Andacht 2023-05-21 Jesus ist König
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 21. Mai 2023. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gott in Jesus als König herrscht und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Worte aus Psalm 36 nach der Lutherbibel von 2017: Herr, Deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Lesung: Lukas 24, 50 – 53 nach der Basis Bibel: Jesus führte sie aus der Stadt hinaus bis nach Betanien. Dann hob er die Hände und segnete sie. Noch während er sie segnete, entfernte er sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben. Sie fielen zu Boden und beteten ihn an. Dann kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück. Sie verbrachten die ganze Zeit im Tempel und lobten Gott.
Gedanken zur Lesung: 40 Tage nach Ostern ist der Feiertag Christi Himmelfahrt. Am letzten Donnerstag war dieser. Er ist in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz und in anderen Ländern ein gesetzlicher Feiertag. Es ist ein kleines Wunder, dass es ihn noch gibt, weil dieser Gott sei Dank noch nicht Opfer von wirtschaftlichen Interessen geworden ist, oder weil er Gott sei Dank noch nicht Opfer von immer mehr nichtkirchlichen Menschen in Mitteleuropa geworden ist, die mit diesem Feiertag wenig oder nichts anfangen können und ihn dann lieber für einen Kurzurlaub nutzen – sei es ihnen gegönnt. Im Vergleich zu den anderen großen christlichen Festen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten hat der Himmelfahrtstag im christlichen Festkalender eher eine geringere Bedeutung. Unser Glaubensbekenntnis sagt ja von Himmelfahrt nicht allzu viel: „Aufgefahren in den Himmel.“ Und dazu heißt es noch: „Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und Toten.“ Nur der Evangelist Lukas berichtet von der Himmelfahrt Jesu Christi, nämlich kurz am Ende seines Evangeliums und etwas ausführlicher am Anfang seiner Apostelgeschichte. Die anderen Evangelien Markus, Matthäus und Johannes schildern die Himmelfahrt Jesu nicht. Daher ist es erstaunlich, dass die Verfasser unseres Glaubensbekenntnisses eine Randaussage aus dem Neuen Testament in die Hauptsätze des christlichen Glaubens aufgenommen haben. Noch erstaunlicher ist, dass die Kirche für dieses Ereignis einen eigenen Feiertag eingerichtet hat, denn es muss wohl der Kirche ein sehr wichtiges Anliegen gewesen sein, Jesus Christus als den einzig wahren König herauszustellen, dem wir im Leben und im Sterben zu gehorchen und zu vertrauen haben. Um die Himmelfahrt erleb- und greifbar zu machen, hat sich vor allem in der römisch-katholischen Kirche ein Brauch entwickelt. Die Figur des Auferstandenen wird durch ein Loch in der Kirchendecke gezogen und wird so den Blicken der Gemeinde entzogen. In vielen Kirchen sieht man Bilder über die Himmelfahrt. Auch in unserer Wiedweger Kirche sieht man ein solches Bild. Die Jünger knien, beten und halten die Hände Richtung Himmel. Bei Jesus sieht man die Nägelmale. Er hat ein weißes Gewand an und schwebt auf eine Wolke Richtung Himmel. Immer wenn ich dieses Bild näher betrachte, versuche ich, mich in die Lage der Jünger hineinzuversetzen. Was haben sie nicht alles mit Jesus erlebt: zahlreiche Krankenheilungen und Wunder, eindrucksvolle Predigten, heftige Streitgespräche, seinen leidvollen Tod am Kreuz und die wundersamen Wiedersehen nach Ostern. Jesus hatte sie gerufen, und sie sind ihm gefolgt. Sie hatten bestimmt an seine Person Erwartungen, Träume und Hoffnungen auf etwas Großes, Neues und Schönes ohne Leid und Gewalt, ohne Krankheit und Tod. Solche Erwartungen, Träume und Hoffnungen habe wir ja auch heute, wenn wir Gottesdienst feiern, wenn wir beten und in der Bibel lesen, wenn wir Jesus zu Weihnachten und Ostern als den wahren König verehren. Aber Glaube an Jesus Christus heißt nicht: „Jetzt ist alles o.k., jetzt wird über Nacht alles gut, jetzt kann mir nichts mehr passieren.“ Wer glaubt, ist doch deswegen nicht weniger krank, nicht weniger traurig, nicht weniger erfolglos. Auch dem Glaubenden steht Jesus Christus nicht einfach zur Verfügung. Man kann ihn einfach mit Handy oder E-Mail herbeizitieren. Christi Himmelfahrt bringt zunächst einmal die schmerzhafte Erfahrung des Glaubens zum Ausdruck, dass Jesus entrückt ist und nicht mehr unter und bei uns ist. Wir müssen im Glauben so leben – wie es einmal Dietrich Bonhoeffer formuliert hat – „als ob es Gott nicht gäbe“. Wie müssen wir uns die Himmelfahrt vorstellen? Was ist mit Himmel gemeint? Bei der Himmelfahrt Jesu geht es nicht wie bei Peterchens Mondfahrt um eine wundersame Fahrt durch den Weltraum. Als der sowjetische Astronaut Juri Gagarin nach seiner Fahrt als erster Mensch im Weltraum wieder den Boden der Erde betrat, sagte er spöttisch, dass er Gott im Weltall nicht gefunden oder gesehen hat. Wir haben zu Beginn Worte aus Psalm 36 gebetet: „Herr, Deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“ Was Himmel und Wolken sind, wissen wir alle. Wenn wir uns an einem schönen Tag auf die Wiese einer Alm legen und in den Himmel schauen, dann spannt sich über uns eine unendlich große und majestätische Weite, dann wird das Bild aus Psalm 36 über Gottes Himmel so richtig deutlich: Gott ist groß. Gott ist der Herr. Gottes Güte ist unendlich weit und überspannt die ganze Welt – Menschen, Tiere, Pflanzen, Wasser, Luft und Erde. Und wenn Jesus in den Himmel fährt, heißt das, dass er zurück zu Gott, zum Vater geht. Jesus hat nun teil an Gottes Herrschaft und sitzt zur Rechten Gottes. Das ganze Leben Jesu von der Geburt im Stall bis zu seiner Himmelfahrt war keine belanglose Episode. Es gilt nun für alle Zeiten und für jeden Menschen – ober er nun Christ ist oder nicht – genau das, was wir später singen werden: „Jesus Christus herrscht als König“. Daher ist die Himmelfahrt kein religiöses Randthema. Denn diese entlarvt eine große globale Lüge, die in den Medien Tag für Tag verbreitet wird, dass nämlich unsere Welt angeblich von anderen Herrschaften regiert wird: von Präsidenten und Kanzlern, von Direktoren und Generälen, von Bossen und Bonzen, von Konzernen und Banken, von Trendsettern und Meinungsmachern und von vielen Möchte-gern-Königen. Himmelfahrt sagt schlicht und einfach, aber messerscharf: Das ist alles gelogen. Der Lauf der Welt und auch meines und deines Lebens liegen in den Händen eines anderen, der Himmel und Erde gemacht hat. Nach der Himmelfahrt gingen die Jünger mit voller Freude nach Jerusalem zurück und lobten Gott. In ihrem Alltag zurückgekehrt, bezeugten und bekannten sie, dass Jesus Christus als König herrscht – sei es in Jerusalem, in Bethlehem, in Nazareth. Wir könnten auch sagen: Jesus Christus muss als König bezeugt und bekannt werden – in Patergassen, in Bad Kleinkirchheim, auch in unseren Berufen, Schulen und Vereinen, in Familien und Freundschaften. Gebraucht wird der Mensch, der sagt: „Jawohl, ich glaube und bekenne, dass Jesus Christus und sonst niemand mir ernsthaft etwas zu sagen hat. Ich halte mich zu seiner Gemeinde. Ich weiß um meine Schwächen, Zweifel und Grenzen. Ich weiß aber auch von einer großen Güte und Liebe, die mir und anderen von ganzem Herzen zugesagt wird. Und ich lasse mir mein Gottvertrauen und meine Hoffnung nicht wegnehmen oder ausreden von irgendwelchen irdischen Mächten, die doch nur Götzen sind und nicht helfen können. Der Feiertag Christi Himmelfahrt macht deutlich, dass die Welt, die von Gott und seiner Herrschaft oft nichts wissen will, von Gott selbst wieder zurecht und in Ordnung gebracht worden ist, nämlich in eine Ordnung, wo Gott das Sagen hat und die Herrschaft von Menschen über Menschen nicht gilt. Gut, dass es den Himmelfahrtstag gibt. Halten wir ihn in Ehren und verteidigen ihn trotz aller Unkenrufen. Amen.
Lied: „Jesus Christus herrscht als König“, Evangelisches Gesangbuch 123, die Strophen 1 – 4 und 6
Strophe 1: Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss.
Strophe 2: Fürstentümer und Gewalten, Mächte, die die Thronwacht halten, geben ihm die Herrlichkeit; alle Herrschaft dort im Himmel, hier im irdischen Getümmel ist zu seinem Dienst bereit.
Strophe 3: Gott ist Herr, der Herr ist Einer, und demselben gleichet keiner, nur der Sohn, der ist ihm gleich; dessen Stuhl ist unumstößlich, dessen Leben unauflöslich, dessen Reich ein ewig Reich.
Strophe 4: Gleicher Macht und gleicher Ehren sitzt er unter lichten Chören über allen Cherubim; in der Welt und Himmel Enden hat er alles in den Händen, denn der Vater gab es ihm.
Strophe 6: Jesus Christus ist der Eine, der gegründet die Gemeine, die ihn ehrt als teures Haupt. Er hat sie mit Blut erkaufet, mit dem Geiste sie getaufet, und sie lebet, weil sie glaubt.
Fürbitten: Guter Gott! Bei dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Gib uns einen weiten Blick, damit wir nicht nur unsere Probleme, sondern auch die Not anderer wahrnehmen! Lass uns Gutes tun, ohne nachzurechnen, ob es sich auch lohnt! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die für ihr eigenes Leben oder das Leben anderer nur noch schwarzsehen, weil sie eine Krankheit plagt; weil sie keine Kraft mehr in sich finden; weil sie um einen lieben Menschen trauern; weil sie wegen Krieg und Naturzerstörung auf der Flucht sind. Schenke ihnen Hoffnung und Zuversicht und lass sie spüren, dass sie nicht alleine sind! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Kinder und Jugendlichen, dass sie fröhliche und mutige Menschen werden, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und ein offenes Herz für ihre Mitmenschen haben. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Dein Licht für alle, deren Leben nach Liebe und Vertrauen dürstet. Hilf, dass sie Orte der Geborgenheit finden und ihr eigenes Herz spüren! Im Vertrauen auf Dich bitten wir darum, dass wir mit unseren Worten und Taten Dich als den wahren König der Welt bekennen und bezeugen. Im Vertrauen auf Dich bitten wir, dass die Politiker dieser Welt zum Frieden trachten und sich für das Wohl der Menschen einsetzen. Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der in Jesus als König herrscht. Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe