Andacht 2021-12-31/2022-01-01 Unsere Zeit in Gottes Händen

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Silvester 2021 und Neujahr 2022. Wir lesen diese Hausandacht im Namen des Gottes, bei dem unsere Zeit in seinen Händen steht und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „Bis hierher hat mich Gott gebracht“, Evangelisches Gesangbuch 329, die Strophen 1 + 2
Strophe 1: Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte, bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte, bis hierher hat er mich geleit', bis hierher hat er mich erfreut, bis hierher mir geholfen.

Strophe 2: Hab Lob und Ehr, hab Preis und Dank für die bisher'ge Treue, die du, o Gott, mir lebenslang bewiesen täglich neue. In mein Gedächtnis schreib ich an: Der Herr hat Großes mir getan, bis hierher mir geholfen.

Worte aus Psalm 31 nach der Basis Bibel: Herr, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. Ich hasse, die sich halten an nichtige Götzen. Ich aber vertraue auf den Herrn. Meine Zeit steht in deinen Händen.

Gedanken zu den Worten „Meine Zeit steht in deinen Händen“: Jeder von uns ist Millionär. Wir sind Zeit-Millionäre. Jedes Jahr hat 31.536.000 Sekunden. Das klingt nach viel Zeit. Das ist auch so, fühlt sich aber nicht immer so an. Wenn Zeitgenossen an Zeit denken, dann verspüren sie ständig ein Gefühl von Zeitmangel und meinen, zu wenig Zeit zu haben. Am Ende der Woche sind immer noch Pläne, Arbeiten und andere Dinge übriggeblieben, die man noch hätte tun können oder wollen. Das Gefühl von Zeitmangel haben viele Menschen, ob Schüler oder Berufstätige, Eltern oder Pensionisten. Eigentlich dürfte dieses Gefühl von Zeitmangel gar nicht da sein. Wir haben heute viel mehr Freizeit und ein längeres Leben als vor einigen Jahrzehnten. Wir haben Gegenstände, die unser Leben erleichtern - Waschmaschinen, Spülmaschinen, Autos, Flugzeuge, Mobiltelefone und Computer. Doch rinnen den meisten von uns die Stunden und Tage immer schneller durch die Finger. Wir haben es eilig und hetzen uns. Unser Leben und unsere Welt scheinen sich ständig zu beschleunigen. Stimmt das wirklich? Oder sind wir einfach alle irgendwie bloß nicht in der Lage, mit der Zeit richtig umzugehen. Die moderne Zeitforschung hat herausgefunden, dass bestimmte Beschleunigungsprozesse für unser Gefühl von Zeitmangel verantwortlich sind. Durch den Umstieg auf Emails sparen wir erst mal viel Zeit, denn eine Email schreibt sich wesentlich schneller als ein handgeschriebener Brief.  Viele Menschen lesen und schreiben im Durschnitt bis zu 100 Mails pro Tag und machen dadurch ein kräftiges Minus an Zeit. Wir haben heute auch viel mehr Optionen. Wir können im Internet Tag und Nacht einkaufen; wir verreisen öfters; wir haben mehrere Hobbies; Menschen wechseln in immer kürzeren Abständen ihren Wohnort, ihren Arbeitsplatz oder ihren Lebenspartner. Wir müssen unser Leben nicht mit allen möglichen Optionen und Abwechslungen vollpacken. Aber wir tun es. Im Grunde versuchen wir, gleich zwei oder drei Leben in eines zu packen aus lauter Angst, etwas zu verpassen, oder weil wir meinen, dass wir morgen tot sein könnten. Dazu kommt noch die Wirtschaft mit der Strategie „Zeit ist Geld“, denn es müssen Innovationen immer schneller präsentiert und produziert werden. Dieses „Immer mehr und immer schneller“ findet sich überall – in Chefetagen, im Supermarkt, in der Medizin und Pflege, in der Schule und auch in Pfarrgemeinden. Das Wort aus Psalm 31 ruft uns auf, eine alternative Strategie mit unserer Zeit zu finden. „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Mich beindruckt an diesen Worten, dass der Psalmbeter Zeit und Gott zusammendenkt. Zeit ist immer das, was aus Gottes Händen kommt. Eine neutrale und leere Zeit gibt es demnach gar nicht. Die Zeit, die sich vor uns auftut, ist zuvor immer schon durch Gottes Hände hindurchgegangen. Sie ist von Gott berührt worden. Sie ist Gottes Zeit. Und diese Gottes-Zeit ist zugleich unsere Lebens-Zeit. Wir leben inmitten von Zeit, die noch den Geruch Gottes atmet. In jeder Sekunde, in jeder Minute, in jeder Stunde haften noch Spuren von Gottes Gegenwart. Zeit ist kostbar. Nicht nur, weil sie begrenzt ist, sondern weil sie von Gott berührt ist. Wenn wir also Zeit als von Gott berührte und so als Gottes-Zeit wahrnehmen, dann könnten wir auch neu sensibilisiert werden für Gott. Er könnte uns auch lehren, unsere Zeit so zu gestalten, dass sie nicht ständig bloß verfliegt und fehlt, sondern dass wir sie als kostbar wahrnehmen, nämlich als Gottes-Zeit, als Zeit, die Gottes Spuren in sich trägt. Wenn wir unsere Zeit als von Gott geschenkte Zeit verstehen, wahrnehmen und gestalten, dann finden wir auch Gegenmaßnahmen, mit denen wir unserer Zeit mehr Qualität schenken können. Wenn wir nicht immerzu gehetzt auf dem Sprung sein und alles mitnehmen und mitmachen wollen, dann müssen wir ganz gezielt und bewusst auswählen, verzichten, verpassen und fragen: Auf was verzichten wir lieber? Was brauchen wir nicht? Was lassen wir sein? Wir sind zwar kostbare und wertvolle Menschen, aber auch endliche Geschöpfe Gottes und damit Fragmente. Wir sind nicht ununterbrochen leistungsfähig und keine Maschinen. Wir sind zerbrechliche Menschen mit endlichen Kräften. Daher wird es ganz sicher so sein, dass wir so manches im Leben nicht oder nicht mehr hinkriegen und auch unsere Ansprüche zurückschrauben und Schwerpunkte setzen müssen.  In der Natur können wir sehen, dass alles einen ganz bestimmten Rhythmus hat: Frühling und Sommer, Herbst und Winter, Tag und Nacht, Sonne und Regen, Wachsen, Blühen und Vergehen. Auch wir Menschen haben einen ganz bestimmten Rhythmus von Arbeit, Pausen und Schlaf. In diesem Rhythmus können wir eine heilige Zeit einrichten, über die die Welt, die Uhr und das Geld keine Macht haben und die nur mir persönlich gehört und mit dem ausgefüllt wird, was meinem Körper, meiner Seele und meinem Geist guttut. Diese heilige Zeit, die nur mir persönlich gehört, kann ich auch mit Gebet, Stille, Bibellese gestalten und spüren, was es heißt, dass die Zeit Gottes Zeit ist und dass meine Zeit in Gottes Händen steht. Wir werden weiterhin immer wieder mal mehr oder weniger mit der Beschleunigung unserer Zeit leben und uns auch zu viel auferlegen. Mit diesen heiligen Zeiten, die für mich und für Gott bestimmt sein sollten, haben wir gute Chancen, der Schnelllebigkeit und den Aufruf zu „Immer mehr“ entgegen halten zu können. Amen.

Lied: „Komm, sag es allen weiter“, Evangelisches Gesangbuch 225
Strophe 2:
Wir haben sein Versprechen. Er nimmt sich für uns Zeit, wird selbst das Brot uns brechen, kommt, alles ist bereit.  

Fürbitten: Guter Gott! Wir wollen mit Vertrauen zu Dir das alte Jahr abschließen und zuversichtlich in das neue Jahr gehen. Daher bitten wir Dich für alle, die Angst vor dem neuen Jahr haben; für alle, die um ihre Existenz fürchten; für alle, die unter Hunger, Krieg und Gewalt leiden; für alle, die einen lieben Menschen verloren haben. Tröste sie mit hoffnungsvollen Menschen, die ihnen Mut zusprechen! Wir bitten Dich für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für unsere Verantwortung für Deine Schöpfung; für alle, die wegen ihrer Religion und Hautfarbe benachteiligt oder verfolgt werden. Gib allen Menschen Kraft, Geduld und Weisheit, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzen!  Wir bitten Dich für das Personal in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer; für alle, die in den christlichen Kirchen und politischen Gemeinden, Tourismusverbänden und Vereinen, Firmen und Schulen Verantwortung haben. Segne sie, dass ihre Worte und Taten mit Liebe zu den Menschen erfüllt sind! Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied „Von guten Mächten“, Evangelisches Gesangbuch 65, die Strophen 1 und 7
Strophe 1: Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mich euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Strophe 7: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Segen: Ich wünsche Euch und Ihnen einen schönen und friedlichen Silvesterabend und einen guten Start in das neue Jahr an der Hand des Gottes, bei dem unsere Zeit in seinen Händen steht. Es segne Euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe