Andacht 2022-10-31

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich begrüße Sie und Euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für den Reformationstag am Montag, dem 31. Oktober 2022. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gottes Heil nur in Jesus Christus zu finden ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Luthers Morgensegen: Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen. Ich danke Dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, dass Du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte Dich, Du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, dass Dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in Deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.

Lied: Such, wer da will ein ander Ziel“, Evangelisches Gesangbuch 346, die Strophen 1, 3 + 4 – in diesem Lied wird sehr deutlich, dass nur in Jesus Christus das wahre Heil zu finden ist.
Strophe 1: Such, wer da will, ein ander Ziel, die Seligkeit zu finden; mein Herz allein bedacht soll sein, auf Christus sich zu gründen. Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar, sein heilger Mund hat Kraft und Grund, all Feind zu überwinden.

Strophe 3: Ach sucht doch den, lasst alles stehn, die ihr das Heil begehret; er ist der Herr, und keiner mehr, der euch das Heil gewähret. Sucht ihn all Stund von Herzensgrund, sucht ihn allein; denn wohl wird sein dem, der ihn herzlich ehret.
Strophe 4: Meins Herzens Kron, mein Freudensonn sollst du, Herr Jesu, bleiben; lass mich doch nicht von deinem Licht durch Eitelkeit vertreiben; bleib du mein Preis, dein Wort mich speis, bleib du mein Ehr, dein Wort mich lehr, an dich stets fest zu glauben.

Das Leben und Wirken Martin Luthers in der Ich-Form erzählt: Die Nacht ist kalt in dem kleinen ostdeutschen Ort Eisleben. Heute ist der 10. November 1483. Ich, Martin Luther, komme zur Welt. Gleich am nächsten Tag, am Martinstag, werde ich katholisch getauft. Ich gehe zum Gymnasium und lerne Latein. Nach der Schule beschließt mein Vater, dass ich Rechtswissenschaften studieren solle. Er will, dass ich es besser habe als er. Wenn man Jus studiert, dann kann man sogar den König beraten und viel Geld verdienen. Ich bin einverstanden. Ich tue das, was meine Eltern wollen. Das Studium gefällt mir aber nicht. Ich habe nämlich viele Fragen an das Leben, an den Glauben und an Gott. Ich bin nämlich gläubig. Und ich habe oft Angst, kann nicht schlafen und lernen, niemand kann mir so richtig helfen. Ich habe große Angst vor Gott. Nach der Messe habe ich noch mehr Angst. Gott ist böse und will mich nur bestrafen. Ich bin ein schlechter Mensch, kann nichts, bin nicht wertvoll, ich gehöre in die Hölle. Ich beuche meine Eltern. Auf dem Heimweg komme ich in ein Gewitter, ein Blitz schlägt direkt neben mir ein, ich überlebe. Ich bete: „Lieber Gott! Wenn ich das überlebe, gehe ich ins Kloster und werde Mönch.“ Ich überlebe und gehe in ein Kloster. Dort lebe ich mit anderen Mönchen zusammen, wir beten, lesen die Bibel, feiern die Messe. Ich will jetzt nur noch für Gott da sein. Meine Freunde lachen, mein Vater wird wütend. Aber ich bin glücklich und zufrieden. Eine Frage quält mich immer noch: Wie schaffe ich es, so zu leben, dass es Gott gefällt? Jeder Mensch macht doch Fehler, egal, wie sehr er sich anstrengt. Ich renne im Kloster hin und her, diskutiere mit anderen Mönchen – nichts hilft. Eines Tages blättere ich in der Bibel, das mache ich täglich, und lese einen Satz aus Römer, Kapitel 3, Vers 28: „Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch allein aufgrund des Glaubens gerecht ist.“ Jetzt geht mir ein Licht auf. Ich brauche gar keine besonderen Dinge zu tun, damit Gott mich liebt. Ich brauche nur ganz fest an ihn zu glauben. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Ich habe keine Angst mehr vor Gott, keine Angst mehr vor dem Leben, vor der Zukunft. Das muss ich jetzt so schnell wie möglich allen erzählen. Ich treffe auf dem Marktplatz einen Mann Gottes. Streng wirkt er, redet auf die Leute ein. Er heißt Johannes Tetzel und verkauft Ablassbriefe. Darin steht: „Gott hat dir deine Sünden vergeben.“ Wenn man genug Geld hat, kann man so einen Brief kaufen. Der Mönch droht den Leuten: „Wer keinen Brief hat, kommt in die Hölle.“ So ein Unsinn! Gott kann man doch nicht kaufen. Gottes Liebe bekommt man umsonst durch den Glauben an ihn. Ich ärgere mich so sehr über die Ablassbriefe. Ich wohne in Wittenberg. Ich schreibe 95 Sätze auf und schlage diese am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Mal sehen, was passiert. Alle sollen es lesen: Man kann Gottes Liebe nicht kaufen. Man muss keine Bedingungen erfüllen. Gott liebt jeden Menschen so, wie er ist. Die Leute diskutieren und reden. Auch die hohe Geistlichkeit, die Bischöfe, die Kardinäle und auch der Papst in Rom lesen meine Sätze. Ich bekomme Ärger. Die wollen mich verhaften. Egal, jetzt will ich noch mehr. Ich will die Kirche verändern und verbessern, denn Jesus steht nicht mehr im Mittelpunkt, sondern nur Macht und Geld. Der Papst und der Kaiser werden immer zorniger und gefährlicher für mich. Ich soll sofort zugeben, dass ich mich irre. 1521 stehe ich in der Stadt Worms vor dem Kaiser. Ich sage. „Nein!“ Nun bin ich vogelfrei. Jeder kann mich töten. Ich werde entführt. Ein Kurfürst bringt mich auf seine Wartburg. Er ist ein Freund von mir. Dort bin ich in Sicherheit. Ein Jahr bleibe ich dort. Ich nutze die Zeit. Ich übersetze die Bibel ins Deutsche. Alle sollen die Bibel lesen können. Ich verlasse die Wartburg und gehe wieder nach Wittenberg. Dort geht es drunter und drüber. Es freut mich natürlich, wenn viel Menschen mir Recht geben und die Kirche erneuern und wieder zu Jesus zurückbringen wollen. Aber Gewalt predige ich nicht. Ich führe im Gottesdienst die deutsche Sprache ein, wir reden nicht mehr Latein. Das versteht keiner. Ich will mehr Schulen, Kinder sollen eine gute Bildung bekommen. Ich verliebe mich in eine Nonne. Katharina von Bora heißt sie. Ich heirate sie und habe sechs Kinder mit ihr. Ich meine, dass Priester heiraten können. Ich werde Professor an der Universität Wittenberg, erkläre den christlichen Glauben und predige viel in Kirchen. Meine Anhänger werden immer mehr, nicht nur in Deutschland, in ganz Europa, auch in Österreich. Wir nennen uns nun Evangelisch. Das Evangelium von Jesus, die gute Nachricht von der Liebe Gottes steht im Mittelpunkt. Ich will keine neue Kirche, sondern meine geliebte katholische Kirche reformieren und wieder glaubwürdig machen. Jesus allein soll doch wieder im Mittelpunkt stehen. Nicht alle finden mich und meine Worte gut. Aber mit Gottes Hilfe und mit Vertrauen auf ihn gehe ich meinen Weg. Ich finde es gut, dass eure Gemeinde zwei evangelische Kirchen hat. Ich schreibe ein Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Gott soll euch auch ein feste Burg sein. Er gebe euch Kraft für euren Glauben! Sagt der Welt: Gott liebt diese Welt. Ihr seid wichtige und wertvolle Menschen für Gott. Wer Gott fest vertraut, braucht vor nichts und niemand Angst zu haben und hat auf keinen Sand gebaut. Denn Gott ist bei uns – heute, morgen und übermorgen. Amen.

Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott“, Evangelisches Gesangbuch 362, die Strophen 1 – 4 (1529 schrieb und komponierte Martin Luther dieses Lied)
Strophe 1: Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der alt böse Feind, mit Ernst er's jetzt meint, groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen.

Strophe 2: Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit' für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott; das Feld muss er behalten.
Strophe 3: Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen. Der Fürst dieser Welt, wie sau‘r er sich stellt, tut er uns doch nicht; das macht, er ist gericht': Ein Wörtlein kann ihn fällen.
Strophe 4: Das Wort sie sollen lassen stahn und kein Dank dazu haben; er ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben. Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: Lass fahren dahin, sie haben‘s kein‘ Gewinn, das Reich muss uns doch bleiben.

Fürbitten: Guter Gott! Wir danken Dir, dass wir uns auf Dich verlassen und Dir vertrauen können. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Im Vertrauen auf Dich bitten wir: Gib uns Kraft und Mut, dass wir unseren christlichen Glauben bekennen und unserer evangelischen Kirche die Treue halten! Hilf uns, zu unterscheiden, was den Glauben stärkt und was ihn behindert. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für alle, die wegen Krieg und Naturzerstörungen ihre Heimat verlassen müssen; für alle, die wegen ihrer Religion benachteiligt oder verfolgt werden; für alle, die schwer krank sind oder im Sterben liegen; für alle, die einen lieben Menschen verloren haben; für alle, die in unseren evangelischen Pfarrgemeinden, in politischen Gemeinden, Schulen und Firmen, Tourismusverbänden und Vereinen Verantwortung tragen; für Frieden in der Welt und in unseren Familien und für unsere Verantwortung für Deine Schöpfung. Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Reformationstag an der Hand des Gottes, der uns sein Heil in Jesu Namen umsonst schenkt. Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.                                               

Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe