Andacht 2022-04-10 Verschwendung aus Liebe
Obmann Uwe Träger
Begrüßung: Ich grüße Sie und Euch sehr herzlich zur Hausandacht für Palmsonntag, den 10. April 2022! Wir lesen diese im Namen des Gottes, der uns in Jesu Namen mit Liebe wertschätzt und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Wochenspruch aus dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 3, die Verse 14 b und 15: „Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“
Lesung: Evangelium nach Markus, Kapitel 14, die Verse 3 – 9 nach der Basis Bibel: Jesus war in Betanien. Er war zu Gast bei Simon, dem Aussätzigen. Als er sich zum Essen niedergelassen hatte, kam eine Frau herein. Sie hatte ein Fläschchen mit Salböl dabei. Es war reines kostbares Nardenöl. Sie brach das Fläschchen auf und träufelte Jesus das Salböl auf den Kopf. Einige ärgerten sich darüber und sagten zueinander: Wozu verschwendet sie das Salböl? Das Salböl war über 300 Silberstücke wert. Man hätte es verkaufen und das Geld den Armen geben können. Sie überschütteten die Frau mit Vorwürfen. Aber Jesus sagte: Lasst sie doch! Warum macht ihr der Frau das Leben schwer? Sie hat etwas Gutes an mir getan. Es wird immer Arme bei euch geben, und ihr könnt ihnen helfen, wann immer ihr wollt. Aber mich habt ihr nicht für immer bei euch. Die Frau hat getan, was sie konnte: Sie hat meinen Körper im Voraus für mein Begräbnis gesalbt. Amen, das sage ich euch: Auf der ganzen Welt wird man die Gute Nachricht von mir verkünden. Dann wird man auch erzählen, was sie getan hat. So wird man sich immer an sie erinnern. Amen.
Gedanken zur Lesung: Mit dem Gedächtnis ist das manchmal so eine Sache. Ich schreibe täglich eine Liste mit Punkten, die ich beruflich oder privat zu erledigen habe. Mir fällt bei mir oder auch bei anderen Menschen auf, dass Negatives eher hängen bleiben als Positives. Manchmal fällt uns der Name einer Person nicht ein. Wir sehen ihr Gesicht vor uns, wissen genau, wo wir diese getroffen haben, aber ihren Namen haben wir vergessen. Von manchen Frauen, die Jesus begleitet haben, wissen wir ihre Namen: Maria, die Mutter Jesu oder Maria Magdalena, die mit dem auferstandenen Jesus gesprochen hat. Vergessen ist aber der Name jener Frau, die Jesus in Betanien gesalbt hat. Dabei hat doch Jesus ausdrücklich von ihr gesagt, dass man von ihrer Tat zu ihrem Gedenken erzählen wird. Jetzt haben wir durch den Krieg in der Ukraine eine neue große Krise in der Welt. Unschuldige Menschen werden getötet. Millionen sind auf der Flucht und müssen ihre Heimat verlassen. Wenn diese Krise hoffentlich bald beendet werden kann - wer wird uns dann gut im Gedächtnis bleiben? Hoffentlich Politiker, die mehr auf Gespräche als auf Waffen setzen; unzählige Menschen, die gegen Krieg und für Frieden demonstrieren, singen und musizieren oder die solidarisch sind und Flüchtlingen helfen und sie aufnehmen. Von den wenigsten werden wir die Namen wissen. Die Salbung Jesu durch die unbekannte Frau verdeutlicht uns ihre Liebe zu Jesus und auch die Liebe Jesu zu uns! Schauen wir zurück zum Ort des Geschehens! Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem ist vorüber. Am Abend zieht sich Jesus vor den Menschenmassen zurück. Er geht in den Ort Betanien, der ca. drei Kilometer von Jerusalem entfernt liegt. Dort wohnen Freunde von ihm. Bei ihnen ruht er sich von dem Trubel aus. Wir finden uns in einer familiären Szene mit großer Nähe und Vertrautheit zu lieben Menschen wieder. Jesus sitzt also mit seinen Freunden zusammen, sie essen, reden und genießen die gemeinsame Zeit. Plötzlich betritt die Frau den Raum. Vielleicht fällt sie zunächst gar nicht auf, weil sie zum Haus des Simon oder zum Kreis um Jesus gehört. Aber was dann geschieht, macht alle erst mal sprachlos: Die Frau stellt sich hinter Jesus, holt ein kleines Fläschchen aus einem edlen und teuren Material hervor, bricht das Siegel auf, mit dem das Gefäß verschlossen ist und gießt prompt den Inhalt auf Jesu Kopf. Sofort erfüllt ein warmer und angenehmer Geruch den Raum. Es ist Nardenöl. Kostbar ist es und sehr teuer, weil es von weit herkommt, und weil es rein, also unverfälscht und nicht gestreckt ist. Das gesamte Öl gießt sie Jesus über den Kopf und massiert es behutsam mit ihren Händen ein. Ein kleines Vermögen wird verschüttet! Egal! Es geht ums Ganze. Denn die Frau hat nur ein Ziel: Sie will zu Jesus und ihm etwas Gutes tun. Sie will ihm ihre Zuneigung, ihre Verehrung und Liebe zeigen! Sie macht Jesus ein großes Geschenk, hat Freude daran und genießt den Augenblick. Vielleicht genießt auch Jesus dieses kostbare Geschenk. Doch dann kommen wie immer und überall die Kritiker mit ihren Einwänden, mit ihrer Vernunft, mit ihren Berechnungen! „Was für eine Verschwendung“ rufen sie! Denn das Öl ist mindestens 300 Denare wert - das war der Jahresverdienst eines Arbeiters damals! Nun ist es weg. Was hätte man mit dem Geld nicht alles und Besseres anfangen und kaufen können! Die Frau und Jesus sind beide in den angenehmen Duft gehüllt. Noch hat niemand verstanden, was hier überhaupt los ist. Aber einige wissen schon genau Bescheid und rufen: „Unmöglich! Verschwendung! Vergeudung! Was du, Frau, gemacht hast, ist falsch! Was du, Jesus, gerade genießt, ist nicht richtig! Du darfst das nicht gut finden.“ Die Kritiker machen den einzigartigen Moment kaputt. Die Frau und Jesus sollen sich schämen und bereuen. Jesus nimmt die Frau in Schutz: Macht diese Frau nicht traurig! Zieht sie nicht hinunter! Seht doch, was sie wollte. Sie hat es gut gemeint und gut gemacht. Sie hat das Beste getan, was sie konnte. Ja, sie hat etwas getan, was die anderen nicht konnten. Sie hat etwas gesehen, was die anderen nicht sahen. Die Frau hat zeichenhaft etwas getan, was sonst nur Propheten taten: Öl auf den Kopf eines von Gott auserwählten Menschen gießen. Öl ist das Zeichen schlechthin für den König, für den Gesalbten Gottes, den Gott einsetzt als Herrscher in Macht und Ehre. Die Frau hat Jesus zum König gesalbt. Er wird aber ein anderer König sein, als es die Menschenmassen bei seinem Einzug nach Jerusalem erwartet haben. Jesus, der Christus, wird als König den unteren Weg gehen. Er wird keine Macht für sich wollen, wird ein König sein, der den Menschen dient, sich erniedrigt und unschuldig stirbt. Einer also, der sich aus Liebe und Wertschätzung hingibt. Weil das die Menschen nicht erkennen, wird aus ihren Jubelrufen, aus ihrem Hosianna, ihr Spott mit den Worten „Kreuzige ihn!“ Jesus rettet den Moment im Haus seines Friedens und lässt die Kritiker verstummen: „Mich habt ihr nicht für immer bei euch. Die Frau hat getan, was sie konnte: Sie hat meinen Körper im Voraus für mein Begräbnis gesalbt.“ Jesus wendet sich der Liebe und dem Leben zu. Die Frau hat in Jesus etwas Neues und Gutes gesehen und danach gehandelt. Sie hat mit dem Herzen erkannt, welcher König Jesus ist. Jesus weiß sich und seine Botschaft durch sie verstanden. Er sieht und spürt die Liebe hinter dem Tun der Frau und öffnet dadurch eine Tür in die Zukunft. Ganz verstehen und begreifen werden das viele erst später, nämlich dann, wenn Jesus von den Toten auferstanden ist, wenn er sich als der wahre Herr und König des Lebens erwiesen hat. Auch wenn der Name der Frau vergessen ist, die Liebe dieser Frau bleibt im Gedächtnis. Ihre Salbung weist auf Jesu wertschätzende Liebe hin, mit der er sein Leben für uns am Kreuz hingab. Liebe vermehrt sich, wenn wir sie teilen! Die Liebe zum Leben wird letztendlich den Krieg in der Ukraine besiegen. Und Jesu Liebe war sogar so mächtig, das aus seinem Kreuz der Baum des Lebens wurde! Das feiern wir am kommenden Ostersonntag. Amen.
Lied: „Gott liebt diese Welt“, Evangelisches Gesangbuch 409, die Strophen 1 und 5 - 7
Strophe 1: Gott liebt diese Welt und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen: Gott liebt diese Welt!
Strophe 5: Gott liebt diese Welt. Durch des Sohnes Sterben hat er uns bestellt zu des Reiches Erben. Gott erneut die Welt!
Strophe 6: Gott liebt diese Welt. In den Todesbanden keine Macht ihn hält, Christus ist erstanden: Leben für die Welt!
Strophe 7: Gott liebt diese Welt. Er wird wiederkommen, wann es ihm gefällt, nicht nur für die Frommen, nein, für alle Welt
Fürbitten: Gott des Himmels und der Erde! Bei dir ist kein Mensch vergessen. Du kennst uns alle mit Namen. Wir danken Dir, dass Du uns im Kreuz Deines Sohnes Deine wertschätzende und vergebende Liebe zusprichst. Du schenkst uns Neuanfänge im Leben und im Glauben, die uns zum Besten dienen, auch wenn wir das manchmal nicht so empfinden. Gib uns einen weiten Blick, damit wir nicht nur unsere Probleme, sondern auch die Not anderer wahrnehmen! Lass uns Gutes tun, ohne nachzurechnen, ob es sich auch lohnt! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die für ihr eigenes Leben oder das Leben anderer nur noch schwarzsehen, weil sie eine Krankheit plagt; weil sie keine Kraft mehr in sich finden; weil der Tod eines lieben Menschen ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen hat; weil sie wegen Krieg auf der Flucht sind. Schenke ihnen Hoffnung und Zuversicht und lass sie spüren, dass sie nicht alleine sind! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Kinder und Jugendlichen dieser Welt, dass sie fröhliche und mutige Menschen werden, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und ein offenes Herz für ihre Mitmenschen haben. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Dein Licht für alle, deren Leben nach Liebe und Vertrauen dürstet. Hilf, dass sie Orte der Geborgenheit finden und ihr eigenes Herz spüren! Im Vertrauen auf Dich bitten wir darum, dass die Politiker dieser Welt zum Frieden trachten und dass wir alle Boten Deiner Liebe, Deines Friedens und Deiner Gerechtigkeit werden! Amen.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Palmsonntag an der Hand des Gottes, der uns in Jesu Namen mit Liebe wertschätzt. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Seid von Gott behütet!
Euer Obmann Uwe