Andacht 2021-12-12 Marias Lobgesang

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für den dritten Adventsonntag am 12. Dezember 2021. Wir lesen diese Hausandacht im Namen des Gottes, der in Jesus Licht und Hoffnung für die Welt bringt und daher im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: „Wir sagen euch an den lieben Advent“, Evangelisches Gesangbuch 17, die Strophen 1 - 3 
Strophe 1: Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet die erste Kerze brennt! Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet die erste Kerze brennt! Wir sagen euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn den Weg bereit! Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.

Strophe 2: Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet die zweite Kerze brennt! So nehmet euch eins um das andere an, wie euch der Herr an uns getan. Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.
Strophe 3: Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet die dritte Kerze brennt! Nun tragt eurer Güte hellen Schein weit in die dunkle Welt hinein. Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.

Lesung: Evangelium nach Lukas, Kapitel 1, die Verse 46 – 56 nach der Basis Bibel – der Lobgesang Marias (Magnificat): Da sagte Maria: Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen. Alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter. Denn er wendet sich mir zu, obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin bin. Von jetzt an werden mich alle Generationen glückselig preisen. Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan. Sein Name ist heilig. Er ist barmherzig zu denen, die ihm Ehre erweisen – von Generation zu Generation. Er hebt seinen starken Arm und fegt die Überheblichen hinweg. Er stürzt die Machthaber vom Thron und hebt die Unbedeutenden empor. Er füllt den Hungernden die Hände mit guten Gaben und schickt die Reichen mit leeren Händen fort. Er kommt seinem Diener Israel zu Hilfe und erinnert sich an seine Barmherzigkeit. So hat er es unseren Vorfahren versprochen: Abraham und seinen Nachkommen für alle Zeit! Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabet. Dann kehrte sie nach Hause zurück. Amen.

Gedanken zur Lesung: Nachdem der Engel Gabriel Maria die Geburt ihres Sohnes Jesus ankündigt hatte, lobte sie Gott. Maria hat in der evangelischen Frömmigkeit und Liturgie keinen richtigen Platz, obwohl sie neben Jesus und Pontius Pilatus die dritte Person ist, die im apostolischen Glaubensbekenntnis erwähnt wird. Was sagt das Neue Testament über bzw. von Maria? Nur die beiden Evangelien Matthäus und Lukas berichten von einer Jungfrauengeburt. Bei dieser steht aber nicht Maria im Mittelpunkt, sondern die Geburt des messianischen Kindes Jesus. Das älteste Evangelium Markus kennt überhaupt keine Geburtsgeschichte, sondern beginnt bei Johannes, dem Täufer. In den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas fehlt Maria unter dem Kreuz und in der Ostergeschichte. Nur im Johannes-Evangelium wird berichtet, dass Maria unter dem Kreuz Jesu stand. Der Apostel Paulus kennt anscheinend eine Jungfrauengeburt nicht, denn er schreibt in seinem Galaterbrief (Kapitel 4, Vers 4): „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau …“ Dieser biblische Befund bedeutet: Die Jungfrauengeburt ist kein maßgebliches Element des Glaubens an Jesus Christus. Die Mitte des Evangeliums ist der Glaube und das Bekenntnis zum gekreuzigten und vom Tode auferstandenen Jesus Christus. Ohne diesen Glauben gäbe es überhaupt keine Verehrung der Maria! Ohne Christus keine Maria! Die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas erwähnen die Jungfrauengeburt, nicht weil sie nicht ein gynäkologisches und biologischen Wunder herausstellen, sondern weil sie Jesus als den messianischen Sohn Gottes bekennen wollen. Dadurch weisen sie im Anfang des Lebens Jesu auf den göttlichen Ursprung seiner Person hin. Deswegen steht im Glaubensbekenntnis: Empfangen vom Heiligen Geist! Nicht irgendein Kind ist nach Matthäus und Lukas geboren, sondern Gottes Sohn, durch den die Liebe und der Friede Gottes allen Menschen zugesprochen wird. Jesus ist durch seinen himmlischen Ursprung und vom Beginn seines Lebens an der messianische Sohn Gottes. Jesus wirkt von Anfang an in, mit und durch die Kraft des Heiligen Geistes. Deswegen ist nicht Maria, sondern der Heilige Geist die Quelle des Lebens. Maria ist Zeugin für diesen Geist des Lebens, weil ihre Schwangerschaft durch einen innergöttlichen Prozess bewirkt wurde, nämlich durch den Heiligen Geist, dem mütterlichen und weiblichen Geheimnis des dreieinigen Gottes. Deswegen kann Maria das bleiben, was sie war und ist: die jüdische Mutter Jesu. Die evangelischen Christinnen und Christen schätzen Maria als die Mutter Jesu und sollten die Marienfrömmigkeit katholischer und auch evangelischer Christen und Christinnen wertschätzend respektieren. In meiner Kanzlei hängt in ökumenischer Verbundenheit ein Rosenkranz aus Jerusalem. Den Text des Rosenkranzgebetes kenne ich auch. In der Kirche auf der Turracher Höhe hängt am Hals einer Marienstatue ein Rosenkranz. Im letzten Sommer lernte ich nach einem Gottesdienst die Frau kennen, die diese Kette vor 30 Jahren um die Maria legte. Die Evangelischen schätzen die Erwählung Marias durch Gott und auch Maria als Prototyp des Glaubens und des Gottvertrauens. So heißt es in Artikel 3 des Augsburger Bekenntnisses von 1530: „Christus ist als Gottes Sohn Mensch geworden, geboren aus der reinen Jungfrau Maria …“ Aber es gibt keine überzeugende biblische Grundlage für eine evangelische Marienfrömmigkeit, wie sie in der römisch-katholischen Kirche praktiziert wird. Nach evangelischem Verständnis ist allein die Christusfrömmigkeit entscheidend. Denn Jesus Christus ist das eine Wort Gottes, dem wir im Leben und Sterben zu gehorchen und zu vertrauen haben, weil nur in ihm allein das Heil Gottes für die Welt erschienen ist. Alle Christinnen und Christen in aller Welt sollten den Lobgesang Marias kennen und immer wieder mal lesen, weil in diesem eine sozialethische, sozial- und gesellschaftskritische Dimension sichtbar wird. Maria lobt: „Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan. Er hebt seinen starken Arm und fegt die Überheblichen hinweg. Er stürzt die Machthaber vom Thron und hebt die Unbedeutenden empor. Er füllt den Hungernden die Hände mit guten Gaben und schickt die Reichen mit leeren Händen fort.“ Marias Lobgesang spielt für die sogenannte lateinamerikanische Befreiungstheologie eine große Rolle. Befreiungstheologie heißt, dass mit der Kraft des Evangeliums die Unterdrückung der Armen, Benachteiligten und Schwachen durch die Reichen, Starken und Mächtigen massiv angeprangert wird. So trägt z. B. das einfache und arme Volk in Nicaragua den Lobgesang Marias wie ein Amulett stets bei sich. Ihr Lobgesang gibt ihnen Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben in Frieden und Gerechtigkeit. Durch Marias Lobgesang wird klipp und klar deutlich, auf welcher Seite Gott steht: Es sind die, die zur Welt Marias gehörten und die auch heute zu unserer Welt gehören: Die Armen und Hungrigen; die, die nichts zu melden und keine Macht haben; die Traurigen und Erschöpften; die Verfolgten und Gedemütigten. All diese Menschen erhalten von Gott ihre Rechte und Würde und sitzen für Gott in der ersten Reihe. Durch den Lobgesang Marias werden Christen und Christinnen in aller Welt aufgefordert, an den Orten, wo sie leben, wohnen und arbeiten, das zu tun, was für ein gutes Miteinander wichtig ist: Ziehen wir unsere Kinder mit Liebe und mit Respekt vor der Natur groß; machen wir Besuche; beten und träumen wir; weinen und lachen wir, singen und erzählen wir, helfen und hoffen wir, bleiben wir von Herzen freundlich und mutig. An der jüdischen Frau Maria werden unterschiedliche theologische Positionen deutlich. Aber wir Christinnen und Christen in aller Welt sollten uns durch Marias Lobgesang immer wieder ermahnen lassen, wofür wir auch in der Welt sind: Im Namen Jesu Christi Licht- und Hoffnungsträger für ein menschenwürdiges Leben in Frieden und Gerechtigkeit zu sein. Das Licht des Adventkranzes gebe uns Kraft dazu. Amen.

Lied: „Nun jauchzet all ihr Frommen“, Evangelisches Gesangbuch 9, die Strophen 4 - 6:
Strophe 4: Ihr Mächtigen auf Erden, nehmt diesen König an, wollt ihr beraten werden und gehn die rechte Bahn, die zu dem Himmel führt; sonst, wo ihr ihn verachtet und nur nach Hoheit trachtet, des Höchsten Zorn euch rührt.

Strophe 5: Ihr Armen und Elenden zu dieser bösen Zeit, die ihr an allen Enden müsst haben Angst und Leid, seid dennoch wohlgemut, lasst eure Lieder klingen, dem König Lob zu singen, der ist eu‘r höchstes Gut.
Strophe 6: Er wird nun bald erscheinen in seiner Herrlichkeit und all eu‘r Klag und Weinen verwandeln ganz in Freud. Er ist‘s, der helfen kann; halt‘ eure Lampen fertig und seid stets sein gewärtig, er ist schon auf der Bahn.

Fürbitten: Guter Gott! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für alle, die von Ängsten und Sorgen erdrückt werden; für alle, die um ihre Existenz fürchten; für alle, die ihren Glauben verloren haben; für alle, die um einen lieben Menschen trauern. Tröste sie mit hoffnungsvollen Menschen, die ihnen Mut zusprechen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für alle, die wegen ihrer Religion und Hautfarbe benachteiligt oder verfolgt werden. Gib denen Kraft und Weisheit, die die Rechte und Würde dieser Menschen nicht aus den Augen verlieren! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für unsere Verantwortung zur Natur; für alle, die wegen Krieg und Naturzerstörungen ihre Heimat verlassen müssen. Gib allen Menschen Kraft, Geduld und Weisheit, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzen! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für das Personal in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer; für alle, die in den christlichen Kirchen und politischen Gemeinden, Tourismusverbänden und Vereinen, Firmen und Schulen Verantwortung haben. Segne sie, dass ihre Worte und Taten mit Liebe zu den Menschen erfüllt sind! 

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche Euch allen einen gesegneten dritten Advent an der Hand dessen, der Euch Kraft gibt, Licht- und Hoffnungsträger für die Welt zu sein. Es segne und behüte Euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe