Andacht 2022-01-30 Jesus, der Sohn Gottes

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße Euch und Sie sehr herzlich zur Hausandacht für Sonntag, den 30. Jänner 2022. Wir lesen diese im Namen des Gottes, der in Jesus Mensch wurde und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Psalm 67 nach der Basis Bibel: Gott sei uns gnädig und segne uns, er lasse uns sein Antlitz leuchten, dass man auf Erden erkenne deinen Weg, unter allen Heiden dein Heil. Es danken dir, Gott, die Völker, es danken dir alle Völker. Die Völker freuen sich und jauchzen, dass du die Menschen recht richtest und regierst die Völker auf Erden. Es danken dir, Gott, die Völker, es danken dir alle Völker. Das Land gibt sein Gewächs; es segne uns Gott, unser Gott! Es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn! Amen.

Lesung: Kapitel 9, die Verse 1 bis 9 sowie 18 und 20 nach der Übersetzung der Basis Bibel: Saulus verfolgte immer noch die Jünger des Herrn und drohte ihnen mit Hinrichtung. Er ging zum Hohenpriester und bat um eine schriftliche Vollmacht für die Synagogen in Damaskus. Er hatte vor, dort die Anhänger des neuen Weges aufzuspüren. Er wollte sie, Männer und Frauen, festnehmen und nach Jerusalem bringen. Auf dem Weg nach Damaskus, kurz vor der Stadt, umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er fragte: Wer bist du, Herr? Die Stimme antwortete: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch jetzt steh auf und geh in die Stadt. Dort wirst du erfahren, was du tun sollst. Den Männern, die Saulus begleiteten, verschlug es die Sprache. Sie hörten zwar die Stimme, doch sie sahen niemanden. Saulus erhob sich vom Boden. Aber als er die Augen öffnete, konnte er nichts sehen. Seine Begleiter nahmen ihn an der Hand und führten ihn nach Damaskus. Drei Tage lang war Saulus blind. Er aß nichts und trank nichts. Als er wieder sehen konnte, ließ er sich taufen. Danach ging er in die Synagogen und verkündete dort: Jesus ist der Sohn Gottes. Amen.

Lied: „Jesus Christus herrscht als König“, Evangelisches Gesangbuch 123, Strophen 1 und 6
Strophe 1: Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss.
Strophe 6: Jesus Christus ist der Eine, der gegründet die Gemeine, die ihn ehrt als teures Haupt. Er hat sie mit Blut erkaufet, mit dem Geiste sie getaufet, und sie lebet, weil sie glaubt.

Gedanken zur Lesung: Seit fast 20 Jahren gibt es in meiner/unserer Pfarrgemeinde den ökumenischen Bibelkreis. Wir lesen und diskutieren über verschiedene Texte der Bibel. Unter anderem haben wir auch die Apostelgeschichte gelesen. Dort wird sehr anschaulich dargestellt, wie sich das Christentum im ersten Jahrhundert im damaligen Römischen Reich langsam und Schritt für Schritt sich ausgebreitet hat. Es wird erzählt, dass bekannte Persönlichkeiten wie Petrus und Paulus mit viel Eifer und Mut von Jesus erzählt haben und Menschen für Jesus gewinnen konnten. In Kapitel 9 der Apostelgeschichte wird von der Bekehrung des Apostels Paulus berichtet (Text siehe Lesung!). Es gibt den evangelischen Kirchenkalender. In diesem stehen auch Gedenktage von wichtigen Personen aus der Bibel. Leider haben solche Gedenktage mit Gottesdiensten in der evangelischen Frömmigkeit keinen richtigen Platz. Am letzten Dienstag, also am 25. Jänner 2022 war der Gedenktag der Bekehrung des Apostel Paulus. Aus dem frommen und fanatischen Pharisäer wurde ein leidenschaftlicher Christ, der auch der Völkerapostel genannt wird, weil er Menschen aus anderen Ländern und Religionen Jesus als den Sohn Gottes bezeugt hat. Wann und wodurch sind wir zum Glauben an Jesus gekommen? Durch die Familie oder Freunde? Durch die Pfarrgemeinde oder den Religionsunterricht? Durch die Bibel? Oder haben wir wie der Apostel Paulus auch eine konkrete Bekehrung gehabt, die wir genau beschreiben könnten? Paulus wurde als Saulus ca. 10 n. Chr. in der Stadt Tarsus in der heutigen Südtürkei geboren. Zwischen 60 und 70 n. Chr. ist er als Märtyrer des christlichen Glaubens in Rom gestorben. Über seinem Grab steht heute in Rom die Pauluskirche. Der 29. Juni ist der Gedenktag des Apostels Paulus. Paulus war Jude, war sehr gebildet und gehörte zu den gesetzestreuen Pharisäern, mit denen Jesus oft Konflikte hatte. Sein Beruf war Zeltmacher. Im Neuen Testament sind uns einige seiner Briefe an christliche Gemeinden überliefert. Sie wurden in den Jahren zwischen 50 und 60 verfasst und sind die Hauptquelle für seine Biografie und Theologie, für seine Worte, für sein Leben und Wirken. Paulus ist Jesus vor dem Damaskuserlebnis nie persönlich begegnet. Aber er verkündete ihn als den Sohn Gottes, der für alle Menschen gestorben und auferstanden ist. Dieser Glaube war und ist bis heute mit dem jüdischen Glauben nicht vereinbar. Paulus hat damals als Christenverfolger die Menschenrechte unserer demokratischen Werteordnung massiv verletzt, weil er Menschen wegen ihres Glaubens verhaften und ins Gefängnis werfen ließ. Bis heute werden Menschen wegen ihrer Religion oder wegen einer Zugehörigkeit zu einem bestimmten Volk verfolgt, verhaftet, gefoltert und getötet. Am 24. Jänner 1942, also vor 80 Jahren war die Konferenz der Nazis am Berliner Wannsee, in der die Vernichtung des jüdischen Volkes in Europa beschlossen wurde. Heute werden weltweit über 100 Millionen Christen und Christinnen in über 50 Ländern aufgrund ihres Glaubens verfolgt, diskriminiert oder sogar getötet. Das liegt wohl daran, dass sie Jesus als Sohn Gottes und wahren König verehren und dadurch Menschen ablehnen, die sich über Gott setzen. Denken wir auch an unsere evangelische Geschichte in Österreich. Von 1600 bis 1781 gab es den sogenannten Geheimprotestantismus. Die Evangelischen lebten ihren Glauben unter Lebensgefahr in Bergen und Wäldern. Es gab keine Pfarrgemeinden im heutigen Sinne und auch keine Geistlichen. Erst mit dem Protestantenpatent von 1861 versprach Kaiser Franz Joseph I. den Evangelischen die volle Freiheit der öffentlichen Religionsausübung. Allerdings erfahren die Evangelischen auch heute noch ihren Status als Minderheit, denn ihnen bzw. uns wurde der Karfreitag als Feiertag entzogen, für den jetzt ein Urlaubstag genommen werden muss. Ein anderer Mensch ist Paulus durch sein Erlebnis vor Damaskus geworden. Damaskus ist die Hauptstadt von Syrien. Ein Tag vor den Toren dieser Stadt hat die Weltgeschichte verändert. „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Paulus fragt: „Herr, wer bist du?“ „Ich bin Jesus, den du verfolgst“. Drei Tage ist Paulus blind, isst und trinkt nichts und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Der Christ Hananias und späterer Bischof von Damaskus legt Paulus die Hände auf, so dass er wieder sehen kann. Er kommt zu Kräften, wird vom Heiligen Geist erfüllt und lässt sich taufen. Er ist nun Christ und verbreitet im damaligen römischen Weltreich - manchmal unter Lebensgefahr – die gute Nachricht von Jesus Christus. Er gewinnt Menschen für Jesus, gründet einige christliche Gemeinden und wird zum ersten großen Theologen der Christenheit. Jesus ist zu stark für Paulus gewesen. Wenn Jesus ruft, dann hat man keine Chance aus dieser Berufung herauszukommen, auch wenn man sich mit Händen und Füßen wehrt. Wenn Jesus ruft, dann ist sein Licht ist zu hell und zu kräftig. Man kann seinem Licht nicht entkommen. Dass die Umkehr des Paulus mit dem Licht beginnt, das von Jesus ausstrahlt und ihn überwältigt, ist ein Zeichen für das Licht, das in Jesus zu uns gekommen ist. Wie oft ist bei Jesus vom Licht die Rede. Das Weihnachtslicht überrascht die Hirten auf dem Feld. Der leuchtende Stern bringt die Weisen aus dem Morgenland zu der Krippe im Stall von Bethlehem. Das Osterlicht zerreißt den Stein, der vor dem Grab Jesu liegt. Und Jesus sagt von sich selbst: „Ich bin das Licht der Welt“. Auf dieses Licht musste Paulus in seinem weiteren Wirken immer wieder vertrauen, wenn er selbst angegriffen und verfolgt wurde. Dieses Licht wandelt die Nacht auch da, wo es äußerlich ganz dunkel ist. Denken wir an Dietrich Bonhoeffer, der zu Weihnachten 1944 in seiner Haft in Berlin in seinem berühmten Gedicht „Von guten Mächten“ schreibt: „Lass warm und still die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht. Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen, wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.“ Paulus ermutigte die Christinnen und Christen damals und ermutigt auch uns heute, Kinder des Lichtes zu sein. Das heißt für uns: Auf Jesus hören und uns von ihm auf den Weg bringen und uns von ihm Licht und Orientierung für unser Leben und für unseren Alltag geben lassen. Wir sind nicht wie Paulus große Völker-Apostel und gehen auch nicht auf Missionsreisen durch die ganze Welt. Auch Österreich wird immer mehr durch die schleichende Entkirchlichung zu einem Missionsland. Wie Paulus können wir auf Jesus hören und vertrauen und ihm nachfolgen, können seine Boten werden, wenn wir dort, wo wir leben, wohnen und arbeiten, in Wort und Tat das Zeugnis seiner Liebe bringen und lebendig werden lassen. Wenn wir uns ergreifen lassen vom Licht Jesu, dann öffnen sich viele Räume und Orte, in denen wir wie Paulus Frieden, Wertschätzung und Vergebung bringen und bewirken können. Denn Christinnen und Christen sind ja letztendlich Lichtträger des lebendigen Gottes und sollen dadurch mutig und entschieden bekennen, dass Jesus der Sohn Gottes war, ist und bleibt. Amen.

Lied: „O komm, du Geist der Wahrheit“, Evangelisches Gesangbuch 136, Strophen 1 und 4
Strophe 1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.
Strophe 4: Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.

Fürbitten: Guter Gott! Stärke uns als Gemeinde, dass wir für andere einladend und dass wir mit unseren Worten und Taten Licht- und Hoffnungsträger für diese Welt sind! Gib uns Kraft und Mut, dass wir unseren christlichen Glauben bekennen und unseren christlichen Kirchen die Treue halten! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die unter der Coronakrise leiden; für alle, die von Ängsten und Sorgen erdrückt werden; für alle, die ihren Glauben verloren haben; für alle, die um einen lieben Menschen trauern. Ermutige sie mit hoffnungsvollen und glaubensstarken Menschen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für alle, die wegen ihrer Religion und Hautfarbe benachteiligt oder verfolgt werden. Gib denen Kraft und Weisheit, die die Rechte und Würde dieser Menschen nicht aus den Augen verlieren! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für unsere Verantwortung für Deine Schöpfung; für alle, die wegen Krieg und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen. Gib allen Menschen Kraft, Geduld und Weisheit, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für das Personal in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer; für alle, die in den christlichen Kirchen, in der Bundes- und Landesregierung, politischen Gemeinden, Tourismusverbänden, Schulen und woanders Verantwortung haben. Segne sie, dass ihre Worte und Taten mit Weisheit und Weitsicht erfüllt sind! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, der in Jesus Mensch wurde. Es segne Euch und Sie der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.                 

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer und Ihr Obmann Uwe