Andacht 2021-09-19 Dank
Vorbemerkung: Diese Hausandacht steht im Zeichen des Erntedankfestes in meiner Pfarrgemeinde am 19. September 2021.
Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 19. September 2021. Wir lesen diese mit dem Vertrauen, dass uns Gott mit seiner Schöpfung gut versorgt und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Lied: „Freuet euch der schönen Erde“, Evangelisches Gesangbuch, Nummer 510, Strophen 1 + 5:
Strophe 1: „Freuet euch der schönen Erde, denn sie ist wohl wert der Freud. O was hat für Herrlichkeiten unser Gott da ausgestreut, unser Gott da ausgestreut!“
Strophe 5: „Wenn am Schemel seiner Füße und am Thron schon solcher Schein, o was muss an seinem Herzen erst für Glanz und Wonne sein, erst für Glanz und Wonne sein.“
Lesung: Lukas 17, 11 – 19 nach der Basis Bibel: „Auf seinem Weg nach Jerusalem zog Jesus auch durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Er kam in ein Dorf. Dort begegneten ihm zehn Männer, die an Aussatz erkrankt waren. Sie blieben in einiger Entfernung stehen und riefen laut: ‚Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!‘ Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: ‚Geht und zeigt euch den Priestern!‘ Noch während sie unterwegs waren, wurden sie geheilt und rein. Einer von ihnen kehrte wieder zurück, als er merkte, dass er geheilt war. Er lobte Gott mit lauter Stimme, warf sich vor Jesus zu Boden und dankte ihm. Und dieser Mann war ein Samariter! Da fragte Jesus ihn: ‚Sind nicht zehn Männer rein geworden? Wo sind denn die anderen neun? Ist sonst keiner zurückgekommen, um Gott die Ehre zu geben – nur dieser Fremde hier?‘ Und Jesus sagte zu ihm: ‚Steh auf, du kannst gehen! Dein Glaube hat dich gerettet.‘“
Gedanken zum Erntedankfest: Gut, dass es jedes Jahr das schöne und anschauliche Erntedankfest gibt. Gerade heute haben wir die Gelegenheit, ganz bewusst mit Herz, Verstand und allen Sinnen Gott zu danken. Wir wollen Gott danken – nicht aus Höflichkeit oder Pflichtgefühl, und auch nicht, damit wir mit unserem Dank seine Gnade und sein Wohlwollen erzwingen und gewinnen könnten. Wir wollen Gott deswegen danken, damit wir mit unserem Dank die Ehrfrucht vor Gott nicht verlieren und die Heiligkeit des Lebens nicht vergessen. Es gibt das weltliche Danken. Wenn jemand einen schönen Tag in den Bergen verbringt, dann kann er auch danken für die schöne Zeit. Beim Erntedankfest geht es um eine Dreier-Beziehung: Geber – Gabe – Empfänger. Der Geber ist Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde; die Gabe ist die Natur, sind die Früchte des Feldes, das Wasser, die Luft. Empfänger sind die Geschöpfe Gottes – Tiere, Pflanzen und wir Menschen. Wir Menschen danken im Namen aller Geschöpfe für die Fürsorge und Treue Gottes. Wir danken also Gott für seine Erde, denn sie ist zum Wohnen und Leben gemacht. Wir wollen ihm danken für Gottes schöne Natur in Kärnten, in den Nockbergen und woanders. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir in den Nockbergen noch mit einer schönen und gesunden Natur gesegnet sind. Wenn wir Gott aus tiefstem Herzen für seine Liebe und Güte danken, dann ist das eine köstliche und reiche Frucht für ihn. Gottes Erde ist auch eine köstliche und reiche Frucht für uns und ist unsere einzige Heimat und auch die einzige Heimat für Tiere und Pflanzen. Nur hier können wir leben, wohnen und arbeiten. Mit einem Hotelier aus Bad Kleinkirchheim habe ich den Impuls am Berg aufgebaut. Zu verschiedenen Themen gibt es monatlich einen Vortrag mit anschließender Diskussion. Im August hatten wir das Thema „Unser Wasser in Kärnten“. Der Referent sagte: „Klimaveränderungen in Klagenfurt mit steigender Lufttemperatur, weniger Schnee und mehr Regen sind auffällig und bedenklich. Mit der kostbaren Ressource Wasser muss sehr sorgfältig umgegangen werden, denn nur 2,5 % des Wassers auf der Erde sind Süßwasser. Nur für die Herstellung eines Hamburgers werden 2.400 Liter Süßwasser benötigt.“ Die Klimaaufzeichnungen und –statistiken in Kärnten, die vor 150 Jahren begannen, zeigen deutlich eine globale Erderwärmung. Durch den grenzlosen und maßlosen Konsum vor allem der westlichen Industriestaaten werden weiterhin zu viele fossile Brennstoffe verbraucht. Die unbequemen Auswirkungen des Klimawandels haben wir durch das katastrophale Hochwasser in Deutschland, in Österreich und woanders deutlich vor Augen gehabt. Schon in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts haben Kirchen, Wissenschaftler, Politiker und Umweltaktivisten auf die lebensbedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels ausführlich hingewiesen. Ihre Erkenntnisse und Mahnungen waren sehr deutlich, wurden aber verdrängt und nicht genug ernstgenommen. Ein kath. Theologe beschrieb 1983 in seinem Buch „Der tödliche Fortschritt“ konkret Naturzerstörungen, die die Lebensgrundlage für zukünftige Generationen zerstören. Daher ist es auch gut, dass sehr viele Jugendliche in aller Welt wieder aufstehen, sich empören und gegen die Naturzerstörungen in aller Welt protestieren. Die Jugendlichen und die Kinder, die heute in aller Welt zum Erntedankfest gehen, werden die Konsequenzen des Klimawandels besonders spüren, der ja erst beginnt und oft gedanken- und verantwortungslos durch Generationen vor ihnen verursacht wurde. Wenn die Wirtschaft weiter wächst, dann wird auch der Ressourcenverbrauch weiter zunehmen. Der materielle Wohlstand unserer Gesellschaft ist immer auf Kosten anderer gegangen: auf Kosten der Natur, auf Kosten von Menschen in anderen Teilen der Erde und auf Kosten zukünftiger Generationen. Die Klimakrise kann nicht allein durch neue Technologien überwunden werden, sondern auch durch eine neue Lebensweise, die im Einklang mit der Natur steht. Die Evangelische Kirche will bis 2023 ein eigenes Klimaschutzkonzept erarbeiten. Sie ruft auch schon 2022 als das „Jahr der Schöpfung“ aus und will damit Bewusstsein für die kirchliche Klimaschutzarbeit schaffen. Der evangelischen Kirche ist es immer sehr wichtig, dass wichtige Themen unserer Zeit von der Basis aufgegriffen und diskutiert werden. Der Klimawandel zeigt ein Gerechtigkeitsproblem auf: Nachkommenden Generationen wird eine Welt hinterlassen, die kein gutes Leben mehr ermöglicht. Das gilt vor allem für Menschen im globalen Süden, die aber am wenigsten zur Erderwärmung beitragen. Wenn unsere Kinder, Enkelkinder und nachfolgende Generationen auf einer lebenswerten Erde leben wollen, dann muss unser rücksichtsloser Konsum gründlich überdacht werden. Jeder kann sein Konsumverhalten und auch seine Einstellung zur Natur überdenken und ändern. Das Erntedankfest bietet uns eine gute Gelegenheit dazu. Amen.
Lied: „Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn“, Evangelisches Gesangbuch, Lied 617
Strophe 1: „Vergiß nicht zu danken dem ewigen Herrn, er hat dir viel Gutes getan. Bedenke, in Jesus vergibt er dir gern. Du darfst ihm, so wie du bist, nahn."
Refrain: "Barmherzig, geduldig und gnädig ist er, vielmehr, als ein Vater es kann. Er warf unsere Sünden ins äußerste Meer. Kommt, betet den Ewigen an!“
Fürbitten: Guter Gott, mit Vertrauen zu Dir bitten wir, dass wir alle Dinge und alles Leben in Christus sehen - Almen und Felder, Berge und Seen, Wohnstätten und Arbeitsplätze, Tiere, Pflanzen und Menschen; für alle Menschen, die mit ihrer Arbeit und Fürsorge das Wachsen und Reifen der Früchte möglich machen; für unsere Achtsamkeit zur Natur; für alle, die durch Kriege und Naturzerstörung ihre Heimat verlassen müssen; für alle, die vom Leben enttäuscht sind und Angst vor der Zukunft haben; für alle, die um einen lieben Menschen trauern. Mit Vertrauen zu Dir bitten wir für eine gute Zukunft der Kinder und Jugendlichen, für das Personal in Krankenhäusern, Ordinationen und Seniorenheimen, bei den Rettungen und Feuerwehren, bei der Polizei und beim Bundesheer; für alle, die in christlichen Kirchen, politischen Gemeinden, Schulen, Tourismusverbänden, in der Landwirtschaft und woanders Verantwortung haben.
Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied: „Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn“, Evangelisches Gesangbuch, Lied 617
Strophe 3: „Durchs Danken kommt Neues ins Leben hinein, ein Wünschen, das nie du gekannt, daß jeder wie du Gottes Kind möchte sein vom Vater zum Erben ernannt."
Refrain: "Barmherzig, geduldig und gnädig ist er, vielmehr, als ein Vater es kann. Er warf unsere Sünden ins äußerste Meer. Kommt, betet den Ewigen an!“
Segen: Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, der uns mit seiner Schöpfung gut versorgt! Es segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.
Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe