Andacht 2023-04-30 Der gute Hirte

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Uwe Träger, Obmann

Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 30. April 2023. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gott unser guter Hirte ist und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.   

Psalm 23 nach der Lutherbibel von 2017: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Lied: „Es kennt der Herr die Seinen“, Evangelisches Gesangbuch 358, die Strophen 1 – 4
Strophe 1: Es kennt der Herr die Seinen und hat sie stets gekannt, die Großen und die Kleinen, in jedem Volk und Land; er lässt sie nicht verderben, er führt sie aus und ein; im Leben und im Sterben sind sie und bleiben sein.

Strophe 2:  Er kennet seine Scharen am Glauben, der nicht schaut und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut, der aus dem Wort gezeuget und durch das Wort sich nährt und vor dem Wort sich beuget und mit dem Wort sich wehrt.
Strophe 3: Er kennt sie als die Seinen an ihrer Hoffnung Mut, die fröhlich auf dem einen, dass er der Herr ist, ruht. In seiner Wahrheit Glanze sich sonnet frei und kühn die wunderbare Pflanze, die immerdar ist grün.
Strophe 4: Er kennt sie an der Liebe, die seiner Liebe Frucht und die mit lauterm Triebe ihm zu gefallen sucht, die andern so begegnet, wie er das Herz bewegt,
die segnet, wie er segnet, und trägt, wie er sie trägt.

Lesung: 1. Petrus 5, 1 - 4 nach der Basis Bibel: Ich bin ein Gemeindeältester und ein Zeuge für die Leiden von Christus. Deshalb habe ich auch Anteil an der Herrlichkeit, die bald offenbar werden wird. Nun ermahne ich die Gemeindeältesten unter euch: Leitet die euch anvertraute Gemeinde Gottes wie ein Hirte seine Herde! Achtet auf sie. Tut dies nicht aus Zwang, sondern freiwillig. Denn so gefällt es Gott. Handelt dabei nicht aus hässlicher Gewinnsucht, sondern tut das bereitwillig. Spielt euch in eurer Gemeinde nicht als Herrscher auf, sondern seid Vorbilder für die Herde. Wenn dann der oberste Hirte erscheint, werdet ihr den Siegeskranz empfangen, dessen Herrlichkeit unvergänglich ist.

Gedanken zur Lesung: Wir beginnen mit einer Bildbetrachtung von „Der gute Hirte“.
Dazu bitte den folgenden Link anklicken, dann auf das Bild klicken, um es zu vergrößern!

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Schauen wir für eine Minute das Bild an! Dieses Bild „Der gute Hirte“ hat Sieger Köder gemalt. Er lebte von 1925 – 2015, war römisch-katholischer Priester und Künstler. Auf den ersten Blick fällt die fröhliche Stimmung auf. Fast kann man die Musik hören, die das Mädchen mit der Flöte und der Junge mit der Geige anstimmen. Sogar die Schmetterlinge in der Luft tanzen mit. Auch der Hund unten rechts ist glücklich. Auf den Gesichtern der Menschen liegt ein Lächeln. Voller Freude richten alle ihren Blick auf den großen Mann in der Mitte, der ein Lamm auf den Schultern trägt. Seine starken Hände halten es sicher und stützen es von beiden Seiten. Das Lamm lehnt seinen Kopf an den Kopf des Menschen, so dass man sogar nur noch sein linkes Auge sehen kann. Wange an Wange, ganz eng und zärtlich sind die beiden miteinander. Das Lamm schmiegt sich mit geschlossen Augen an seinen Retter. Es muss nicht mehr rufen und wimmern und hoffen, dass ihm endlich jemand hilft. Nun ist es in Sicherheit. Oben rechts im Hintergrund sehen wir einen kahlen Busch. Vielleicht hat es sich bei der Suche nach frischen Gräsern dort verfangen. Die Wolle seines Fells verknotete sich in den Zweigen und die spitzen Dornen piekten ihm in die Haut. Es ging nicht mehr vor noch zurück. Wie wunderbar, dass da einer kam und es aus dem dornigen Gestrüpp befreit hat. Still und dankbar lässt es sich nun tragen. Der Jubel bei den Menschen ist riesengroß. Sieben sind es. Sie bilden ein richtiges Empfangskomitee. Der Mann breitet mit dem Hut die Arme aus und heißt die beiden herzlich willkommen. Die ganze Gruppe der jungen und älteren Menschen bildet einen Halbkreis um den großen Mann mit dem Schäfchen in der Mitte. Eine Frau streckt ihm voller Dankbarkeit einen Strauß roter Blumen entgegen. Dieses Bild hat mich fasziniert. Es atmet Freude und Gemeinschaft, Schutz und Geborgenheit, Nähe und Zuwendung. Darum soll es im Glauben, im christlichen Leben und in unseren Pfarrgemeinden letztendlich gehen, nämlich um eine fröhliche Gemeinschaft und ein gutes Miteinander von jungen und älteren, neugierigen und erfahrenen Menschen, die sich ausrichten auf ein gemeinsames geistliches Zentrum. Die aufgehende Sonne auf dem Bild umstrahlt den Hirten in der Mitte wie ein Heiligenschein. Die Mitte dieses Bildes und die Mitte unseres Glaubens ist ja niemand anderes als Jesus Christus. Er hat von sich gesagt: „Ich bin der gute Hirte: Meine Schafe kennen meine Stimme; und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Johannes 10). Diese Aussage hat Christinnen und Christen immer wieder berührt. Das Bild von Jesus als dem guten Hirten ist von großer symbolischer Kraft. Jesus Christus ist der gute Hirte, der uns ruft und alles tut, damit es uns gut geht, der jede und jeden kennt und sucht, uns aus schwierigen Situationen herausholt, der uns trägt und behütet. Jesus hat in Gleichnissen immer wieder dieses Bild von einem treuen und fürsorglichen Hirten geredet, der nicht ruht, bis er das Verlorene wiedergefunden und gerettet hat. So wie auf unserem Bild entstanden in der frühen christlichen Kunst Darstellungen von Jesus, wie er ein Schaf auf den Schultern trägt und von Tieren umgeben ist. In den ersten Jahrhunderten war dies das Bild, das man von Jesus bewahren wollte, nämlich das des guten Hirten, der sich liebevoll um die kümmert, die ihm anvertraut sind. Mit diesem Vorbild vor Augen lebten die frühen Christinnen und Christen ihren Glauben. Sie bekamen Hoffnung und Vertrauen in diesen Jesus Christus, der ja versprochen hat, dass er bei uns bleibt alle Tage bis ans Ende der Welt. Wenn wir uns vorstellen wollen, wie das so damals ganz am Anfang der Kirche war, dann müssen wir ziemlich viel von dem weglassen, wenn wir heute an Kirche denken. Es gab noch keine Kirchengebäude mit Turm und Glocken, keine großen, reich geschmückten Kathedralen und Platz für hunderte von Leuten, keine kirchlichen Ämter und keine Hierarchie und keine Konfessionen. Nein, am Anfang trafen sich kleine Gruppen von Menschen zuhause. Man kam zusammen, teilte die Mahlzeiten miteinander, erinnerte sich an Jesus. Sie erzählten das weiter, was andere mit Jesus erlebt hatten, sie brachen das Brot und teilten den Wein. Und so blieb sein Wort lebendig unter ihnen. Die Bibel, wie wir sie heute kennen, gab es ja so noch nicht. Manchmal kamen Briefe von anderen Christen. Diese wurden sorgfältig gelesen. Glaubenszeugnisse von anderen Christen und Christinnen stärkten den Zusammenhalt, gaben auch Hoffnung und Kraft für den oft schwierigen Alltag. Mit den Jahrzehnten wuchs die Zahl der Gemeinschaften. Es war ganz und gar nicht wie heute, wo viele Menschen sich von der Kirche abwenden und austreten. Im Gegenteil, an vielen Orten entstanden neue Hausgemeinden. Es gab dort nämlich etwas, was einzigartig war und sehr besonders in einer Welt, wo ansonsten das Recht des Stärkeren regierte. Es gab ein von Nächstenliebe und Versöhnung geprägtes Miteinander. Die Unterschiede zwischen reichen und armen Menschen, zwischen Jungen und Alten, Einheimischen und Fremden, Männern und Frauen, Sklaven und Freien verloren in der christlichen Gemeinde an Bedeutung. Das machte die Gemeinden von damals so attraktiv für viele Menschen, die zu anderen Religionen gehörten. Allerdings können wir auch kritisch anfragen: „War damals wirklich alles Gold, was glänzte? Es war bestimmt fast zu schön, um wahr zu sein. So wie ich die Menschen kenne, kann das nicht lange so gegangen sein.“ In der Realität bekam dieses harmonische Bild bald auch Risse. Es gab sehr wohl Streit und Neid, Konkurrenz und Eifersucht. Wo Menschen miteinander zu tun haben, gibt es auch Konflikte. Das wusste auch der Verfasser unseres Predigttextes aus dem 1. Petrusbrief. Es hatte sicher einen Grund, warum er nun genau das Bild des guten Hirten benutzte. Er spricht die Älteren an, also diejenigen, die schon etwas Erfahrung im Glauben haben. Sie sind die Verantwortlichen für die damaligen christlichen Gemeinden. Er ermahnt sie, verantwortliche, vorbildliche und gute Hirten für andere Menschen zu sein, die ihnen anvertraut sind. Es gibt nämlich nur einen Herrn in der Gemeinde und das ist Christus! Diese Tipps scheinen an Aktualität nicht verloren zu haben. Bis in die Gegenwart entzündet sich an solchen Fragen berechtigte Kritik an der Kirche. Wenn es kirchenleitende Menschen gibt, die nur an sich selber denken und nicht an diejenigen, die ihnen anvertraut sind, wenn Machtspiele gespielt werden, wenn Grenzen überschritten werden und andere mit Worten und Taten verletzt, gedemütigt oder missbraucht werden, dann ist man nicht mehr auf dem Weg Jesu, dann ist Jesus Christus nicht mehr die Mitte der Gemeinde. Wir sind evangelische Christinnen und Christen. Als solche verstehen wir uns alle gleichwertig vor Gott. Es gibt niemand, der durch eine Weihe oder Ordination näher bei Gott wäre als andere. Pfarrpersonen sind in dieser Hinsicht nicht heiliger als die anderen Gemeindeglieder. Das haben uns die Reformatoren ans Herz gelegt. Sie haben auch dafür gesorgt, dass die Menschen die Bibel in ihrer Muttersprache lesen und verstehen können. Alle haben im Gebet einen direkten Zugang zu Gott. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, als Christinnen und Christen füreinander zu beten und füreinander einzustehen. Für diese gemeinsame Aufgabe haben wir ein wunderbares Bild vor Augen, wie es gelingen kann, Verantwortung füreinander zu übernehmen, nämlich das des guten Hirten, der uns führen und leiten wird. Und dieser gute Hirte war, ist und bleibt Jesus Christus. Amen.

Lied: „Es kennt der Herr die Seinen“, Evangelisches Gesangbuch 358, die Strophen 5 und 6
Strophe 5: So kennt der Herr die Seinen, wie er sie stets gekannt, die Großen und die Kleinen, in jedem Volk und Land am Werk der Gnadentriebe durch seines Geistes Stärk, an Glauben, Hoffnung, Liebe als seiner Gnade Werk.

Strophe 6: So hilf uns, Herr, zum Glauben und halt uns fest dabei, lass nichts die Hoffnung rauben, die Liebe herzlich sei. Und wird der Tag erscheinen, da dich die Welt wird sehn, so lass uns als die Deinen zu deiner Rechten stehn.  

Fürbitten: Guter Gott! Bei Dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Gib uns einen weiten Blick, damit wir nicht nur unsere Probleme, sondern auch die Not anderer wahrnehmen! Lass uns Gutes tun, ohne nachzurechnen, ob es sich auch lohnt! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die für ihr eigenes Leben oder das Leben anderer nur noch schwarzsehen, weil sie eine Krankheit plagt; weil sie keine Kraft mehr in sich finden; weil sie um einen lieben Menschen trauern; weil sie wegen Krieg oder Naturzerstörung auf der Flucht sind. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Kinder und Jugendlichen dieser Welt, dass sie fröhliche und mutige Menschen werden, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und ein offenes Herz für ihre Mitmenschen haben. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Dein Licht für alle, deren Leben nach Liebe und Vertrauen dürstet. Hilf, dass sie Orte der Geborgenheit finden und ihr eigenes Herz spüren! Im Vertrauen auf Dich bitten wir darum, dass wir mit unseren Worten und Taten gute Hirten füreinander sind. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Politiker dieser Welt, dass sie zum Frieden trachten und sich für das Wohl der Menschen einsetzen. Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der unser guter Hirte ist. Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe