Andacht 2021-11-21 Totensonntag

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für den 21. November 2021. Heute ist der Toten- oder Ewigkeitssonntag. Dieser ist der letzte Sonntag des evangelischen Kirchenjahres 2020/2021. Wir gedenken an unsere Verstorbenen und erinnern auch an unsere eigene Endlichkeit. Wir lesen diese Hausandacht mit dem Vertrauen, dass unsere Verstorbenen bei Gott geborgen sind und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Worte aus Psalm 90 nach der Basis Bibel: Herr, ein Versteck bist du für uns gewesen von Generation zu Generation. Die Berge waren noch nicht geboren, die ganze Welt lag in Geburtswehen. Da bist du, Gott, schon da gewesen, vom ersten Anfang bis in alle Zukunft. Du bringst die Menschen zurück zum Staub. Andere rufst du ins Leben und sprichst: Kommt zur Welt, ihr Menschenkinder! Denn tausend Jahre vergehen vor deinen Augen, als wäre es gestern gewesen. Sie gehen so schnell vorbei wie eine Nachtwache. Du reißt die Menschen aus dem Leben, sie vergehen wie der Schlaf. Sie sind nichts weiter als Gras, das am Morgen zu wachsen beginnt. Am Morgen blüht es und wächst hoch, am Abend wird es geschnitten und welkt. Ja, durch deinen Zorn schwand unsere Lebenskraft, deine Wut ließ uns zu Tode erschrecken. Du hast dir unsere Vergehen vorgenommen. Und was wir vor dir verbergen wollten, hast du ins Licht deines Angesichts gestellt. Ja, unsere Lebenszeit verging durch deinen Zorn, wir verbrachten unsere Jahre wie einen Seufzer. Unser Leben dauert etwa 70 Jahre, und wenn wir bei Kräften sind, auch 80 Jahre. Das meiste daran ist nur Arbeit und vergebliche Mühe. Schnell ist es vorüber, im Flug sind wir dahin. Wer weiß schon, wie mächtig dein Zorn ist? Und wer kann ermessen, wie wütend du bist?  Lass uns begreifen, welche Zeit wir zum Leben haben – damit wir klug werden und es vernünftig gestalten. Schenk uns doch schon am Morgen die ganze Fülle deiner Güte! So wollen wir jubeln und uns freuen alle Tage unseres Lebens. So soll sich an uns erweisen, wie freundlich der Herr ist, unser Gott! Lass das Werk unserer Hände gelingen! Ja, das Werk unserer Hände, lass es gelingen! Amen.

Lied: „Jesu geh voran“, Evangelisches Gesangbuch 391, die Strophen 1 – 4:
Strophe 1: Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen,
dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.
Strophe 2: Soll's uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.
Strophe 3: Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin.
Strophe 4: Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch raue Wege,
gib uns auch die nöt'ge Pflege; tu uns nach dem Lauf deine Türe auf.

Gedanken zum Toten- oder Ewigkeitssonntag: Der Totensonntag ist für viele Menschen ein Tag, der mit einem Gang auf den Friedhof verbunden ist. Kerzen werden an den Gräbern entzündet, die auch mit Blumen geschmückt werden.  Wir stehen an den Gräbern jener Menschen, deren Lebenszeit bereits zu Ende gegangen ist. Wir erinnern uns an unsere Zeit mit ihnen. Vertraute Gesichter und Personen stehen uns wieder deutlicher als sonst vor Augen. Es sind Menschen, die zu unseren Gemeinschaften gehörten – Menschen aus Familie, Freundeskreis und Nachbarschaft. Uns wird die Lücke, die ihr Tod hinterlassen hat, gerade heute bewusster als sonst. Unsere Trauer und Tränen dürfen sein, weil diese wichtig für Körper, Geist und Seele sind. Vor Gott müssen wir uns nicht verstellen. Vorwürfe, Klagen und Fragen können wir vor Gott bringen. Menschen fragen: Warum musste gerade dieser Mensch jetzt schon sterben? Verstehen und Erklärungen sind aber nicht immer möglich und stichhaltig. Für Tränen und Trauer, Gedenken und Erinnern sollen und müssen wir uns Raum und Zeit geben. So bleiben die Verstorbenen in unseren Erinnerungen und Gedanken und sind und bleiben dann unvergessen. Unsere Gesellschaft hat es leider verlernt zu trauern. Sterben und Tod wurden und werden tabuisiert. Solange die Grundwerte einer modernen Leistungsgesellschaft Stärke und Jugend, Kraft und Leistung heißen, da werden Krankheit, Sterben und Tod zu gesellschaftlichen Betriebsunfällen erklärt. Das können Menschen in ihrer Trauer spüren und wahrnehmen. Damit nimmt man den Trauernden ihre Würde und zwingt sie, ihre Trauer und ihren Schmerz zu verleugnen und zu verdrängen. Der Totensonntag soll auch ein Tag zum Trauern sein, damit der Tod als ein gesellschaftliches Tabu gebrochen werden kann und damit unsere Verstorbenen dem öffentlichen Vergessen entrissen werden können. Gerade eine christliche Gemeinde soll und muss die Verstorbenen in die Gemeinschaft der Lebenden integrieren und den Trauernden Raum und Zeit geben für die Trauer. Eine christliche Gemeinde hat eine Botschaft zu verkündigen, die aus der Trauer, aus der Angst vor Sterben und Tod herausführt. Denn seit der Auferstehung Jesu Christi von den Toten hat der Tod seine unheimliche Macht verloren. Dadurch, dass Jesus den biologischen, natürlichen Verlauf eines Menschen von der Geburt bis zum Tod durchlebt hat, dadurch, dass Jesus nicht friedlich und sanft irgendwo eingeschlafen ist, sondern am Kreuz gestorben ist, sind Gott all unsere menschlichen Ängste um Sterben und Tod bekannt. Es ist wichtig, das herauszustellen, denn wir verkündigen ihn als einen Gott des Lebens, der den Tod besiegt hat. Mit der Auferstehung Jesu von den Toten ist dem Tod seine Unbesiegbarkeit, seine Endgültigkeit und sein ewiger Triumph genommen. Auch der Tod ist endlich und wird einmal vergänglich sein, nämlich dann, wenn Jesus Christus wiederkommen und sein ewiges Reich anbrechen wird. Dann wird es für keinen Menschen mehr Sterben oder Tod geben. Das ist christliche Hoffnung und Wahrheit. Durch unseren Herrn und Heiland Jesus Christus haben die Lebenden und Verstorbenen ein Erbrecht auf dieses ewige Reich Gottes mit dem ewigen Frieden und Heil. Dieses ewige Reich Gottes ist eine göttliche Gegenwelt, die keinen Tod, kein Sterben, keine Tränen, keine Trauer mehr kennt. Himmlische Stille mit Frieden ist dann die Wirklichkeit schlechthin. In diesem himmlischen Frieden sind jetzt schon unsere Verstorbenen geborgen. Mit dieser Gewissheit wollen wir Lebenden getrost und mit Gottvertrauen die Höhen und Tiefen unseres weiteren Lebens bestehen. Amen.

Lied: „Stern, auf den ich schaue“, Evangelisches Gesangbuch 407, die Strophen 1 - 3
Strophe 1: Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh, Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh, Brot, von dem ich lebe, Quell, an dem ich ruh, Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist du.
Strophe 2: Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her? Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer? Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.
Strophe 3: Drum so will ich wallen meinen Pfad dahin, bis die Glocken schallen und daheim ich bin. Dann mit neuem Klingen jauchz ich froh dir zu: nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!

Fürbitten: Guter Gott! Stärke unseren Glauben an Dich und unser Bekenntnis zu Dir! Gib uns Kraft, dass wir voller Vertrauen und ohne Angst zu Dir reden können! Hilf uns, zu unterscheiden, was den Glauben stärkt und was ihn behindert! Im Vertrauen auf Dich bitten wir für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen; für alle, die wegen Krieg und Naturzerstörungen ihre Heimat verlassen müssen; für alle, die wegen ihrer Religion benachteiligt oder verfolgt werden; für alle, die krank sind; für alle, die im Sterben liegen; für alle, die einen lieben Menschen verloren haben. Im Vertrauen auf Dich bitten für alle, die in den christlichen Kirchen, in der Politik, in der Wirtschaft und in den Schulen Verantwortung haben; für das Personal in Krankenhäusern und Seniorenheimen, Ordinationen und Rettungen; für Frieden in der Welt und in unseren Familien; für unsere Verantwortung für Deine Schöpfung und für einen würdigen Platz unserer Verstorbenen in Deinem Himmelreich. Amen.

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche uns allen einen gesegneten Sonntag an der Hand des Gottes, dem wir unsere Verstorbenen getrost übergeben können. Es segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Pfarrer Uwe