Andacht 2023-02-19 Lasst nicht nach zu beten

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Uwe Träger, Obmann

Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 19. Feber 2023. Wir lesen diese Hausandacht im Namen des Gottes, der auf unsere aufrichtigen Gebete wartet und antwortet und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Worte aus Psalm 66 nach der Basis Bibel: Jubelt Gott zu, alle Länder! Singt von der Herrlichkeit seines Namens! Stimmt an den Lobgesang auf seine Herrlichkeit! Alle Länder sollen dich anbeten und dich preisen, sie sollen deinen Namen preisen. Ihr Völker, preist unseren Gott! Lasst sein Lob laut erschallen! Er ist es, der uns am Leben erhält und unseren Fuß nicht straucheln lässt. Alle, die ihr Gott mit Ehrfurcht begegnet: Hört zu, was er für mein Leben getan hat! Während mein Mund noch um Hilfe rief, lag schon der Lobgesang auf meiner Zunge. Gott hat mich gehört, auf mein lautes Flehen hat er geachtet. Gepriesen sei Gott! Er hat mein Gebet nicht abgewiesen und seine Güte nicht von mir genommen.

Lesung: Kolosser, Kapitel 4, die Verse 2 - 4 nach der Übersetzung Hoffnung für alle: Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen und vergesst dabei nicht, Gott zu danken. Betet auch für uns, damit Gott uns eine Möglichkeit gibt, sein Geheimnis zu verkünden: die Botschaft von Christus, für die ich hier im Gefängnis sitze. Und betet, dass ich darüber frei und offen reden kann, wie Gott es mir aufgetragen hat. Amen.

Gedanken zur Lesung: Wir haben Worte aus dem Brief an die christliche Gemeinde der Kolosser gelesen. Die Kolosser wohnten in der Region Kolossä. Damals hieß diese Region Kleinasien und war ein Teil des großen römischen Reiches. Heute gehört dieser Teil zur Westtürkei. Der Verfasser des Briefes ist wahrscheinlich nicht - wie lange angenommen - der Apostel Paulus, sondern ein Schüler von ihm. Er schrieb diesen Brief ca. 70 nach Christus mit dem Ziel, die Christinnen und Christen vor Irrlehren zu warnen und zu bewahren. Am Ende seines Briefes ermutigt der Verfasser die Christinnen und Christen zum Beten: „Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen!“
Dazu will uns auch ein Zeitgenosse ermutigen, nämlich DJ BoBo. Er wurde 1968 als Peter Rene Baumann in der Schweiz geboren und ist Sänger, Tänzer, Komponist und Musikproduzent. In seiner Karriere bekam er für Musikverkäufe 32 Gold- und 14 Platinauszeichnungen und eine Diamantauszeichnung. 1996 schrieb der 28-jährige das Lied „Pray“ – das heißt beten. Es heißt dort: „Verwandeln Sie die Nächte in einen glorreichen Tag! Stehen Sie für die Regeln ein und beten Sie! Wir können es zu einem besseren Ort machen, wenn wir für Freiheit beten. Also lasst uns für das gelobte Land leben in Harmonie! Träume von einer neuen Generation, und wir beten. Wo Menschen bleiben und jeden Tag beten. Sie haben ihre Hoffnungen, sie haben ihre Chance zu beten für Frieden und Toleranz …“
Ist Beten nicht eher out, vor allem bei jungen Leuten? Wir beginnen und schließen unseren Konfirmandenunterricht mit einem Gebet. Aber ist das Gebet bei den Konfirmanden eine feste Größe in ihrem Leben und Alltag? Vielleicht beten sie vor dem Schlafen gehen oder vor einer Schularbeit. Und welchen Stellenwert hat das Gebet bei uns? Ist es eine feste Größe in unserem Leben? Themen für ein Gebet, also für ein intimes Gespräch mit Gott, hätten wir genug. Manche werden von Ängsten und Sorgen erdrückt. Andere sind unglücklich und unzufrieden, obwohl sie alles Nötige haben. Bei vielen herrscht Ratlosigkeit und Angst im Hinblick auf die gegenwärtige Situation in der Welt.
Es gibt ein Gebetshaus in der bayerischen Stadt Augsburg. Dort wurde 1530 das Augsburger Bekenntnis verlesen, eine sehr wichtige Bekenntnisschrift unserer evangelischen Kirche. Das Programm des Gebetshauses ist: Night and day we pray – das heißt: Nacht und Tag beten wir. Seit September 2011 beten dort Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr. Der Gebetsraum ist ein Raum mit viel Licht. In weißen und warmen Goldtönen gestaltet strahlt der Gebetsraum etwas Übernatürliches aus. Mal beten und singen hier viele, mal nur ein paar Leute. Nur der Blick auf Gott, das Gebet zu ihm und der Lobpreis sollen wichtig sein. Beten ist anscheinend doch nicht out.
Auch einige Prominente und Top-Sportler sprechen öffentlich über ihre Gebete. Der Fußballtrainer Jürgen Klopp beendet jeden Tag mit einem Gebet, denn er weiß, dass es in seinem Leben viele Gründe gab und gibt, sich bei Gott zu bedanken. Auch der Showmaster Thomas Gottschalk bekennt sich zum Glauben. 2010 hatte in seiner Sendung „Wetten Dass“ der Wettkandidat Samuel Koch einen schweren Unfall und war danach querschnittsgelähmt. Thomas Gottschalk betete mit der Familie ein Vater Unser. Wichtige Türen gehen auf, wenn wir für uns und andere Menschen beten.
„Betet auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffnet für das Wort und wir das Geheimnis Christi predigen können“. So bittet der Verfasser unseres Predigttextes. Er sitzt im Gefängnis, als er diese Sätze an die Gemeinde in Kolossä schreibt. Ohne die Fürbitte der Gemeinde kann er nicht mehr leben und nicht mehr das Wort Gottes verkünden. Auch die Gemeinde hat einen schweren Stand in der nichtchristlichen Umwelt. Täglich erleben sie Anfeindungen, Bedrohungen und Diskriminierungen. Das Gebet soll der Gemeinde helfen, dass sie nicht den Glauben verliert und sich weiter auf Gott und Jesus verlässt.
Auch uns soll das Gebet helfen, dass wir den Glauben nicht verlieren und dass wir uns allein auf Gott und Jesus verlassen. Jesus hat uns gelehrt, zu Gott „ABBA“ zu sagen – das heißt „lieber Vater“.  Für die Zeitgenossen Jesu war das revolutionär, dass man Gott mit „lieber Vater“ anreden kann. Mit dieser zärtlichen Anrede „lieber Vater“ sollen wir Gott ansprechen und auf seine Antwort geduldig vertrauen. Wie ein Kind mit seinen Eltern vertraulich reden kann, so können wir als Kinder Gottes mit Gott vertraulich reden. Mit Gott reden ist wie, wenn ich mit einem vertrauten Lebenspartner rede, der mich versteht, der mich kennt und der es gut mit mir meint. Mit Gott reden ist wie, wenn ich mit einem guten Freund oder einer guten Freundin rede, wenn ich dann meine Maske absetzen und ins Gespräch kommen kann über meine Gedanken und Gefühle und auch über eine bessere Welt. „Beten sie für mich!“, so bitten mich oft Leute, wenn diese zum Beispiel krank sind oder andere Probleme haben. Sie wissen, dass sie nicht alleine sind und können dann eventuell ihre Lebenssituation besser bewältigen. Gebet heißt also mit Gott reden wie ein Kind mit seinen Eltern, wie mit meinem Partner, wie mit guten Freunden oder mit einem verständnisvollen Gegenüber, dem ich Menschen ans Herz legen kann. Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir jederzeit – so wie im Gebetshaus in Augsburg - Tag und Nacht mit Gott vertraulich sprechen können.
Für Martin Luther war das ganze Leben ein Gebet: 1544 schreibt er in einer Rede: „Wir seien, wo wir wollen, in der Kirche, im Haus, im Keller, in der Küche, auf dem Felde, in der Werkstatt …, das wir mit dem Herzen vor Gott in den Himmel treten, mit ihm reden können um allerlei, was uns anliegt.“ Auch Luther betont also, dass wir immer und überall die Gelegenheit haben, uns an Gott zu wenden, auch - modern gesprochen - am Computer oder im Auto oder im Flugzeug. Denn was wir vor Gott aussprechen, verliert an Druck und Gewicht und erleichtert die Seele. Gebete sind so etwas wie eine unsichtbare Nabelschnur zwischen uns und Gott. Mit dieser Nabelschnur nehmen wir unsere tägliche Ration an Geborgenheit, Verständnis und Zuspruch auf, denn wir können davon ausgehen, dass Gott auf aufrichtige Gebete wartet und antwortet. Amen.  

Lied: „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“, Evangelisches Gesangbuch 326, Strophen 1 und 4 - 6 
Strophe 1: Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, dem Vater aller Güte, dem Gott, der alle Wunder tut, dem Gott, der mein Gemüte mit seinem reichen Trost erfüllt, dem Gott, der allen Jammer stillt. Gebt unserm Gott die Ehre!
Strophe 4: Ich rief zum Herrn in meiner Not: Ach Gott, vernimm mein Schreien! Da half mein Helfer mir vom Tod und ließ mir Trost gedeihen. Drum dank, ach Gott, drum dank ich dir; ach danket, danket Gott mit mir! Gebt unserm Gott die Ehre!
Strophe 5: Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volk geschieden; er bleibet ihre Zuversicht, ihr Segen, Heil und Frieden. Mit Mutterhänden leitet er die Seinen stetig hin und her. Gebt unserm Gott die Ehre!
Strophe 6: Wenn Trost und Hilf ermangeln muss, die alle Welt erzeiget, so kommt, so hilft der Überfluss, der Schöpfer selbst, und neiget die Vateraugen denen zu, die sonsten nirgends finden Ruh. Gebt unserm Gott die Ehre!

Fürbitten: Guter Gott! Wir wollen mit dem Vertrauen, dass Du auf unsere aufrichtigen Gebete wartest und antwortest unsere weiteren Lebenswege gehen. Wir bitten Dich für alle, die Angst vor der Zukunft haben; die wegen ihres christlichen Glaubens im Gefängnis sitzen; die unter Hunger, Krieg, Gewalt und Naturzerstörungen leiden; die einen lieben Menschen verloren haben. Tröste sie mit hoffnungsvollen Menschen, die ihnen Mut zusprechen und für sie beten! Wir bitten Dich für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für unsere Verantwortung für Deine Schöpfung; für alle, die wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechtes benachteiligt oder verfolgt werden. Gib allen Menschen Kraft, Geduld und Weisheit, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzen! Wir bitten Dich für das Personal in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer; für alle, die in den christlichen Kirchen und politischen Gemeinden, in Schulen und Firmen und woanders Verantwortung haben. Segne sie, dass ihre Worte und Taten mit Liebe zu den Menschen erfüllt sind! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche an der Hand des Gottes, der auf unsere aufrichtigen Gebete wartet und antwortet. Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Lied: „Ach bleib mit deiner Gnade“, Evangelisches Gesangbuch 347, Strophen 1, 4 + 6 
Strophe 1: Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.
Strophe 4: Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr; dein Gnad und alls Vermögen in uns reichlich vermehr.
Strophe 6: Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott; Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not.

Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe