Meister. Also waren sie vorsichtig und wollten nicht auffliegen. Sie flüsterten und beteten leise. Außerdem waren sie völlig planlos. Sie wussten überhaupt nicht, was sie machen sollten und wohin die Reise mit ihrem Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn hingehen sollte. Ein Geist der Furcht drückte sie nieder. Und dann kam das Pfingstfest. Da kam Gottes Geist auf die Jünger. Dieser blies die Furcht und die Verzagtheit einfach weg und erfüllte sie mit Energie und Schwung. Der Geist der Kraft beflügelte sie. Der Geist der Kraft wird uns mit dem Pfingstfest zugesagt.  Den braucht unsere Gesellschaft, wenn viele Menschen durch die vielen Teuerungen in die Armut abrutschen. Den braucht unsere Welt, in der Gewalt und Kriege zunehmen. Den braucht die Kirche, die mit ihren Worten und Taten die Herzen der Menschen nicht oder nur mit Mühe berührt. Kraft statt Verzagtheit – das brauchen auch wir, denn auch Christinnen und Christen werden von Leid, Sorgen und Ängsten nicht verschont. Wenn der Heilige Geist uns mit Kraft erfüllt, dann führt das nicht zu einer selbstgefälligen Kraftprotzerei und Angeberei, sondern diese Kraft führt zur Liebe, zum Frieden, zur Besonnenheit und sucht das das Gute für die Menschen. Paulus sagt dem verzagten Timotheus und uns heute: Gott will uns diesen Geist der Kraft schenken. Das Christentum in unserer Zeit hat nur dann eine gute Zukunft, wenn Menschen reale Erfahrungen mit diesem Geist der Kraft machen können. Wenn das mit dem Heiligen Geist nur eine theologische Formel und eine schöne Theorie ist, dann haut das keinen vom Hocker. Ein Glaube, der nur aus Worten besteht, überzeugt keinen Menschen, denn Menschen fragen nicht nur nach dem, was wahr ist, sondern auch nach dem, was wirkt. Was den Menschen praktisch im Leben weiterzuhelfen verspricht, erhält auch die nötige Aufmerksamkeit. Das ist nicht nur heute so. Der Apostel Paulus schrieb einmal in seinem Brief an die christliche Gemeinde in Korinth, wie er es damals geschafft hatte, dass die Leute seiner Botschaft glaubten: „Mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft, auf dass euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.“ (1 Korinther 2, 4 nach der Basis Bibel). Ein Ehepaar aus der Schweiz kommt in der Regel einmal pro Jahr nach Bad Kleinkirchheim, um Urlaub zu machen. Dieses leitet eine christliche Gemeinde in Italien. Im März 2023 besuchte es den Gottesdienst in unserer Wiedweger Kirche und brachte eine Frau mit, die in Bad Kleinkirchheim gearbeitet hat. Das Ehepaar sagte stolz zu mir: „Sie hat sich zu Jesus bekehrt!“ Diese Frau sah ich dann noch einmal in der Auferstehungsandacht am Ostersonntag. Diese Frau ist anscheinend durch das Ehepaar zum Glauben gekommen, aber nicht durch ihre klugen und überredenden Argumente, sondern mit Gottes Kraft und Wirken des Heiligen Geistes. Beim christlichen Glauben geht es nicht um eine nette Theorie, sondern um den lebendigen Gott, der durch seinen Heiligen Geist real in unser Leben und in unsere Welt hineinwirken will. Der Heilige Geist ist eben ein Geist der Kraft. Aber wie kommt man jetzt dran an diesen Geist der Kraft? Wie empfängt und spürt man diesen? Es ist ein bisschen ähnlich wie bei einem Elektroauto. Dieses bekommt seine Kraft, indem seine Batterie mit Strom geladen wird, aber eine Batterie zu laden ist eben etwas anderes als ein Auto schnell mit Benzin zu tanken. Das Laden eines E-Autos dauert eben viel länger und geht nicht so schnell. Mit dem Heiligen Geist ist es ähnlich. Diese Kraft ist da und real, aber man kriegt sie nicht so ruckzuck. Wenn man die Kraft des Geistes erfahren und spüren will, dann braucht man dafür einen geeigneten Ort und genügend Zeit. Man muss nicht unbedingt in eine Kirche gehen, um den Geist der Kraft zu laden, aber man braucht einen Ort, wo Ruhe ist, wo man am besten nicht von den Geschäften des Alltages abgelenkt und gestört wird. Und man braucht Zeit. Wir können über den Heiligen Geist nicht verfügen. Wir können ihn nicht nach Belieben herbeizitieren. Wir können unsere Seelen und Herzen für diese Kraft öffnen und empfänglich halten und bitten: „Komm doch, Du Heiliger Geist, und erfülle mein Herz und meine Seele. “Das funktioniert nicht so nebenbei zwischen Tür und Angel. Dietrich Bonhoeffer schreibt: „In die ersten Augenblicke des neuen Tages gehören nicht eigene Pläne und Sorgen, auch nicht der Übereifer der Arbeit, sondern Gottes befreiende Gnade, Gottes segnende Nähe … Die stille Gebetszeit braucht jeder Christ … Wir wollen ja nicht Schwätzer und Routiniers werden.“ (DBW 14, 871 – 875) Dann kann es passieren, dass Gottes Kraft in uns zu wirken beginnt, ganz langsam und leise – so wie eine Autobatterie ganz allmählich auflädt. Zeit zum geistlichen Tanken muss man sich gezielt nehmen. Das braucht Disziplin und wird bei jedem unterschiedlich aussehen. Aber es lohnt sich, neue Prioritäten im Leben zu setzen und Gottes Geist im Alltag Raum zu geben. Der Heilige Geist ist ganz eng mit Jesus verbunden und wirkt in seinem Namen. Wenn wir zum Beispiel miteinander das Abendmahl feiern. Dieses bietet auch eine gute Gelegenheit, mit dem wir geistlich laden können, denn in Brot und Wein sind wir ganz eng mit unserem Herrn verbunden. Pfingsten gibt uns die Gewissheit, auf das Wirken von Gottes Heiligem Geist in unserem Leben und Glauben und auch unserer Welt zu vertrauen, der uns nicht verzagen lässt, sondern uns Kraft, Liebe und Besonnenheit gibt, damit Herausforderungen unserer Zeit bestanden und überwunden werden können. Amen.

Lied: „O Heiliger Geist, O heiliger Gott“, Evangelisches Gesangbuch 131, die Strophen 1 – 4
Strophe 1: O Heiliger Geist, o heiliger Gott, du Tröster wert in aller Not, du bist gesandt vons Himmels Thron von Gott dem Vater und dem Sohn. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!

Strophe 2: O Heiliger Geist, o heiliger Gott, gib uns die Lieb zu deinem Wort; zünd an in uns der Liebe Flamm, danach zu lieben allesamt. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!
Strophe 3: O Heiliger Geist, o heiliger Gott, mehr' unsern Glauben immerfort; an Christus niemand glauben kann, es sei denn durch dein Hilf getan. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!
Strophe 4:  O Heiliger Geist, o heiliger Gott, erleucht uns durch dein göttlich Wort; lehr uns den Vater kennen schon, dazu auch seinen lieben Sohn. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!

Fürbitten: Wir danken Dir, dass Du mit Deinem Heiligen Geist unsere Seelen und Herzen berührst. Gib uns Kraft und Mut, unseren christlichen Glauben zu bekennen und unseren christlichen Kirchen die Treue zu halten! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die an ihrem Leben verzweifeln, deren Herz bitter geworden ist, die nicht mehr glauben können, die keine Freude mehr spüren und in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen, die Angst vor der Zukunft und um ihre Existenz haben, die unter Krieg und Verfolgung leiden, die krank sind und die um einen lieben Menschen trauern! Tröste diese Menschen und schenke ihnen Kraft und Hoffnung durch den Glauben und die Fürbitte von anderen Menschen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität in der Welt und für die, die in der Kirche und Politik, in der Wirtschaft und in Schulen, in Krankenhäusern und Seniorenheimen und woanders Verantwortung haben! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der uns durch seinen Heiligen Geist Kraft für unser Leben und unseren Glauben gibt. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.                         

Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe