Andacht 2023-02-05 Neuanfänge durch Vergebung
Uwe Träger, Obmann
Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 5. Feber 2023. Wir lesen diese Hausandacht im Namen des Gottes, der unsere Schuld vergibt, uns Neuanfänge schenkt und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: „Jesus ist kommen“, Evangelisches Gesangbuch 66, Strophen 1 – 3
Strophe 1: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude; A und O, Anfang und Ende steht da. Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah! Himmel und Erde, erzählet's den Heiden: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
Strophe 2: Jesus ist kommen, nun springen die Bande, Stricke des Todes, die reißen entzwei. Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; er, der Sohn Gottes, der machet recht frei, bringet zu Ehren aus Sünde und Schande; Jesus ist kommen, nun springen die Bande.
Strophe 3: Jesus ist kommen, der starke Erlöser, bricht dem gewappneten Starken ins Haus, sprenget des Feindes befestigte Schlösser, führt die Gefangenen siegend heraus. Fühlst du den Stärkeren, Satan, du Böser? Jesus ist kommen, der starke Erlöser.
Lesung: Evangelium nach Matthäus, Kapitel 9, die Verse 9 - 13 nach der Basis Bibel: Jesus ging von Kapernaum weiter. Da sah er einen Mann an seiner Zollstation sitzen. Er hieß Matthäus. Jesus sagte zu ihm: Komm, folge mir! Da stand er auf und folgte ihm. Später war Jesus im Haus zum Essen. Viele Zolleinnehmer und andere Leute, die als Sünder galten, kamen dazu. Sie aßen mit Jesus und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Lehrer mit Zolleinnehmern und Sündern? Jesus hörte das und antwortete: Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Überlegt doch einmal, was es bedeutet, wenn Gott sagt: Barmherzigkeit will ich und keine Opfer! Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder. Amen.
Gedanken zur Lesung: Jesus kann auf Menschen zugehen. Am See Genezareth geht er auf einige Fischer zu und beruft sie zu seinen Jüngern. Er fordert sie schlicht und einfach auf: „Kommt mit mir!“ Prompt lassen alle Familie, Haus und Beruf hinter sich und schließen sich Jesus an, ohne zu genau wissen, was sie erwartet. Dann geht Jesus zu einem gewissen Matthäus. Dieser ist Zöllner. Wieder sagt er: Komm mit mir! Und Matthäus steht auf und geht mit. Dies ist sehr außergewöhnlich.
Es muss wohl etwas Besonderes an der Begegnung mit Jesus sein, dass die Menschen so sehr angesprochen, mitgerissen und beeindruckt sind und alle Sicherheiten und Bindungen aufgeben. Ist es seine Ausstrahlung? Ist es sein Charisma? Oder spüren die Menschen sofort, dass durch Jesus der heilige Gott spricht? Ich habe mich gefragt, wie ich reagieren würde, wenn jemand zu mir sagen würde: Lass alles stehen und liegen, komm mit mir und folge mir nach! Ich würde mit dieser Person reden, aber wohl mit dieser nicht mitgehen.
Jesus ist nun Gast im Hause seines neuen Jüngers Matthäus. Das gemeinsame Essen in großer Runde ist mehr als Geselligkeit. Es ist ein Zeichen der Freundschaft. Mitten im Kreis der Familie, Freunde, Kollegen sind Jesus und seine Jünger. Es sind nicht die oberen Zehntausend, die am Tisch beisammen sind. Viele Zöllner und Sünder sitzen dort.
Die Zöllner waren im Volk verhasst. Sie waren Beamte, die im Namen des römischen Staates Zoll erhoben. Sie bekamen keinen Lohn vom Staat, sondern lebten von dem Geld, das sie auf die festgesetzten Steuern aufschlugen. Manche wurden dadurch sehr reich. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie das den Pharisäern ein Dorn im Auge war. Schließlich waren sie es, die sich als Lehrer und Wächter des wahren Glaubens verstanden. Sie schrieben den Menschen bis in die kleinsten Dinge des Alltags vor, was recht und gottgefällig war. Für sie war es ein Skandal, dass Jesus ausgerechnet bei solchen Leuten einkehrte und sich nicht um religiöse Vorschriften scherte. Vielleicht gab es unter den Pharisäern einige, die Jesus als den erwarteten Messias anerkannten. Doch das Auftreten Jesu entsprach ganz und gar nicht ihren Erwartungen. Zu unbekümmert ging er mit geheiligten Traditionen wie der Sabbatruhe und dem Fasten um. Zu radikal waren seine Auslegungen der zehn Gebote. Und nun kam noch die Solidarität mit Leuten aus schlechter Gesellschaft dazu.
Auffällig ist, dass die Pharisäer die Jünger und nicht Jesus selbst fragen: Wie kann euer Meister so etwas tun? Wieso lässt er sich mit denen ein? Jesus schreitet dazwischen und gibt mit einem Bild eine stichhaltige Antwort: „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken.“ Danach zitiert er noch Worte des Propheten Hosea: „Barmherzigkeit will ich und keine Opfer!“ Was er damit meint, macht keine andere Geschichte so deutlich wie die mit der Ehebrecherin aus dem Johannes-Evangelium. Die Frau, die beim Seitensprung ertappt wird, soll zu Tode gesteinigt werden. Das war die übliche Strafe. Der Gesetzesbruch verlangt eben ein Opfer, um Gott gnädig zu stimmen. Und in diese Situation spricht Jesus seinen berühmten Satz: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“
Der Kern der Predigt Jesu ist, nicht starr an einem Gesetz festzuhalten, dessen Erfüllung über Leichen geht, sondern Menschen mit einem fehlerhaften Leben die Chance zu geben, sich zu ändern und ein neues Leben anzufangen. Und er sagt den Pharisäern noch: „Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder.“ Seine Aufgabe ist es nicht, Unrecht mit Vergeltung zu strafen. Seine Aufgabe ist es vielmehr, Gottes Liebe und Vergebung den Menschen zuzusprechen, die allein keinen Weg aus ihrem unrechten Leben finden. Was fangen die Pharisäer nun mit dieser Botschaft an? Gehen sie zufrieden nach Hause, weil sie ja die Gerechten sind, die keiner Buße bedürfen? Werden sie Jesus in Ruhe lassen und sogar froh sein, dass er Menschen von der schiefen Bahn holt. Nein, sie gehen nicht einfach zur Tagesordnung über. Sie spüren den Haken in den Worten Jesu, denn ihr Wertesystem ist ein anderes als das von Jesus. Es ist in Schwarz-Weiß geordnet. Hier die Gerechten, also die Guten; dort die Sünder, also die Schlechten. Dieses Wertesystem wird von Jesus für ungültig erklärt. Jesus bringt die Partei der Pharisäer in einen inneren Konflikt. Entweder müssen sie umdenken und einsehen, dass ihr Weg der Frömmigkeit falsch ist, oder sie müssen die Verbreitung der neuen Botschaft von Vergebung und Erbarmen statt Opfer unterbinden.
Karfreitag, also die Kreuzigung Jesu zeigte, wie sie entschieden hatten. Vielleicht fürchteten sie den Verlust ihrer Macht und ihres Ansehens. Es lag wohl vor allem an ihrem Hang zur Selbstgerechtigkeit, der sie so handeln ließ.
Eine solche Selbstgerechtigkeit gibt es auch heute. Wenn Menschen meinen, dass nur ihre Frömmigkeit, nur ihr Glauben und nur ihr moralisches Verhalten richtig seien. Wenn wir Gottes Gebot ernst nehmen, ihn zu lieben und unseren Nächsten so wie uns selbst, dann müssen wir zugeben, wie oft uns das nicht gelingt. Wir müssen zugeben, dass unser Vertrauen zu Gott auf wackeligen Beinen steht, dass wir mit bestimmten Menschen nicht auskommen, obwohl wir uns darum bemühen und dass wir uns nicht als liebenswert und wertvoll empfinden. Für diese Feststellung müssen wir uns nicht schämen. Wer für sich und vor Gott einsieht, dass er Fehler macht, dass er schuldig wird an seinen Mitmenschen, der ist in der Lage zu beten: „Herr, sei mir Sünder gnädig!“ Jesus sagt: „Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“ Es steckt ein großes Versprechen in diesem Satz. Gottes Sohn ruft uns in seine Nähe, trotz dem, was in unserem Leben nicht so läuft, wie es sein sollte. Wir können uns an ihn wenden, er schickt uns nicht fort. Bei ihm ist es auch völlig gleichgültig, wie andere über uns denken oder urteilen, denn Christinnen und Christen sind oft keine Helden oder Heilige. Es entlastet uns, wenn wir Gott aufrichtig sagen können: „Unser Leben läuft nicht immer so, wie Du es von uns erwartest. Aber Deine Vergebung entlastet uns und gibt uns Kraft für jeden neuen Versuch, das höchste Gebot in unserem Leben umzusetzen: Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst. Amen.
Lied: „Jesus ist kommen“, Evangelisches Gesangbuch 66, Strophen 6 - 8
Strophe 6: Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden, Sünden der ganzen Welt träget dies Lamm. Sündern die ewge Erlösung zu finden, stirbt es aus Liebe am blutigen Stamm. Abgrund der Liebe, wer kann dich ergründen? Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden.
Strophe 7: Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden: komme, wen dürstet, und trinke, wer will! Holet für euren so giftigen Schaden Gnade aus dieser unendlichen Füll! Hier kann das Herze sich laben und baden. Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden.
Strophe 8: Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben. Hochgelobt sei der erbarmende Gott, der uns den Ursprung des Segens gegeben; dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod. Selig, die ihm sich beständig ergeben! Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Fürbitten: Guter Gott! Wir bitten Dich um Deinen heiligen, guten Geist, der uns Mut macht zum Leben, der uns zueinander bringt, der uns Kraft gibt für neue Schritte, der in uns Hoffnung weckt. Wir bitten Dich um Deinen heiligen, guten Geist, der unsere Gemeinschaft in der Pfarrgemeinde stärkt, der uns Freude am Glauben schenkt, der uns offen für Veränderungen macht. Wir bitten Dich um deinen heiligen, guten Geist, dass das Verständnis unter den Menschen wächst; dass Wege zum Frieden immer wieder gesucht werden; dass Ungerechtigkeit und Not ein Ende finden; dass Macht und Weisheit zueinander finden. Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche an der Hand des Gottes, der unsere Schuld vergibt und uns Neuanfänge schenkt. Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.
Herzliche Grüße, Euer / Ihr Obmann Uwe