Andacht 2022-02-06 Ich bin es

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 6. Feber 2022. Wir lesen diese im Namen des Gottes, der jeden Tag bei uns ist und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Worte aus Psalm 73 nach der Lutherbibel von 2017: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun. Amen.

Lesung: Evangelium nach Matthäus, Kapitel 14, die Verse 22 - 32 nach der Basis Bibel: Und alsbald drängte Jesus die Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm ans andere Ufer zu fahren, bis er das Volk gehen ließe. Und als er das Volk hatte gehen lassen, stieg er auf einen Berg, um für sich zu sein und zu beten. Und am Abend war er dort allein. Das Boot aber war schon weit vom Land entfernt und kam in Not durch die Wellen; denn der Wind stand ihm entgegen. Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer. Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, erschraken sie und riefen: Es ist ein Gespenst!, und schrien vor Furcht. Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, rette mich! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und sie stiegen in das Boot und der Wind legte sich. Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn! Amen.

Lied: „Such, wer da will, ein ander Ziel“, Evangelisches Gesangbuch 346, Strophen 1, 3 + 4
Strophe 1: Such, wer da will, ein ander Ziel, die Seligkeit zu finden; mein Herz allein bedacht soll sein, auf Christus sich zu gründen. Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar, sein heilger Mund hat Kraft und Grund, all Feind zu überwinden.
Strophe 3: Ach sucht doch den, lasst alles stehn, die ihr das Heil begehret; er ist der Herr, und keiner mehr, der euch das Heil gewähret. Sucht ihn all Stund von Herzensgrund, sucht ihn allein; denn wohl wird sein dem, der ihn herzlich ehret.
Strophe 4: Meins Herzens Kron, mein Freudensonn sollst du, Herr Jesu, bleiben; lass mich doch nicht von deinem Licht durch Eitelkeit vertreiben; bleib du mein Preis, dein Wort mich speis, bleib du mein Ehr, dein Wort mich lehr, an dich stets fest zu glauben.

Gedanken zur Lesung: Selbst Menschen, die mit Jesus nichts oder nur wenig zu tun haben, fällt spontan die Geschichte ein, als Jesus über das Wasser ging. Sein Gang übers Wasser bietet Anlass zu grundsätzlichen Diskussionen. Die einen sagen: Jesus war halt was Besonderes und hatte übernatürliche Fähigkeiten. Andere sagen: Er hat sich zwar für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt, aber es ist naturwissenschaftlich nicht möglich, über Wasser zu gehen. Schauen wir in die Details unserer Geschichte. Jesus ist endlich alleine. Er hat sich auf viele Menschen eingelassen. Er hat von Gottes neuer Welt geredet, hat Menschen geheilt und Brot und Fische vermehrt. Man braucht viel Kraft, sich auf andere Menschen einzulassen, vor Menschen zu sprechen oder ihnen zuzuhören, sei es beruflich oder privat. Jesus hat das sicherlich auch gespürt.  Jetzt musste er raus aus der großen Menschenmenge, weg von all diesen vielen Blicken und Rufen. Wenn Jesus einen dieser vielen Menschen wirklich ansieht, dann ist es so, als blicke er in eine ganze Welt hinein. Augen von Menschen spiegeln oft ihre Wünsche und Hoffnungen, ihre Ängste und Sorgen wider. Jesus braucht eine Auszeit, er braucht Ruhe und neue Kraft, um dann wieder von Gott zu reden und sich auf Menschen einzulassen. Er geht auf einen Berg. Auch heute gehen Menschen gerne auf einen Berg. Viele Menschen kommen im Winter und Sommer zu uns, um in den schönen Nockbergen in Bad Kleinkirchheim, am Falkert oder auf der Turracher Höhe Urlaub zu machen. Berge ziehen Menschen aus nah und fern an. Gründe gibt es genug: Gott näher zu sein, die Seele baumeln zu lassen, den Alltag zu vergessen, eine Wanderung zu machen, einen Berggottesdienst zu besuchen, einmal alleine zu sein und nachzudenken. Solche Momente kennen wir auch – einmal alleine sein, abschalten und keine Blicke von Menschen aushalten und wahrnehmen müssen. Die Jünger Jesu sitzen alle in einem Boot auf dem See Genezareth und sollen ohne Jesus an das andere Ufer vorausfahren. Mit dem Boot kennen sie sich aus. Petrus war ja Fischer. Sie wissen auch, dass das Wetter auf dem See schnell umschlagen kann. Alle schauen sich mit zweifelnden und fragenden Blicken an, denn ohne Jesus wissen sie nicht so richtig, was sie tun sollen. Die Jünger Jesu fühlen sich ohne Jesus verloren. Sie haben ja Haus und Hof stehen und liegen lassen und sind Jesus nachgefolgt. Sie erwarten von ihm, dass er sie führt, auch wenn es im Boot ist. Es ist nichts Ungewöhnliches und Neues, wenn Menschen einen anderen Menschen als ihren Anführer ansehen und ihm dann nachfolgen bzw. nachlaufen. Aber wohin das führen kann, haben wir in den USA gesehen, als Menschen von Trump aufgehetzt und geblendet wurden und darauf das Capitol stürmten und einen massiven Anschlag auf die Demokratie ausübten. Auch in unserer deutsch-österreichischen Geschichte haben wir gesehen, wie ein dummer und großer Mob „Ein Volk, Ein Reich, Ein Führer!“ fanatisch und begeistert geschrien hat. Am Ende stürzten viele Millionen in den Abgrund aus Schuld, Leid und Tod. Die Jünger im Boot sind alleine und auf sich selbst gestellt. Mittlerweile sind sie weit vom Ufer entfernt in Seenot geraten, umgeben von Wasser, Sturm und Nacht. Dieses Gefühl kennen wir auch – überflutet zu werden von schlechten Nachrichten, von Kriegen und Krisen in der ganzen Welt. In einem großen Boot sitzen wir alle auch und fragen zweifelnd, aber auch hoffnungsvoll: Wann wird nun endlich die Coronakrise zu Ende sein, damit wir wieder alle Freiheiten zurückbekommen? Werden wir die globale Erderwärmung stoppen können, sodass die Generationen nach uns eine lebenswerte Erde vorfinden? Wird der Konflikt mit Russland und der Ukraine auf diplomatischen und friedlichen Wegen gelöst werden können? Die Jünger trauen ihren Augen nicht. Jesus kommt ihnen über das Wasser entgegen. Sie halten ihn zuerst für ein Gespenst, weil es ja nicht sein kann, dass einer auf dem Wasser gehen kann. Aber in Jesus ist die Kraft Gottes. Er geht mit dieser Kraft auf Land und Wasser. Er fürchtet sich nicht vor den Wellen. Sie müssen ihm gehorchen. „Seid getrost! Ich bin es. Fürchtet euch nicht!“, sagt Jesus. Wenn wir dies hören, dann wird in uns die Sehnsucht groß, dass einer kommt und uns diese Worte sagt. Einer, an den wir uns halten können, der uns nicht blendet oder verführt, sondern dem wir vertrauen können. Einer, der anderes tut und sagt, als es Menschen jemals tun können. Wir brauchen keine, die vorschnell so tun, als seien sie unsere Lotsen und Kapitäne und hätten die Lösungen für alles und könnten uns retten. Nein, so dumm wollen wir nicht sein! Unsere Hilfe kommt von woanders her, nämlich von Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Es ist die Stimme, die noch nie etwas anderes gesagt hat als: „Ich bin da. Ich bin es, mitten in Wasser, Sturm und Nacht. Fürchtet euch nicht!“ Einmal diese vertraute Stimme hören! Das wünscht sich jeder. Es gibt einen Grund dafür, dass gerade diese Geschichte von Jesus, der über das Wasser geht, bis heute sehr bekannt ist, aber auch oft lächerlich gemacht und verspottet wird. Es ist die Angst, die eigenen großen Wünsche und Hoffnungen nach Halt und Zuversicht zuzugeben. Wir haben die Sehnsucht nach einem Menschen, an den wir uns mitten in den Wellen der Welt und der Zeit halten können. Wir haben die Sehnsucht nach einem Ort, auf dem wir fest stehen können, nach einem Raum, in den wir sicher gehen können, nach einer Kraft, auf die wir uns stützen können und nach einer Liebe, der wir uns anvertrauen können. Jesus sagt: „Ich bin es. Fürchtet euch nicht.“ Auf diese Worte hin wagt sich Petrus aus dem Boot heraus auf das Wasser. Sein Blick ist ganz fest auf Jesus gerichtet. Er sieht das Wasser und und die Wellen nicht, spürt den Wind auch nicht. Er sieht nur auf Jesus. Solange er das so macht, geht er nicht unter. Wenn wir in einem unserer schönen Kärntner Seen schwimmen, dann ist es besser, nach vorne zu schauen und nicht zur Seite oder in die Tiefe des Sees, denn sonst könnten wir vom Wasser überspült werden und Panik bekommen. Manchmal sind wir wie Petrus. Wir schauen wie er den Wind an und die Wellen. Dann ist Wasser, Sturm und Nacht um uns. Dann vergessen wir schnell, dass es in all dem doch einen gibt, auf den wir sehen und aufschauen können, auf einen, der voll Kraft und Liebe ist. Es ist Jesus selbst, der uns nachgeht, uns entgegenkommt und sagt: „Schaut nach vorne! Fürchtet euch nicht! Ich bin es. Ich halte euch bei eurer rechten Hand.“ Amen.

Lied: „Stern, auf den ich schaue“, Evangelisches Gesangbuch 407, Strophen 1 bis 3
Strophe 1: Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh, Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh, Brot, von dem ich lebe, Quell, an dem ich ruh, Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist du.
Strophe 2: Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her? Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer? Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.
Strophe 3: Drum so will ich wallen meinen Pfad dahin, bis die Glocken schallen und daheim ich bin. Dann mit neuem Klingen jauchz ich froh dir zu: nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!

Fürbitten: Gott des Himmels und der Erde! Wir danken dir für Deinen Sohn Jesus Christus. Er ist der Morgenstern, dessen Licht unser Leben ausleuchtet. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um Dein Licht für alle, die für ihr eigenes Leben oder das Leben anderer nur noch schwarzsehen, weil sie eine Krankheit plagt; weil sie keine Kraft mehr in sich finden; weil der Tod eines lieben Menschen ihnen den Boden unter den Füßen weggerissen hat; weil sie unter der Coronakrise leiden. Schenke ihnen Hoffnung und Zuversicht und lass sie spüren, dass sie nicht alleine sind. Im Vertrauen auf Dich bitten wir für die Kinder und Jugendlichen dieser Welt, dass sie fröhliche und mutige Menschen werden, die mit offenen Augen durch die Welt gehen und ein offenes Herz für ihre Mitmenschen haben. Im Vertrauen auf Dich bitten wir um dein Licht für alle, deren Leben nach Liebe und Vertrauen dürstet, weil sich niemand für sie interessiert. Hilf, dass sie Orte der Geborgenheit finden und ihr eignes Herz spüren. Im Vertrauen auf Dich bitten wir: Mache uns allen zu Boten des Glaubens und zu Boten Deines Friedens und Deiner Liebe! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, der jeden Tag bei uns ist. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer und Ihr Obmann Uwe