Andacht 2022-08-28 Geben und Nehmen

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich begrüße Sie und Euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 28. August 2022. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass Gott uns seine Liebe in Jesus Christus großzügig schenkt und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Verse aus Psalm 36 nach der Lutherbibel von 2017:  Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Amen.

Lesung: Markus-Evangelium, Kapitel 12, Verse 42 – 46 nach der Basis Bibel: Dann setzte Jesus sich in die Nähe des Opferkastens. Dort beobachtete er, wie die Leute Geld hineinwarfen. Viele wohlhabende Leute gaben viel hinein. Da kam auch eine arme Witwe. Sie warf zwei kleine Kupfermünzen hinein – das entspricht der kleinsten römischen Münze. Jesus rief seine Jünger herbei und sagte zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen, die etwas in den Opferkasten geworfen haben. Denn alle anderen haben nur etwas von ihrem Überfluss abgegeben. Aber diese Witwe hat alles hergegeben, was sie selbst zum Leben hat – obwohl sie doch arm ist. Amen.

Lied „Gott liebt diese Welt“, Evangelisches Gesangbuch 409, Strophen 1 - 7
Strophe 1: Gott liebt diese Welt und wir sind sein Eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen. Gott liebt diese Welt.
Strophe 2: Gott liebt diese Welt. Er rief sie ins Leben. Gott ist's, der erhält, was er selbst gegeben. Gott gehört die Welt!
Strophe 3: Gott liebt diese Welt. Feuerschein und Wolke und das heilge Zelt sagen seinem Volke: Gott ist in der Welt!
Strophe 4: Gott liebt diese Welt. Ihre Dunkelheiten hat er selbst erhellt: im Zenit der Zeiten kam sein Sohn zur Welt!
Strophe 5: Gott liebt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben hat er uns bestellt zu des Reiches Erben. Gott erneut die Welt!
Strophe 6: Gott liebt diese Welt. In den Todesbanden keine Macht ihn hält, Christus ist erstanden: Leben für die Welt!
Strophe 7: Gott liebt diese Welt. Er wird wiederkommen, wann es ihm gefällt, nicht nur für die Frommen, nein, für alle Welt!

Gedanken zur Lesung: „Geben ist seliger als Nehmen“ – das alte Sprichwort kennen wir alle. Mit diesen Worten kann man sich und andere dazu motivieren, Gutes zu tun. Natürlich kann man sich und andere damit auch unter Druck setzen, wenn man nur das Geben betont und vergisst, dass man im Leben auch manchmal nehmen soll und sogar muss. Wir erfahren einiges über den Alltag im Jerusalemer Tempel. Täglich gingen sehr viele Menschen in diesen, um zu beten oder zu opfern. Jesus setzte sich so hin, dass er in den Opferkasten blicken konnte. Er machte etwas, was wir als unerhört und peinlich empfinden würden: Jemand kontrolliert und bewertet den Geldbetrag, den wir als Kollekte hineinlegen. Aber manchmal bewerten wir schon die Kollekte von Gottesdienstbesuchern. Das Opfer eines 100-Euro-Scheines wird höher bewertet als das eines 10-Euro-Scheines, der öfters geopfert wird. Damals im Tempel von Jerusalem kontrollierte ein Priester die freiwilligen Gaben der Menschen. Viele Reiche gingen vorbei und legten hohe Beträge hinein. Sie wurden von den Priestern entgegengenommen und laut ausgerufen. Die Menschen sahen wohlwollend auf die großzügigen Spender. Schließlich ist es im Alten Testament gesetzlich verankert, dass man sich um Arme, Weise und Witwen kümmern muss. Dazu brauchte es solche großzügigen Spenden. Reichtum gilt im Alten Testament als sichtbarer Segen Gottes, der es aber mit sich bringt, für Arme und Bedürftige Verantwortung zu übernehmen, indem man vom eigenen Reichtum etwas abgab. Und dann trat eine Witwe auf. Dass sie Witwe war, konnte man an ihrer Kleidung erkennen. Diese war schon zerschlissen und roch muffig. Ihre Armut stand in ihrem Gesicht geschrieben. Den Blick gesenkt legte sie unauffällig Geld in den Opferkasten. Es war eine kleine Kupfermünze, mit der man gerade so eben ein Brot kaufen konnte. Ob der Priester ihren Beitrag auch ausgerufen hat? Wir wissen es nicht. Jesus aber lenkte den Blick auf diese arme Witwe. Er sagte seinen Jüngern: die Reichen geben aus ihrem Überfluss heraus, die Witwe aus ihrem Mangel. Aus dem Wenigen, das sie hatte, gab sie etwas in den Gotteskasten. Damit blieb ihr zum Leben noch weniger als bisher. Dennoch wollte sie etwas für andere geben. Vielleicht hatte sie gerade ihre Armut dafür sensibel gemacht, dass man anderen in Not helfen muss. Jesus stellte das Verhalten der Frau in den Mittelpunkt. Anders als sonst, wenn er uns ein beispielhaftes Verhalten vor Augen führen wollte, sagte er dieses Mal nicht: „Geht hin und tut desgleichen!“ Er machte aus dem Verhalten der Witwe nicht eine ethische Forderung. Er erwartete nicht, dass wir hingehen und so viel verschenken, dass uns zum Leben zu wenig übrigbleibt. Jesus wusste, dass dies eine Überforderung wäre. Daher forderte er das nicht ein. Er sagte auch nicht, die arme Frau sei ein besserer Mensch und die Wohlhabenden irgendwie schlecht, weil sie nicht mehr gaben. Jesus beobachtete und wies darauf hin, dass Geben selig macht, egal wie viel es ist und wie viel man sich gerade leisten kann. Was Jesus aber tat, ist darauf hinzuweisen, dass Geben selig macht. Selig könnte man auch mit glücklich umschreiben. Geben macht glücklich. Wer gerne schenkt, kann das spüren. Die Freude, die mein Geschenk auslöst, kommt irgendwie zurück. Ich bin glücklich, wenn ich sehe, wie sich andere freuen, wie es ihnen guttut, was ich für sie getan habe. Solche Freude ist nicht nur ein gutes Gefühl. Anderen zu helfen, ein ehrenamtliches Engagement für andere zum Beispiel, kann nicht nur glücklich, sondern sogar gesünder machen. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass der Einsatz für andere Krankheiten vorbeugen kann - Krankheiten wie Bluthochdruck, erhöhter Blutzucker oder zu hohe Blutfette. Sich für andere einzusetzen, kann zu höherer Lebensqualität führen. Vielleicht kann man also sagen: Wer glücklich werden will, der sollte auch für andere sorgen. Geben ist seliger als Nehmen. Geben macht glücklich. Und es muss ja nicht immer Geld sein, das man gibt. Man kann anderen auch wertvolle Zeit schenken, zu hören, wertschätzende Worte sagen, Kinder und Enkelkinder betreuen, jemanden zum Arzt fahren, für andere etwas einkaufen, sich beim Kirchenkaffee oder woanders in der Pfarrgemeinde einbringen. Man kann auch Mitgefühl, Fürsorge und Arbeitskraft geben. Es gibt so viele Möglichkeiten, für andere da zu sein. Viele, die sich irgendwo engagieren, sagen: „Es tut mir gut, dass ich das kann. Geben macht selig!“ Vielleicht hilft einem das Geben auch, leichter anzunehmen, wenn man selbst in Not ist. Denn das Leben bringt uns immer wieder in Situationen, wo wir nehmen müssen und sollen. Das merkt man besonders, wenn man krank ist oder wenn man den Alltag nicht mehr alleine bewältigen kann. Vielleicht spüren wir Gott auch, wenn uns von anderen Menschen etwas gegeben wird. Ich denke an die Menschen, die zum Beispiel in Arriach oder Treffen andere Menschen aufnahmen, weil diese durch das heftige Unwetter Hab und Gut verloren haben. Ich denke an Ärzte, die einem mit ihrem speziellen Wissen geholfen haben. Ich denke an Menschen, die mit freundlichen und ermutigenden Worten andere Menschen aufgebaut haben. Gott kann dort gespürt werden, wo jemand großzügig und weitherzig ist. Gott selbst ist ja auch mit seiner Liebe zu uns sehr großzügig und weitherzig. So heißt es im Johannes-Evangelium (3,16): „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. Jeder, der an ihn glaubt, soll nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ Gott gibt aus Liebe seinen Sohn. Mit Glauben und Gottvertrauen sollen wir diese wertvolle Gabe annehmen und wertschätzen. Wir können die arme Witwe als Vorbild nehmen. Fast alle von uns sind nicht arm, müssen nicht hungern und sind den Wohlhabenden im Tempel von Jerusalem näher als der armen Wirte. Aber von der Frau können wir lernen: Geben tut gut. Geben macht Freude. Geben macht glücklich. Jeder und jede muss für sich herausfinden und entscheiden, mit wem er sich in dieser Geschichte identifizieren kann und will – mehr mit der armen Witwe oder mehr mit den Wohlhabenden. Jesus sieht jedenfalls beide. Amen.

Lied: „Komm in unsre stolze Welt“, Evangelisches Gesangbuch 428, Strophen 1 - 5
Strophe 1: Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben. Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben. Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.
Strophe 2: Komm in unser reiches Land, der du Arme liebst und Schwache, dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache. Schaff aus unserm Überfluss Rettung dem, der hungern muss.
Strophe 3: Komm in unsre laute Stadt, Herr, mit deines Schweigens Mitte, dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.
Strophe 4: Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen. Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen; denn wer sicher wohnt, vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.
Strophe 5: Komm in unser dunkles Herz, Herr, mit deines Lichtes Fülle; dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle, die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.

Fürbitten: Guter Gott! Bei dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Wir danken Dir, dass Du uns durch das Kreuz und die Auferstehung Deines Sohnes Deine große wertschätzende und vergebende Liebe zusprichst. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Gib uns einen weiten Blick, damit wir nicht nur unsere Probleme, sondern auch die Not anderer wahrnehmen! Lass uns Gutes tun, ohne nachzurechnen, ob es sich auch lohnt! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die schwer krank sind; die keine Lebensfreude mehr haben; die Angst um ihre Existenz haben; die einen lieben Menschen verloren haben; die wegen Krieg und Naturzerstörung auf der Flucht sind. Schenke ihnen Hoffnung und Zuversicht und lass sie spüren, dass sie nicht alleine sind! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Kinder und Jugendlichen dieser Welt, dass sie fröhliche und mutige Menschen werden, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und ein offenes Herz für ihre Mitmenschen haben. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Deinen Segen für unsere Verantwortung für Deine gute Schöpfung, die unsere einzige Heimat ist. Im Vertrauen auf Dich bitten wir darum, dass die Politiker dieser Welt zum Frieden trachten und das Wohl der Menschen vor Augen haben. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Gäste, die bei uns Erholung suchen und für die, die sich um die Gäste kümmern. Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, der uns seine Liebe in Jesus Christus großzügig schenkt! Es segne und behüte Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe